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Imprägnationsfabrik, eine Fabrik von chemischem Dünger und eine Schuhfabrik in Freiburg, eine Tabakmanufaktur in Estavayer. Als Kunstindustrien bestehen ein Glasmaleratelier, ein Photogravureatelier und elf Druckereien.
Die Handelszählung weist 2353 Unternehmungen auf, darunter 935 Spezereihandlungen und Handlungen mit andern Nahrungsmitteln, 597 Hôtels, Cafés und Restaurants, 187 Viehhändler, 145 Baumaterialhändler, 108 Gewebe-, Konfektion-, Mercerie- und Kurzwarenhandlungen.
Die Handwerke sind in lokale und kantonale Sektionen der Schweizerischen Gewerbeunion gruppiert; die Industriellen und der Grosshandel haben einen Handels- und Industrieverein gegründet; es besteht ferner eine Gesellschaft der Negozianten und Industriellen, welche die Kaufleute der Staat Freiburg in sich schliesst und eine Sektion des Schweizerischen Kaufmännischen Vereins. Die Ingenieure und Architekten haben ebenfalls ihren Verein.
Die Handwerks- und Handelslehre ist durch ein Gesetz vom Jahre 1894 geregelt, das einen Lehrlingskontrakt, Ausbildungskurse und ein Examen vorschreibt. Das kantonale Lehrlingsbureau befasst sich mit der Kontrolle.
Die Arbeiter besitzen verschiedene Organisationen; die wichtigste ist die des staatlichen Industriepersonals, der Regionalbahnen und der verschiedenen Industrien; sie zählt ungefähr tausend Mitglieder. Die dem Schweizerischen Syndikatsbunde angegliederten Syndikate sind wenig rührsam. Ferner bestehen Arbeiterkonsumvereine.
Der Steuerertrag auf Handel und Industrie beträgt Fr. 195000. Die Steuer wird erhoben als Fixbetrag nach Berufsgattungen und einem Proportionsansatz des Einkommens (3,50%).
Im Kanton bestehen 74 Banken und Sparkassen, davon sind 24 Sparkassen. Das wichtigste dieser Geldinstitute ist die Staatsbank, ihr Geschäftsumsatz erhob sich im Jahre 1908 auf 478 Millionen und der Reingewinn auf Fr. 1303000 bei einem Kapital von 21 Millionen;
die Hypothekarkasse, eine Aktiengesellschaft mit Staatsbeteiligung, mit einem Kapital von 6 Millionen hat ein Wertschriftendepot von 33,6 Millionen;
die Dividende des Jahres 1908 betrug 5%;
die Kantonalbank, eine Aktiengesellschaft unter der Kontrolle des Staates, hatte im Jahre 1908 einen Geschäftsumsatz von 58,5 Millionen bei einem Kapital von 2,4 Millionen;
Dividende: 5%;
die Kreisbank Freiburg der Schweizerischen Volksbank hatte einen Geschäftsumsatz von 328,8 Millionen bei einem Kapital von 2,7 Millionen;
der «Crédit Gruyérien» in Bulle einen Umsatz von 56,7 Millionen bei einem Kapital von einer Million;
Dividende: 6%;
die Volksbank von Greierz, mit einem Kapital von einer Million, hatte einen Umsatz von 51 Millionen;
Dividende: 7%;
der «Crédit agricole et industriel de la Broye», mit einem Kapital von einer Million, hat für 22,4 Millionen Geschäfte gemacht;
Dividende: 5½%;
die Spar- und Leihbank der Broye, mit einem Kapital von Fr. 320000 hatte einen Umsatz von 4,3 Millionen;
Dividende: 5%. Die Staatsbank ist eine Agentur der Schweizerischen Nationalbank.
Staatsfinanzen.
Die gewöhnlichen Einnahmen haben sich im Jahre 1908 auf Fr. 5723885 belaufen;
die gewöhnlichen Ausgaben auf Fr. 5606708. Unter den aussergewöhnlichen Ausgaben figuriert der Bau von neuen Strassen, Brücken und Gebäuden, ebenso die Beiträge der Gemeinden an diese Arbeiten;
die Ausgaben belaufen sich auf Fr. 356942, die entsprechenden Einnahmen Fr. 30660. Betriebsdefizit: Fr. 209305. Unter den Einnahmen sind besonders zu nennen: Einkommen aus den Besitzungen des Staates: Fr. 900000 (nach Abzug der Ausgaben für Unterhalt der Wälder);
Steuern: 3 Millionen (Nettoeinkommen aus dem Salzregal);
Dépôts- und Kontokorrentzinsen: Fr. 754329;
Wiedereingang der Ausgaben durch die Bundessubvention und Verschiedenes: Fr. 325135. Unter den Ausgaben sind zu erwähnen: Allgemeine Verwaltung (Grossrat und Regierungsrat): Fr. 92000;
öffentlicher Unterricht: Fr. 574000;
Justiz: Fr. 245000 (Strafjustiz inbegriffen);
Steuerverwaltung: Fr. 500000;
Zinsen der Staatsschuld: Fr. 2100000;
Landwirtschaft: Fr. 396000;
Landjäger: Fr. 217000;
Ausgaben für Zuchthaus und Gefängnisse: Fr. 133000;
Unterhalt von Brücken und Strassen: Fr. 360000;
Unterhalt der Gebäude: Fr. 237000. Das Resultat der Jahresrechnung gibt die Vermehrung oder Verminderung der Staatsvermögens nicht an;
dazu muss das Amortissement der Staatsschuld einberechnet werden;
die Staatsbank widmet demselben jährlich 60% ihres Ueberschusses.
Die Staatsbilanz weist an Aktiven auf: Fr. 154681895, an Passiven Fr. 150742183. Die Bilanz der Staatsbank ist dabei inbegriffen: Aktiven: Fr. 91184080;
Passiven: Fr. 86470951. Die Bank ist Inhaberin des Fonds zum Amortissement der Staatsschuld;
der Grosse Rat kann darüber nach Gutfinden verfügen, indem er je nach dem verfügbaren Fonds eine Verminderung der Schuld beschliesst.
Die Schuld beläuft sich auf 64,2 Millionen. Dagegen sind für 49 Millionen produktives Vermögen vorhanden, so dass der Ueberschuss der Passivzinsen nur Fr. 270000 beträgt. Er hat sich seit 1895 nicht vermehrt, obschon die damalige Schuld nur 39 Millionen betrug. Anders gesagt: die Finanzpolitik des Staates besteht darin, das ungenügende eigene Kapital durch Verwertung der entliehenen Kapitalien zu ergänzen. Diese Verwertung ist für den Augenblick noch unvollständig; die in den Eisenbahnen steckenden Summen sind noch unproduktiv.
Eine Eigentümlichkeit der Staatsrechnung ist es, dass die Ausgaben für öffentliche Arbeiten nicht auf die Jahresrechnung für die Totalität der ausgegebenen Summen gebracht wird, sondern in einem Prozentsatz (Annuität), der das Amortissement der Totalausgabe darstellt, die in dem jedem Unternehmen durch die Kapitalkasse eröffneten Kontokorrente erscheint. Dieses System wurde erdacht von Louis de Weck-Reynold, dem Neuschöpfer der freiburgischen Finanzen (1823-1880), damit das Prinzip des Budgetgleichgewichtes mit den Anforderungen der ökonomischen Entwicklung des Kantons in Einklang gebracht werde.
Gemeindevermögen.
Die Gemeindevermögen zerfallen in Gemeindefonds, Armenfonds und Schulfonds. Die Gesamthöhe der Gemeindefonds betrug am 22,7 Millionen, diejenigen der Armenfonds 9,8 Millionen, der Schulfonds 4,6 Millionen; dabei sind die Fonds der freien öffentlichen protestantischen Schulen nicht inbegriffen; diese betragen für 13 Schulen Fr. 214000.
Besitz an Immobilien und Mobilien.
Am verzeichnete der Kataster einen Immobilienwert von ¶
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204 Millionen und einen Mobilienwert von 276,4 Millionen (für 34305 Gebäude). Die Feuerversicherung der Immobilien beträgt 219,4 Millionen, die Versicherung der Mobilien 179,5 Millionen. Der Grundwert hat im Jahre 1908 um 0,6 Millionen zugenommen, der Wert an Gebäuden um 11,8 Millionen.
Hypothekarschuld.
Die Hypothekarschuld betrug am 205,5 Millionen. Dieses Jahr hat sie um 8,5 Millionen zugenommen. Der freie Hypothekarwert ist 231,3 Millionen. Während der letzten 10 Jahre hat der Wert von Grund und Gebäuden um 102,5 Millionen zugenommen, die Hypothekarschuld um 78,2 Millionen.
Spitäler und Asyle.
Der Kanton besitzt 25 Spitäler und Waisenhäuser; eines davon, das kantonale Irrenhaus, ist eine Staatsinstitution, die andern sind von ihm anerkannt. Diese 25 Wohlfahrtseinrichtungen haben ein Dotationskapital von 9,7 Millionen. Im Jahre 1907 betrugen ihre Ausgaben Fr. 1374000, ihre Einnahmen Fr. 1382000. Das Kantonsspital, mit einem Dotationskapital von Fr. 450000 und das Institut Bersetia, für verlassene junge Mädchen, mit einem Fonds von Fr. 200000 existieren vorläufig nur juridisch.
Gemeinnützigkeit.
Es besteht ein kantonales Arbeitsbureau (Placierungsbureau für Arbeiter und Arbeiterinnen), ein kantonaler Beschützungsbund für junge Mädchen, der dem internationalen katholischen Bunde angegliedert ist; das internationale Bureau dieses Bundes und das nationale schweizerische Komité haben ihren Sitz und ihr Sekretariat in Freiburg; ferner bestehen ein Bund zur Bekämpfung der Tuberkulose, eine Gesellschaft des Roten Kreuzes, eine Sektion der Schweizerischen Gesellschaft für das Blindenwohl, ein Samariterverein, zwei Hülfsgesellschaften auf Gegenseitigkeit, eine Rettungsanstalt (in Bois bei Belfaux) zwei «Home» für junge Mädchen, Kinderkrippen, Wohltätigkeitskonferenzen vom Heiligen Vinzenz von Paul, ein Damenwohltätigkeitsverein usw.
Studien- und Lehrlingsfonds.
Es besteht eine gewisse Zahl von Stiftungen, deren Einkommen zu Stipendien (Gesamtkapital Fr. 850000) und zu Lehrlingsunterstützungen (Kapital Fr. 500000) bestimmt sind.
Justiz und Kriminalität.
Die Mitgliederzahl des Kantonsgerichtes (Appellations- und Kassationsgericht) ist auf fünf herabgesetzt worden. Die Gerichtsorganisation ist durch gewerbliche Schiedsgerichte ergänzt worden. Im Jahre 1907 wurden durch die untern Gerichte 679 definitive und 306 appellationsfähige zivilrechtliche Erkenntnisse gefällt; die Friedensrichter und -gerichte haben sich ausserdem über 1509 andere Rechtshändel ausgesprochen. Es kamen 39 Kassationsbegehren und 69 Zivilappellationen vor. Im Jahre 1907 gab es 3666 Strafprozesse (1903: 4412; 1904: 4243; 1905: 5000; 1906: 3652). Assisenhof: 5 Fälle;
Kriminalgericht: 27;
Korrektions- und Polizeigericht: 1101;
Gerichtspräsidenten: 124;
Präfekten: 2606. In Strafsachen gab es 45 Kassationsbegehren.
Das Verhältnis der Strafgefangenen zur Bevölkerung war im Jahre 1906 1,36‰ in Kriminal- und Korrektionsfällen und 3,06‰ mit Inbegriff der Insassen des Arbeitshauses (Strafkolonie). Mittel der Schweiz: 2,81 und 3,37‰.
Geistiges Leben.
Dank der Universität verbreitet sich im ganzen Kanton der Geschmack an geistigen Anregungen. Die katholische Volksvereinigung, die freiburgische Erziehungsgesellschaft, der naturwissenschaftliche Verein, die zwei historischen Vereine (französisch und deutsch), die Gesellschaft der Kunstfreunde, die ökonomische Gesellschaft (mit einer Bibliothek von 25000 Bänden), der Verein der Ingenieure und Architekten, der Alpenklub geben dieser geistigen Entfaltung reiche Anregungen.
Eine Universitätszeitschrift, die «Revue de Fribourg», behandelt philosophische und litterarische Fragen; es besteht ein «Bulletin pédagogique», eine Kunstzeitschrift «Fribourg artistique», zwei historische Veröffentlichungen, die «Archives» und die «Geschichtsblätter», ein Bulletin des naturwissenschaftlichen Vereins, eine polygraphische Sammlung, «Les Étrennes fribourgeoises», zwei musikalische Zeitschriften, «Le Miroir» und das «Vereinsorgan». Die politische Presse zählt sechs Zeitungen, darunter ein grosses Tagblatt «La Liberté», das konservativ-katholische Organ, drei andere Zeitungen der gleichen Richtung und zwei liberal-radikale Zeitungen; es bestehen zwei deutsche Zeitungen, ferner fünf Informationsblätter.
Im Kanton Freiburg sind einige grosse Künstler, Maler, Bildhauer, Goldschmiede, Kunstschlosser geboren, deren Werke im Kunst- und historischen Museum aufbewahrt sind, in den Kirchen oder als Schmuck der öffentlichen Plätze und Monumente, sowie der Privathäuser. Die zeitgenössische Kunst ist durch eine kleine Gruppe von talentvollen Künstlern vertreten, deren Vereinigungspunkt die Gesellschaft der Kunstfreunde ist. Sie hat mit Erfolg zwei freiburgische Ausstellungen (Salons) organisiert.
Wichtige Ereignisse.
In den Jahren 1904 und 1906 trafen den Kanton zwei grosse Unglücksfalle. An wurde das Dorf Neirivue im Greierzerland abends zwischen 5 und 7 Uhr vollständig eingeäschert. Schuld am Unglück war die Unvorsichtigkeit einer Person, die ein noch glimmendes Zündhölzchen in dürres Seegras (Lische) geworfen hatte. 81 Gebäude, darunter die Kirche, ¶