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an die Fraumünsterabtei in Zürich, die er eben gegründet hatte. Da sich vier Jahrhunderte später die Abtei in missetlichen Finanzverhältnissen befand, wies ihr der Bischof von Konstanz 1244 die Einkünfte und Gefälle der Pfarrei Altdorf zu. Die Aebtissin des Fraumünsters war im Lande durch mehrere «Meier» vertreten; nur zwischen 1256 und 1263 finden wir urkundlich einen Meier von Altdorf erwähnt; dann ist lange bloss mehr von den Meiern zu Bürglen, Erstfeld und Silenen die Rede.
Erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts scheint dieses Amt in Altdorf wieder hergestellt und einem aus der Familie der Meier von Erstfeld, Walter, anvertraut worden zu sein, der jedoch 1393 mit den übrigen Meiern absetzt wurde. Im Jahre 1428 brachte die Kirche zu Altdorf das Meieramt und die Zehnten des Kirchspiels an sich. Als in der Reformation die Fraumünsterabtei in die Gewalt der Stadt Zürich kam, schenkte der Rat dieser Stadt 1525 die bisher noch der Aebtissin zustehenden Kollaturen in Uri den dortigen Eidgenossen.
Ursprünglich umfasste die Pfarrei Altdorf alle urnerischen Seegemeinden und das untere Reussthal; allein eine Kirche um die andere löste sich los: Sisikon (1387), Seelisberg (1453-1457), Erstfeld (1477), Seedorf mit den Filialen Bauen und Isenthal (1599), Attinghausen (1600), Flüelen (1665). Die Pfarrherren von Altdorf, deren Liste sich bis 1225 zurückverfolgen lässt, nahmen zur Zeit der Gründung der Eidgenossenschaft eine bedeutsame Stellung ein, so unter andern Burkhard Goltstein (1256-1282) und Rudolf Schwerz (1284-1298). Während der Mailänder Kriege finden wir als Pfarrer von Altdorf die machtvolle Charakterfigur Anselm Grafs (1496-1517), der nachher ein Kanonikat in Zürich übernahm. Unter seinen Nachfolgern sind besonders der Churer Domherr Bartholomäus von Castelmur (1535-1540) und der Dekan Heinrich Heil (1558-1598) bemerkenswert, ersterer als eifriger Verteidiger des alten Glaubens, letzterer als das geistige Haupt einer durch die Reformen des Nuntius Bonhomini hervorgerufenen Reaktion.
Schon im Mittelalter spielte Altdorf eine gewisse Rolle. So kam Graf Rudolph von Habsburg hieher, um unter der durch die Geschichte Tells berühmt gewordenen Linde Recht zu sprechen. Den z. B. schlichtete er eine tötliche Fehde zwischen den Geschlechtern der Izelinge und Gruoba; im folgenden Jahr verhängte er ebenda eine schwere Strafe über die Izelinge wegen Friedensbruch. An der Spitze der Gemeinde standen Dorfvögte, deren Reihe sich bis 1522 hinauf verfolgen lässt; die besondern Satzungen der Ortschaft, das «Dorfbüchli», wurden 1658 von den Landleuten bestätigt.
Altdorf war die erste der 10 Genossamen und bildete mit Flüelen und Sisikon auch die zweite; es schickte daher 9 Abgeordnete in den 60-gliedrigen Rat. Es bestand auch ein Geheimer Rat, in dem Altdorf ebenfalls einen Vertreter hatte. Nach den Kriegsordnungen von 1596 und 1600 hatte Altdorf zum ersten Auszug («Landsfähndli») 30, zum zweiten («Panner») 60 Mann zu stellen. Drei gewaltige Feuersbrünste (in den Jahren 1400, 1693 und 1799) verzehrten jeweilen das Dorf fast vollständig, so dass es, hauptsächlich nach der letzten, Mühe hatte, sich wieder aus der Asche zu erheben.
Die Bevölkerung Altdorfs scheint zu allen Zeiten kriegsmutig gewesen zu sein, wenn man darauf nach den zahlreichen Familien schliessen darf, die in verschiedene fremde Dienste gezogen sind und sich dabei bereichert haben. Die Bessler, Roll, Brand, Stricker, Jauch und Epp suchten vorzugsweise den spanischen, später den neapolitanischen Dienst;
die Muheim, Beroldingen und Troger zogen nach Frankreich und dem Herzogtum Mailand, die Schmid nach Savoyen, Griechenland, Frankreich und dem Kirchenstaate, die Püntener nach Spanien und Oesterreich;
die Crivelli, Tanner und Arnold traten zuerst in spanischen, später in päpstlichen Dienst;
Seb. Peregrin Zwyer von Evibach zeichnete sich im 30-jährigen Kriege auf kaiserlicher Seite aus.
Mit Rücksicht auf ihre Werbetätigkeit wählten die spanischen Gesandten Askanius Marso (1556-58) und Pompeo della Croce (1570-1594) Altdorf zum Aufenthalte, wie auch die Nuntien Terracina (1558), Passionei (1725-30) und Barni (1731) hier ihren Wohnsitz aufschlugen. Ein Teil des in fremdem Dienst erworbenen Geldes wurde zum Ankauf von Gütern und zur Anlage herrschaftlicher Sitze verwandt, die heute noch eine Zierde des Fleckens sind. Erwähnung verdienen die Häuser der Familien Epp, Schmid, Lusser, Muheim, Roll, Jauch, Müller, Crivelli, Baumann, Zwyer von Evibach, Zumbrunnen, zum Huhn und im Grund.
Bibiographie.
Wyss. Geschichte der Abtei Zürich. Zürich 1858. - Nüscheler. Die Gotteshäuser der Schweiz (Geschichtsfreund Bd. 47). - Schiffmann. Die Anfänge des Schulwesens im Lande Uri (Geschichtsfr. Bd. 33). - AbEgg. Ueber Handwerk und Gewerbe im alten Land Uri. Altdorf 1894. - AbEgg. Beiträge zur Geschichte des urn. Schulwesens. Zug. 1895. – Wymann. Zur Schul- und Theatergeschichte von Uri (Geschichtsfr. Bd. 61). - Muheim die hervorragenden Werke der Wohltätigkeit im Kt. Uri, 1894. - Gisler. Geschichtliche Notizen über das Frauenkloster zum obern hl. Kreuz (Geschichtsfr. Bd. 37). - Lusser. Der Fremdenspital in Altdorf (Geschichtsfr. Bd. 31). - Schiffmann. Die Landammänner des Landes Uri (Geschichtsfr. Bd. 36 und 39). - Hoppeler. Der Untergang des alten Fleckens Altdorf am (Urner Neujahrsblatt 1899). - Wymann und Müller. Das Bürgerhaus in Uri. Basel 1909.
[Dr E. Wymann.]