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Hallwil um ca. 1,6 m gestaut. In das so erzeugte Ueberschwemmungsgebiet am oberen und unteren Ende des Sees sind wenig Torf erzeugende Sumpfpflanzen, eine ebene schwammige Fläche bildend, hinausgewachsen. Eine unterseeische Strandzone, die entweder mit Binsen bewachsen oder mit groben Geschieben belegt ist, erstreckt sich fast überall ringsum 10-50 m breit bis zu einer Tiefe von ca. 1,6 m in den See hinaus. Erst ausserhalb fällt das Ufer an scharfer, da und dort scheinbar überhängender Kante steil ab. Ein Teil des Seebeckens ist seit seiner Bildung durch die Anschwemmungen seitlicher Bäche verlandet. Am bedeutendsten sind die Schuttkegel des Aabaches und seiner Seitenbäche, des Altwisbaches, des Tröletenbaches und Eggholzerbaches am oberen, bezw. südostl. Ende des Sees. Aber auch die Ablagerungen des Beinwiler- und Birrwilerbaches auf der W.-Seite, des Tiefenbaches, des Schongauerbaches und des Tennwilerbaches auf der O.-Seite und einiger anderer kleiner Bächlein ringsum bilden deutliche kleine Schuttkegel.
Aus den obigen Darlegungen geht hervor, dass der Aargau die grosse Mannigfaltigkeit seiner Bodengestalt verschiedenen Kräften verdankt, die auf seinem Gebiet in folgender Reihenfolge gewirkt haben.
1) Die Erstarrung und darauffolgende Aufstauung und Abrasion des Gneises, der die Unterlage des ganzen Landes bildet. - 2) Die Ablagerung des Sedimentgesteine der Trias-, Jura-, Eozän- und Miozän-Formationen. - 3) Die darauffolgende Trockenlegung und Aufstauchung dieser Sedimente. - 4) Deren Erosion hauptsächlich durch den Regen und die Flüsse, jedenfalls aber auch durch die schürfende Wirkung der Gletscher. - 5) Der Einfluss der verschiedenen Perioden und Zwischenzeiten der Vergletscherung des Landes, wobei auf die vorher gestalteten Unebenheiten Moränen und in die Thäler Schotter abgelagert wurden.
Bei dieser Modellierung des Landes sind als Reste der ursprünglichen grösseren Gesteinsmassen die Berge und Hügel übrig geblieben, von denen manche durch die Schönheit und Ausdehnung der Fernsichten, die man darauf geniesst, ausgezeichnet sind. Als solche Aussichtspunkte sind zu nennen:
a) im Gneisgebiet der Schlossberg von Laufenburg. - b) im Tafeljura in der Richtung von W. nach O.: westl. der Aare: Der Sonnenberg und Herrschaftsberg bei Zeiningen, die Katzenfluh bei Mumpf, der Kaisterberg und der Heuberg bei Laufenburg, die Wandfluh bei Leibstadt, der Thiersteinberg zwischen Wegenstetten und Wittnau, der Frickberg, Schimberg und Kreisacker östl. Frick, der Laubberg und der Wessenberg bei Hottwil, der Bötzberg, das O.- und W.-Ende des Geissberges bei Villigen und der Bruggerberg. Oestl. der Aare der Achenberg bei Zurzach, die Spornegg bei Baldingen, die Schneisinger Höhe, die Rhifluh bei Siggenthal und das vielbesuchte Gebensdorferhorn bei Turgi. - c) im Kettenjura westl. der Aare: Die Burgfluh westl. und der Densbürer Strichen östl. Oberhof, die Geissfluh und Egg bei Erlisbach, die Wasserfluh, der Asper-Strichen (Stockmatthöhe), der Königstein und der Bibersteiner Homberg bei Küttigen, der Zeiher Homberg nordwestl. Schinznach und vor allen ausgezeichnet die Gislifluh bei Biberstein. Oestl. der Aare: Säli und Engelberg, die Habsburg, der Kestenberg, die Höhe des Lindhofes, die Baldegg und der Martinsberg bei Baden und wegen ihrer freien Lage ganz besonders die Lägern. Auch kleinere Anhöhen, wie z. B. der Hungerberg und das Oberholz bei Aarau bieten bei geringer Mühe des Ersteigens prächtige Aussichten. - d) im Molasseland sind als Aussichtspunkte viel besucht: die Höhe bei Brittnau, der Heitere Platz bei Zofingen, Gschneit (Hochwacht) und Hoheliebe westl. Kulm, der Herdenberg und die Bampf südöstl.
Gränichen, die «Hohen Felsen» und die Wandfluh östl. Kulm. Der Reinacher Homberg ist wegen seiner prachtvollen Rund- und Fernsicht der «Rigi des Aargaus» genannt worden. Der Staufberg, der Lenzburger Schlossberg und der Eichberg bei Seengen zeichnen sich schon bei geringer Höhe durch herrliche Aussicht aus. Im östl. und südl. aargauischen Molasseland sind das Maiengrün bei Hägglingen, der Kreuzliberg (mit dem Teufelskeller) und der Rüssler bei Raden, der Rohrdorferberg, der Heitersberg und der Herrenberg bei Bremgarten und auf dem Lindenberg namentlich Horben durch ihre Aussichten wohlbekannt.
Die Schönheit des Landschaftsbildes im Aargau wird durch die zahlreichen, meist wohleingedämmten Flüsse, ¶
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die Bäche und Seen noch wesentlich erhöht. In dieser Beziehung ist namentlich das Gebiet, wo die grössten Flüsse der Schweiz, Aare, Reuss, Limmat und Rhein sich vereinigen, ausgezeichnet. Im Rheinthal bot bis in die jüngste Zeit der herrliche Laufen bei Laufenburg (der leider in Folge der Erstellung des dortigen Wasserwerkes verschwinden wird) ein prächtiges Naturschauspiel. Ausserdem strudelt der Rhein auch im Laufen oberhalb Koblenz, bei Schwaderloch, im Gewild und Höllenhacken bei Rheinfelden über zerfressene Felsen in seinem Bett.
Interessante Stellen im Laufe der Flüsse zeigt die Aare bei ihrem engen, rasch sich biegenden Laufe bei Aarburg mit Strudellöchern und den sog. Hägeler-Quellen am rechten Ufer und im engen Laufen bei Brugg; die Reuss ist durch ihre mannigfachen Windungen ausgezeichnet, von denen namentlich die unterhalb Mülligen ein schönes Bild gewährt. Eine stille Romantik weisen die Umgebungen des Egelsees auf. Uebrigens gibt es im Aargau auch in Bezug auf seine Fruchtbarkeit sozusagen keine Stelle ohne landschaftliche Schönheit. In Anbetracht der Mannigfaltigkeit seiner Schönheit verdient er mit Recht den Namen: «der schöne Aargau". .
[Dr. F. Mühlberg.]
3. Klima.
Aus der beigegebenen Tabelle, der die Beobachtungsperiode 1864-1900 zu Grunde liegt, ist ersichtlich, dass sowohl Wärme wie Niederschläge ziemlich gleichmässige und günstige klimatische Verhältnisse schaffen.
Stationen. | Höhe | Barom. | Temperatur °C. | Niederschläge | Gewitter | Hagel | ||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
. | . | mm | Jan. | Juli | Jahr | mm | im Mittel pro Jahr | |
Aarau | 407 | 727.4 | -1,5 | 17.6 | 8.2 | 1056 | 18 | 0.6 |
Baden | 385 | 728.7 | -1,4 | 17.5 | 8.2 | 1049 | 16 | 0.5 |
Böttstein | 360 | 730.6 | -1,3 | 17.8 | 8.3 | 1035 | 12 | 0.4 |
Muri | 483 | 720.0 | -1,8 | 18.0 | 8.2 | 1049 | 13 | 0.6 |
Rheinfelden | 280 | 737.7 | -0,9 | 18.5 | 8.8 | 924 | - | - |
Eine auffallendere Abweichung zeigt Rheinfelden mit seiner durchschnittlich niedrigen Wintertemperatur, der namhaft hohem Sommer- u. Jahreswärme, sowie den erheblich geringeren Niederschlägen. Die Station kann als Typus der aargauischen Rheingegend (unteres Frickthal) gelten, deren geringe Höhenlage in Verbindung mit der Schutzwirkung des südl. Schwarzwaldes hier ähnliche Verhältnisse geschaffen haben, wie in der oberrheinischen Tiefebene (Basel-Mainz).
Jedes Jahr lässt sich auch in den Thalschaften des Frickthales der frühere Einzug des Frühlings beobachten, als dies im S. der Jurakette der Fall ist. Mit Ausnahme des nordöstl. Kantonsteiles, wo sie etwas geringer sind, halten sich die Niederschlagsmengen im Jura und im Mittelland ungefähr auf der selben Höhe (1000-1100 mm), wie denn auch die breitrückigen Molasseberge des südl. Aargaus mit den Kammhöhen des Aargauer Juras so ziemlich übereinstimmen. Einen relativ regenarmen Winkel (unter 90 cm) verzeichnet die Billwiller’sche Regenkarte im Querthal der Aare, etwa zwischen den Mündungen von Aa und Limmat, weil das Gebiet im Regenschatten der hier durchbrochenen Juraketten liegt. - Auffallend sind die häufigen Gewitter im oberen Aarethal, deren Zahl in manchen Jahren auf 40 und mehr steigt, während in dessen unterem Teil, wohl infolge der soeben erwähnten orographischen Verhältnisse, elektrische Entladungen nicht eben häufig sind (s. Böttstein). Bei allen Stationen steht die Zahl der jährlichen Hagelschläge im Mittel glücklicherweise unter 1.
Zur Illustration des monatl. Witterungsganges folgt zum Schluss die Zusammenstellung der Monatsmittel, unter Zugrundlegung der eingangs erwähnten Beobachtungsperiode, für die Station Aarau:
. | Jan. | Febr. | März | April | Mai | Juni | Juli | Aug. | Sept. | Okt. | Nov. | Dez. | Jahr |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Temperatur | -1,5 | 0.5 | 3.6 | 8.5 | 12.4 | 16 | 17.6 | 16.5 | 13.5 | 8.0 | 3.6 | -0,5 | 8.2 °C. |
Bewölkung | 76 | 65 | 61 | 57 | 55 | 54 | 50 | 50 | 53 | 69 | 78 | 80 | 62% |
Niederschläge | 53 | 63 | 71 | 79 | 95 | 118 | 114 | 114 | 96 | 96 | 77 | 80 | 1056 mm |
Die tiefste Temperatur von -26° wurde beobachtet am die höchste von 33° am
[Dr. S. Schwere.]
4. Die Flora
des Aargaus schliesst sich den andern Kantonen des Mittellandes an. Der Jura, der den nördl. Teil des Kantons besetzt, hat allerdings eine eigene Flora, die aber mit seiner Längenausdehnung etwas wechselt. Nach W. nimmt sie vom Aargau aus sowohl in Bezug auf die Anzahl der Arten als auf die Menge der Individuen zu und kommt deshalb im Solothurner und Berner Jura mehr zur Geltung als im Aargau. In dem Teil des Kantons, der nicht dem Jura angehört, prägen die orographischen und hydrographischen Verhältnisse der Flora ihre Gestalt auf. In den sumpfigen Gegenden der Umgebung des Hallwilersees, im Bünzermoos und in andern kleinen Torfmooren macht sich eine charakteristische Sumpfflora geltend. In den ausgedehnten Waldungen kommt die Waldflora zur Geltung. Die Flora der Thalsohle ist meistens durch die Kultur bedingt; nur an wenigen Stellen kann sich hier ein frei lebendes Pflanzenbild entwickeln.
Wenn man auf einem felsigen Jurarücken den obersten Kamm begeht, trifft man auf der Felskante, wo die Sonne freien Zutritt hat, Pflanzenkolonien an, die sich auf der ganzen Länge des Jurazuges wiederholen. Da breitet die liebliche rote Steinnelke (Dianthus caesius) ihre Teppiche aus, umrahmt vom Berggamander (Teucrium montanum) in Begleitung des edlen Gamander ¶