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festzustellen. Als im Jahre 1236 der Graf von Montbéliard sich mit der Schwester Ulrichs von Ferrette verheiratete, überliess ihm dieser das Schloss Pruntrut und seine Besitzungen in Ajoie und in der Vogtei Bure. Doch behielt er sich einige Gerichtsbarkeiten in diesem Lande vor, wodurch neue Streitigkeiten zwischen dem Bischof und dem Grafen von Montbéliard entstanden. Ein neues Uebereinkommen wurde im Jahre 1270 getroffen, worin erklärt wurde, der Graf von Montbéliard anerkenne, dass die Vogteien Ajoie und Bure mit all ihren Rechten und Gerechtigkeiten dem Bischof von Basel gehören und er sie als nicht erbliches Lehen von diesem empfangen habe.
Fast zur gleichen Zeit, im Jahre 1281, verzichtete der Graf von Ferrette, nach anfänglichem Sträuben, um 180 Mark Silber zu Gunsten der Kirche von Basel auf all seine Rechte und Ansprüche in Pruntrut, Ajoie und der Vogtei Bure, wobei sogar das in begriffen wurde, was Thierry, der Graf von Montbéliard, daselbst noch besass oder besessen hatte. Von diesem Moment an hatten die Grafen von Ferrette in Ajoie nichts mehr zu gebieten. Der Bischof von Basel belehnte nun Thierrv, den Grafen von Montbéliard, auf Lebenszeit mit den gräflichen Rechten.
Beim Tode Thierrys beanspruchte sein Nachfolger, Reinhold von Burgund, freie Verfügung über das Ajoie, als Teil seiner Erbschaft. Er bemächtigte sich Pruntruts und setzte sich mit Gewalt über alle Verträge und Urteile hinweg, durch die der Bischof versucht hatte, seine Rechte zu behaupten. Ja, im Jahre 1282 verpfändete Reinhold das Ajoie an Thiébaud IV, Grafen von Neuenburg, in Burgund. Das hiess die Rechte des Bischofs von Basel verletzen, der nach den Bestimmungen des Vertrages von 1270 rechtmässiger Besitzer des Ajoie war.
Darum wandte sich Heinrich von Isny, Bischof von Basel, der zu schwach war, um den Ansprüchen des Grafen von Burgund entgegenzutreten, an Kaiser Rudolph von Habsburg um Hülfe. Im März 1283 erschien der Kaiser mit einem starken Heer vor den Mauern Pruntruts. Nach sechswöchentlicher Belagerung ergab sich Reinhold und übergab dem Bischof wieder die Vogteien über Ajoie und Bure mit all ihren Gerechtigkeiten. Der Bischof von Basel wurde als einziger und alleiniger Herr des Ajoie, das der Graf von Burgund besetzt hatte, anerkannt.
Dieser konnte den Verlust des schönen Ajoie nicht verschmerzen; trotz des geschworenen Friedens suchte er sich des Landes wieder zu bemächtigen. Der Bischof rief den deutschen Kaiser von neuem zu Hilfe, der mit einer Armee von 20000 Mann im Juli 1288 Montbéliard eroberte und endlich den Grafen Reinhold, den er in Besançon belagerte, zwang, einen Frieden zu schliessen, der seinen kühnen Angriffen ein Ende machte. Von da an blieben Pruntrut und Ajoie friedlich und unbestritten im Besitze der Bischöfe von Basel. Achtzig Jahre später sah sich der Bischof von Basel, Imier von Ramstein, genötigt, Pruntrut und fast das ganze Ajoie dem Grafen Stephan von Montbéliard und seinem Sohne Heinrich, dem Herrn von Orbe, um 11000 Goldgulden zu verpfänden, um das Bistum der Schulden zu entledigen, die sein Vorgänger, Johann von Vienne, gemacht hatte.
Solange Graf Stephan und sein Sohn Heinrich lebten, sollte der Bischof von Basel auf den Rückkauf verzichten; nach deren Tod sollte er die verpfändeten Besitzungen um 13000 Gulden wieder einlösen können. So kam das Ajoie, das schon zweimal den Grafen von Montbéliard gehört hatte, zum dritten Mal unter ihre Oberherrlichkeit. Das Volk hat diese neuen Herren in herzlichem Andenken bewahrt, und die Namen der guten Gräfin Henriette, der grossen Wohltäterin des Ajoie, und des vielgeliebten Ulrich sind den Bewohnern des Juras teuer geblieben.
Fünfundsiebzig Jahre, nachdem das Ajoie den Grafen von Montbéliard verpfändet worden war, löste Johann von Venningen, Bischof von Basel, dieses Land wieder ein, indem er Eberhard dem Bärtigen 22800 Gulden bezahlte. Den hielt der Bischof von Basel seinen feierlichen Einzug in Pruntrut, wo er sich von der Stadt und dem ganzen Land den Treueid schwören liess. Seither blieb das Ajoie bis 1793 ein integrierender Teil des den Bischöfen von Basel gehörenden Fürstentums. Es waren zwar noch einige kleine Herrschaften, die aber nach und nach vom Fürstentum verschlungen wurden.
Infolge des Todes Stephans III. kam die Herrschaft Châtel-Vouhay im Jahre 1470 wieder ans Bistum. Die Herrschaft Roche d’Or, welche die Dörfer Roche d’Or, Grandfontaine, Réclère und Damvant umfasste und den Grafen von Neuenburg in Burgund geblieben war, wurde zur Zeit der Burgunderkriege, 1474, wieder erworben. Die Herrschaft Rocourt wurde im Jahre 1573 vom Bischof Melchior von Liechtenfels zurückgekauft. Die Grafen von Neuenburg-Valangin waren die Herren von Miécourt und Beurnevésin. Im Jahre 1625 vertauschte der Bischof von Basel seine Besitzungen zu Lignières mit dem Grafen von Neuenburg gegen die, welche dieser im Ajoie hatte.
Von da an gehörte das ganze Ajoie bis 1793 zum Fürstbistum Basel. In kirchlicher Hinsicht hing das Ajoie, mit Ausnahme der heutigen Pfarreien Charmoille, Miécourt und Asuel, vom Erzbistum Besançon ab, so dass der Bischof von Basel keinerlei geistliche Gerichtsbarkeit über die Stadt Pruntrut und das Besançon unterstellte Ajoie besass. Im Jahre 1779 wurde in Paris ein Vertrag abgeschlossen, nach welchem der Bischof von Basel 20 Pfarreien des Ajoie in seinen Diözesanverband erhielt und dafür dem Erzbischof von Besançon 29 Pfarreien seiner Diözese im französischen Teil des Ober Elsass abtrat.
Der Austausch wurde auf den festgesetzt. Im Jahre 1780 kamen der Bischof von Basel und der König von Frankreich über eine Grenzbereinigung überein, wonach die Dörfer Damvant, Bure und Boncourt vollständig dem Besitze des Fürstbistums Basel einverleibt wurden, gegen andere Gebiete am linken Ufer des Doubs, die dafür an Frankreich fielen. Als das Ajoie definitiv mit dem Fürstbistum vereinigt war, traten an die Stelle der beiden Vogteien von Ajoie und Bure im 16. Jahrhundert fünf grosse Bezirke (mairies), der von Bure mit fünf Gemeinden: Bure, Boncourt, Buix, Courtemaiche und Fahy, der von Chevenez mit sieben Gemeinden: Chevenez, Bressaucourt, Damvant, Grandfontaine, Roche d’Or, Rocourt und Réclère, der von Coeuve mit sieben Gemeinden: Coeuve, Beurnevésin, Bonfol, Damphreux, Lugnez, Montignez und Vendlincourt, der von Alle mit zehn Gemeinden: Alle, Asuel, Charmoille, Cornol, Courgenay, Fregiécourt, Miécourt, Pleujouse, Fontenais-Villars und La Motte;
der von Coutedoux mit zwei Gemeinden: Courtedoux und Courchavon.
Die Stadt Pruntrut bildete eine Gerichtsbarkeit für sich und hatte ihre eigenen Gesetze. Unter der Herrschaft der Fürstbischöfe von Basel bildeten die Pfarreien, die früher unter dem Erzbischof von Besançon gestanden hatten, das Dekanat Ajoie, diejenigen, die vom Bistum Basel abhängig gewesen waren, gehörten zum Dekanat Elsgaudia. Von 1801-1908 bildeten alle Pfarreien des Ajoie zusammen das Dekanat Pruntrut. Gegenwärtig gehören die Pfarreien Pruntrut, Alle, Beurnevésin, Boncourt, Bonfol, Bressaucourt, Buix, Chevenez, Coeuve, Courchavon, Courtedoux, Courtemaîche, Damphreux, Damvant, Fahy, Fontenais, Grandfontaine, Montignez, Réclère, Rocourt und Vendlincourt zum verkleinerten Dekanat Ajoie; die Pfarreien Asuel, Charmoille, Cornol, Courgenay, Miecourt zu dem 1908 wieder errichteten Dekanat Elsgaudia. Das Wappen von Ajoie ist silbern mit blauem Mittelband, in welchem sich ein goldener Drache mit schwarzem Schnabel befindet, der einen goldenen Bischofsstab hält.
[Abbé A. Daucourt.]