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Beiträge z. geolog. Karte der Schweiz, Neue Folge, Lief. 4, 1894 (mit Karte des Plateau von Menzingen 1:25000). - Aeppli. Aus der Geologie des Kt. Zug, Vortrag (Zuger Neujahrsblatt 1904).
[Dr. Ernst Blumer.]
6. Klimatologische Daten.
Die jährlichen Niederschlagssummen (reduziert auf die Periode 1864/1903) der Zugerischen Regenmessstationen sind:
mm | |
---|---|
Cham | 1140 |
Zug | 1226 |
Walchwil | 1275 |
Unter Aegeri | 1569 |
In diesen Zahlen tritt das rasche Anwachsen der Regenmengen vom Mittellande gegen das Voralpengebiet zu Tage. - Beobachtungen der übrigen meteorologischen Elemente besitzen wir von einer Reihe von Jahren nur von Zug; sie zeigen keine wesentlichen Differenzen gegenüber den Verhältnissen des Mittellandes im Allgemeinen; so ergaben sich zum Beispiel folgende Monatswerte der Temperatur:
Zug 1864-1900. | |
---|---|
Januar | -1°4 |
Februar | 0°8 |
März | 3°8 |
April | 8°6 |
Mai | 12°7 |
Juni | 16°4 |
Juli | 18°4 |
August | 17°5 |
September | 14°5 |
Oktober | 8°6 |
November | 4°0 |
Dezember | -0°3 |
Jahr: | 8°6 |
Milder als Zug muss seiner Vegetation nach der südliche Teil des rechten Seeufers sein. Wir finden hier am Uferstrich von Walchwil ganz ähnliche Verhältnisse wie an den Gestaden von Vitznau und Gersau am Vierwaldstättersee; das hohe gegen SW. exponierte Bergufer bedingt Schutz vor rauhen nordöstlichen Winden und lässt den mildernden Einfluss des Sees erst recht zur Geltung kommen. Das Fehlen von Beobachtungen gestattet leider den zahlenmässigen Nachweis dafür nicht.
[Dr. R. Billwiller.]
7. Flora.
Wie weiter oben gesagt wurde, gehört der Kanton in seiner Gesamtheit der Hochebene an. Nur das sö. Gebiet mit der Nagelflugkette Rossberg-Hohe Rone (1583-1209 m) erhebt sich in die Voralpenzone. Im N. dieser Kette steigt das breite Plateau des Geissbodens und des Zugerberges bis auf 1000 m; dagegen ist der nw. Teil, von Zug bis zur Reuss, eine reine Kulturebene. Das gegen S. offene Thal des Zugersees ist dem Föhn ausgesetzt, der in der Richtung Schwyz-Cham weht und da die Ansiedelung südlicher Spezies begünstigt, während der höher liegende, an Torfsümpfen reiche Zugerberg stellenweise eine arktische Flora zeigt.
Diese verschiedenen Umstände geben der Flora eine gewisse Mannigfaltigkeit; sie umfasst nach Rhiner 970 Spezies, also nahezu gleichviel wie die des Thurgaus, dessen Oberfläche mehr als dreimal so gross ist: Zug 239 km2, Thurgau, ohne die Seen, 856 km2. Im Föhngebiet, am Fusse des Walchwiler- und Zugerberges, wo der Kastanienbaum wächst, trifft man Viola odorata und alba, Geranium pusillum und molle, Sedum purpurascens und hispanicum, Sarothamnus vulgaris, Evonymus latifolius, Linaria cymbalaria, Rosa dumetorum, tomentosa und abietina, Solanum nigrum, Iris germanica, die Schwarzwurzel, Carex humilis und alba, Andropogon, Lasiagrostis, Bromus sterilis, Hordeum murinum.
Auf Aeckern und Feldern sieht man die gewohnte Flora; von den interessantern Spezies erwähnen wir Iberis amara, Ornithogalum umbellatum, einige Anthemis, Vicia tetrasperma, Teucrium Botrys, Muscari racemosum und botryoides, das blaue Borstengras und den Wiesenfuchsschwanz. In Wäldern findet man das Leberblümchen, die gefingerte Zahnwurz, zahlreiche Brombeeren, das Springkraut, das Hexenkraut, die Haselwurz, Kopforchen, Türkenbund, Frauenschuh, männlichen und weiblichen Farn, Aspidium spinulosum, Milium effusum, Festuca sylvatica und die gewöhnlichen Seggen. Am Rande der Gewässer wachsen zahlreiche Weiden, worunter seltene Hybriden; Salix rubra, Pontederana, Seringeana, subalpina.
Die Sümpfe der Ebene beherbergen eine ziemlich reiche Flora: zahlreiche Laichkräuter, weisse und gelbe Seerosen, Ranunculus Lingua, Myriophyllum, Ceratophyllum;
so ziemlich überall findet man Silaus, Selinum, Peucedanum palustre, Scrophularia Neesii, Iris sibirica, Carex pseudo-Cyperus, Binsen, Cypergräser, Oryza clandestina.
Andere Arten sind weniger verbreitet, wie: Helosciadium repens, Scirpus carinatus und trigonus in Maschwanden, Oenanthe Phellandrium und Acorus bei Zug, Naias major, Cham, Cyperus longus, St. Adrian. Der Zugerberg bietet in seinen Wiesen zahlreiche Arten, darunter mehrere subalpine: Potentilla aurea und palestris, Chaerophyllum aureum, Carduus defloratus, Carlina acaulis, Willemetia hieracioides, Orchis odoratissima, Platanthera chlorantha und die Ophrys. Aber vor allem sind die Sümpfe interessant. Die Walchwiler Allmend erzeugt Comarum palustre, Stellaria uliginosa, die Moosbeere, das Poleiblatt, Swertia, Scheuchzeria, die behaarte Birke, die Sumpfkiefer, Salix aurita und repens, Utricularia vulgaris, Spiranthes aestivalis, Malaxis Loeselii, Rhynchospora alba, zahlreiche Seggen, Lycopodium inundatum. Der ¶
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Geissboden endlich beherbergt, ausser den meisten vorgenannten Arten, noch Viola canina, drei Drosera, Polygala depressa, Peplis Portula, Sedum villosum, Saxifraga Hirculus, Orchis incarnata und Traunsteineri, Corallorrhiza innata, Juncus supinus, alpinus und das seltene stygius, ein Dutzend interessante Carex: C. chordorrhiza, caespitosa, paradoxa, Heleonastes, irrigua, pilulifera etc., Eriophorum gracile und alpinum, Calamagrostis lanceolata. Auf der Rossbergkette ist, trotz ihrer Höhe, die Flora ärmlich.
Eine Menge Spezies, die man sonst auch auf geringern Höhen der Voralpen antrifft, fehlen hier gänzlich. Diese Armut zeigt sich besonders auf der Schwyzer Seite. Der N.-Abhang, hauptsächlich am Wildspitz und im Hürithal, zeigt noch eine mannigfaltigere Vegetation. In den Rasenplätzen wachsen: Ranunculus montanus, Trifolium badium, Alchemilla alpina, Meum Mutellina, Chaerophyllum Villarsii, Erigeron alpinus, Crepis alpestris, Hieracium aurantiacum, Gentiana punctata, acaulis, campestris, Campanula barbota, Bartsia, Euphrasia minima und salisburgensis, Veronica aphylla, Soldanella Orchis globularia, Agrostis rupestris, Poa alpina, Festuca alpina, Botrychium Lunaria, an felsigen Stellen: Ranunculus alpestris, Arabis alpina, Draba aizoides, Dryas octopetala, Saxifraga mutata, aizoides und stellaris, Hieracium villosum, Erinus, Globularia cordifolia, Salix reticulata und retusa, Pinguicula alpina, Carex tenuis etc. Die kühlern oder bewaldeten Orte, die Schluchten z. B. weisen unter andern auf; Sagina Linnaei, Epilobium trigonum, Circaea alpina, Saxifraga cuneifolia, Lonicera nigra und coerulea, Mulgedium alpinum, Viola biflora, Moehringia muscosa, die Adenostyles und Petasites, das norwegische Ruhrkraut, das fleischfarbige Heidekraut, Listera cordata, Tozzia, Pirola uniflora, beide Alpenrosen, die Cystopteris und Polypodium, Scolopendrum, Aspidium lobatum und Lonchitis, Blechnum Spicant. Ueber den Ursprung der arktischen Sumpfflora siehe den Art. Mittelland, Flora (Bd. III. S. 378 des Lexikons.).
[H. Jaccard.]
8. Fauna.
Zufolge seiner zentralen Lage und seiner topographischen Verhältnisse umfasst der Kanton Zug mit seinen reichlichen Sumpf- und Seegebieten, seinen ausgedehnten Wiesen und Aeckern, sowie seinen bis zu 1582 m ansteigenden Voralpen (Rossberg) nicht nur die meisten Arten des schweizerischen Mittellandes, sondern auch diejenigen der montanen und subalpinen Region. Es fehlen ihm daher nur wenige wirklich alpine Formen, wie Gemse, Murmeltier, Steinadler, Schneehuhn, Steinhuhn und einige andere.
Eine Zusammenstellung der verschiedenen Ordnungen und Arten gibt uns ein anschauliches Bild von der Reichhaltigkeit der Fauna auf dem relativ kleinen Gebiete. Sie ergibt ungefähr folgende Vertretung: Säugetiere: Fledermäuse mindestens 8 Arten;
Raubtiere 8 Arten;
Insektenfresser 5 Arten;
Nagetiere 14 Arten;
Zweihufer 1 Art;
zus. 36 Arten. Vögel: Tagraubvögel mindestens 14 Arten;
Nachtraubvögel 7 Arten;
Klettervögel 10 Arten;
Nachtschwalben und Segler 2 Arten;
Singvögel 91 Arten;
Tauben 3 Arten;
Hühner 6 Arten;
Sumpfvögel 35 Arten;
Schwimmvögel 34 Arten;
zus. 202 Arten. Dabei sind Formen, deren Vorkommen im Kanton Zug nicht ganz sicher ist, weggelassen.
Sämtliche Arten aufzuzählen würde zu weit führen; wir beschränken uns daher auf die Nennung einer Anzahl nicht allgemein bekannter oder sporadisch auftretender Formen. Fledermäuse: Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros Bechst.) in den Tropfsteingrotten bei Baar, zeitweise in grösserer Zahl;
zweifarbige Fledermaus (Vesperugo discolor Natt.) selten.
Insektenfresser: Weisszahnige Spitzmaus (Leucodon aroneus Schreb.). Nagetiere: Alpenhase (Lepus variabilis Pall.). Tagraubvögel: Schwarzbrauner Milan (Milvus korschun Gml.);
Flussadler (Pandion haliaëtus L.).
Eulen: Sumpfohreule (Asio accipitrinus Pall); Zwergohreule (Strix scops) selten. Nachtschwalben: Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus L.). Singvögel: Seidenschwanz (Bombycilla garrula L.) als Ausnahmeerscheinung;
Blaukehlchen (Erithacus suecica L.) als Zugvogel im Frühling und Herbst;
Schwarzkehliger Wiesenschmätzer (Pratincola rubicola L.);
Zaunammer (Emberiza cirlus L.);
Zippammer (Emb. cia L.);
Gartenammer (Emb. hortulana L.);
letztere drei sind unregelmässige Erscheinungen im Faunengebiet.
Hühner: Birkhuhn (Tetrao tetrix L.), Auerhahn (Tetrao urogallus L.), beide am Rossberg;
als Ausnahmeerscheinung sei noch erwähnt der Bastard der zwei letztgenannten Formen: das Rackelhuhn (Tetrao hybridus L.) am Rossberg.
Sumpfvögel: Zwergtrappe (Otis tetrax L.). Schwimmvögel: Kolbenente (Fuligula rufina Pall.), früher häufiger, jetzt sehr selten;
Sammetente (Oidemia fusca L.) selten;
Trauerente (Oidemia nigra L.) selten;
Eisente (Harelda hyemalis L.) vereinzelt;
Kormoran (Phalocrocorax carbo L.) selten;
mittlere Raubmöve (Sterocarius pomarius Temm.);
Schmarotzer-Raubmöve (Steroc. parasitica L.), letztere beide als Irrgäste;
dreizehige Möve (Rissa tridactyla L.) selten.
Schwarze Seeschwalbe (Hydrochelidon nigra L.) auf dem Herbstzuge.
[Nægeli und Heuscher.]
9. Ackerbau und Alpwirtschaft.
Der Kanton Zug, dessen Gesamtoberfläche nach Abzug der beiden Seen von Zug und Aegeri 20720 ha beträgt, ist sehr gut angebaut; man trifft nicht mehr als 680 ha unproduktiven Bodens, also 3,25%. Der grösste Teil des produktiven Bodens besteht aus Feldern und noch mehr aus Weideland; die Wälder bedecken etwa einen Viertel des Gebietes, wie folgende Tabelle zeigt:
Gemeinden | Gesamtareal [Exklusive Zuger- und Aegerisee.] ha | Land u. alpwirtsch. benutzter Boden ha | Wald ha | Unproduktives Land ha |
---|---|---|---|---|
Zug | 2183 | 1400 | 672 | 111 |
Oberägeri | 2995 | 1870 | 1075 | 50 |
Unterägeri | 2559 | 1370 | 1130 | 59 |
Menzingen | 2742 | 2180 | 485 | 77 |
Baar | 2520 | 1860 | 560 | 100 |
Cham | 1775 | 1500 | 218 | 57 |
Hünenberg | 1822 | 1450 | 304 | 68 |
Steinhausen | 504 | 400 | 75 | 29 |
Risch | 1494 | 1260 | 175 | 59 |
Walchwil | 1352 | 890 | 422 | 40 |
Neuheim | 774 | 650 | 94 | 30 |
Kanton Zug: | 20720 | 14830 | 5210 | 680 |
Im Kt. Zug ist in Bezug auf Alpwirtschaft zu bemerken, dass wir es hier grösstenteils mit Jungviehsömmerungen zu tun haben. Auf den Zuger Alpen und Weiden finden etwa 1190 Stück sommersüber kräftige Nahrung, frische Luft und Bewegung. Die Stallungen sind vielfach mustergültig. Dass der Wert der Alpung für die rationelle Aufzucht mehr und mehr geschätzt wird, mag man ¶