(Kt. Aargau,
Bez. Zurzach). 344 m. Gem. und Städtchen am linken Ufer des
Rheines. Station der Linie
KoblenzEglisau-Bülach-Winterthur; 30 km
nw. von Zürich
und ebenso 30 km sw. von Schaffhausen,
gegenüber dem badischen Städtchen Rheinheim, mit dem es durch eine
Brücke verbunden ist. Postbureau, Telegraph, Telephon. Zusammen mit Barz und Burg: 174
Häuser, 1287 Ew., wovon 476 Reform., 807 Kathol.;
das Städtchen: 157
Häuser, 1166 Ew. Stickerei, Weisswarenfabrikation, Fabrikation von Stiefelschäften, Korbwaren, rohen
Möbeln.
Früher gab es in Zurzach jährlich 2
Messen, seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts sogar 3. Der
erste Bericht über diese
Messen datiert aus dem Jahre 1363. Sie waren sehr wichtig, besonders für den Lederhandel, und es
fanden sich zahlreiche Kaufleute ein, nicht nur aus der
Schweiz, sondern selbst aus Polen und Russland. Als man 1856 die Ledermesse
nach Zürich verlegte, wurde die
ZurzacherMesse aufgehoben und es blieben nur noch gewöhnliche Jahrmärkte. Nennenswerte
Gebäude sind: das neue Schulhaus, das Rathaus, die Stiftskirche mit dem
Grabe der hl. Verena, die in einem silbernen Sarge
unter dem Hauptaltare ruht, ehemals berühmter Wallfahrtsort.
Vor dem Schulhause befindet sich die Büste des Bundesrates Welti (1825-1899), eines
Bürgers von Zurzach.
Auch eine reformierte Kirche für die Gemeinden Zurzach,
Mellikon,
Rekingen und
Rietheim befindet sich
hier. In der Nähe der
Burg, wo die alte Rheinfähre war, soll das römische «Forum Tiberii» gestanden
haben, das von der XI. und XIII. Legion besetzt war; es sind noch sehr dicke und stellenweise 5 m hohe
Mauern vorhanden. Schon 881 existierte in Zurzach ein Benediktinerkloster, das Karl der
Dicke samt dem
Flecken Zurzach und
Kadelburg seiner
Frau und der Abtei
Reichenau übergab.
Diese, durch verschiedene Kriege und Feuersbrünste tief verschuldet, verkaufte 1265 ihre Besitzungen zu Zurzach an den
Bischof Rudolf II. von Konstanz, welcher 1279 das Kloster in ein Chorherrenstift umwandelte. Der
Brand von 1294 und
der von 1471 schädigten das Stift sehr; manche wichtige Urkunden verschwanden dadurch für immer. Der Probst des Kapitels
wurde anfangs vom
Bischof von Konstanz ernannt, wodurch begreiflich wird, dass die Pröbste Domherren desMünsters
in Konstanz waren.
Vom Jahre 1447 an ernannte der Papst den Probst; 1532 ging dieses Recht auf die Landvögte von
Baden über, endlich an den
Staat Aargau.
Im Jahre 1873 fegte der religiöse Sturm das Kapitel hinweg, das nur noch dem Namen nach existiert. Es bestand aus
einem Probst, einem Dekan, einem Kuster, 7 Chorherren und 3 Kaplänen. Vor 1793 wurde die hohe Gerichtsbarkeit
über dieses Gebiet von den Kantonen ausgeübt, die die
GrafschaftBaden besassen, die niedere Gerichtsbarkeit aber und das
Patronatsrecht vom
Bischof von Konstanz.
Zusee - Zuzwil
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Die doppelte römische Festungsanlage, die sich auf dem Kirchlibuck und der Siedelen erhob, sowie die
römischen Brücken und die römische Zollstätte sind von Dr. J. Heierli studiert und ausgemessen worden, der durch die
schweiz. archäologische Kommission mit dieser Arbeit betraut worden war. Die Reste dieser römischen Grenzfeste befinden
sich in
Himmelreich und in der Nähe des Bahnhofes. Eine Inschrift ist in dieMauer der Kirche eingelassen.
Alemannische Gräber, die Namen der hl. Verena und des hl. Mauritius, Martyrern der thebäischen Legion, weisen auf eine
alemannische Niederlassung hin. Sequanische Münzen. Vergl. von
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Gesamtansicht von Zurzach.
Mülinen, Helvetiasacra,Leu XX. - Henri Mohr. W. Merz, Aarg. Burgen,Seite 611 ff. -