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Bietschthal trennt, ohne Kotierung im Siegfriedatlas. Es ist eine Felsspitze, die sich zwischen dem Dübihorn und dem Thieregghorn erhebt und die vom obern Ende des Bietschthales in 3 Stunden erreicht werden kann.
Bietschthal trennt, ohne Kotierung im Siegfriedatlas. Es ist eine Felsspitze, die sich zwischen dem Dübihorn und dem Thieregghorn erhebt und die vom obern Ende des Bietschthales in 3 Stunden erreicht werden kann.
(Kt. Glarus). Gipfel. S. den Art. Firzstock (Alp).
(Kt. Aargau, Bez. und Gem. Aarau). 430 m. Wirtschaft am SO.-Abhang des Hungerberges; 800 m nw. von Aarau. Schöner Aussichtspunkt auf die Alpen und das Aarethal. 2 Häuser, 6 reform. Ew. Kirchgemeinde Aarau.
(Kt. Uri). Gletscher. S. den Art. Ruchenfirn.
(Kt. Graubünden, Bez. Maloja). 2500 bis 1680 m. Bach, der an der Fuorcla di Lunghino entspringt; er fliesst gegen S. und mündet nach 2,6 km langem Lauf von links in die Maira.
(Bocchetta d’) (Kt. Tessin, Bez. Valle Maggia). 2170 m. Pass in der Kette von der Cima di Broglio zum Monte Zucchero. Er stellt die Verbindung zwischen der Alp Osola im obern Teile des gleichnamigen Thales und dem obern Teil des Val Cocco her.
(Kt. Graubünden, Bez. Maloja, Gem. St. Moritz).
1890 m. Bekannter Aussichtspunkt zwischen St. Moritz und Campfer, auf der sö. Seite des Ober Engadins;
2 km sö. von St. Moritz. Sommerwirtschaft.
(Kt. St. Gallen, Bez. Ober Toggenburg, Gem. Alt St. Johann).
1400-1000 m. Alpe am Ursprung des n. Quellbaches der Thur, oberhalb Kühboden.
Flächeninhalt 106 ha, wovon 85 Weideland, 9 Waldung. 17 Hütten und 19 Ställe.
(Kt. Zug). 1397 m. Bewaldete Anhöhe;
500 m nw. vom Wildspitz im Massiv des Rossberges.
(Kt. Glarus, Gem. Nidfurn).
627 m. Häusergruppe am Wege von Nidfurn zum viel besuchten Oberblegisee;
1 km wsw. von der Station Nidfurn der Linie Glarus-Linthal. 6 Häuser, 13 reform. Ew. Kirchgemeinde Schwanden.
(Kt. und Bez. Schwyz).
Katholische Pfarrei.
(Kt. Bern, Amtsbez. Interlaken, Gem. Lauterbrunnen).
990 m. Weiler;
800 m w. der Station Lauterbrunnen, am linken Abhang des Thales. 6 Häuser, 29 reform. Ew. Kirchgemeinde Lauterbrunnen.
Alpwirtschaft.
(Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf, Gem. Bachs).
S. den Art. Bachs.
(Kt. Schwyz, Bez. Einsiedeln). 943 m. Anhöhe zwischen Schwantenau und dem Alpbach; 1,5 km ö. der Station Biberbrücke der Linien Wädenswil-Einsiedeln und Goldau-Rapperswil, vor der Einmündung des Alpbachs in die Sihl. Der Altberg beschreibt einen Halbkreis von S. nach O., wo er an die Hartmannsegg (auch Armisegg genannt) an schliesst.
Auf seinem Kamm und an seinen Abhängen liegen zahlreiche Blöcke von rotem Sernifit, die vom ehemaligen Linthgletscher abgelagert wurden. 2 Häuser, 24 kathol. Ew. Kirchgemeinde Einsiedeln, Filiale Bennau.
Diese Höhe hiess früher «Gästlingsberg», weil der Ertrag, den sie lieferte, für die Armen bestimmt war (Gästlinge = Arme).
(Kt. Zürich, Bez. Dielsdorf, Gem. Regensdorf).
Weiler. S. den Art. Altenburg.
(Kt. Bern, Amtsbez. Delsberg). Gem. und Dorf. Deutscher Name von Bassecourt.
(Kt. Uri). Gem. und Flecken. Hauptort des Kantons Uri, am Fusse des Gruonbergs, der durch seine steilen bewaldeten Abhänge auffällt, am Ostende der Ebene des Altdorfer Bodens. Seine geographischen Koordinaten (auf den Turm der Pfarrkirche bezogen) sind: 6° 18' 24" ö. Länge von Paris, 46° 53' 3" n. Breite. Distanz von Bern: 90 km OSO.; 3 km s. von Flüelen. Höhe 462 m. Die Gemeinde Altdorf, eine der kleinsten des Kantons an Ausdehnung (885 ha), ist dagegen die bevölkertste (3117 Ew., d. h. 354 Ew. per km2).
Drei Vierteile der Gemeinde liegen auf ebenem Grunde; den Rest bilden die untern Abhänge des Gruonbergs mit dem Bannwald. Das Gebiet der Gemeinde umfasst 285 ha Wald, 550 ha kultivierten Boden und nur 50 ha unproduktives Land. Die Gemeinde grenzt im N. an Flüelen, im W. an Seedorf und Attinghausen, im S. an Schattdorf und im O. an Bürglen. Der aus Anschwemmungsmaterial des Schächenbachs und der Reuss gebildete Boden ist für Land- und Gartenbau gut geeignet und ist grössten Teils in privatem Besitz.
Der Korporation Uri gehören etwa 100 ha Allmend und die 285 ha Wald. Früher wurde an den sonnigen Halden des Gruonberges auch Weinbau betrieben; jetzt sind da seit langem Wiesen, Gärten und Obstbäume. Da aus dem Bannwald fast kein Holz genommen werden darf und dieses dem Bedürfnis nicht genügte, hat man die letzten Jahre mit Bundesunterstützung ein neues Aufforstungsprojekt durchgeführt (etwa 102000 Nadelhölzer, für die der Boden am besten passt, und 6000 Ahorne).
Unter den öffentlichen Gebäuden verdienen Erwähnung: die Pfarrkirche, nach dem Brande von 1799 neu aufgebaut in den letzten Jahren mit grossen Kosten innen und aussen prachtvoll restauriert, mit vorzüglichem Orgelwerk, einem sehr wertvollen, antiquarisch bedeutsamen Kirchenschatz, ferner mit Gemälden von Caracci (Grablegung Christi) und van Dyck (Geburt Christi), einige von Deschwanden und Skulpturen von Imhof. Neben der Kirche ist das in gotischem Stil erbaute Beinhaus sehr sehenswert. Kapuzinerkloster (ältestes der Schweiz, gegründet 1581) und -kirche mit reichem Bilderschmucke. Daneben einer der schönsten und am besten gepflegten, in Terrassen
angelegten Gärten der Urschweiz. Von hier herrlicher Blick über Flecken, Thalebene und Berge. Gerade unter dem Kloster das bestens eingerichtete Waisen- und Armenhaus. Kloster und -kirche zu St. Karl mit wertvollen alten Glasgemälden. Seit Nov. 1904 besitzt Altdorf ein schönes neues Postgebäude an der Bahnhofstrasse; ein Schmuckkästchen von einem historischen Museum (1906 erbaut) an der Gotthardstrasse, voll wertvoller antiker Sehenswürdigkeiten. Das Kollegium Borromäum mit prächtiger Kirche (1 km vom Hauptplatz an der Abzweigung der Gotthard- und Klausenroute) mit Internat; Realschule und Gymnasium: herrliche Sammlungen.
Ausserdem gibt es eine Erziehungsanstalt für arme und verwahrloste Kinder, eröffnet 1. VI. 1887 mit 20 Kindern; wird bald erweitert, so dass für deren 100 Raum geschaffen ist. Erwähnenswert ist das Zeughaus und die Kaserne auf dem Lehn, der Fremdenspital (1437 gegründet), das Gemeindehaus mit hübschem Saal, Bureaus, Theater, Mädchensekundarschule und endlich der Kantonsspital, in den 70er Jahren des 19. Jahrh. erbaut und dotiert und dem Kanton übergeben von dem berühmten Ingenieur und Landammann K. E. Müller († 1870). Alte steinerne Brunnen mit Heiligenstatuen schmücken mehrere Plätze Altdorfs.
Neben dem Postgebäude befindet sich eine öffentliche Anlage mit Rehkolonie. Mehrere prächtige Privatgärten verschönern überdies den Flecken. Besonders zu erwähnen ist das Tellmonument vom Zürcher Bildhauer R. Kissling (1895 enthüllt) auf dem Rathausplatz, wo Tells Apfelschuss stattfand. Die in Paris gegossene 3 Meter hohe Bronzestatue (Knabe 2 m 10) stellt den Wilhelm Tell als echten Sohn der Urnerberge, als einen Mann der Freiheit, Tatkraft und Entschlossenheit, aber auch des Biedersinns und der Treuherzigkeit dar.
Das Denkmal lehnt sich an einen uralten, indes neurestaurierten Turm «Türmli», dessen südl. Seite mit einer ältern Malerei des Urner Malers Püntener geziert ist. Dieses Monument hat einer neuen Industrie gerufen, indem es als Modell zu einer Menge «Andenken an Altdorf» dient, die in Metall, Elfenbein, Alabaster, Holz (Statue und Relief) ausgeführt sind (Tellartikel und Tellkarten). Total der Häuser 400; darunter blieben vom Brande 1799 verschont und sind somit die ältesten: Der 1550 erbaute Jauch’sche Familiensitz mit dem aus dem Jahre 1566 stammenden «Schützengarten», das anno 1560 erbaute Lusser’sche Wohnhaus und einige im 17. Jahrhundert erbaute Häuser auf dem Lehn und an der Spitalgasse.
Wenigstens teilweise unversehrt blieb auch der uralte Tellenturm («Türmli» genannt) und das im 16. Jahrh. erbaute von Roll’sche Haus, jetzt kant. Ersparniskasse auf dem Rathausplatz; das obere hl. Kreuz (Grundsteinlegung 1677), Kirche und Kloster der Franziskanerinnen, das 1608 zu Attinghausen gegründet, aber 1677 nach einem Brande, der das Gebäude zu Attinghausen zerstörte, nach Altdorf verlegt wurde, und das 1437 gegründete Fremdenspital. Im Jauch’schen Hause übernachtete am der russische General Suworow, eine Marmortafel erinnert uns daran. Das in deutschem Stil erbaute Haus birgt einen alten Saal mit prachtvollem Getäfel und Büffet.
Infolge seiner Lage am untern Ende des Reussthales ist Altdorf dem Einfluss des Föhns ausgesetzt, der ihm ein mildes, gemässigtes Klima verleiht, das der Kultur südlicher Pflanzen günstig ist: Kastanien, Magnolien, Kamelien gedeihen im Freien;
die Vegetation ist um 8 bis 10 Tage früher als in den benachbarten Orten Schwyz und Zug. Nach den von 1864-1900 gemachten Beobachtungen beträgt die mittlere jährliche Temperatur 9,3 °C.
Zwischen 1881 und 1900 war das mittlere jährliche Maximum 29,1°, das Minimum -9,9°. Der mittlere jährliche Niederschlag von 1864 bis 1893 war für Altdorf (Höhe 462 m) 1265 mm.
37jähriges Monats- und Jahresmittel der Temperaturen 1864-1900:
Altdorf | °C |
---|---|
Januar | 0.09 |
Februar | 2.02 |
März | 4.86 |
April | 9.35 |
Mai | 13.05 |
Juni | 16.26 |
Juli | 18.07 |
August | 17.29 |
September | 14.60 |
Oktober | 9.48 |
November | 4.96 |
Dezember | 0.81 |
Jahr | 9.24 |
Die mittlere jährliche Regenmenge von 1881-1900 betrug 1152 mm. Die mittlere Zahl der Regentage von 1881 bis 1900 belief sich auf 158,8. Die mittlere Zahl heiterer Tage im gleichen Zeitraum war 60,6.
Altdorfs, wie übrigens die des Kantons Uri im allgemeinen, hat während des 19. Jahrhundert nicht in dem Masse zugenommen wie die anderer Schweizerstädte. Der Grund liegt in der wenig günstigen geographischen Lage des Kantons vor dem Aufschwung des Touristenverkehrs und dem Bau der Gotthardbahn. Die Zählungsergebnisse zeigen uns in der Tat, dass die Bevölkerung von 1800-1850 nur um 212 Seelen zugenommen hat, während die Vermehrung von 1850-1900 auf 1005 Personen anstieg.
Man darf dabei nicht ausser Acht lassen, dass das Eindringen der Franzosen im Anfang des 19. Jahrhunderts (Feuersbrünste, Niedermetzelung von Frauen und Kindern) die Bevölkerung buchstäblich dezimiert hatte. Im Jahre 1799 zählte Altdorf 1900 Einwohner, 1811 nur noch 1623, 1834: 1650, im Jahre 1850: 2112, im Jahre 1860: 2426, im Jahre 1870: 2665, im Jahre 1880 infolge des Baues der Gotthardbahn und darum auch nur vorübergehend: 2906, im Jahre 1880: 2542, im Jahre 1900: 3117 Ew. in 665 Haushaltungen und 351 Häusern (zu denen noch etwa 250 landwirtschaftliche Gebäude kommen).
Von den 3117 Ew. sind 1430 männlichen und 1687 weiblichen Geschlechts; 1066 sind Ortsbürger, 1185 Bürger anderer Gemeinden des Kantons, 704 Schweizerbürger aus andern Kantonen, 162 Ausländer. Ledig sind 2043, verheiratet 848, verwitwet 221, geschieden 5; Katholiken 2987, Reformierte 129, Juden 1. In Bezug auf die Sprache sind 3063 deutscher, 7 französischer, 40 italienischer, 5 romanischer, 2 anderer Zunge. Die Vergrösserung des Wohlstandes, die man zu einem grossen Teil der wachsenden Frequenz der Touristen und dem bedeutenden Verkehr durch die Gotthardbahn zu verdanken hat, ist nicht ohne Einfluss auf die Zunahme der Bevölkerung, die man gegenwärtig auf etwa 4000 Seelen schätzt.
Die Bevölkerung widmet sich vorwiegend der Landwirtschaft und Viehzucht, dem Obst- und Gartenbau. Die übrigen betätigen sich im Handel und Gewerbe, sowie in industriellen Betrieben mit Wasser- oder elektrischer Kraft. Unter den letztern sind hervorzuheben: 1 Seidenspinnerei (über 100 Arbeiter und Arbeiterinnen), eine Fabrik für elektr. Isolierungsmaterial und Gummiwaren, 2 mechanische Werkstätten, Schreinereien, Sägewerke, Drechslerei, Hammerschmiede, Fabrik für Holzgeschirre für landwirtschaftliche Zwecke, Druckereien, 3 Mühlen, Velofabrik etc. Von den 350 Arbeitern der Munitionsfabrik (auf Bürglergebiet erstellt) wohnt die Mehrzahl in der Gemeinde Altdorf.
Die Wirtschaften sind sehr zahlreich; es hat deren 30, wovon 11 Gasthöfe, so dass eine Wirtschaft auf je 105 Einwohner kommt. (Der Kanton hat im ganzen 239, also eine auf 82 Ew.; Hospenthal 11 bei 290 Ew., somit eine auf 26 Ew.). Das Elektrizitätswerk Altdorf zu Bürglen besteht seit 1895; es hat 1260 HP, wovon gegenwärtig 750 benutzt werden. Das Werk versorgt Altdorf, Flüelen, Bürglen, Schattdorf etc. mit Kraft und elektrischer Beleuchtung, bedient die Trambahn Altdorf-Flüelen, die eidg. Munitionsfabrik und die Arth-Rigibahn. Das neue, derselben Gesellschaft gehörende, im Bau begriffene Arniwerk bei Amsteg soll im Winter 5000, im Sommer 10000 HP produzieren. Jetzt heisst das Werk infolge Verschmelzung: Elektr. Werk Altdorf-Rathausen.
sind sehr günstig, denn Altdorf besitzt eine ausgezeichnete Quell-Wasserversorgung, die fast in jedes Haus frisches Wasser erster Güte liefert und zahlreiche Hydranten speist. Epidemien sind seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts nicht mehr vorgekommen. Die Wohnungsverhältnisse sind ebenfalls im ganzen sehr günstig. Luft und Licht überall. Von Nahrungsmittelfälschung verlautet nichts. Metzgereien sowie Bierwirtschaften werden von Zeit zu Zeit inspiziert. Allerdings sind die Preise für Nahrungsmittel und Wohnung bedeutend gestiegen und kommen denen in den Städten gleich, obwohl Auswahl und Qualität in letztem grösser bezw. besser ist. In Altdorf wohnen 5 Aerzte, 3 Hebammen und mehrere gelernte Krankenwärter und -wärterinnen und wird jetzt ein Samariterdepot errichtet. Es existieren auch mehrere Krankenunterstützungsvereine.
Die Primarschulen umfassen für jedes Geschlecht 6 Klassen. Der Unterricht wird von 6 Lehrern, 6 Lehrerinnen, 3 Hilfslehrern (für Turnen, Zeichnen, Gesang) und 2 Hilfslehrerinnen (Franziskanerinnen, die wie die 6 Lehrerinnen unentgeltlich wirken) erteilt. Die Zahl der Schüler beträgt 577 (284 Knaben, 293 Mädchen). Der Schulfond steht auf Fr. 18399, resp. Fr. 20527. Im Winter wird den armen Schulkindern Suppe ausgeteilt. Die Mädchensekundarschule hatte im Jahre 1908 2 Lehrerinnen (Menzingerschwestern) und 23 Zöglinge. Die Gemeinde gab 1908 für die Schulen Fr. 15902 aus, wozu noch der Bundesbeitrag von Fr. 1246 kommt, also im ganzen Fr. 17168.
Die gewerbliche Fortbildungsschule, die seit 26 Jahre besteht, zählt 2 Lehrer und 107 Zöglinge (70 Schüler, 37
Schülerinnen). Erwähnen wir noch das Kollegium Borromäum mit 11 Professoren, 3 Hilfslehrern und etwa 160 Schülern. Schöne botanische, mineralogische und ornithologische Sammlungen. Vier Bibliotheken: die des Kollegiums, die Volksbibliothek des Piusvereins, die kostbare Bibliothek des Kapuzinerklosters und die des Kapitels sind wertvolle Hülfsmittel für Lehrer und Schüler und tragen ihren Teil zur intellektuellen Entwicklung der Bevölkerung bei.
Als Station der Gotthardbahn ist Altdorf nicht ohne Bedeutung; es nimmt unter den 48 Stationen den 14. Rang ein; im Jahre 1908 wurden von hier 53243 Personen und 4242 Tiere spediert. Nebst dem wird Altdorf seiner ganzen Länge nach von der Gotthardstrasse durchzogen, der Hauptverkehrsader des Fleckens, von der sich, am Anfange der Ortschaft, die Klausenstrasse abzweigt, die am eröffnet wurde. Die Strassenbahn Altdorf-Flüelen, im August 1906 eröffnet, verbindet Altdorf mit dem Urnersee. Sie beförderte im Jahre 1907 184369 Personen, 1908 200338. Ein Postkurs versieht den Dienst über den Klausen; im Jahre 1907 wurde er von 2826 Reisenden benützt.
Das Sozialleben ist in Altdorf allzusehr, möchte man sagen, ausgebildet. Es gibt mehr als 35 Vereine und daher auch viele gesellige Anlässe. Ausser den Ueberresten alter Zünfte und frommer Bruderschaften, sowie gemeinnütziger Gesellschaften, Schützen- und Musik- und Gesangsvereinen gibt es Vereinigungen für alle möglichen Zwecke und Interessen. Nennen wir einige: Tellspielgesellschaft für Aufführungen von Schillers Drama. Antiquarische Gesellschaft (Verein für Geschichte und Altertümer), mit einem Museum.
Faschingsgesellschaft für Umzüge und Aufführungen in der Fastnacht. Konsumverein; Arbeitervereine verschiedener Branchen und Richtungen. Turnverein; Verein der Naturfreunde; Altersvereine und curiositatis causa: der Nächstenliebeverein etc. Orchestervereine, Feldmusikgesellschaft und Gesangvereine veranstalten regelmässig im Winter ihre Konzerte. Ein Hauptvergnügen bieten die Ballanlässe und Maskentänze in der Fastnacht, woran die gesamte tanzende, sowie beobachtende Damenwelt Altdorfs grösstenteils maskiert teilnimmt.
Die «Tellspiele» werden seit dem veranstaltet; sie locken jedesmal Tausende von Zuschauern, selbst aus fernen Ländern herbei. Die Aufführungen finden in einem eigens zu diesem Zwecke erstellten Gebäude statt. 200 Mitspielende aus allen Berufsarten und Gesellschaftsklassen betätigen sich dabei und begnügen sich mit einer sehr bescheidenen Gratifikation. Denn der Hauptteil der Einnahmen von den Vorstellungen ist zum Bau eines neuen Theaters bestimmt, welches das jetzige ersetzen soll. Insgesamt sind in den Jahren 1899, 1900, 1901,1904, 1905, 1908 und 1909 66 Aufführungen veranstaltet worden.
Der Gemeinderat besteht aus 7 Mitgliedern mit zweijähriger Amtsdauer. Der Kirchenrat zählt 5 Mitglieder, den Ortspfarrer inbegriffen, der ihm von Amtes wegen angehört. Die Schulen werden von einem 5 gliedrigen Schulrat verwaltet, und die Armenpflege und die Spitalverwaltung liegen in der Hand eines Rates von 7 Mitgliedern, von denen immer eines ein Geistlicher ist. Zu all diesen Aemtern, obschon sie unentgeltlich besorgte Ehrenämter sind, besteht Amtszwang, d. h. Ablehnende werden bis 500 Fr. gebüsst und können doch wieder in Vorschlag kommen.
Die oberste Gewalt liegt bei der Gemeindeversammlung, die vom Gemeinderat 8 Tage vor ihrem Zusammentritt mit Bezeichnung der Traktanden ausgekündet werden muss. Diese Versammlung stellt das Gemeindebudget auf, erlässt Verordnungen und Reglemente, bewilligt Anleihen und Steuern, prüft und genehmigt die Rechnungen, setzt die Gehalte etc. der Angestellten fest, erteilt das Bürgerrecht, ernennt die Mitglieder der oben angeführten Aemter, den Betreibungsbeamten, den Vermittler, wählt die Geistlichen, die Lehrer und eventuell Lehrerinnen der Primar- und Sekundarschulen, den Gemeindeschreiber und Weibel, den Kirchenvogt und allfällig andere Beamte. Altdorf ist eine der 3 ältesten Pfarreien des Kantons; sie wird von einem Pfarrer, einem Pfarrhelfer und drei Kaplänen besorgt. Das Kantonsspital hat seinen eigenen Pfarrer. Im Kapuzinerkloster sind gegenwärtig 8 Patres und 3 Brüder.
Laut den Rechnungen des Jahres 1906-07 betrugen die Einnahmen Fr. 61597, die Ausgaben Fr. 54645. Das steuerbare Vermögen war dazumal auf Fr. 12064000 geschätzt, das steuerbare Einkommen auf Fr. 469000. Die Steuern gaben eine Bruttoeinnahme von Fr. 23510. Die Gemeindesteuer beträgt 3‰ vom Vermögen und 1,5% vom Einkommen, wobei die ersten 1000 Fr. steuerfrei sind. Die Personalsteuer macht 3 Fr. aus. Die Armensteuer beträgt ⅓, die Schulsteuer ⅔ der Gemeindesteuer. Eine Progression kennt die Gemeinde nicht. Den Schulden von 214000 Fr. standen 62443 Fr. Aktiven gegenüber, so dass die Nettoschuldenlast 151556 Fr. beträgt. Der Vermögensbestand verschiedener Fonds etc. betrug:
Fr. Ct. | |
---|---|
Fondum für Verbesserung der Allmend | 1375.10 |
Kasse der Feuerwehr-Unfallversicherung | 2220.35 |
Muheim’sche Stiftung zur Unterstützung armer Handwerkslehrlinge | 4788.85 |
Muheim’sche Stiftung Weihnachtsfonds | 12450.- |
Muheim’sche Stiftung Exkursionsfonds f. Schül. | 2000.- |
Anton Muheim’sche Stiftung f. Armenunterst. | 8066.02 |
Karl Muheim’sche Stiftung f. Armenunterst. | 20007.52 |
Stiftung des Gemeinde- u. Fremdenspitals | 122968.- |
Stiftung der Armenpflege, Vermögen | 175195.27 |
Stiftungsvermögen der Pfarrkirche | 278328.45 |
Stiftungsvermögen der unt. hl. Kreuzkapelle | 25935.01 |
Stiftungsvermögen der Schule | 20527.14 |
dem ein Anleihen v. 20000 Fr. gegenübersteht.
Schuldbestand der Wasserversorgung Fr. 58385,28.
Seit dem ist die Ersparniskasse des Kt. Uri auch Agentur der schweiz. Nationalbank für Altdorf. Geschäftsumsatz 1908 (Soll und Haben) Fr. 74333528.74. Reingewinn Fr. 86750. Der Zinsfuss für Einlagen bis auf Fr. 2000 ist auf 4% festgesetzt; für höhere Beträge werden 3½-3% ausgerichtet. Eine Anlage- und Leihkasse nach System Raffeisen leistet den Bauern gute Dienste, indem sie diese vor den Händen der Wucherer bewahrt.
[Prof. G. AbEgg.]
Der Name Altdorf setzt nicht notwendig ein Neudorf voraus. Das Thal Uri war ursprünglich, wenn auch spärlich, von Rhäto-Romanen bewohnt; nach und nach drangen die Alemannen, nicht als Eroberer, sondern als Kolonisten, in diese Thäler ein und gründeten Dörfer, wie z. B. Seedorf, Schattdorf; die schon bestehende Ortschaft aber wurde Altdorf genannt. Im Jahre 853 vergabte Ludwig der Deutsche das Land Uri samt den Patronatsrechten über die hier schon bestehenden Pfarreien
an die Fraumünsterabtei in Zürich, die er eben gegründet hatte. Da sich vier Jahrhunderte später die Abtei in missetlichen Finanzverhältnissen befand, wies ihr der Bischof von Konstanz 1244 die Einkünfte und Gefälle der Pfarrei Altdorf zu. Die Aebtissin des Fraumünsters war im Lande durch mehrere «Meier» vertreten; nur zwischen 1256 und 1263 finden wir urkundlich einen Meier von Altdorf erwähnt; dann ist lange bloss mehr von den Meiern zu Bürglen, Erstfeld und Silenen die Rede.
Erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts scheint dieses Amt in Altdorf wieder hergestellt und einem aus der Familie der Meier von Erstfeld, Walter, anvertraut worden zu sein, der jedoch 1393 mit den übrigen Meiern absetzt wurde. Im Jahre 1428 brachte die Kirche zu Altdorf das Meieramt und die Zehnten des Kirchspiels an sich. Als in der Reformation die Fraumünsterabtei in die Gewalt der Stadt Zürich kam, schenkte der Rat dieser Stadt 1525 die bisher noch der Aebtissin zustehenden Kollaturen in Uri den dortigen Eidgenossen.
Ursprünglich umfasste die Pfarrei Altdorf alle urnerischen Seegemeinden und das untere Reussthal; allein eine Kirche um die andere löste sich los: Sisikon (1387), Seelisberg (1453-1457), Erstfeld (1477), Seedorf mit den Filialen Bauen und Isenthal (1599), Attinghausen (1600), Flüelen (1665). Die Pfarrherren von Altdorf, deren Liste sich bis 1225 zurückverfolgen lässt, nahmen zur Zeit der Gründung der Eidgenossenschaft eine bedeutsame Stellung ein, so unter andern Burkhard Goltstein (1256-1282) und Rudolf Schwerz (1284-1298). Während der Mailänder Kriege finden wir als Pfarrer von Altdorf die machtvolle Charakterfigur Anselm Grafs (1496-1517), der nachher ein Kanonikat in Zürich übernahm. Unter seinen Nachfolgern sind besonders der Churer Domherr Bartholomäus von Castelmur (1535-1540) und der Dekan Heinrich Heil (1558-1598) bemerkenswert, ersterer als eifriger Verteidiger des alten Glaubens, letzterer als das geistige Haupt einer durch die Reformen des Nuntius Bonhomini hervorgerufenen Reaktion.
Schon im Mittelalter spielte Altdorf eine gewisse Rolle. So kam Graf Rudolph von Habsburg hieher, um unter der durch die Geschichte Tells berühmt gewordenen Linde Recht zu sprechen. Den z. B. schlichtete er eine tötliche Fehde zwischen den Geschlechtern der Izelinge und Gruoba; im folgenden Jahr verhängte er ebenda eine schwere Strafe über die Izelinge wegen Friedensbruch. An der Spitze der Gemeinde standen Dorfvögte, deren Reihe sich bis 1522 hinauf verfolgen lässt; die besondern Satzungen der Ortschaft, das «Dorfbüchli», wurden 1658 von den Landleuten bestätigt.
Altdorf war die erste der 10 Genossamen und bildete mit Flüelen und Sisikon auch die zweite; es schickte daher 9 Abgeordnete in den 60-gliedrigen Rat. Es bestand auch ein Geheimer Rat, in dem Altdorf ebenfalls einen Vertreter hatte. Nach den Kriegsordnungen von 1596 und 1600 hatte Altdorf zum ersten Auszug («Landsfähndli») 30, zum zweiten («Panner») 60 Mann zu stellen. Drei gewaltige Feuersbrünste (in den Jahren 1400, 1693 und 1799) verzehrten jeweilen das Dorf fast vollständig, so dass es, hauptsächlich nach der letzten, Mühe hatte, sich wieder aus der Asche zu erheben.
Die Bevölkerung Altdorfs scheint zu allen Zeiten kriegsmutig gewesen zu sein, wenn man darauf nach den zahlreichen Familien schliessen darf, die in verschiedene fremde Dienste gezogen sind und sich dabei bereichert haben. Die Bessler, Roll, Brand, Stricker, Jauch und Epp suchten vorzugsweise den spanischen, später den neapolitanischen Dienst;
die Muheim, Beroldingen und Troger zogen nach Frankreich und dem Herzogtum Mailand, die Schmid nach Savoyen, Griechenland, Frankreich und dem Kirchenstaate, die Püntener nach Spanien und Oesterreich;
die Crivelli, Tanner und Arnold traten zuerst in spanischen, später in päpstlichen Dienst;
Seb. Peregrin Zwyer von Evibach zeichnete sich im 30-jährigen Kriege auf kaiserlicher Seite aus.
Mit Rücksicht auf ihre Werbetätigkeit wählten die spanischen Gesandten Askanius Marso (1556-58) und Pompeo della Croce (1570-1594) Altdorf zum Aufenthalte, wie auch die Nuntien Terracina (1558), Passionei (1725-30) und Barni (1731) hier ihren Wohnsitz aufschlugen. Ein Teil des in fremdem Dienst erworbenen Geldes wurde zum Ankauf von Gütern und zur Anlage herrschaftlicher Sitze verwandt, die heute noch eine Zierde des Fleckens sind. Erwähnung verdienen die Häuser der Familien Epp, Schmid, Lusser, Muheim, Roll, Jauch, Müller, Crivelli, Baumann, Zwyer von Evibach, Zumbrunnen, zum Huhn und im Grund.
Wyss. Geschichte der Abtei Zürich. Zürich 1858. - Nüscheler. Die Gotteshäuser der Schweiz (Geschichtsfreund Bd. 47). - Schiffmann. Die Anfänge des Schulwesens im Lande Uri (Geschichtsfr. Bd. 33). - AbEgg. Ueber Handwerk und Gewerbe im alten Land Uri. Altdorf 1894. - AbEgg. Beiträge zur Geschichte des urn. Schulwesens. Zug. 1895. – Wymann. Zur Schul- und Theatergeschichte von Uri (Geschichtsfr. Bd. 61). - Muheim die hervorragenden Werke der Wohltätigkeit im Kt. Uri, 1894. - Gisler. Geschichtliche Notizen über das Frauenkloster zum obern hl. Kreuz (Geschichtsfr. Bd. 37). - Lusser. Der Fremdenspital in Altdorf (Geschichtsfr. Bd. 31). - Schiffmann. Die Landammänner des Landes Uri (Geschichtsfr. Bd. 36 und 39). - Hoppeler. Der Untergang des alten Fleckens Altdorf am (Urner Neujahrsblatt 1899). - Wymann und Müller. Das Bürgerhaus in Uri. Basel 1909.
[Dr E. Wymann.]