Zugersee
Lief. 276.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 10’ O; 47° 05’ N; 1:75000]
Ж Pfahlbauten nach J. Heierli
ж Pfahlbautenspuren nach J. Heierli
Mce. BOREL & Cie. - NEUCHÂTEL.
ATTINGER, sc.
nach der eidg. Karte 1:25000
ZUGERSEE ¶
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wurden dort im Herbst 1906 von 45 Fischern 95394 Stück gefangen und verkauft.
Um bei einer derartig intensiven Ausbeuten des Fischreichtums des Zugersees eine Abnahme desselben zu verhindern, sind in Zug und in Walchwil je eine Fischbrutanstalt ins Leben gerufen worden, die für künstliche Nachzucht zu sorgen haben. 1905/06 wurden von beiden Anstalten 4887200 Rötel, 38600 Forellen und 3780000 Ballen ausgesetzt.
Verkehr. Da der ganze Zugersee
von Schienensträngen eingerahmt ist, hat der Verkehr zwischen den an seinen Ufern gelegenen
Ortschaften an Bedeutung verloren. Der Schraubendampfer ist deswegen hauptsächlich für den Fremdenverkehr berechnet.
Zwar kann sich der Zugersee
in Bezug auf Schönheit und Grossartigkeit nicht mit seinem stolzen Nachbarn,
dem Vierwaldstättersee messen; aber die Zahl der Touristen, die seine Lieblichkeit geniessen wollen, ist von Jahr zu Jahr
im Wachsen begriffen, wie auch die der Gäste, die während des Sommers oder Winters für kurze Zeit der Ruhe pflegen wollen.
[A. Brutschy.]
Pfahlbauten. Am Zugersee
sind bis jetzt 8 Pfahlbaustationen entdeckt worden. Alle sind in der Steinzeit entstanden; die meisten
gingen noch vor Beginn der Bronzezeit unter nur zwei haben Bronzezeit-Scherben und Kupferbeile geliefert. In den Steinzeitstationen
findet man häufig Nefritoide, jene Halbedelsteine, die von den Pfahlbauern als bestes Material zu Beilen,
Meisseln und dergl. hoch geschätzt wurden.
Von den 8 Stationen des Zugersees ist keine einzige vollkommen erschöpft, keine wissenschaftlich genau untersucht worden. Drei derselben liegen im Gebiet der Stadtgemeinde Zug, zwei im Gebiet von Cham, drei in der Gemeinde Risch. Alle Pfahlbauten liegen gegenwärtig im Trockenen, da der Abfluss des Sees, die Lorze bei Cham, reguliert, d. h. der Seespiegel tiefer gelegt wurde.
1. Der Pfahlbau in der Vorstadt Zug. Als im Jahr 1887 in der Vorstadt Zug ein ganzer Komplex Land in den See versank, sah man im Abrissgebiet deutlich die Reste eines Pfahlbaus, der schon früher bekannt gewesen war. Man konnte die Pfähle und Querhölzer, sowie die sog. Fund- oder Kulturschichte von weitem unterscheiden. Nun gings ans Sammeln von Feuersteingeräten, Steinbeilen, Meisseln, Tonscherben, Knochen, Holz etc.
Der Feuerstein, hie und da auch Bergkristall, fand sich in Form von Kernstücken, Scherben, Sägen, Messern, Pfeil- und Lanzenspitzen. Steine mit Sägeschnitten waren nicht selten, ebenso Beile, die zum Teil fein poliert waren. Auch durchbohrte Stücke kamen vor. Selten war Doppelmeissel, häufig dagegen Klopfer, Mahl und Schleifsteine. Steinplatten mit Einkerbungen auf beiden Seiten werden als Netzsenker betrachtet und gehören dem Ende der Steinzeit, d. h. der Kupferzeit an. Die Nefritoide erschienen als Beile, Meissel, Messer und Pfeilspitzen.
Die Tonscherben waren meist schlecht gebrannt und stammen von grobem Geschirr. Hier und da traf man auch feinere Töpferware. Horn- und Knochengerät war selten, ebenso hölzerne Gegenstände.
Der Schmuck bestand in Gehängen von Stein oder durchlochten Zähnen. Ein steinbeilförmiges Gehänge mit kleinem Aufhängloch muss wohl als Amulett aufgefasst werden; es besteht aus feinem Serpentin. (Eisenocker wurde vielleicht zum Tätowieren oder zur Körperbemalung benutzt).
Die Tierwelt unseres Pfahlbaues war durch Wild- und Jagdtiere repräsentiert. Unter den ersteren war der Edelhirsch am zahlreichsten; ferner fand man Braunbär und Reh. Die Haustierreste rührten her von Torfrind und Torfschwein, von Hund und Ziege. Die Pflanzenwelt war vertreten durch Haselnüsse, Buchnüsse, Apfelkerne und daneben fand sich Holz von Eichen, Tannen, Eiben, Erlen, Birken und Weiden.
2. Der Pfahlbau beim äussern Badeplatz bei Zug. Einige Minuten westlich von dem eben beschriebenen Pfahlbau liegt eine zweite Station. Da entdeckte man über hundert Steinbeile und Feuersteingeräte, unter den letztern besonders viele Spitzen.
3. Der Pfahlbau «an der Lorze» beim Koller. Eine halbe Stunde westlich von Zug, beim Koller, mündet die Lorze in den See. Beim Oeffnen eines Grabens an der Eisenbahnlinie fand man 1863 bei der Flussmündung Pfähle, Querhölzer, Feuersteingeräte, Steinbeile und Mahlsteine. Die Tonscherben wiesen auf Stein- und Bronzezeit. Unter den übrigen Funden sind Tierknochen, Holzstücke, besonders aber ein Kupferbeil zu erwähnen.
4. Der Pfahlbau am Bachgraben bei Cham. Zufällig kamen beim Grabenziehen Reste dieser Station zum Vorschein mit Feuersteinstücken, Steinbeilen, Sämereien, einem Stück Kupferdraht und Scherben, worunter solche mit Schilfabdrücken und mit Schnurverzierung.
5. Der Pfahlbau St. Andreas bei Cham. Diese Station liegt am Ostfuss des Hügels, auf welchem das Schlösschen St. Andreas steht.
Sie ist die einzige im Zugersee
, von der man sagen kann, sie sei nahezu erschöpft. Die Funde waren zahlreich, besonders
auch die Nefritoide.
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