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e) Am und im Boden mischen sich all diesen biologischen Typen noch Algen und Moose bei, teils in und auf dem Schlamm lebend, teils auf festen Objekten (Steinen, Pfählen, lebenden Pflanzen) festhaftend (Nereïdentypus); die Zusammensetzung und Tiefenverbreitung dieser Gesellschaft ist im Zürichsee noch wenig studiert. Im Winter sind die Steine am Ufer von einem braunen flutenden Diatomenpelz bedeckt, der vorwiegend aus Diatoma grande besteht. In derselben Jahreszeit tritt Ulothrix zonata in glänzend-dunkelgrünem Rasen in der Spritzzone auf, verschwindet aber Ende Mai oder Anfang Juni, wenn das Wasser 15-16° C. erreicht hat, um erst wieder im September oder noch später aufzutreten; ebenso verhält sich Oedogonium.
Auf den Seichtgründen des Frauenwinkels bei der Ufenau finden sich zu Tausenden die hohlkugeligen Kolonien der kalkspeichernden Spaltalgen (Schizothrix lateritia u. a.). Nicht selten treten auch im Uferkies die bekannten «erodierten Gerölle» mit Ueberzug aus Kalkalgen auf; besonders schön bei Bendlikon. Die Oscillatoria princeps überzieht bei Zürich grosse Flächen schlammiger Seichtgründe mit tiefblaugrünen Filzen, die im Frühling in grossen Schollen sich loslösen und als «Pseudopleuston» auf dem Wasser treiben; sie führen zahlreiche Grunddiatomeen mit (Campylodiscus noricus, Cymatopleura solea, Pleurosigma etc.). Spirogyra fluviatilis überzieht alle Steine mit grünen festhaftenden Fäden.
Vergl. Bally. Der obere Zürichsee. Beiträge zu einer Monographie. Archiv. Hydrobiologie III. S. 113-117, 1908. - Schroeter, Die Schwebeflora unserer Seen, Zürich 1896.
Zur Charakterisierung der Flora des Zürichseethales und zur Ergänzung des Artikels von Dr. Rikli über die Flora des Kantons Zürich möge noch Folgendes hervorgehoben werden:
Der Gesamtcharakter der Flora ist derjenige der untern Stufe des schweizerischen Plateaus; als Wirkung des Föhneinflusses sei die Tatsache erwähnt, dass das Zürichsee-Limmatthal der einzige Strich ist, in welchem der Weinbau das schweizerische Mittelland vom Jura bis zu den Alpen durchzieht und dass im obern Teil des Sees ein reiches Vorkommen von Viola alba, Lonicera Periclymenum und Sedum dasyphyllum konstatiert wird; als Spuren pontischer Einflüsse das Vordringen von Carex ericetorum bei Zürich (Allmend ehemals, Eierbrecht) als Glazialrelict die Saxifraga aizoides im Küssnachtertobel und Pinguicula alpina der Moose der Zürichbergkette, als Vorposten voralpiner Natur die Lonicera alpigena ebenda und auf dem Zürichberg.
Die beidseitigen Hänge sind reich kultiviert: Futterbau, Rebbau und Obstkultur sind weitaus dominierend, der Ackerbau tritt stark zurück: das Wiesenareal beträgt im Bezirk Meilen 58,4, im Bezirk Horgen sogar 62% des produktiven Areals (Maximum im Kant. Zürich!), dazu kommen noch je 3,7% Riedland;
das Ackerland dagegen macht nur 3,8 resp. 4% aus.
Das rechte Zürichseeufer gehört nach Umfang und Erzeugnis zu den ersten Weingegenden der Schweiz (Stäfa, Meilen, Herrliberg, Erlenbach) und die Reben steigen da stellenweise über 700 m. Die Wiesenkultur, begünstigt durch die hohe Niederschlagsmenge, ist eine äusserst intensive; die berühmten Graswirtschaften am Zürichsee erreichen bei intensiver Gülledüngung und bei viermaligem Schnitt sehr hohe Erträge; allerdings spielt das Dominieren minderwertiger grobstengliger Umbelliferen (Anthriscus silvester, Chærophyllum Cicutaria, Heracleum) auf diesen «Güllewiesen» eine fatale Rolle. Bemerkenswert ist das reichliche Vorkommen von Corydalis cava auf den Wiesen des linken Ufers, während sie auf dem rechten fast völlig fehlt. Die blühenden Obstbaumhaine besonders in der schönen Bucht von Richterswil, bieten im Mai einen bezaubernden Anblick.
Die wilde Flora ist auf den Wald, die Gebüsche der Bachschluchten, die wenigen Felshänge, die Sümpfe und Moore und das Seeufer beschränkt.
Die Sumpfflora ist stark zurückgegangen; verschwunden ist u. a. nach O. Nägeli: Lysimachia punctata am Zürichhorn (seit 1834), Sagittaria sagittifolia im untern See (Zürichhorn zuletzt 1839, Riesbach bis 1838, Zollikon noch 1860, Goldbach noch 1861). Scirpus mucronatus (Zürichhorn 1719).
Von der heutigen Sumpfflora möge folgendes erwähnt werden: Im Ufermoor von Schirmensee finden sich (nach Volkart) Ophioglossum, Rhynchospora fusca, Carex dioeca, Acorus Calamus, Spiranthes aestivalis, Ranunculus aconitifolius und Lingua, Œnanthe Lachenalii, Lathyrus paluster, Mentha verticillata, Gratiola officinalis, Crepis praemorsa. Bei Hurden ¶
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(nach Volkart) Rhynchospora fusca, Nardus stricta, Festuca ovina var. capillata, Crepis praemorsa. Auf der Insel Ufenau: Acorus, Gratiola, Lathyrus paluster, Veronica scutellata, Thalictrum flavum. Bei der Au Œnanthe Lachenalii, Iris sibirica. Westlich vom Lattenberg bei Herrliberg im Ufermoor (nach Hausammann) Iris sibirica, Gratiola, Acorus, Œnanthe Lachenalii, Thalictrum flavum.
An Felsen und Mauern finden sich: an den Nagelfluhfelsen im «Gubel» bei Schirmensee nach Volkart: Andropogon Ischaemum, Sedum album und purpureum, Saxifraga tridactylites, Peucedanum Cervaria, Teucrium Botrys, Digitalis ambigua, Hieracium amplexicaule. Am Nagelfluhfelsen der Ufenau: Saxifraga tridactylites, Ajuga genevensis, Geranium molle, Teucrium chamaedrys. An Mauern bei Schirmensee: Sedum dasyphyllum, Linaria Cymbalaria (letztere an Seemauern im ganzen See!) An Felsen bei Herrliberg (Hausammann): Asperula glauca;
im Küssnachtertobel: Saxifraga aizoides und mutata und deren Bastard;
auf dem erratischen «Pflugstein» bei Erlenbach (Melaphyr) und dem «Alexanderstein» im Küssnachtertobel das Kalkfliehende Farnkraut Asplenium septentrionale.
Die Park- und Gartenflora ist am Zürichsee besonders reich, und zeigt durch das auffallend gute Gedeihen zahlreicher südlicher Typen die mildernde Wirkung des Sees und des Föhns. Besonders reich sind folgende Parke: Quaianlagen (insbesondere das Arboretum mit seinen zahlreichen seltenen Exoten!), Belvoirpark, Rietergut und bot. Garten in Zürich (Z.), Muraltengut in Zürich-Wollishofen (W.), Schwarzenbachgut beim Bahnhof Thalwil (Schw.), Garten von Herrn Treichler in Wädenswil (Tr.) und der Park der schweizerischen Versuchsstation in Wädenswil (V.); das schattenhalb gelegene linke Ufer ist also auffallend bevorzugt, wohl wegen des bessern Schutzes gegen Spätfröste infolge spätern Austreibens.
Ohne Bedeckung halten folgende Holzpflanzen wärmerer Länder am Zürichsee den Winter aus:
Alle 3 Cedern, bes. atlantica (in W. mit Samen von 70% Keimfähigkeit, sich selbst aussäend!) Cryptomeria japonica, Cunninghamia sinensis (W. und Schw.) Araucaria imbricata (Schw.), Taxodium distichum (Z.), Sequoia sempervirens (Z.), Abies numidica (Schw.), Cupressus sempervirens (in Wädenswil bei Tr. seit 1900, 5 m hoch; die Spitze leidet in strengen Wintern, erholt sich aber regelmässig wieder). - Torreya muifera und grandis (Tr.), Sciadopithys verticillata (Schw.), Abies Pindrow (Tr.).
Quercus Ilex (in Wädenswil bei V. seit 6 Jahren ungeschädigt!), Osmanthus ilicifolius (Schw. V. Tr.), Olea fragrans (Tr.), Diospyros Kaki (Tr., 1907 zurückgefroren aber sehr üppig wieder ausgetrieben!) Edgeworthia chrysantha (Tr.), Magnolia grandiflora (Schw. ungedeckt, Tr. gedeckt), Skimmia Veitchii (Tr.), Viburnum Tinus (Tr., stark zurückgefroren!). Ficus Carica bringt im Freien reife Früchte.
[Prof. Dr. C. Schroeter.]
12. Fauna.
A. Die Ornis. Kein See des schweizerischen Mittellandes bietet im Verhältnis zu seiner Grösse den hier brütenden Schwimm- und Watvögeln so wenig Wohngelegenheiten wie der Zürichsee. Die Kultur hat seine Ufer so vollständig in Beschlag genommen und mit den seichten, schilfbewachsenen Stellen so gründlich aufgeräumt, dass auf dem untern Seegebiet alle Nistgelegenheiten zerstört worden sind und auf dem obern Seebecken sich diese auf einige wenige nicht gar ausgedehnte Rohrstreifen beim Scheller bei Horgen, bei Feldmeilen, der Au, bei Schirmensee und Hurden im Frauenwinkel beschränken.
Günstigere Verhältnisse finden sich in dieser Hinsicht noch am Obersee, da seine Umgebung unter kulturellen Einwirkungen viel weniger zu leiden hatte, und diese darum ihre ursprüngliche Gestaltung ziemlich unverändert beibehielt. Aber auch dieses vermochte nicht zu hindern, dass die bodenständige Ornis des Sees in der Zahl der Arten, wie an brütenden Paaren immer mehr zurückging. Eine Ausnahme davon machte in den Jahren 1906 und 1907 der Haubensteissfuss (Podiceps cristatus), der in all den genannten Schilfstellen sich ungewöhnlich zahlreich angesiedelt hatte.
Vereinzelt brütet dort auch der Zwergsteissfuss (Podiceps minor), wieder in grösserer Zahl das schwarze Wasserhuhn (Fulica atra), etwas seltener das grünfüssige Teichhuhn (Gallinula chloropus). Auf den beiden Inseln und dem festen Gestade des Obersees gründet unsere Wildente (Anas boschas) ihren Hausstand, und nicht ausgeschlossen ist es, dass sich ihr die Krickente (Anas crecca) und die Reiherente (Anas cristatus) angliedern. Im Mai 1907 konstatierte Präparator Nägeli die Zwergrohrdommel (Ardetta minuta) im Schilf bei der Au als Brutvogel, und nach Mitteilungen vom Obersee hält sich dort während der Brutzeit die grosse Rohrdommel (Botauraus stellaris) auf.
Auf den Kiesbänken siedelt sich hier nach ihrer Rückkehr im April die Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) an. Nach einer Beobachtung vom bei Grinau könnte ihr die grauflüglige Seeschwalbe (Hydrochelion nigra) hier oben Gesellschaft leisten, und nach einer weitern Beobachtung aus dem Jahr 1897 ist es möglich, dass sich zuweilen im Schilf von Nuolen noch eine dritte Seeschwalbe (Sterna minuta) bleibend niederlässt. Ständig baut im Rohr der Teichrohrsänger (Acrocephalus arundinacea) sein Nestchen, und auf zwei Exkursionen liess sich der Drosselrohrsänger (Acrocephalus strepera) oberhalb Pfäffikon und bei Schmerikon als sesshaft feststellen. Keinem grössern Rohrfeld fehlt die Rohrammer (Emberiza schöniclus). In den Häusern hart am Wasser schlägt mit Vorliebe die weisse Bachstelze (Motacilla alba) ihre Wohnstatt auf, in den Löchern der Ufermauern baut in einzelnen Paaren die Gebirgsstelze (Motacilla boarula) ihr Nestchen, und dann und wann einmal mag sich da auch die Schafstelze (Budytes flavus) Heimatrecht erwerben.
Nur als Nährgebiet benutzen den See der Fischreiher (Ardetta cinera), der aus weit entlegenem Wohngebiet noch öfters nach den einsam gelegenen Fischgründen des Obersees wandert, und der schwarze Milan (Milvus korschun), der von Mitte April an bis tief in den Sommer hinein oft Tag für Tag überm Wasser kreist. Selten tauchen über ihm der Seeadler (Haliaetus albicilla) und der Fischadler (Pandion haliaetus) auf. Ein nie fehlender und sehr häufiger Jagdgast ist dagegen die Lachmöve (Larus ridibundus). In einigen Dutzenden von Paaren auf dem Uznacherried brütend, macht sie von dort aus täglich ihre Ausflüge auf den Obersee und das obere Becken ¶