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kalkig, bald schiefrig ausgebildeten Seewenschichten und die nur stellenweise vorhandenen Wangschichten. Diese Schichten
repräsentieren die ganze vom Danien bis zum Cenomanien reichende Schichtfolge. Ihr Liegendes
bildet der Gault (Albien),
der jedoch hie und da fehlt. Er besteht aus Grünsandstein, sandigen Echinodermenbreccien oder Schiefern, besitzt eine wechselnde
Mächtigkeit und ist oft sehr reich an Fossilien. Als oberste Stufen der untern Kreide erscheinen der
obere Schrattenkalk (Aptien) und der untere Schrattenkalk (Urgonien), der bereits die oberste Stufe des Neocomien bildet.
Diese beiden Bildungen verschmelzen topographisch zu einer einheitlichen, 200-300 m mächtigen Masse, die sehr auffällige
Steilabstürze aufbaut, z. B. am
Bauen, am
Bürgenstock, an der
Rigihochfluh und am
Vitznauerstock. Die darüber
liegenden
Schichten des Gault und der oberen Kreide treten landschaftlich sehr wenig hervor, da sie im Verein mit Nummulitenkalk
und Flysch fast nur in der Synklinalen auf den flach geneigten Abhängen erhalten sind. Das mittlere Neocom (Hauterivien)
umfasst die mergeligen Drusbergschichten und den Kieselkalk mit einer Gesamtmächtigkeit von 300-550
m. Die beiden Abteilungen lassen sich in den Falten
, welche die Bergketten aufbauen, sehr leicht erkennen, weil die vorwiegend
kalkige Natur der untern Stufe die Bildung hoher felsiger Hänge verursacht, die jedoch der vielen mergeligen Einlagerungen
wegen fast immer gut gangbar sind. Im Gebiete südlich von
Sarnen treten die Drusbergschichten an die
Stelle des untern Schrattenkalkes und entsprechen hier also wohl dem unteren Urgon (Barremien).
Das untere Neocom (Valangien) besitzt nicht nur eine sehr veränderliche Mächtigkeit (100-300 m), sondern zeigt auch eine sehr unbeständige petrographische Zusammensetzung. Sein oberer Teil ist in den verschiedenen Ketten bald kalkig, bald mergelig-kalkig oder rein mergelig ausgebildet und seine Mächtigkeit nimmt von Norden nach Süden zu. An seiner Basis liegt jedoch stets eine Mergelzone (Berriasmergel). In den Klippen (Stanserhorn, Musenalp etc.) ist das Neocom durch schiefrige Kalke und die obere Kreide durch rote Kalkschiefer (Couches rouges) repräsentiert.
Juraformation.
Der obere Jura (Malm) stellt eine mehr oder weniger dunkelgraue Kalkmasse dar, die unter dem Namen Hochgebirgskalk bekannt ist und deren Mächtigkeit infolge der erlittenen Dislokationen (Auswalzung oder Verdoppelung) ausserordentlich wechseln kann. Am Titlis übersteigt seine Mächtigkeit 1000 m, während er an andern Stellen nur 20-30 m erreicht oder ganz verschwindet. Dieselbe Beobachtung kann man in Bezug auf die andern Abteilungen der Juraformation machen.
Unter dem obern Malm Kalk erscheinen die schiefrigen Kalke des Argovien und die oft sehr petrefaktenreichen Schiefer des
Oxfordien. Der mittlere
Jura oder Dogger
besteht, wenn die Schichtreihe vollständig ist, aus einem mächtigen Schichtenkomplex,
in welchem dunkle Kalkschiefer vorherrschen, die von Echinodermenkalk begleitet sind, und im mittleren und oberen Teil aus
Schichten mit Eisenoolithen, die stellenweise als Eisenerze ausgebeutet worden sind. Der untere
Jura (Lias) ist im oberen
Teile, wo Echinodermenbänke auftreten, vorwiegend kalkig, während er im mittleren Teile oft aus kiesligen und quarzitischen
Kalken und an der Basis aus dunkeln Schiefern besteht.
Die Trias
gliedert sich in vier Stufen: eine wenig mächtige Schicht Rhät, buntfarbige Schiefer (Quartenschiefer), Quarzitsandstein und dolomitische Kalke (Rötidolomit). Es sind dies die ältesten Bildungen, die im Gebiete nördlich von der Linie Genthal-Jochpass-Surenen-Gitschenthal vorhanden sind. In der Zone Gadmenflühe-Titlis findet man unter dem Rötidolomit noch einen weissen Quarzitsandstein (untere Trias), der auf breccienartigem violettem Sandstein (Perm und Verrukano = Kohlenformation) aufruht. Diese Bildung liegt diskordant auf den Gneissen und krystallinen Schiefern des Aarmassivs.
Die tektonischen Anordnung dieser Felsschichten im Aufbau der Ketten und
Gräte der Aagruppe
ist das Resultat
sehr kräftiger Faltungen, durch welche die
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Sedimentschichten derart übereinandergeschoben worden sind, dass dieselbe Schichtreihe bisweilen in mehrfacher Wiederholung
an der gleichen Felswand angetroffen wird. Manche Schichtfolgen sind infolge dieser tektonischen Vorgänge auf eine sehr geringe
Mächtigkeit reduziert, oder vollständig ausgewalzt worden, während andere eine förmliche Anhäufung erfahren haben. Der
Grundzug in der Tektonik der Aagruppe
liegt darin, dass die ganze nördlich von der Linie Gadmenflühe-Titlis-Schlossberg
liegende
Gebirgsmasse anomal auf einer tertiären Unterlage ruht, die längs der Depression Genthal-Jochpass-Surenen zu Tage
tritt.
Die Gesamtheit dieser Berge bis zum Kamme Pilatus-Schrattenfluh ist dadurch entstanden, dass die gefaltete
Sedimentdecke, die
einst über dem Aarmassiv lag, von ihrer Unterlage sich ablöste und sich in mehrfachen Falten
über
den aus Tertiärbildungen bestehenden voralpinen Rand des Mittellandes hinüberschob. Während dieses Abgleitens haben sich
die Kreideschichten zum Teil von ihrer jurassischen Unterlage losgelöst. Sie häuften sich anfänglich übereinander und
glitten dann weiter nach Norden, so dass sie jetzt dort besondere Ketten aufbauen, während die Jurabildungen
stark zurückgeblieben sind, in der Nähe des Aarmassivs, das noch vom untern Teil der normalen Sedimenthülle überdeckt
ist.
Diese Sedimentdecke bildet dort die steilen Wände der Gadmenflühe, des Titlis, des Schlossberges, des Spannort und des Geissberges. Alles was nördlich von diesem Kamme und dem ihn begleitenden Flysch liegt, ist also durch einen tektonischen Schub transportiert und ruht auf einer jüngern Unterlage. Diese Auffassung kommt in den geologischen Profilen zum Ausdruck, die diesen Artikel und denjenigen über den Kanton Unterwalden begleiten. Die jurassischen Sedimente sind ganz auf die Gebirgsstöcke des Hohenstollen, des Graustock-Hutstock und des Uri-Rotstock beschränkt.
Sie bilden dort eine förmliche Anhäufung von Falten
und wirr durcheinander geschobenen Schichtfolgen,
wie es das von Herrn Dr. Arbenz aufgenommene detaillierte Profil zwischen dem Jochpass und dem Storeggpass zeigt. Wir finden
dort nicht weniger als sieben übereinandergeschobene Falten
von Jura mit eingeschaltetem Neocom, deren einzelne Schichtreihen
oft durch Auswalzung stark reduziert sind. Dieses Profil zeigt klar die Bewegung durch Ueberstürzen
und Abgleiten von gefalteten
Schichten.
Dass auch die Kette Brienzer Rothorn-Brünighaupt-Lauchernstock-Brisen-Bauen, die sich jenseits des Vierwaldstättersees im
Frohnalpstock fortsetzt, tektonisch durch Abgleiten entstanden ist, ist augenscheinlich und wird durch die Tatsache unterstützt,
dass sie mit anomalem Kontakt auf einer neuen Flyschzone ruht, die man über Grafenort-Schoneggpass und
das Riemenstaldenthal verfolgen kann. Diese Kreidedecke bildet wieder mehrere Falten
und stellt als Ganzes eine weite Mulde
dar, indem ihre Schichten im Süden in die Synklinale Vertiefung von Sarnen-Brunnen untertauchen und hierauf im Norden wieder
in dem Kamm emporsteigen, der von den Ralligstöcken über die Schrattenfluh, den Hengst und den Pilatus zum
Vitznauerstock verläuft.
Gerade im Gebiet dieser Synklinale stossen wir auf mehrere Felsmassen, die einer aus Trias, Jura und Kreide bestehenden Schichtreihe angehören und stets auf dem Flysch oder Nummulitenkalk aufruhen, der den Kern jener Mulde bildet. Es sind dies die Klippen der Musenalp und des Klewen, des Buochserhorns und des Stanserhorns. Als ihre Aequivalente erscheinen in der westlichen Verlängerung derselben Synklinale die Giswilerstöcke, in der östlichen Verlängerung die Mythen.
Diese unregelmässig über eine jüngere Grundlage hinübergeschobenen Felsmassen gehören einer Sedimentdecke an, die aus
einem noch weiter südwärts liegenden
Gebiete, wahrscheinlich südlich von der Linie Val Bedretto-Rhonethal,
stammt. Die Weite dieses Transportes, der wohl 100 km lange Weg, den diese Massen im Verein mit den jetzt darunter liegenden
Ueberfaltungsdecken zurücklegen mussten, erklärt zur Genüge die Erscheinungen intensiver Dislokation, welche diese Lappen
und Schuppen auszeichnen. Die Erosion, welche sie früher angreifen musste als die Schichten ihrer Unterlage,
hat sie zerstückelt, woraus sich die zerstreute Lage dieser sog. Klippen erklärt, die einst einer zusammenhängenden
Decke
angehörten. Diese Klippendecke ist das Aequivalent der Zone der Präalpen des Stockhorngebietes jenseits des Thunersees.
Besonders auffällig sind sowohl in den Klippen als auch in den Kreidefalten
, die mit ihrer Flyschdecke
darunter liegen, die beträchtlichen Niveauunterschiede der Schichten, welche sie aufbauen. Die Falten
und Schuppen heben
und senken sich abwechselnd, einzelne Teile scheinen gleichsam in den Flysch eingesunken. Dies rührt davon her, dass die
Flyschoberfläche, über welche sich die Ueberfaltungsdecken hinwegschoben, nichts weniger als eine gleichmässige Fläche
war. Es gab darauf wahrscheinlich Erosionsfurchen und Unebenheiten, die durch andere Vorgänge, namentlich
durch Faltung der darunter liegenden
«autochthonen» Schichten verursacht
waren.
Ueberdies wurde während der Ueberschiebung der Sedimentmassen der Flysch, der als Gleitfläche diente, aufgeschürft und stellenweise aufgehäuft, was zahlreiche neue Unebenheiten erzeugte. Namentlich am Kontakt mit den miozänen Nagelfluhmassen musste sich diese Wirkung sehr auffällig bemerkbar machen. Dieser Kontakt ist stets durchaus diskordant. (Siehe das Profil durch den Vitznauerstock und den Rigi). Man muss darum annehmen, die Berührungsfläche sei eine Erosionsfläche des Nagelfluhgebirges gewesen. Dieselbe Erscheinung zeigt sich überall am Nordrande der Alpen. Wir erwähnen diese Tatsache hier, weil sie im Artikel Kanton Unterwalden nicht besonders hervorgehoben wurde.
Hydrographie.
Die Aagruppe
gehört dem Einzugsgebiet der Reuss an, ausgenommen die Westabdachung, die nach der Aare entwässert wird. Ihre
hauptsächlichsten Abflüsse sind die Engelbergeraa und die Sarneraa. Während die erstere im krystallinen Gebiet des Aarmassivs
ihren Ursprung nimmt und die Kalk- und Schieferketten der Aagruppe
ihrer ganzen Breite nach durchquert,
entspringt die Sarneraa auf der Grenze des Jura- und Kreidegebietes am Brünigpass. Ein Teil ihrer Zuflüsse kommt von der
Nordwestseite des Thales, von den Tertiärbergen her, die sich zwischen der Pilatuskette und dem Aarethal hinziehen.
Die wichtigsten derselben sind der Lauibach, der Forstbach und die beiden Schlieren. Die beiden Melchaa entspringen an den Kalkketten des Hohstollen. Die grosse Melchaa hat ihre Quelle wahrscheinlich im Melchsee, dessen Wasser unterirdisch durch das Stäubiloch abfliesst. Sie ist künstlich in den Sarnersee abgeleitet worden, nachdem sie früher durch die Alluvialebene von Alpnach floss. In noch früherer Zeit folgte sie wohl der Depression Kerns Ennetriet-Stansstad, durch die heute der Mehlbach läuft.
Die Ablenkung ist wahrscheinlich nicht durch den Bergsturz des Kernserwaldes, sondern eher durch die Tätigkeit der Gletscher
bewirkt worden. Dagegen hat dieser Bergsturz offenbar die Ablenkung mehrere kleiner Bäche verursacht, die sich einst mit dem
Mehlbach vereinigten, heute aber gegen die Sarneraa sich wenden. Die Ablenkung des Mehlbaches in den Alpnachersee
durch die Klus von Rotzloch war die Folge von glazialen Ablagerungen zwischen dem Rotzberg und dem Fusse des Stanserhorns. Es
ist wahrscheinlich, dass auch die Engelberger Aa einst durch die Oeffnung zwischen dem Muetterschwandberg und
dem Bürgenstock floss, jedoch durch die Anhäufung ihrer eigenen Ablagerungen in die Bucht von Buochs abgelenkt wurde. Wir
wissen jedoch wenig genaues über die Verhältnisse, die vor der Entstehung des Vierwaldstättersees bestanden. Der Kohlthalbach
und der Isenthalerbach gehen direkt in den See, der Gitschenthalerbach und der Waldnachtbach in die Reuss.
Der Abschnitt Rigihochfluh-Rigikulm, der der Aagruppe
beigefügt worden ist, wird durch kleine Bäche teils in den Vierwaldstättersee,
teils in die Muota, teils in die Lorze und den Zugersee entwässert.
[Dr H. Schardt.]
Flora.
Siehe die Artikel Flora der Kantone Unterwalden und Uri.