angegriffen hatten. Nach Monatsfrist drangen die Franzosen ins Land und errichteten die Helvetische Republik, deren erste
Hauptstadt Aarau war (12. April bis Durch die Mediationsakte (1803) wurde Aarau die Hauptstadt des neugegründeten Kantons Aargau.
Eine aufgeregte Zeit erlebte Aarau im Winter 1830. Damals wurde die Stadt am 6., 7. und 8. Dezember von etwa 6000 bis 8000 Aufständischen
aus dem Freienamt besetzt gehalten, welche von der Regierung die Zusicherung haben wollten, dass die zu schaffende neue Verfassung
ohne Veränderungen, so wie sie aus den Händen des Verfassungsrates käme, dem Volke vorgelegt würde. Die Stadt litt unter
dieser Besetzung nicht, da die Aufständischen treffliche Manneszucht hielten. In Aarau fand 1824 das
erste eidg. Schützenfest, 1832 das erste eidg. Turnfest statt.
Hervorragende Männer.
An bekannten und hervorragenden Männern, die in Aarau ihre Heimat hatten oder doch hier wirkten, sind zu nennen:
Heinrich Wirri von Aarau (nachgewiesen von 1544 bis 1571), ursprünglich Schneider, dann aber, vom
Rhein
bis zur Donau wandernd, als Schauspieler, fahrender
Sänger und Pritschenmeister bekannt. Es sind von ihm 16 gedruckte Moritaten,
Lieder, gereimte Hochzeits- und Schützenfestbeschreibungen vorhanden. - Hans
Ulrich Fisch von Aarau (1583-1647), bedeutender
Glasmaler. - Joh. Rudolf Meyer von Aarau (1739-1813), unternehmender Industrieller, ausgezeichnet durch
Bürgersinn und Gemeinnützigkeit, war einer der Begründer der aarg. Kantonsschule, liess den ersten grossen
Atlas der
Schweiz
erstellen. Von ihm ging auch die erste Idee zur Trockenlegung des untern Linthgebietes aus. - Ferdinand Rudolf Hassler von
Aarau (1770-1843), berühmter Ingenieur im Dienste der Vereinigten Staaten von Nordamerika. - Franz Xaver
Bronner aus Hochstädt in Bayern (1758 bis 1850), von 1804-10 und 1817 bis zum Tode als Lehrer der Kantonsschule, Kantonsbibliothekar
und -Archivar in Aarau tätig. Verfasser historischer und poetischer Werke. - Heinrich Zschokke aus Magdeburg (1771-1848),
seit 1802 in
Biberstein und Aarau, dann in seiner 1817/18 gebautenVilla Blumenhalde bei Aarau; Staatsmann,
Berg und Forstrat, Schriftsteller. - Karl
Rud.
Tanner von Aarau (1794 bis 1849), Obergerichtspräsident; Dichter. - Joh. Herzog
von
Effingen (1773 bis 1840), bedeutender Industrieller und Staatsmann. - Abraham Emanuel Fröhlich von
Brugg (1796-1865),
Lehrer an der Kantonsschule und Bezirksschule; Fabeldichter. - Augustin Keller vonSarmensdorf (1805-1883),
Seminardirektor. Staatsmann. - Rudolf Rauchenstein von
Brugg (1798-1879), Rektor der Kantonsschule, bedeutender Philologe
und Pädagog. - Friedrich Frey-Herosé von Aarau (1801-1873), Führer der Regierungstruppen gegen den
Freiämter Aufstand
(1841), Dufours Generalstabschef im Sonderbundskrieg, Bundesrat 1848. - Heinrich Kurz (1805-1873), Lehrer an der Kantonsschule,
bedeutender Litterarhistoriker. - Ernst Ludwig Rochholz von Ansbach (1808-1892), Lehrer an der Kantonsschule,
bekannter Germanist. - Hans Herzog von Aarau (1817-1894), ausgezeichneter Artillerieoffizier, führte als schweizerischer
General die eidg. Truppen während der Grenzbesetzung 1870 und 1871. - Karl Feer-Herzog von Aarau (1820-1880), Staatsmann
und Nationalökonom,
Gründer der aarg. Bank (1854), bedeutende Autorität im Münzwesen von europäischem
Ruf, Vertreter der
Schweiz an den Konferenzen der lateinischen Münzunion.
Bibliographie.
Chr. Oelhafen. Chronik der Stadt Aarau bis 1798. Aarau 1840. - G. Schmidt-Hagnauer. Chronik der Stadt Aarau bis 1820. Aarau 1881. -
J. Müller. Die Stadt Aarau. Aarau 1865. - H. Boos in Argovia XI, 1880, p. III ff. -
W. Merz. Die mittelalterl. Burganlagen etc. Aarau 1904. - W. Merz. Die Stadt Aarau als Beispiel einer landesherrlichen Stadtgründung.
Aarau 1909.
(Kt. Bern,
Amtsbez. Aarberg).
Siehe die
Seite mit den richtig gestellten Wappen am Ende des Supplements. - Sehr interessante,
gedeckte Holzbrücken aus dem Jahre 1557. Der ganze Handel der Südostschweiz ging einst über Aarberg, wo ihn die Eisenbahn
abgelenkt hat. Die Zuckerfabrik, die während 3 bis 4 Wintermonaten etwa 250 Arbeiter beschäftigte, ist 1909 eingegangen.
Kirchgemeinde.
(Kt. Aargau,
Bez. Zofingen).
Reformierte Kirchgemeinde. Die beiden Aarufer verbindet eine Drahtseilbrücke, die aber den Bedürfnissen
der neuen Zeit nicht mehr genügt. - Das Städtchen Aarburg ist aus Ansiedlungen von Leuten entstanden,
die
zur Burg in Beziehung standen oder
Schiffer waren. Es war durch Mauern,
Turm und Tor geschützt, besass aber kein Stadtrecht
und keine städtische Organisation. Nach dem
Brand von 1844 sind die alten Befestigungen beseitigt worden. - Die Burg ist
von den
Grafen von Froburg im 11. Jahrhundert gegründet worden. Ende des 13. Jahrhunderts wurden die
Herzoge von Oesterreich Besitzer der Burg; doch waren sie bald genötigt, die Aarburg der Familie Kriech zu verpfänden.
Bei der Eroberung des
Aargaus (1415) gingen die oberherrlichen Rechte an die
Berner über.
Sie setzten einen Landvogt auf die Burg, dessen
Herrschaft das untere
Wigger-,
Pfaffnern- und
Murgthal unterstellt
ward (ausser
Zofingen). An der Burg nahmen die
Berner bauliche Veränderungen vor, die bedeutendste im 17. Jahrh. Der Bauernkrieg
(1653) und der Villmergerkrieg (1656) hatten die Notwendigkeit dargetan, durch ein festes Bollwerk die Verbindung des obern
mit dem untern Aargau
zu sichern undLuzern
und Solothurn
zu verhindern, sich über die
Aare die Hand zu reichen. So erfolgte
denn der Ausbau der
Burg zur Festung. In späterer Zeit diente diese auch als Staatsgefängnis für politische Verbrecher.
So befand sich hier 1740 der
Genfer Micheli du
Crest; dann füllte sich die Festung 1799 mit Gefangenen,
welche das helvetische Direktorium dahin deportierte. Der neu gegründete Kanton Aargau
verwendete die Festung als
Zeughaus, dann als
Zuchthaus (bis zur Eröffnung der
Lenzburger Strafanstalt 1864). Seit 1893 beherbergt sie eine Zwangserziehungsanstalt. Vergl.
Merz, W. Aargauische Burganlagen. 1904. -
Escher, Herm. Die Staatsgefangenen auf Aarburg im Winter 1802/03.Zürich 1908 und 1909.
(Kt. Bern,
Solothurn,
Aargau).
Die Länge ihres
Laufes beträgt 280 km. Die Pegelmessungen an der Aare haben bei Bern
im Februar 1901 ein Minimum
von 23 m3, im August 1897 ein Maximum von 406 m3, bei
Brugg im Februar 1905 ein Minimum von 70 m3 und
ein Maximum von 1873 m3, bei
Döttingen im Februar 1905 ein Minimum von 110 m3 und im Jahre 1852 ein Maximum von 3350 m3
ergeben.
Der Kanton Aargau
liegt im N. der
Schweiz und zwar mit Bezug auf deren west-östl. Ausdehnung ziemlich genau in der Mitte, zwischen 7°
42' und 8° 25' OL. v. Greenwich und zwischen 47° 8' und 47° 37' NBr. Die Orte
Kaiseraugst und
Kaiserstuhl
im N., sowie
Murgenthal und
Dietwil im S. bestimmen ziemlich genau seine Grenzpunkte. Im N. grenzt der Kanton durch den
Rhein
an das Grossherzogtum Baden,
im O. an Zürich
und Zug,
im
S. an Luzern,
im W. an Bern,
Solothurn
und Basel Land.
Ueberdies gehört zum Kanton die Exklave des
Klosters Fahr am rechten Ufer der
Limmat bei
Schlieren.
Die Fläche umfasst 1404,1 km2, die Bevölkerung beträgt (1900) 206498
Seelen, die Dichte somit 147.
2. Geologische Verhæltnisse:
Orographie und Hydrographie. Am Aufbau des Landes sind ausser dem Gneiss und Granit des Grundgebirges
geschichtete, meist aus dem Meere ursprünglich horizontal abgelagerte ausserordentlich manigfaltige Formationen beteiligt.
Es sind in aufsteigender Reihenfolge: Von den paläozoischen Formationen nur unbedeutende lokale Spuren des «Rotliegenden»
(in Schäffigen bei Laufenburg);
von den mesozoischen Formationen alle Stufen der Trias (Buntsandstein,
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Muschelkalk, Lettenkohlendolomit und Keuper), des Jura (Lias, Dogger und Malm); von känozoische Formationen: eozäner Bohnerzton
und Huppererde, Untere Süsswassermolasse, Meeresmolasse und Obere Süsswassermolasse.
Ganz besonders reich, wie sonst nirgends in der Schweiz und ringsum, ist das Diluvium oder Quartär (während der Vergletscherungen
und in interglazialen Perioden erzeugte Ablagerungen) entwickelt. Der Neuzeit gehören die meisten Bergstürze,
Trümmerhalden, Tuff, Torf, die Lehm- und Kieslagen der tiefsten Thalsohlen und die künstlichen Aufschüttungen an. Innerhalb
der genannten Formationen spielen in der Orographie und Tektonik folgende Gesteine die wichtigste Rolle:
der Gips, Anhydrit, das
Steinsalz und der Salzton des mittleren Muschelkalkes, die rauchgrauen Kalkbänke des Hauptmuschelkalkes;
die bunten Mergel, der Gips, Sandstein und Dolomit des
Keupers;
die schwarzen Schiefermergel und dunkeln Kalke des Lias;
die dunkelgrauen Mergel des unteren und die braun anwitternden Rogensteine des mittleren Doggers;
die hellgrauen Mergel und
Tonkalke des unteren Malmes (Argovien), die teils ockerfarbigen und etwas tonigen, teils reinweissen
Kalkbänke des mittleren Malmes (Sequan) und oberen Malmes (Kimmeridien);
die meist olivenfarbenen Mergel und Sandsteine
der Molasse, unter denen namentlich die Muschelsandsteinbänke der Meeresmolasse hervorstechen.
In den beiden Süsswassermolassen
finden sich in verschiedenen Horizonten dünne Lager von Süsswasserkalk. Im obern Teil der Meeresmolasse liegt eine 2-20
m mächtige Bank bunter Nagelfluh. Im Diluvium sind fünf verschieden alte Schotter (älterer und jüngerer
Deckenschotter, Hochterrassenschotter, Kiesablagerungen aus der Zeit der grössten Vergletscherung und
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