mehr
und die Deltabildung durch die Aufschüttungen der Lorze.
Diese Flussablagerungen waren nicht immer gleich stark. Wenn in der Geröllzufuhr Unterbrechungen eintraten, setzte sich aus dem See Schlamm nieder. So entstanden abwechselnde Schichten von festem Geröll und losem, schlüpfrigem Material. Diese Schichtung hat zu einigen Katastrophen geführt, die zum Teil für die Anwohner sehr verhängnisvoll gewesen sind. In den Jahren 1435 und 1887 kamen die über den Schlammschichten gelegenen Geröllmassen ins Gleiten und stürzten in den See, beide Male jeweils ganze Häusergruppen und eine Anzahl von Menschen mit sich reissend. Ein ähnlicher Abrutsch fand auch anno 1878 zwischen Oberwil und Walchwil statt, wobei jedoch nur eine kurze Strecke der dem See entlang führenden Strasse abstürzte.
Thermik. Der Zugersee gehört nach der Forel'schen Terminologie zu den temperierten Seen. Die sommerliche Erwärmung geht in eine Tiefe von etwa 80 m. Die darunter liegenden Wasserschichten haben eine nahezu konstante Temperatur von etwas mehr als 4°. Unmittelbar über dem Grunde ist die Temperatur zur warmen Jahreszeit etwas höher (bis etwa 4,8°), was dem mit gelösten und suspendierten Mineralien beladenen Wasser der Zuflüsse zuzuschreiben ist, das infolge des etwas höhern spezifischen Gewichts untersinkt und seine Wärme nur langsam an die darüber liegenden Wasserschichten abgibt.
Die winterliche Abkühlung geht der grossen Tiefe wegen selten auf 0° herab, sodass ein Zugefrieren des obern Teils des Sees zu den grössten Seltenheiten gehört (1830, 1871, 1880 und 1891).
Optik. Die Eigenfarbe
des Zugerseewassers entspricht blaugrünen Tönen, zwischen N° 6 und 7 der Forel'schen Farbenskala,
je nach der Menge der im
Wasser schwebenden festen Körperchen. Wenn auch nicht von grossem, so sind doch
die Planktonten von Einfluss auf die
Farbe. Zahlreiches Auftreten von Diatomeen, und nicht zum Mindesten die von im
Wasser
schwebendem Pollen der Nadelhölzer herrührende «Seeblüte» verleiht demselben
mehr gelbliche oder bräunliche Tönungen, ungefähr entsprechend N. 8 der Forel'schen Skala.
Die Durchsichtigkeit schwankt je nach Temperatur und der Menge von im Wasser schwebenden Körperchen. Sie nimmt mit der Entfernung von den grössern Zuflüssen zu, ein Beweis dafür, dass Schlamm etc. das Licht nicht sehr tief eindringen lassen. Die höchsten Durchsichtigkeitswerte können bei niedrigen Temperaturen im Winter (bis 16 m) und die niedrigsten bei den hohen Sommertemperaturen (bis unter 4 m) und bei Seeblüte (bis unter 3,5 m) gemessen werden (mit der Secchi'schen Scheibe gemessen). Die im Winter gemessenen Werte erlauben, den Zugersee in die Reihe der klarsten Schweizerseen zu stellen.
Klima. Das Klima des Zugersees ist als sehr mild bekannt. Besonders ausgezeichnet ist das durch den breiten Rücken des Zugerberges vor Nordwinden geschützte Walchwil. Seine mittlere Jahrestemperatur betrug nach den meteorologischen Beobachtungen im Jahre 1908 8,8° (Weggis 8,5°). Die Ursache für diese Milde des Klimas liegt ausser der schon erwähnten in der Aufspeicherung sommerlicher Wärme und langsamer Wiedergabe in Winter, wie dies bei jedem See zu konstatieren ist, und nicht zum mindesten in dem Föhn, der das Gebiet des Zugersees bestreicht. Asperula taurina, deren Vorkommen an den warmen Hauch dieses Windes gebunden ist, dringt bis zum Kiemen vor.
Infolge seiner Alpennähe ist der Zugersee, namentlich der obere Teil, sehr niederschlagsreich. Leider stehen genaue Ziffern noch nicht zur Verfügung, da die einzige meteorologische Station erst im Frühling 1908 eingerichtet worden ist. Die Regenmenge pro 1908 betrug 1124 mm (Weggis 1201).
Der Gunst des Klimas verdanken die Abhänge des südlichen Beckens die so überaus schmucken Bestände wild wachsender Edelkastanien
bei
Walchwil, am
Kiemen und am Südfusse der
Rigi zwischen
Arth und
Immensee. Beim Anblick der farb
enprächtigen Parkanlagen,
die das
Schloss
Buonas umgeben, könnte man sich beinahe an die Ufer der oberitalienischen
Seen versetzt glauben.
Die vorherrschenden Winde sind der Nordostwind, («Bise») und der Westwind («Wester»). Namentlich die Bise ist gefürchtet, weil sie oft sehr rasch hereinbricht und die Schiffer in grosse Gefahr bringt. Der «Oberwind» ist ein Bergwind, der nach Gewitter bei guter Wetterlage durch das Lowerzerthal hereinweht. Schon erwähnt worden ist der Föhn, der namentlich im Frühling oft mehrere Tage hintereinander ¶
mehr
weht und, trotzdem seine Wucht durch die Rigi etwas abgeschwächt ist, den See in wilden Aufruhr bringt, sodass selbst das Dampfboot Mühe hat zu landen.
Vegetation. Wie in jedem See, kann man drei verschiedene Vegetationszonen unterscheiden, nämlich Uferregion, Tiefenregion und das offene Wasser oder die pelagische Region.
So verschieden die Gestaltung der Ufer der beiden Teile des Zugersees ist, so verschieden ist auch ihre Vegetation. Der Obersee mit seinen steilen, zum Teil felsigen Ufern bietet nur einer schwach entwickelten Uferflora Raum. Die flachen Ufer im N. und N.-O. beherbergen breite, ausgedehnte Vegetationszonen.
Die vorherrschenden Uferpflanzen sind Phragmites communis L. (gemeines Schilfrohr) und Schoenoplectus lacustris (L.), Palla (gemeine Seebinse), welche beide, namentlich im Untersee, Verlandungszonen bilden.
Im Obersee treten beide fast längs der ganzen Uferlinie auf, aber meist nur in kleinen Beständen; nur in etwas wellengeschützten und zugleich flachufrigen Felsbuchten bilden sie allerdings auch nicht sehr grosse Flächen von «Phragmitetum» und «Schoenoplectetum».
Die submersen (untergetauchten) Wasserpflanzen sind vertreten durch Potamogeton lucens L. (spiegelndes Laichkraut), Potamogeton perfoliatus L. (durchwachsenes Laichkraut), Potamogeton pectinatus L. (gekämmtes Laichkraut) und Myriophyllum spicatum L. (ährenblütiges Tausendblatt). Am Strande finden sich Carex elata All (steife Segge), Juncus inflexus L. (blaugrüne Simse) und Juncus alpinus L. (Alpensimse).
An Vegetation etwas reicher ist der Untersee. Zunächst ziehen sich von Böschenrot bis Risch, namentlich aber von Buonas nach Cham und von da nach Zug breite Verlandungszonen von Schilfrohr und Seebinse.
Zu den für den Obersee erwähnten Uferpflanzen kommen noch die folgenden: Castalia alba (L.) Wood, (weisse Seerose), Nymphaea lutea (gelbe Seerose), Potamogeton crispus L. (krauses Laichkraut), Najas marina L. (Meernixkraut), Ranunculus divaricatus L. (Wasserhahnenfuss), Spirodela polyrrhiza (L.) Schleiden (Wasserlinse), Geratophyllum demersum, L. (untergetauchtes Hornblatt) und Utricularia vulgaris L. (gemeiner Wasserschlauch). Ausser den schon genannten Strandpflanzen sind zu finden Cladium mariscus (L.) R. Br. (Binsen-Schneide), Sparganium erectum L. (Igelkolben), Juncus articulatus L. (gliederblättrige Simse), Juncus effusus L. (flattrige Simse), Juncus conglomeratus L. (knäuelige Simse), Scirpus silvaticus L. (Waldbinse), Glyceria plicata Fries (Süssgras) und Iris pseudacorus L. (Schwertlilie).
Als einzige Pflanze der Tiefenzone ist zu nennen Chara ceratophylla Wallr. (hornblättrige Armleuchteralge).
Die Region des offenen Wassers ist belebt vom Plankton, das sich aus dem Phyto- und Zoo-Plankton (pflanzlichem und tierischem Plankton) zusammensetzt.
Die verschiedenen Algenfamilien sind wie folgt vertreten: Schizophyceae 9 Species oder Arten, Flagellatae 6, Peridineae 4, Diatomaceae 20, Conjugatae 3, Chlorophyceae 8, also im ganzen 50 Arten.
Das Zooplankton setzt sich zusammen aus Vertretern der Protozoa, Rotatoria, Copepoda und Cladocera.
Das Plankton des Zugersees ist charakterisiert durch den grossen Formenreichtum der Diatomaceen (Kieselalgen). Namentlich hervorzuheben ist die Gattung Cyclotella mit 4 verschiedenen Arten und Varietäten, wovon eine dem Zugersee speziell eigen zu sein scheint, ferner Fragilaria crotonsis Kitt. und Asterionella gracillima (Hantzsch) Heib. Auffallend sind die 3 verschiedenen Formen der zierlichen Becher-Alge Dinobryon und die Schwalbenschwanzalge Ceratium hirundinella O. F. Müller. Die Schizophyceen (Spaltalgen), deren wichtigste Oscillatoria rubescens D. C., die aus dem Murtnersee bekannte Burgunderblutalge ist, nehmen nur schwachen Anteil an der Bildung des Planktons; nur wenig stärker vertreten sind die Chlorophyceen (Grünalgen). Die wichtigsten Zooplankton-Organismen sind Acanthocystis turfacea Carter, Anuraea cochlearis Gosse., Asplanchna priodonta Ehbg., Notholca longispina Kellicot, Polyathra platyptera Ehbg., Cyclops strenuus Fischer, Diaptomus gracilis G. O. Sars. und Daphnia hyalina Sars.
Fauna. Die Uferfauna des Zugersees ist im wesentlichen nicht verschieden von der der übrigen Schweizerseen. An Säugern ist zu erwähnen der im Aussterben begriffene Fischotter. Eine zahlreiche Vogelwelt belebt die Schilfbestände, die namentlich den Singvögeln (Wasseramsel, Bachstelze, Rohrsänger, Sumpflerche) willkommene sichere Brutstätten liefern. Zahlreich sind die Wildenten und der «Taucher». Zu erwähnen sind ferner der Fischreiher, der sich aber nur noch ganz vereinzelt zeigt. Wie überall, stellt sich auch hier regelmässig die Lachmöve als Wintergast ein. Die Mollusken sind vertreten durch Muscheln und lungenatmende Schnecken.
Von grosser Wichtigkeit für die wirtschaftliche Bedeutung des Zugersees ist der bekannte Fischreichtum. Es sind nicht weniger als 22 verschiedene Formen vertreten, die sich auf die verschiedenen Familien folgendermassen verteilen: Murænidæ ( 1): Aal. Esocini (1): Hecht. Salmonideae (5) Seesaibling, berühmt als «Zugerrötel», Seeforelle, amerikanische Regenbogenforelle (eingesetzt),
Albeli und Ballen oder Balchen, Acanthopsidae (1) Bartgrundel. Cyprinidae: (11) Wingerli, Ellritze, Hasel, Alet, Rottele, Laugeli, Bambeli, Blicke («Fliengge»),
Brachsmen, Grundeli, Schleie, Karpfen. Gadini (1) Trüsche. Scleroparei (1): Groppe. Percoidei (1): Barsch («Egli»). Auch die Rundmäuler sind durch das Bachneunauge vertreten.
Fischerei. Der Fischreichtum des Zugersees macht ihn zu einer ertragsreichen Erwerbsquelle für seine Anwohner. Der Fischfang wird betrieben mit den verschiedenartigsten Gerätschaften. Als solche sind zu nennen: Angelrute, Schleppangel oder «Schleike», Grundschnur, Senkangel oder «Hegenen» (f. d. Rötelfang),
der «Hund», und an Netzen, das Treibnetz, das «Rötelnetz» und die Reuse. Die Benutzung aller dieser Geräte mit Ausnahme der Angelrute ist an eine Abgabe gebunden.
Die bedeutendsten Nutzfische des Zugersees sind der Rötel (Salmo salvelinus), die Seeforelle (Salmo variabilis var. fario), der Ballen (Coregonus Schinzi helveticus), das Egli (Perca fluviatilis) und der Hecht (Esox lucius).
Der Rötel wird im Spätherbst während seiner Laichzeit gefangen. Wenn auch der Ertrag nicht immer gleich ausgiebig ist, so spielt er doch eine wesentliche Rolle im Wirtschaftsleben der Gemeinde Walchwil, wo sich die besten Fangplätze befinden. Laut amtlicher Feststellung ¶