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im Grundschlamm; allgemein verbreitet und häufig ist der Aal (Anguilla vulgaris, es werden jedes Jahr einige Tausend junger Aale künstlich eingesetzt). Im ganzen See, sowohl in der Ufernähe als im offenen Wasser haust als grösster Räuber der Hecht. Bei der reichlich vorhandenen Nahrung wächst er rasch und erreicht ein bedeutendes Gewicht. Stücke von 30-35 Pfund sind durchaus keine Seltenheit, es werden aber auch solche von über 40 Pfund gefangen. Die Familie der Salmoniden ist vertreten durch Forelle (Salmo variabilis), Rötel (Salmo salvelinus), Aesche (Thymallus vulgaris) und Felchen (Coregonus).
Die Bachforelle (S. variabilis-fario) ist nicht eigentlich Seebewohner, doch trifft man sie gelegentlich, namentlich nach Hochwassern vor Bachmündungen. Ueberall verbreitet, doch in der oberen Seehälfte häufiger als gegen Zürich hin ist die Seeforelle (S. variabilis-lacustris). Sie wird wie in den andern grössern Schweizerseen in der Regel als «Schwebforelle» gefangen (auch Silberforelle genannt). So heisst sie, weil sie sich gewöhnlich im offenen Wasser des Sees aufhält und in den Schwebnetzen gefangen wird (nebenbei auch an der Schlepp- und Schwebangel).
Sie stellt ein noch nicht geschlechtsreifes Stadium der S. variabilis-lacustris dar und ist deshalb vielfach als «steril» bezeichnet worden. Diese Bezeichnung ist aber nach meiner Ansicht durchaus unrichtig. Sehr selten kommt es vor, dass ein der Laichreife nahes Exemplar im See selbst gefangen wird; solche zeichnen sich dann aus durch grosse verschwommene rote Flecken, ähnlich wie sie der laichreife Lachs aufweist. Dass die Seeforelle sich im Zürichsee selbst fortpflanze, ist bis jetzt nicht nachgewiesen sicher aber ist, dass grosse Exemplare in den Linthkanal hinaufwandern, um dort ihrem Fortpflanzungsgeschäfte obzuliegen.
Ein Teil derselben wird dann (Oktober-November-Dezember) unter amtlicher Kontrolle zu Fischzuchtzwecken gefangen. So lieferten z. B. zwei im Oktober 1903 gefangene Weibchen von je 20 Pfund Gewicht zusammen 30000 Eier, aus denen 27000 Fischchen aufgezogen und in See und Zuflüsse ausgesetzt wurden. Die grössten, in den letzten 10 Jahren im Linthkanal gefangenen laichreifen Seeforellen hatten ein Gewicht von 25 Pfund. Das kleinste, als «Schwebforelle» im Zürichsee gefangene Exemplar, das dem Verfasser dieses Artikels zu Gesicht gekommen ist, wog zirka ½ Pfund und war eben im Begriff, die roten Tupfen des Jugendkleides zu verlieren und eine «Silberforelle» (ohne rote Tupfen) darzustellen. - Der «Rötel», der Seesaibling (Salmo salvelinus) ist nur in den tiefern Teilen des Zürichsees verbreitet, von Stäfa an aufwärts wird er nicht gefangen.
Die Aesche (Thymallus vulgaris) ist nur sporadisch vorhanden. Praktisch wichtige Bewohner des Zürichsees sind die verschiedenen Felchensorten. Die grösseren, welche ein Gewicht von 0,5-2 kg erreichen, werden von den Fischern am Zürichsee durchweg «Blaulig» genannt, die kleineren Formen, bis ¼, höchstens 3/8 kg erreichend, als «Albeli» bezeichnet. Die Zugehörigkeit derselben zu den Unterarten des zoologischen Systems ist noch nicht mit der wünschenswerten Zuverlässigkeit festgestellt.
Fatio führt in seiner Faune des vertébrés de la Suisse (Poissons, Vol. IV et V) für den Zürichsee an: Coregonus dolosus Fatio, «Blaulig», von Ende November bis Mitte Dezember am Grunde laichend;
«Albeli» zum Teil jüngere und kleinere Exemplare des vorigen, deren Laichzeit Mitte November beginnt;
«Häglig» (Coregonus heglingus Fatio), früher in grossen Mengen vorhanden, jetzt sehr selten geworden, über die Laichzeit sei nichts bekannt;
Blaulig-Bratfisch, zum Teil Coregonus maraenoides Fatio, laichend von Mitte November bis über Mitte Dezember auf Sand und Schlamm in der Tiefe;
Blaulig (C. duplex Fatio).
Sicher ist nur so viel, dass mit Bezug auf die Systematik der Zürichseefelchen noch viel Konfusion herrscht; ohne Zweifel sind auch viele Bastardformen vorhanden, welche die systematischen Grenzen verwischen. Praktischer erscheint vorläufig die Einteilung der Zürichseefelchen mehr nach der biologischen Seite hin, wie sie die Fischer machen, indem sie unterscheiden: Blaulig: a) Schwebblaulig, ausserhalb der Laichzeit im offenen See lebend, wo sie mit Schwebnetzen gefangen werden (C. Wartmanni-dolosus Fat.); b) Bodenblaulig, Sandfelchen, am Grunde lebend (C. Asperi-maraenoides Fat.). - Albeli a) Buchbergalbeli (Winteralbeli), sie ziehen zum Laichen nach dem Obersee, Laichzeit zweite Hälfte Dezember; b) Sommeralbeli, laichen im Juli und August im untern Zürichsee, c) Winteralbeli des untern Zürichsees, laichend Mitte November bis Mitte Dezember in der Tiefe. Die beiden letzteren Sorten werden von den Fischern auch «Häglig» genannt; das erklärt auch die Angabe Hartmanns (Helvetische Ichthyologie. 1827): «Die Laichzeit des Häglings fällt bey uns gegen das Ende des Juny, und dann wieder in November.» - Unter Ufersteinen lebt da und dort die Bartgrundel (Cobitis barbatula). - Reichlich vertreten ist die Familie der karpfenartigen Fische (Cyprinoidae). Die Nase (Chondrostoma nasus) war früher an manchen Uferstellen in grossen Scharen vorhanden, ist aber jetzt auf ein Minimum reduziert, man trifft sie fast nur noch beim Rapperswiler Damm in geringer Menge an. - Häufiger ist der Alet (Squalius cephalus) und sein nächster Verwandter, der Hasel (Squalius leuciscus), seltener der Riesling (Sq. Agassizii). In pflanzenbewachsenen Ufergegenden sind allgemein verbreitet: der Schwal (Leuciscus rutilus) und die Rottele (Scardinius erythrophthalmus).
Alle diese typischen Uferbewohner sind gegenüber früheren Zeiten an Zahl ohne Zweifel stark zurückgegangen, was nicht befremden kann, wenn man bedenkt, wie sehr sich die Uferverhältnisse im Laufe der Zeit zu Ungunsten der Fische verändert haben. Sind doch weite Strecken untiefen, früher mit Schilf bewachsenen Ufergebietes durch Auffüllung in Festland umgewandelt und dadurch ihren Bewohnern als Aufenthalts-, Nähr- und Laichgebiete entzogen worden. Die starke Bevölkerungszunahme um den See und der stets steigende Verkehr an den beiden Ufern desselben sowohl, als auch auf dem See selbst durch Dampf- und Motorboote bringt eine ständige Beunruhigung der Uferfische mit sich, welche deren Nahrungserwerb und besonders auch deren Laichgeschäft stört. - Ueberaus zahlreich ist das Laugeli (Alburnus lucidus) im Zürichsee vorhanden.
Das kleine Fischchen ist für seinen Lebensunterhalt nicht an das Ufer gebunden, es versteht seine Nahrung auch draussen im See zu finden, und so trifft man es gesellig in grossen Scharen überall im See. Seiner Häufigkeit wegen spielt es eine hervorragende Rolle als Nährtier für die Raubfische. In grossen Schwärmen, denen meist Hechte folgen, ziehen Blicken (Blicca björkna) und Brachsmen (Abramis brama) im See umher. Zur Laichzeit, Ende Mai, sammeln sie sich in gewaltigen Mengen und nähern sich in ruhigen Nächten dem Ufer oft so sehr, dass ihr hoher Körper über das Wasser hinausragt. Der Boden ¶
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ist nachher streckenweise mit Eiern völlig überdeckt. Der Gressling (Gobio fluviatilis; «Grundeli» der Fischer) ist ein kleiner verbreiteter Uferbewohner. Die Barbe (Barbus fluviatilis) findet sich nur spärlich am Seedamm bei Rapperswil. Die Schleie (Tinca vulgaris) ist in pflanzenbewachsenen Uferstrecken verbreitet. Der Karpfen endlich ist ebenfalls ein bekannter Seebewohner, wird aber wenig gefangen. Von der Ufernähe bis in grosse Tiefen hält sich überall die Trüsche (Lota vulgaris) auf.
Sie gehört zur Familie der Schellfische und ist ein Allesfresser, doch ist sie bei den Fischern berüchtigt, weil sie mit Vorliebe andern laichenden Fischen folgt und auf den Laichplätzen durch Vertilgen unzähliger Eier grossen Schaden anrichtet. Die Trüsche zieht im Januar den grossen Tiefen des Sees zu, um dort bis gegen Ende Februar ihre Eier abzulegen. Unter Ufersteinen lebt in kleinen Exemplaren die Groppe (Cottus gobio). Die Familie der Percoidei oder Barsche ist vertreten durch den Flussbarsch (Perca fluviatilis), als klein Egli, später Rechlig genannt. Er liebt sonst im Allgemeinen die Ufernähe, hat sich aber im Zürichsee überall hin verbreitet, denn er findet im offenen Wasser als Raubfisch reichlich Nahrung.
Endlich ist noch ein Fisch zu erwähnen, der erst vor einigen Jahren durch Entweichen aus einem Aufzuchtteich in den Zürichsee eingewandert ist. Es ist der gemeine Sonnenfisch (Eupomotis aureus), ein Aquarien-Zierfisch aus der Familie der Centrarchidae, aus Nordamerika stammend, und mit den Barschen verwandt. Anfänglich fand er sich nur auf einer bestimmten Strecke des rechten Ufers, hat sich nun aber dem ganzen rechten Ufer entlang ausgebreitet, und ist auch schon ans linke Ufer hinüber gewandert. So hübsch der kleine Fisch zum Anschauen ist, dürfte er für den See eine Acquisition von zweifelhaftem Wert sein, wenn er sich stark vermehren sollte; denn als Nutzfisch ist er zu klein, während er als Räuber den jungen Uferfischen gefährlich werden müsste.
[Prof. Dr. J. Heuscher.]
C. Die Grundfauna gliedert sich nach den Bezirken eines Sees in: 1) littorale Fauna und 2) Tiefenfauna. Die Grenze zwischen der littoralen Region und der Tiefenregion befindet sich in unsern Seen in einer Tiefe von etwa 25 m. Die Fauna der littoralen Region hat infolge der Anpassung an die vegetabile Umgebung, sowie an Licht- und Temperaturschwankungen, an Wellenbewegung und Wasserstandsdifferenzen etwas andre Zusammensetzung als die Tiefenfauna, welche den genannten Einflüssen gar nicht oder nur in geringem Grad ausgesetzt ist.
Die Formen der littoralen Fauna sind folgende:
1. Arthropoden. a) Insekten: Die uferbewohnende Insektenwelt der schweizerischen Seen ist im allgemeinen bekannt. Diejenige des Zürichsees weicht nicht wesentlich von der andrer grösserer Seen ab. Weniger bekannt sind b) die Hydracarinen (Wassermilben). Von diesen leben im Zürichsee Eylais extendens, Diplodontus despiciens, Arrhenurus securiformis, und A. albator, Brachypoda versicolor, Limnesia undulata und L. maculata, Piona conglobata, P. longipalpis, P. nodata und P. disparilis, Atax crassipes und A. ypsilophorus. c) Krustazeen (Krebse) der Littoralzone sind wie die Insekten an pflanzenbewachsenen Ufern unsrer Seen ziemlich übereinstimmend. Erwähnenswert mag sein das Vorkommen von: Cypris ornata (neben 4 andern allgemeiner verbreiteten Cypriden), Asellus aquaticus und Astacus fluviatilis.
2. Mollusca. Von Mollusken sind laut Verzeichnis von Prof. Dr. Heuscher im Zürichsee littoral nachgewiesen: a) Lamellibranchiata: Unio cosentaneus, U. batavus var. legitimus, U. plana, U. amnicus; Anodonta Charpentieri, A. piscinalis, A. anatina und A. ventricosa; Cyclas carneum var. major und var. rivale, C. lacustre var. brochomianeum. b) Gastropoda: Succinia putris var. maxima und var. similis, S. Pfeifferi var. major, S. oblonga;
Limnaea palustris var. turricola, var. curta, var. corva;
L. truncatula, L. peregra var. buccinea, L. ovata var. ovum und var. ampullacea, L. lagotis var. vulgaris, L. auricularia und var. acronica, var. compacta, var. ventricosa, var. canalis, var. acuta, var. Hartmanni, var. Mommardi, var. papillaris, var. apressa;
L. stagnalis und var. minor;
Planorbis contortus, P. marginatus und var. complanatus, P. carinatus und var. intermedius, P. vorticulus var. acies, P. complanatus var. fontanus, P. nitidus;
Ancylus fluviatilis, A. lacustris;
Physa hypnosum und Ph. fontinalis.
3. Vermes (Würmer). a) Annelida: Lumbriculus variegatus, Tubifex rivulorum, Embolocephalus velutinus und E. plicatus, Limnodrilus Claparedianus und L. Hofmeisteri, Chaetogaster diastrophus und Ch. diaphanus, Nais elinguis, N. appendiculata und N. barbata, Stylaria lacustris, Slavinia appendiculata, Dero digitata, Aeolosoma Lemprichii, Ae. quaternarum, Pristina longiseta, Psammoryctes barbatus, Ophidonais serpentina, Allurus tetraëdrus, Nephelis vulgaris, Aulastoma gulo, Clepsine bioculata, Piscicola geometra und P. piscium. Alcyonella spec., Plumatella repens. b) Nematodes: Gordius aquaticus, Ascaris spec. c) Platodes: Tetrastemma lacustris.
4. Cœlenterata: Hydra fusca.
In naher Beziehung zur littoralen Fauna steht die Tiefenfauna. Vom Ufer aus ist ein Teil, der sich den Lebensbedingungen grösserer Tiefe anzupassen vermocht hat, auch dorthin gewandert. Die bis in bedeutende Tiefen im Zürichsee angetroffenen Formen sind folgende:
1. Arthropoda. a) Insecta: Chironomus plumosus, Tanypus ornatus, Corethra plumicornis. Nach den Untersuchungen von Prof. Heuscher über die Ernährung grundbewohnender Fische müssen zeitweise ungeheure Mengen von Individuen dieser Gattungen am Grund existieren. b) Hydrocarina: Hygrobates longipalpis und Pachygaster insignitus var. ruber. c) Crustea: Gammarus pulex, Niphargus puteanus var. Forelii und Lymnicythere Sancti Patricii.
2. Mollusca. a) Gastropoda: Bythinia tentaculata, Valvata antiqua, V. piscinalis var. contorta und V. cristata. b) Lamellibranchiata: 8 Pisidienarten.
3. Vermes. a) Annulata: Lumbriculus, Saenuris velutina, Fredericella sultana. b) Nematodes: Mermis aquatilis. c) Platodes: Caryophyllaeus spec., Plagiostoma Lemani und P. quadrioculatum, Otomesostoma Morgiense, Mesostoma spec., Microstoma lineare und M. giganteum, Stenostoma leucops, Dendrocoelum lacteum. Sowohl die Zahl der Arten der Tiefenfauna als auch die Individuenzahl nimmt mit zunehmender Tiefe ab.
D. Das Zooplankton. Die Organismen, welche einen See bevölkern, kann man trennen nach der Region des Sees, in der sie leben, in 1) Bewohner des Ufers, 2) Bewohner der Tiefenzone und 3) Bewohner des offenen Wassers. Die Gesamtheit der Organismen der letztgenannten Zone (mit Ausnahme der Fische) bezeichnet man als Plankton. Feste Stützpunkte zum Ausruhen gibt es in dieser Zone nicht, ihre Bewohner müssen daher zeitlebens schweben oder schwimmen und mit den Strömungen treiben. Eine wesentliche Eigenbewegung fehlt ihnen. Das Plankton gliedert sich in zwei Unterabteilungen: das Phytoplankton, bestehend aus pflanzlichen Organismen, und das Zooplankton, bestehend aus tierischen Organismen. Die wissenschaftlich gezogene Grenze zwischen Zoo- und Phytoplankton ist mehr oder weniger willkürlich, indem z. B. die Dinoflagellaten und die Euflagellaten bald zu der einen, bald zu der andern Gruppe gesellt werden.
Im Zooplankton des Zürichsees sind in den letzten 25 Jahren folgende Arten aufgefunden worden: Protozoa: Ceratium hirundinella, Peridinium cinctum und P. tabulatum, Glenodinium pusillum, Dinobryon cylindricum var. divergens, D. sertularia var. divergens, D. thyrsoideum und D. elongatum var. undulatum, Mallomonas dubio, Uroglena volvox, Coleps viridis, Acanthocystis turfacea, Codonella cratera, Epistylis anastatica, Amphileptus meleagris, Difflugia spec., Vorticella convallaria und V. nebulifera.
Rotatoria: Anuraea cochlearis, Monostyla lunaris, Anuraea aculeata, Notholca longispina, Polyarthra platyptera, Triarthra longiseta, Asplanchna priodonta, Synchaeta pectinata, Conochilus volvox und C. unicornis, Hudsonella pigmaea, Gastropus stylifer, Bipalpus vesiculosus, Mastigocerca capucina, Anapus testudo, Floscularia mutabilis.
Entomostraca. a) Cladocera: Daphnia longispina var. hyalina und var. cucullata, Hyalodaphnia Kahlbergensis, ¶