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Aegerisees, kulminiert in den Gipfeln Gnippen (1563 m), Wildspitz (1583 m) und Kaiserstock (1428 m) und bezeichnet zugleich die Grenze gegen Schwyz. Der nördliche, längere und noch flachere Höhenzug zieht vom vielbesuchten Zugerberg nach dem Hohe Rone und gipfelt in den Punkten Hochwacht (992 m), Brusthöhe (1183 m), Belvedere (1213 m), am Gottschalkenberg, Hohe Rone (1236 m) mit Dreiländerstein (1191 m) und Wildspitz (1209 m). Ein breiter Querrücken verbindet dann noch Zugerberg mit Rossberg; er trennt das Aegerisee- vom Zugerseethal. Ein zweiter flacher Querrücken zieht vom Hohe Rone nach dem Morgarten (1245 m) und bildet die Wasserscheide zwischen Aegerisee und dem Thal der Biber.
4. Hydrographie.
Sozusagen der ganze Kanton gehört dem Flussgebiet der Lorze und damit dem der Reuss an. Die Lorze, dieser einzige Fluss des Zugerlandes, gehört aber dafür dem Kanton auch ganz an, von der Quelle bis zur Einmündung in die Reuss. Sie ist der Abfluss des lieblichen, forellenreichen, 83 m tiefen Aegerisees. Dieser empfangt sein Wasser hauptsächlich vom bewaldeten Nordabhang des Rossberges (Hüribach); vom Gottschalkenberg kommt der Schluenbach. Vom Aegerisee fliesst die Lorze zuerst durch die zum Teil enge Lorzeschlucht nach Norden; ihre Kraft wird hier von verschiedenen Elektrizitätswerken ausgebeutet.
Bei Baar tritt sie dann hinaus in die Ebene des Baarerbodens und erreicht den Zugersee zwischen Zug und Cham. Bei Cham, 1,5 km von ihrer Einmündung, verlässt sie den See wieder, um nach 9 km langem Laufe nördlich Maschwanden die Reuss zu erreichen, nachdem sie mehrere industrielle Etablissements getrieben und eine Insel gebildet hat, auf der sich das Kloster Frauenthal erhebt. Die Reuss selbst bildet ein Stück weit die Westgrenze des Kantons, Sihl und Biber bilden Teile der Ostgrenze; das Kantonsgebiet selbst betreten sie nicht. Im Gebiet der Sihl und der Lorze hat die Stadt Zürich zahlreiche Quellen zu ihrer Wasserversorgung gekauft.
Von den beiden Seen des Kantons Zug gehört der 7,2 km2 messende 83 m tiefe Aegerisee dem Kanton ganz an. Der viel grössere Zugersee liegt zu mehr als der Hälfte auf Zugergebiet. Er gehört zu den grossen queren Thalseen am Nordrande der Alpen; sein Spiegel (416,6) ist mehr als 300 m tiefer als der des Aegerisees (728 m), seine Tiefe mehr als doppelt so gross, nämlich 198 m (vergl. Artikel Zugersee und Aegerisee).
[Dr. E. Blumer.]
5. Geologie.
Der Kanton liegt ganz im schweizerischen Molasseland. Sein Felsuntergrund besteht daher aus den miozänen und oligozänen Schichten, die im allgemeinen die schweizerische Molasse zusammensetzen, aus Nagelfluh, Sandstein und Mergeln, untergeordnet dünnen Süsswasserkalkbänken. Zu diesen Molassegesteinen gesellen sich die jüngeren diluvialen Ablagerungen, die in Form von erratischen Blöcken, Moränen, Schottern zur Eiszeit entstanden sind. Die Molasse ist besonders gut entblösst an den Ufern des Zugersees, am Hohe Rone, am Rigi und Rossberg; das Diluvium ist namentlich stark entwickelt auf der Hochfläche von Menzingen, im Gebiet westlich Aegeri und zwischen Baar und Knonau und verhüllt in diesen Gegenden fast vollständig den anstehenden Molasseuntergrund. Die Molasse liegt im nördlichen Teil des Kantons noch ungestört horizontal; im Süden ist sie gefaltet. Die Grenze zwischen horizontaler und gefalteter Molasse verläuft ungefähr über Rothkreuz, Zug, Baar und Sihlbrugg.
Die horizontale Molasse gehört zur sog. obern Süsswassermolasse (Oehningerstufe, Sarmatien). Sie zeigt den gewohnten Wechsel von fossilarmen Sandsteinen und Mergeln und ist am besten aufgeschlossen in der Gegend von Hunenberg und Cham, sowie nordöstlich von Baar bis an die Kantonsgrenze. Der Mergel ist meist von gelber Farbe, der Sandstein grau bis gelblich, feinkörnig, von sehr verschiedener Festigkeit, manchmal leicht in Sand zerfallend, manchmal so kompakt, dass er als Baustein gebrochen werden kann.
Brüche finden sich oder fanden sich früher bei Hünenberg, Derschbach, Langrüti, Friesencham, zwischen Bohfeld und Guttern. Bei Friesencham sind im Sandstein Süsswasserschnecken gefunden worden. Als ganz vereinzelte Einlagerung ist bei Walterswil und nahezu in demselben Niveau an der Baarburg eine etwa 4-5 m mächtige Bank bunter Nagelfluh aufgeschlossen. Nicht viel häufiger sind dünne Süsswasserkalkbänke; es sind deren drei von je 30 cm Mächtigkeit übereinander an der Baarburg entblösst; die oberste ist reich an Fossilien (Helix, Clausilia, Planorben, Krebsscheren).
In der Zone der gefalteten Molasse finden sich in dieser Gegend zwei WSW-ONO streichende offene Antiklinalen. Nördlich Zug und südlich Cham fangen die Schichten der oberen Molasse an, langsam nach Süden anzusteigen; prachtvoll nimmt man die dadurch entstehende Isoklinallandschaft wahr auf der Bahnfahrt von Cham gegen Buonas.
Aber rasch stellen sich dann die Bänke steiler und unter der oberen Süsswassermolasse treten ältere, marine Schichten zutage, die nun die ganze Südhälfte des Kantons aufbauen (Helvetien, Burdigalien, Aquitanien). Sie beginnen bei Buonas mit einem etwa 10 m mächtigen, schon 70° N-fallenden Nagelfluhstreifen, der die Fortsetzung der petrefaktenreichen Zone am Rotsee bei Luzern darstellt. Darunter folgt das mehrere hundert Meter mächtige, mit 70°-85° nach N. fallende Schichtpaket der plattenförmigen Molasse, die von Luzern über Dierikon, Root, Meierskappel bis zum Schloss Buonas reicht und so heisst, weil sehr plattige, wohlgeschichtete blaugraue Sandsteine von grösster Festigkeit und feinem Korn sie zusammensetzen. Diese werden namentlich auf Luzernergebiet in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut; ihre Festigkeit ist die Ursache der vorspringenden Landzunge ¶
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von Buonas. Oestlich des Zugersees ist die Zone unter Diluvium ganz verdeckt, abgesehen von kleinen Entblössungen am Zugerberg oberhalb Zug und bei Finstersee an der Sihl. Wie bei Luzern enthält sie auch im Kt. Zug individuenreiche, aber artenarme Muschelsandsteinbänke und Mergellagen; besonders häufig ist die Muschel Tapes heveticus. Südlich schliesst sich an die plattenförmige Molasse der Kern der nördlichen Antiklinale an; er zieht von Oberbuonas südlich von Meierskappel nach Oberwil, um dann unter den glazialen Ablagerungen des Plateau von Menzingen zu verschwinden, und er besteht hauptsächlich aus bunten, steilgestellten Mergeln.
Die Muldenzone zwischen dieser nördlichen und der südlichen Antiklinale mit bald mehr, bald weniger deutlicher synklinaler Schichtenstellung zieht über Immensee, Walchwil, Hohe Rone. Ihre Schichten müssen dem Alter nach der Zone der plattenförmigen Molasse entsprechen; nur enthalten sie hier, entsprechend der grössern Annäherung an die Alpen, schon zahlreiche Geröllbänke bunter Nagelfluh; diese wechsellagern oft mit sog. granitischer Molasse, auch Zugersandstein oder Bollingersandstein geheissen.
Dieser mittelkörnige, graue, für Hochbauten sehr geeignete, leicht bearbeitbare Sandstein, ausgezeichnet durch rote Feldspatkörner, wird in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut bei Aegeri, ferner von Walchwil bis Zug und am Kiemen. Am Hohe Rone liegt innerhalb der bunten Nagelfluh ein 15-21 cm mächtiges Kohlenlager, das von 1835-1861 an verschiedenen Stellen (Sparen, Greit, Wurf, Steinerfluh) mit geringem bis negativem Resultat ausgebeutet worden ist. Viel berühmter als durch seine Kohlen ist es durch die gewaltige Menge fossiler Blätter geworden, die es in den die Kohle begleitenden Mergeln geliefert hat.
Auch Landschnecken und Wirbeltierreste sind gefunden worden, darunter 2 Rhinozerosarten, 1 Hirschart, 1 Biber. Die südliche Antiklinale verläuft von Rikenbach am Zugersee über St. Adrian und das S.-Ende des Aegerisees nach Samstagern und Katzenstrick bei Einsiedeln. Ihr Kern zeigt die gleichen Schichten entblösst wie die nördliche Antiklinalzone, bunte Mergel und graue Sandsteine, die mit 40° bis 60° nach Süden fallen. Bei Katzenstrick fand Kaufmann darin marine Petrefakten, Cardien. An sie schliesst sich dann als Südschenkel die mächtige südfallende Nagelfluhserie von Rigi und Rossberg an, die nur noch zum kleinen Teil auf Zugergebiet liegt. In dieser alpennächsten Zone sind die Nagelfluhbänke weitaus vorherrschend, die Gerölle am grössten, Petrefakten fehlend.
Die diluvialen Ablagerungen erreichen ihre bedeutendste Entwicklung auf dem Plateau von Menzingen zwischen Sihl und Lorze. Hier liegt auf fast wasserundurchlässigem Molasseuntergrund eine 150-200 m mächtige Folge von verschiedenen fluvioglazialen Schottern, sowie von Grundmoränen und zu oberst eine herrliche Scharung von Moränenwällen. Das ganze ist ein 20-30 km2 grosses ausgezeichnetes Wassersammel- und Wasserfiltriergebiet, eines der schönsten und besten der Schweiz.
Ueber der undurchlässigen Molasseunterlage treten in den Einschnitten der Sihl und Lorze daraus herrliche Quellen zutage. Allein die in der «Höll» an der Lorze für die Stadt Zürich gefassten Quellen liefern einen Ertrag von 9-12000 Minutenlitern. Wegen der gründlichen Filtration ist die Temperatur der Quellen fast konstant, nämlich 10,3°. Die Filtrationszeit beträgt ½ Jahr. Wo solche Quellen frei über den Molasseabhang in die Sihl oder Lorze hinunterrieseln, scheiden sie Kalktuff aus.
Auf diese Weise entstanden früher die mächtigen Tufflager in der Höll, die für die Ausmauerung des Albistunnels grösstenteils ausgebeutet wurden. Die bekannte «Tropfsteinhöhle bei Baar» stellt eine bei der Ablagerung dieses Kalktuffes gebliebene Lücke dar. Die fluvioglazialen Schotter des Kt. Zug sind von verschiedenem Alter. Altbekannt ist das Deckenschotter-Vorkommnis, das den Hügel der Baarburg krönt und ihm ein festungsähnliches Aussehen verleiht; der Deckenschotter ist fest verkittet, eine richtige Nagelfluh, unterscheidet sich aber von den Molassekonglomeraten sofort durch eine Menge kleiner Lücken und durch hohle Geschiebe (ausgelaugte Dolomitgerölle), weshalb er von jeher als «löcherige Nagelfluh» bezeichnet worden ist. Weitere Deckenschotter-Vorkommnisse sind Josephsgütsch, Risi, Lorzetobel.
Noch sei erwähnt die Moräne, die oberhalb Unteraegeri die Lorze zum See gestaut hat. Der flache Boden von Baar ist Delta der Lorze, also alter Seeboden. Torfmoore finden sich in grosser Zahl zwischen den Wällen und Hügeln der Moränenlandschaft von Menzingen, dann auf dem Zugerberg und um Aegeri. Das Zugerseethal ist ein altes Reussthal; jetzt fehlt dem Thale der starke Fluss, der es geschaffen hat. Der Zugersee selbst ist nach der einen Anschauung wie die andern alpinen Randseen durch Einsinken des ganzen Alpenkörpers entstanden. Nach einer zweiten Ansicht haben die diluvialen Gletscher den See ausgetieft. Sihl und Lorze haben durch die Ablagerungen der Eiszeiten manche Veränderung in ihrem Laufe erfahren; einmal floss wahrscheinlich die Sihl von Sihlbrugg nach dem Zugersee.
Litteratur. Bl. VIII und IX des Dufour-Atlas 1:100000, geologisch aufgenommen. F. J. Kaufmann. Untersuchungen über die mittel- und ostschweizerische subalpine Molasse. (Neue Denkschriften der schweiz. naturf. Ges. Bd. 17. 1860.). - Kaufmann. Rigi und Molassegebiet der Mittelschweiz. (Beiträge z. geol. Karte d. Schweiz, Lief. 11, 1872.). - A. Aeppli. Erosionsterrassen und Glazialschotter, ¶