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Wiedikon; Kreis IV: Friedhof Nordheim, Friedhof Unterstrass, alter Friedhof Oberstrass und Friedhof Wipkingen;
Kreis V: Friedhöfe Realp und Enzenbühl, alter Friedhof Neumünster und Friedhof Allmend Muntern.
Auf dem ehemaligen Neumünsterfriedhof ist ein neues (zweites) Krematorium geplant. Anzahl der Kremationen im Krematorium des Zentralfriedhofes für 1907: 232 (dazu 131 von auswärts eingebrachte Leichen).
Unser Kapitel über die hygienischen Verhältnisse der Stadt Zürich darf füglich mit dem Zitate schliessen: "Zürich ist also eine der gesundesten Städte der Schweiz».
Bibliographie. Meyer von Knonau. Der Kanton Zürich. Bd. 1, 1844. - Alb. Heim. Gebirgsansichten vom Stadthausquai und vom Hügel in der Parkanlage Enge. 1900 (mit zahlreichen lokalgeograph. Zahlen). - Näf-Hatt. Karten vom Zürichberg-Adlisberg und vom Uetliberg in 1:12500, herausgegeben vom Verschönerungsverein von Zürich und Umgebung, 2. Auflage, 1902 und 1905, mit Gebirgsansichten von Alb. Bosshard und X. Imfeld. - Wagner, E. Exkursionskarte der Albiskette, 1:30000. Zürich 1906. - Ueber die Wasserversorgung, ausser den im Text erwähnten Berichten von Bürkli und der erweiterten Wasserkommission: Escher von der Linth, Arnold, und Arn. Bürkli. Die Wasserverhältnisse der Stadt Zürich. (Neujahrsblatt der naturforschenden Gesellschaft Zürich auf 1871). - Die industriellen Unternehmungen der Stadt Zürich; gewidmet den Teilnehmern der 43. Jahresvers. des deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern. Zürich 1903, darin: Peter, H. Wasserversorgung; Weiss, A. Gaswerk; Wenner, V. Kanalisation. - Peter, H. Wasserversorgung (in der Polytechnikums-Jubiläumsschrift. II, 1905). - Rothpletz, G. Bericht des Stadtgärtners (ebenda). - Usteri, E. Kranken- und Versorgungsanstalten (ebenda). Peter, H. Bericht über die Erstellung der Quellwasserversorgung aus dem Sihl- und Lorzethal. Zürich 1906. - Geschäftsbericht des Stadtrates und der Zentralschulpflege für 1907. Zürich 1908. - Pflüger, P. Der Gemeindesozialismus der Stadt Zürich. Denkschrift. Zürich 1908. - Orelli, Frau S. Die alkoholfreien Wirtschaften des Frauenvereins für Mässigkeit und Volkswohl, 3. Aufl. -
Zürcher Jahrbuch für Gemeinnützigkeit. Jahresberichte der gemeinnützigen Bezirksgesellschaften. - Boos-Jegher. Eingabe an den Kantonsrat und Regierungsrat Zürich, vom Februar 1909 (betreffend Wirtschaften). Zahlreiche Jahresberichte wohltätiger Institutionen und Gesellschaften. - Erismann, F. Die Gesundheits- und Wohlfahrtspflege der Stadt Zürich, Festschrift 1909. Enthält 83 kurze Aufsätze verschiedener Verfasser, konnte zur Redaktion des Abschnittes 5 noch nicht benützt werden.
6. Handel und Gewerbe.
S. den Art. über den Kanton Zürich.
7. Verkehrswege.
Die im Zürcher Hauptbahnhof sich treffenden Verkehrsstränge sind bereits eingangs erwähnt worden. So bleibt hier noch nachzutragen, dass ausser dem Hauptbahnhof im zürcherischen Stadtgebiet noch folgende Bahnstationen den Verkehr erleichtern: Wiedikon, Enge und Wollishofen an der linksufrigen, Letten, Stadelhofen und Tiefenbrunnen an der rechtsufrigen Seebahn. In den Bahnhof Selnau münden Uetliberg- und Sihlthalbahn gemeinschaftlich; erstere (1875 eröffnet) gewinnt als steile Adhäsionsbahn über die Stationen Binz und Waldegg in weit nach W. ausholender Kurve nach halbstündiger Fahrt den Uetliberggipfel, letztere führt über Giesshübel-Brunau-Manegg-Sod-Adliswil ins Sihlthal und schliesst bei der Station Sihlbrugg an die Bundesbahnlinie Thalwil-Zug an.
Früher als die Eisenbahnverbindungen (Eröffnung der ersten Linie von Zürich nach Baden am der zweiten nach Winterthur am nach Uster am nach Zug, u. s. f.) bestanden Dampfbootkurse auf dem Zürichsee. Schon am fuhr das erste Dampfschiff. 1891 wurde der Lokalverkehr auf dem See durch Einrichtung der «Dampfschwalben» wesentlich gefördert, welche dem untern Teile des Sees heute ein prächtig pulsierendes Leben verleihen, während die Kurse der grossen Dampfboote infolge beidufriger Eisenbahnen relativ reduziert wurden.
Postkurse bestehen noch zwei, einer nach Maur und einer nach Zumikon. Zürich hat 19 Post- und 17 Telegraphenbureaux.
In der Stadt selbst vermittelt ein weitverzweigtes und rasch sich vergrösserndes Netz von Strassenbahnen den Verkehr. Als privater Pferdetramway wurde die erste Linie am eröffnet. Kaum ein Jahrzehnt später erstand die erste elektrisch betriebene Linie nach der Burgwies, und 1898 wurde das mit dem Pumpwerk im Letten verbundene Elektrizitätswerk derart betriebsfähig, dass das ganze Strassenbahnnetz
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in städtischen elektrischen Betrieb gestellt werden konnte. Bald wurde durch Ankauf auch die zentrale Zürichbergbahn und die Strassenbahn des Industriequartiers angegliedert. Heute bestehen als Privatstrassenbahnen noch die Linie vom Giesshübel nach dem Albisgütli, die Limmatthalstrassenbahn von der Marienstrasse nach Altstetten-Schlieren-Dietikon (von hier Strassenbahn über den Mutschellen nach Bremgarten)-Unterengstrigen-Kloster Fahr-Weiningen, sowie die Linien vom Hauptbahnhof bezw. von Wipkingen nach Höngg und vom Leonhardsplatz nach Oerlikon-Seebach-Glattbrugg mit Abzweigung nach Schwamendingen. Ausserdem drei Seilbahnen nach den Höhen des Zürichberges: vom Rigiplatz nach dem Rigiviertel, vom Leonhardsplatz zum Polytechnikum und vom Römerhof zum Waldhaus Dolder, mit anschliessender Strassenbahn bis zum Grand Hotel Dolder.
Die Baulänge des Netzes der städtischen Strassenbahn betrug Ende 1907 29,8 km, die Geleiselänge im Ganzen 59,4 km (Doppelspur teilweise ausgebaut), mit 133 Motor- und 32 Anhängewagen. Das ganze Netz ist in 6 verschiedene Betriebslinien eingeteilt, deren Wagen durch farbige Zahlentafeln kenntlich gemacht sind. Tagesfrequenz 1907: 62136 Personen. Als weitere Verkehrsmittel sind einige Taxameter-Motordroschken und der gewöhnliche Droschkendienst zu erwähnen; der letztere ist durch Prämierungen, welche der Verkehrsverein veranstaltet, wesentlich verbessert worden. Zahlreiche Motor-, Ruder- und Segelboote können am See gemietet werden, und breite Ledischiffe vermitteln den Warenverkehr (namentlich Baumaterialfuhren aus den Sandsteinbrüchen und Kiesgruben des obern Zürichsees).
Zürich zählte im Jahre 1907 941 Strassen und Plätze. Infolge rascher Erweiterung des Stadtbildes an der Peripherie kommen jährlich zahlreiche neue hinzu. Ganze Strassenzüge entstehen an den Abhängen des Zürichberges, wo die alten Wildbachthälchen künstlich ausgefüllt oder mit Dämmen überbaut werden. So ist der Wolfbach, der von Hottingen her beim oberen Mühlesteg in die Limmat mündete, für das Auge vollständig verschwunden, ebenso der Klosbach, der Hornbach eingedämmt, die Nische des ehemaligen Lindenbaches im 4. Stadtkreis nahezu verschwunden.
Bei Nacht wird die Stadt durch Auerlicht und an den grössern Plätzen und Hauptverkehrsadern durch elektrische Bogenlampen reichlich beleuchtet. Die Gasbeleuchtung wurde 1856 durch eine Privatgesellschaft eingeführt. 1886 übernahm die Stadt diese Aufgabe. Das heutige Gasleitungsnetz reicht bis an die äussersten Grenzen der Stadt, sogar bis auf den Uetliberggrat. Alles wird gespeist vom städtischen Gaswerk in Schlieren, das in Anlage und Betrieb ein Musterwerk ersten Rangs genannt zu werden verdient. Im Dezember 1908 lieferte es täglich 105000 bis 106000 m3 Gas bei einem täglichen Kohlenverbrauch von 35 Waggons.
Dank seiner neu durchgeführten Erweiterung durch eine beim ersten Bau (eröffnet 1898) schon vorgesehene Parallelanlage mit Vertikalretorten und Wagenkipper ist es jetzt noch bedeutend leistungsfähiger geworden. Jahresleistung 1907 = 26640200 m3, davon Privatkonsum und Gaslieferung an Aussengemeinden (Adliswil, Oerlikon, Zollikon, Kilchberg, Schlieren, Albisrieden-Altstetten) 22162889 m3. Diese Zahlen sind in rapidem Steigen begriffen; Zunahme von 1906 auf 1907 = über 12%. Gasverbrauch per Kopf und Jahr 114,02 m3 (Stadt Zürich und obige Aussengemeinden). Flammenzahl am Oeffentliche Laternen 7649, Privatflammen 321993, Flammen in der Gasfabrik 488, total 330130.
8. Geistiges Leben. - Vereine.
Das geistige Leben gipfelt öffentlich in den politischen Verhältnissen unserer ausgeprägten Demokratie. Wollte man ein wenig sezieren, so müssten die Zürcher in zwei Kategorien geschieden werden: Aktive (an der Politik Mitarbeitende) und Passive (zum Teil Geschobene, zum Teil Gleichgültige), und die erstgenannte Kategorie zerfiele sogleich in zwei weitere Rubriken: ernsthafte Arbeiter am Gemeinwesen, voll Ueberzeugungsmut und Opferwilligkeit, und ebenso fleissige politische Streber.
Ein Blick ins Tagblatt der Stadt Zürich an einem Samstag vor einem Abstimmungs- oder Wahltag dürfte diese Einteilung nicht ganz unrichtig befinden: Die ersten Bogen des auf 40 und mehr Folioseiten angeschwollenen Blattes enthalten die knapp gehaltenen offiziellen Kundgebungen (das Tagblatt ist zugleich städtisches Amtsblatt). Dann folgen ganz- und halbseitig die Aufrufe der politischen Parteikomités, die, oft mit den gleichen, namentlich der willfährigen Statistik entnommenen Motiven für schwarz, weiss und rot plädieren.
Darauf spalten- und seitenweise kostbare Inserate pro und kontra, meist unterstützt durch eine Flut von farbigen Flugblättern, die an den belebtesten Strassen verteilt und in alle Briefkästen der Häuser ausgetragen werden. Bei wichtigen Aktionen rücken einzelne Parteien sogar samthaft mit Eifer und Musik zur Urne. Einem etwa an monarchische Staatsform gewohnten Fremden muss das merkwürdig vorkommen, und doch dürfte ihm eine gewisse Feierlichkeit, die in diesem Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen ausgeprägt liegt, nicht entgehen, und die Ordnung, mit der sich in der Regel alles vollzieht, flösst Achtung ein.
Zeitungen und periodische Zeitschriften erscheinen zur Zeit (1909) in Zürich etwa 160, davon 9 täglich, 1 wöchentlich dreimal, 3 wöchentlich zweimal, 53 wöchentlich einmal, 41 alle 14 Tage und 33 monatlich einmal. Schon im Jahre 1666 erschien ein Wochenblatt; die Freitägliche Wochenzeitung, heute Zürcher Freitagszeitung (Bürklizitig, Auflage 3500) datiert ihr Erscheinen vom Jahr 1673 und dürfte die älteste Schweizerzeitung sein. Die Zürcher Zeitung kam am erstmals heraus; von 1821 an heisst sie Neue Zürcher Zeitung; seit 1843 erschien sie täglich, seit mehreren Jahren dreimal im Tage, mit einer Auflage von 15000. Schon im Jahr 1801 muss das Blatt sehr regierungstreu gewesen sein, denn der Verleger bat damals den Regierungsstatthalter um teilweise Befreiung von der Zensur, da er die helvetischen Artikel einem Manne anvertraut habe, «von dem durchaus nicht zu besorgen steht, dass er irgend etwas den Geist oder Sinn der Regierung kontravierendes aufnehmen werde» (Max Uebelhör: Zur Geschichte der Neuen Zürcher Zeitung 1803-1821, in der N. Z. Z. vom 31. III. 1908).
Das Tagblatt der Stadt Zürich (Amtsblatt, Auflage 27000) besteht seit 1837. Als verbreitetste Tagesblätter sind ausserdem zu nennen: Zürcher Post, Tagesanzeiger
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(Auflage 62000), Grütlianer, Volksrecht und Neue Zürcher Nachrichten (als Organ der Katholiken). Originelle ephemere Erscheinungen in der Zeitungsliteratur sind die Sechseläutenblätter, in denen die Lokalereignisse des Jahres mit mehr oder weniger Geist und Humor in Wort und Bild dargestellt zu werden pflegen. Als ständiges, in Zürich seit 1874 allwöchentlich erscheinendes schweizerisches politisches Witzblatt verdient der Nebelspalter genannt zu werden. Näheres siehe in der Festschrift zum zürcherischen Pressjubiläum 1908 (Beiträge zur Geschichte des zürcherischen Zeitungswesens).
Die Rubrik «Vereine und Gesellschaften» im neuen Adressbuch der Stadt Zürich gibt einen ungefähren Begriff von dem grossen Raum, den das Vereinsleben in unsrer Stadt beansprucht und von den mannigfachen Gelegenheiten, die unsrer Bevölkerung zur Betätigung auf dem Boden öffentlicher Gemeinnützigkeit, zur Fortbildung auf zahllosen Gebieten, wie zur Pflege froher Geselligkeit, zu gegenseitiger Unterstützung und zur Ausübung von allerlei Arten Sport geboten werden.
Unter den rund tausend registrierten Vereinen und Gesellschaften (und manche einflussreiche Konventikel mögen der Registrierung entgangen sein - Ref.) finden wir 163 Berufsvereine, 2 Bestattungsvereine, 16 dramatische Vereine, 161 gemeinnützige Vereine und Anstalten, 92 Gesangvereine, 69 Geselligkeitsvereine, 101 Kranken- und Unterstützungsvereine und Sterbekassen, 40 Kunst- und wissenschaftliche Vereine, 20 Militärvereine, 37 Musikvereine, 36 politische Vereine, 14 Quartiervereine, 42 religiöse Vereine, 1 Schachverein, 67 Schützenvereine, 54 Sportvereine, 3 Stenographenvereine, 30 Studentenverbindungen und Akademische Fachvereine, 32 Turnvereine und 21 Zunftgesellschaften. Ausserdem bestehen innerhalb der meisten grösseren Vereine mancherlei Zweigsektionen, die in obigen Zahlen nicht inbegriffen sind und die ebenfalls eine rege Tätigkeit auf irgend einem Spezialgebiete entfalten. (N. Z. Z. 11/II 09).
Ansehnliche Bibliotheken werden von manchen dieser Vereine und Gesellschaften, sowie auch von Staat und Gemeinde unterhalten. Eine Zentralbibliothek wird lebhaft angestrebt; einstweilen existiert ein Zentral-Zettelkatalog im Helmhaus, und die einzelnen Bibliotheken vereinigen die Anzeige ihrer Neuerwerbungen in einem gemeinsamen, periodisch erscheinenden Zuwachsverzeichnis. Es sind folgende Institute daran beteiligt: Kantons- und Universitätsbibliothek (im Chor der Predigerkirche, 95000 Bände, 150000 Dissertationen und Broschüren, 1000 Manuskripte), Stadtbibliothek (in der Wasserkirche am Helmhaus, über 175000 Katalogtitel, 4300 Bände Handschriften und zahlreiche Inkunabeln, 80000 Ansichtsblätter, 11000 Karten, 17000 Münzen), Bibliothek des Kunstgewerbemuseums (am Landesmuseum), des schweizerischen Landesmuseums, der eidg. polytechnischen Schule (45000 Titel), kantonale Militärbibliothek (Polizei-Kaserne), Staatsarchiv, Bibliotheken der juristischen, medizinisch-chirurgischen (beide im Chor der Predigerkirche) und naturforschenden Gesellschaft (letztere im Helmhaus, etwa 25000 Bde., Gesellschaft gegründet von Johann Gessner 1747), Bibliothek des Pestalozzianums, der Kunstgesellschaft, der Museumsgesellschaft (letztere im «Museum» gegenüber der Fleischhalle, grosser Lesesaal mit 120 Zeitungen und 650 Zeitschriften, gegründet 1834). Manche wissenschaftliche, künstlerische und gesellige Vereine haben ausserdem ihre eigenen Bibliotheken (akadem. Leseverein beider Hochschulen, Lesezirkel Hottingen, Alpenklub, zahlreiche Gesangvereine, Lesevereine etc.). Seit kurzem existiert ferner eine Bibliothek der Zentralstelle für soziale Literatur der Schweiz mit Lesesaal am Seilergraben.
Von sehr grossem Segen sind auch die öffentlichen Bibliotheken und Lesesäle der Pestalozzigesellschaft für Volksbildung und Volkserziehung, welche in 10 Filialen über die ganze Stadt verstreut im Jahr 1907 rund 210000 Besucher aufwiesen. Diese Gesellschaft veranstaltet ausserdem jährlich im Winter mehrere Volkslehrkurse und Volkskonzerte; Kosten 1907 nahezu 45000 fr., woran die Stadt 21000 fr. beitrug. Ueberhaupt ist im Winter die Zahl der öffentlichen Vorträge ausserordentlich gross, fast zu gross.
Hervorragende Sammlungen: schweizerisches Landesmuseum (schon früher erwähnt). Kunstgewerbemuseum der Stadt Zürich (wechselnde moderne Ausstellungen, Raumkunst). Sammlungen im eidg. Polytechnikum: archäologische Sammlung, zoologische (u. a. entwicklungsgeschichtliche Originale [Schnecken von A. Lang]), mineralogische (D. Wiser'sche Sammlung), petrographische (Originale v. Grubenmann), geologische (erste originelle Sammlung für allgemeine Geologie, insbesondere
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Erscheinungen des Gebirgsdruckes, v. Heim) und paläontologische Sammlung (Heer'sche und Mayer-Eymar'sche Originale, Santiago Roth'sche Sammlung von Pampas-Säugetieren, Mammuth von Niederweningen); Sammlung in der Land- und forstwirtschaftlichen Schule (zoologische mit interessanten Originalen zur Geschichte der Haustiere von C. Keller, botanische nach allgemeinen Gesichtspunkten von C. Schröter). Prächtige Reliefs aus der Schweiz von Becker, Simon, Imfeld, Heim.
Kupferstichkabinett. Sammlung der geograph.-ethnographischen Gesellschaft (Seilergraben). Pestalozzianum (permanente Schulausstellung, vorläufig im Wollenhof an der Schipfe). Städtisches zoologisches Museum, früher Nägeli-Museum genannt, am Zürichhorn (schweizerische Säugetiere und Vögel). Schliesslich ist noch auf den bereits im Rundgang der Stadt beschriebenen botanischen Garten mit seinen Sammlungen hinzuweisen, sowie auf die öffentliche Voliere mit lebenden Vögeln am Mythenquai. Ein zoologischer Garten fehlt.
Der bildenden Kunst wird jetzt am Heimplatz ein würdiger Bau (Kunsthaus) erstellt, während ihr altes Heim, das Künstlergütli gegenüber der Südfront des Polytechnikums, dem neuen Universitätsgebäude weichen muss. Die permanente Ausstellung der Zürcher Kunstgesellschaft birgt wertvolle Stücke, namentlich von den beiden berühmten Zürcher Malern Rudolf Koller und Arnold Böcklin. Wechselnde Ausstellungen moderner Meister werden inzwischen im «Künstlerhaus», einer provisorischen Baracke bei der Börse, veranstaltet. Manche wertvolle Gemälde befinden sich in Zürcher Privatbesitz und konnten in den bisherigen engen Räumlichkeiten nicht allgemein zugänglich sein, sollen aber im neuen Kunsthaus zur Ausstellung gelangen.
Viel heimischer als bildende Kunst waren bisher in Zürich Theater und Konzerte. Seit Jahren verdient die Ausübung der mimenden Kunst im Stadttheater und auf dessen Schauspielbühne im Pfauentheater unter Leitung Alfred Reuckers volles Lob. Um die Oper hat sich Kapellmeister Lothar Kempter grosse Verdienste erworben. Es war eine richtig erkannte und würdig durchgeführte Aufgabe, an der Stelle der einstigen Wirksamkeit Richard Wagners gerade dessen Opern in fortschreitender Reihe unentwegt zur begeisterten Aufnahme zu verhelfen. In der Tonhalle drüben brachte Friedrich Hegar im Lauf eines Menschenalters die erhabensten Schöpfungen alter und neuer Meister (Beethoven, Brahms, Richard Strauss) in Orchester und Chören musterhaft zu Gehör.
Das hohe musikalische Verständnis, das dem Zürcher Publikum im allgemeinen nachgerühmt wird, ist wesentlich ein Erziehungskunststück zürcherischer Meister, deren Reihe, bei Baumgartner angefangen, über Ignaz Heim, Gustav Weber, Friedrich Hegar, Karl Attenhofer, Gottfried Angerer bis zum ganz modernen Volkmar Andreae führt, und die alle als Orchester- und Chorleiter nicht minder hervorragen, denn als Komponisten selber. In den letzten Jahren sind die Aufführungen des Stadttheaters und der Tonhalle auch den weniger Begüterten in besondern, vorzüglich durchgeführten Volksvorstellungen und populären Konzerten zugänglich geworden. Ausserdem sorgen mehrere andere Theater für die Liebhaber leichter geschürzter Musen: das Zentraltheater an der Weinbergstrasse (Schwänke, Kinematograph, etc.), das Korsotheater am alten Tonhalleplatz (Variété), das intime Theater in der Urania (Cabaret).
Oft auch stellen sich wissenschaftliche, theatralische oder musikalische und ähnliche Veranstaltungen in den Dienst der Wohltätigkeit - es sei aus dem Jahre 1908/09 erinnert an die Konzerte des Sängervereins «Harmonie» zu Gunsten der Brandbeschädigten von Bonaduz, des «Männerchors Zürich" zu Gunsten der vom Schneeschaden im Mai betroffenen Landwirte, und für die Erdbebenopfer in Messina, für welche auch die naturforschende Gesellschaft einen Rathausvortrag veranstaltete. So greifen im geistigen Leben das edle Streben nach Bildung und die opferfreudige Anteilnahme an der Durchführung gemeinnütziger und wohltätiger Aufgaben häufig wirksam in einander.
Die Zürcher Tonhalle ist aber nicht nur der Mittelpunkt des musikalischen Lebens, um das sich noch ungezählte musikalische Vereine der Stadt mit ihren im eigenen Kreise abgehaltenen regulären Aufführungen verdient machen. Sie ist auch der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens, im Sommer auf der aussichtsreichen Terrasse beim allabendlichen vortrefflichen Gartenkonzert, wo Kapellmeister Kempter sogar Symphonien auszuführen wagen darf, im Winter zu Veranstaltungen mannigfaltigster Art, von Wohltätigkeitsbazars bis zu den vornehmen Kostümfesten des Hottinger Lesezirkels und der Akademie der Polytechniker, sowie von den Tanzkränzchen der grössten Vereine bis zum alljährlichen grossen Maskenball. Bis 3000 Personen haben die gastlichen Räume schon in froher Lust vereinigt. Aber auch wehmutsvolle Töne und ernste Worte sind in diesen kunstgeweihten Räumen verklungen, wenn es galt, grosse Tote zu ehren oder in vaterländischer Sache mannhaft zu tagen.
[Dr. Leo Wehrli.]
9. Kirchenwesen.
Von der im Jahr 1893 erfolgten Vereinigung Zürichs mit seinen Vororten sind die Kirchgemeinden unberührt geblieben. Es bestehen daher heute noch folgende 13 protestantischen Kirchgemeinden: Grossmünster, Fraumünster, St. Peter, Predigern, Aussersihl, Enge, Fluntern, Neumünster, Oberstrass, Unterstrass, Wiedikon, Wipkingen, Wollishofen. Dazu kommt die der evangelischen Landeskirche angegliederte französische Kirchgemeinde und die vom Staat anerkannte altkatholische Kirchgemeinde. An privaten Kultusgenossenschaften sind zu nennen die evangelisch-lutherische Kreuzgemeinde, die römisch-katholischen Pfarrgemeinden St. Peter und Paul und Unterstrass-Zürich, die bischöfliche Methodistenkirche, die israelitische Kultusgemeinde, etc.
10. Organisation der Verwaltung.
Die Verwaltungsorganisation der Stadt Zürich weicht von derjenigen der übrigen zürcherischen Gemeinden seit dem Jahr 1893, in welchem durch die Vereinigung der Altstadt mit den Vororten die Entwicklung zur Grossstadt ihre rechtliche Sanktion erhielt, nicht unwesentlich ab. Die landsgemeindeartige Gemeindeversammlung existiert seit diesem Zeitpunkt in Zürich nicht mehr; dagegen besitzt die Gesamtheit der stimmberechtigten, in der Stadt niedergelassenen Schweizerbürger (die «Gemeinde») mittelst des Stimmzettels immer noch grossen Einfluss auf den Gang der kommunalen Verwaltung. So fallen ihr zunächst zu die wichtigsten Wahlen, nämlich: Stadtpräsident, Kleiner Stadtrat, Grosser Stadtrat, Zentralschulpflege, Kreisschulpflegen, Primar- und Sekundarschullehrer, Betreibungsbeamter, Friedensrichter. Im weitern aber hat die «Gemeinde» abzustimmen im Weg des obligatorischen Referendums: über die Gemeindeordnung, über Beschlüsse des Grossen Stadtrates, die jährlich wiederkehrende Ausgaben von mehr als 20000 Fr. oder einmalige Ausgaben von mehr als 200000 Fr. nach sich ziehen. Dem fakultativen Referendum unterliegen alle übrigen
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Be-Schlüsse des Grossen Stadtrates mit Ausnahme der Wahlen, der Abnahme der Rechnung und des Geschäftsberichtes, des Budgets, der Festsetzung des Steuerfusses und der mit Dringlichkeitsklausel versehenen Beschlüsse. Das Referendum gilt als zustande gekommen, wenn es innert 20 Tagen von 2000 Stimmberechtigten begehrt wird. Neben dem Referendum besteht noch das Recht der Initiative: jeder Stimmberechtigte kann beim Grossen Stadtrat eine Motion einreichen und seine Anregung muss, wenn sie in die Kompetenz der Gemeinde fällt, der Volksabstimmung unterbreitet werden, sofern 30 Mitglieder des Grossen Stadtrates oder 2000 Stimmberechtigte sie unterstützen.
Der grosse Stadtrat wird in den fünf Stadtkreisen auf eine Amtsdauer von 3 Jahren gewählt. Er besteht zur Zeit aus 125 Mitgliedern. Seine wichtigsten Funktionen sind: Wahl der kant. Geschwornen, der Steuerkommission, des Waisenamtes und einer Anzahl weiterer Kollegien, Festsetzung des Budgets und des Steuerfusses, Aufsicht über die gesamte Stadtverwaltung, Abnahme der Jahresrechnung, Erlass von Verordnungen, Begutachtung der Vorlagen an die Gemeinde etc.
Der Stadtrat besteht aus 9 Mitgliedern, deren jedes einer Verwaltungsabteilung vorsieht. Die 9 Departemente sind:
1) Verwaltungsabteilung des Stadtpräsidenten;
2) Finanzwesen;
3) Steuerwesen;
4) Polizeiwesen;
5) Gesundheitswesen;
6) Bauwesen I (Hoch- und Tiefbau):
7) Bauwesen II (industrielle Unternehmungen);
8) Schuh wesen;
9) Vormundschaftswesen. Als Kollegium hat der Stadtrat alle Vorlagen an den Grossen Stadtrat und an die Gemeinde vorzuberaten, deren Beschlüsse zu vollziehen, die Wahlen vorzunehmen, die nicht einer andern Behörde übertragen sind etc. Für die Schulverwaltung steht neben dem Stadtrat, jedoch unter dem Vorsitz eines seiner Mitglieder, die Zentralschulpflege (25 Mitglieder), die in einigen wichtigern Dingen (wie Organisation des Schulwesens etc.) direkt an den Grossen Stadtrat Anträge stellt, im übrigen aber die Geschäfte zu handen des Kleinen Stadtrates bloss vorbereitet. Die Aufsicht über die Volksschule in den einzelnen Stadtkreisen führen die Kreisschulpflegen.
11. Finanzhaushalt.
Die ordentlichen Ausgaben der Stadt Zürich betrugen im Jahre 1907 rund 16 Millionen Fr. Dazu kamen noch ausserordentliche Ausgaben im Betrag von 4,8 Mill. Fr. Die wichtigsten Posten des städtischen Haushaltes sind die folgenden: Verzinsung der Passiven (3,2 Mill. Fr.), Schuldentilgung (2,1 Mill. Fr.), Polizeikorps (0,7 Mill. Fr.), Strassenunterhalt (1,6 Mill. Fr.) Schulwesen (3,4 Mill. Fr.), Tiefbauten (3 Mill. Fr.), Hochbauten (1,6 Mill. Fr.). - An Einnahmequellen sind zu nennen: Der Ertrag der Kapitalien (1,9 Mill. Fr.), der Ertrag der Liegenschaften (0,49 Mill. Fr.), der Ertrag der Vermögensteuer (54 Mill. Fr.), der Einkommensteuer (1,3 Mill. Fr.), der Mannssteuer (0,4 Mill. Fr.), der Feuerwehrersatzsteuer (0,14 Mill. Fr.) und der Liegenschaftssteuer (0,38 Mill. Fr.), der Reinertrag des Gaswerkes (1 Mill. Fr.), der Wasserversorgung (0,5 Mill. Fr.), des Elektrizitätswerkes (0,29 Mill. Fr.) und der Strassenbahn (0,1 Mill. Fr.), die Staatsbeiträge an das Schulwesen (ca. 14 Mill. Fr.), die Gebühren für Handänderung von Liegenschaften. (0,4 Mill. Fr.), die Beiträge Privater an Strassenbauten (etwa 1,4 Mill. Fr.). Das Gemeindevermögen weist an entbehrlichen Aktiven auf 80,2 Mill. Fr. (wovon rund 5,4 Mill. Fr. Wertschriften, 31 Mill. Fr. Liegenschaften, 29 Mill. Fr., in den städtischen industriellen Werken angelegtes Kapital), an unentbehrlichen Aktiven (Verwaltungsgebäude, Mobiliar etc.) 20,6 Mill. Fr., total 100,8 Mill. Fr. Die Passiven beliefen sich auf rund 97,9 Mill. Fr., das Reinvermögen auf 2,9 Mill. Fr. Das Nettovermögen der Separatfonds und Stiftungen beträgt 18,9 Mill. Fr.
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Der Wert der Liegenschaften, die sich im Eigentum der Stadt befanden, belief sich auf rund 50 Mill. Fr., wovon 31 Mill. auf realisierbare und 19 Mill. auf nichtrealisierbare, d. h. für Verwaltungszwecke benötigte Grundstücke und Gebäulichkeiten entfielen. An weiteren wichtigen Bestandteilen des Gemeindevermögens sind zu nennen: Schuldbriefe (etwa 3,4 Mill. Fr.), Obligationen (etwa 1,4 Mill. Fr.) und die Anlagekapitalien der städtischen Betriebe (Gaswerk 11,7 Mill. Fr., Wasserversorgung 5,6 Mill. Fr., Elektrizitätswerk 6,4 Mill. Fr., Strassenbahn 8,9 Mill. Fr., Materialverwaltung 0,9 Mill. Fr., Abfuhrwesen 0,5 Mill. Fr., Kehrichtverbrennungsanstalt 0,2 Mill. Fr. etc.). An allgemeinen Fonds und Stiftungen befand sich Ende 1907 eine Summe von rund. 4½ Mill. Fr. in der Verwaltung der Stadt.
Der wichtigste davon ist der Fond für eine Pensionskasse für die städtischen Beamten. Angestellten und Arbeiter, der sich auf 2½ Mill. Fr. beläuft. Von den in Besitz oder Verwaltung der Bürgergemeinde befindlichen Fonds seien genannt: das Armengut (1,7 Mill. Fr.), das allgemeine Bürgergut (1,4 Mill. Fr.), die Stiftung des stadtzürcherischen Nutzungsgutes (2,3 Mill. Fr.), der Waisenhausfond (2,2 Mill. Fr.), der Pfrundhausfond (1,7 Mill. Fr.), der Stadtbibliothekfond (0,25 Mill. Fr.) etc. Im ganzen belief sich Ende 1907 das Vermögen der bürgerlichen Fonds und Stiftungen auf 14,3 Mill. Fr. Besondere Erwähnung verdient die «Stiftung des städtischen Nutzungsgutes», die grösstenteils aus dem sog. Sihlwald besteht und deren Erträgnisse im Jahr 1893, anlässlich der Vereinigung der Altstadt mit den Ausgemeinden, für immer Zwecken der Wissenschaft, Kunst, Wohltätigkeit und Jugendfürsorge zugesprochen wurden.
12. Sanitætswesen.
Zur Pflege der öffentlichen Gesundheit besitzt die Stadtgemeinde eine Reihe von teils vorbeugenden, teils repressiven Institutionen. Zu den erstem zählt vor allem die Lebensmittelkontrolle, die durch 9 Tierärzte, ein ständiges Sanitätskorps und ein städtisches Laboratorium besorgt wird und sich auf alle Lebens- und die wichtigsten Genussmittel erstreckt. Ferner betreibt die Stadt eine Reihe von See- und Flussbadeanstalten. Zum Zweck der Verbesserung des Wohnungswesens in hygienischer und ökonomischer Hinsicht bewilligte die Gemeinde im April 1907 eine Summe von 2,5 Mill. Fr. für die Erstellung von Wohnhäusern durch die Stadt. Die menschlichen Auswurfstoffe werden durch die Stadtverwaltung nach dem Kübelsystem abgeführt, der Hauskehricht in der städtischen Kehrichtverbrennungsanstalt verbrannt. Dagegen fehlt eine wirksame Bekämpfung der gesundheitlichen Gefahren der Prostitution. - An repressiven Massnahmen ist zu nennen die bei Scharlach, Diphtherie, Typhus, Pocken, epidemischer Genickstarre und Kindbettfieber obligatorische Desinfektion.
Für poliklinische Behandlung dürftiger Einwohner wurden im Jahre 1907 rund 24000 Fr. ausgegeben, ausserdem im städtischen Notkrankenhaus 164 Personen verpflegt. Die Errichtung eines besondern Stadtspitals ist projektiert. Die private Krankenpflege betreibt eine Reihe von Spitälern. Zu erwähnen wäre etwa der Kinderspital Zürich, das Schwesternhaus vom Roten Kreuz, das Krankenasyl und die Diakonissenanstalt Neumünster, das Theodosianum, die schweizerische Anstalt für Epileptische, die schweizerische Pflegerinnenschule mit Frauenspital, alle diese beruhen auf gemeinnütziger Grundlage. Dazu kommen noch eine Anzahl Privatkliniken von Aerzten. Ueber den Kantonsspital vergl. den Art. betr. den Kanton Zürich. Die Sterblichkeitsverhältnisse haben sich in Zürich, wie aus nachfolgender Tabelle hervorgeht, seit dem Jahr 1893 (Vereinigung mit den Ausgemeinden), fortgesetzt gebessert. Es starben nämlich von je 1000 Einwohnern
Im Jahr | überhaupt | an Lungentuberkulose |
---|---|---|
1893 | 18.37 | 2.23 |
1894 | 17.46 | 2.22 |
1895 | 17.38 | 2.04 |
1896 | 16.71 | 1.94 |
1897 | 16.50 | 2.04 |
1898 | 17.33 | 2.14 |
1899 | 15.42 | 2.09 |
1900 | 18.65 | 2.49 |
1901 | 15.32 | 2.11 |
1902 | 15.92 | 1.87 |
1903 | 14.74 | 2.16 |
1904 | 14.55 | 1.96 |
1905 | 14.41 | 1.91 |
1906 | 13.58 | 1.74 |
1907 | 12.74 | 1.63 |
13. Gemeinnützigkeit.
Aus der grossen Zahl gemeinnütziger Institutionen seien nur folgende hervorgehoben: Allgemeine Ziele der Gemeinnützigkeit verfolgen verschiedene in den einzelnen Quartieren bestehende Vereinigungen, so die Gemeinnützigen Gesellschaften Enge, Wiedikon, Neumünster, Unterstrass, Wipkingen und die Hülfsgesellschaft Zürich. Diese Korporationen sind in der Regel auch die Protektoren von Anstalten aller Art. So betreibt, bezw. protegiert z. B. die Hülfsgesellschaft Zürich eine Sparkasse, eine allgemeine Krankenkasse, eine Blinden- und Taubstummenanstalt, eine Kleinkinderbewahrungsanstalt, während die gemeinnützige Gesellschaft Neumünster an derartigen Tätigkeitszweigen aufzuweisen hat eine Sparkasse, ein Altersasyl, Kleinkinderschulen, ein Lehrlingsheim, das Protektorat für alleinstehende Frauen etc. -
Die spezielle Fürsorge für Frauen und Kinder bezweckt die Sektion Zürich des schweizerischen gemeinnützigen Frauenvereins; sie betreibt einen Mädchenhort, eine Anzahl Kinderkrippen, eine Haushaltungsschule, unterstützt die Behörden in der Aufsicht über die Verpflegung der Kostkinder etc. Zwecke der Jugendfürsorge verfolgen auch die Kinderschutzvereinigung Zürich, die sittlich gefährdeten, verwahrlosten, misshandelten Kindern ihre Hilfe angedeihen lässt, ferner die Ferienkolonien und Milchkuren der Stadt Zürich, die alljährlich eine grosse Zahl erholungsbedürftiger Kinder auf das Land schickt oder durch Verabreichung von Milch zu stärken sucht. Das Lehrlingspatronat Zürich endlich ermöglicht armen Knaben und Mädchen die Erlernung eines Handwerkes.
Praktische Reformen auf dem Gebiete der Alkoholfrage hat der Frauenverein für Mässigkeit und Volkswohl verwirklicht durch Errichtung und Betrieb einer Reihe von alkoholfreien Speisehäusern in den verschiedenen Stadtteilen. An Nachtasylen sind besonders die für Allerärmste berechneten zwei Anstalten der Heilsarmee zu nennen. Der Volkserziehung widmet sich die Pestalozzigesellschaft durch Betrieb von 8 öffentlichen Lesesälen und einer
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öffentlichen Bibliothek mit Filialen, durch populärwissenschaftliche Vorträge und Kurse, Herausgabe von Schriften, Volkskonzerte.
14. Sozialpolitische Institutionen.
Für die friedliche Schlichtung von kollektiven Arbeitsstreitigkeiten besteht ein aus drei Mitgliedern zusammengesetztes Einigungsamt, für die Stellenvermittlung ein kommunales Arbeitsamt. Im Winter fungiert jeweilen eine Arbeitslosenkommission, von der z. B. 1906/1907: 298 Arbeitslose mit insgesamt 28388 Fr. unterstützt wurden. Für den Wohnungsnachweis besteht ein besondres Bureau, das wöchentlich zweimal ein Bulletin herausgibt. Durch Gemeindebeschluss vom wurde auch ein Anfang mit der Erstellung von Wohnhäusern durch die Stadt gemacht, in dem für diesen Zweck ein Kredit von 2,4 Mill. Fr. ausgesetzt wurde.
Die Stadt bemüht sich auch, in der Behandlung ihrer Arbeiter mit gutem Beispiel voranzugehen. So führte sie den Neunstundentag als Maximalarbeitszeit, sowie einen Minimallohn von 5 Fr. 50 Rp. für gelernte und einen solchen von 5 Fr. für ungelernte Arbeiter ein. Jeder Angestellte und Arbeiter hat auch Anspruch auf einen jährlichen Erholungsurlaub von mindestens 4 Tagen. Zu nennen ist ferner die Schülerspeisung, für welche im Jahr 1907 rund 47000 Fr. aufgewendet wurden. Dazu kamen für Bekleidung dürftiger Schüler 5407 Fr. Es bestehen rund 50 städtische Kindergärten und 26 Jugendhorte. Erstere werden von über 1800, letztere von etwa 800 Kindern frequentiert. Bäder bestehen in 25 Schulhäusern. Die Gesundheitspflege in den Schulen wird von einem ständigen Schularzt geleitet. Für die Zahnpflege besteht eine besondere Schulzahnklinik.
[Dr. E. Grossmann.]
15. Præhistorie.
Das Gebiet der Stadt Zürich wurde seit der neolithischen Periode ununterbrochen bewohnt. Neben zahlreichen Einzelfunden aus der jüngern Steinzeit entdeckte man im Gebiet der Stadt an vier Stellen Pfahlbauten: Im grossen und kleinen Hafner, in der Bauschanze und im Haumesser. Alle diese Ansiedlungen erhielten sich bis gegen Ende der Bronzezeit, in welcher Periode besonders der Pfahlbau Haumesser bei Wollishofen sich entwickelte. Dazumal schon gab es Leute, die auf dem festen Lande wohnten, und auf dem Uetliberg entstand ein Refugium. In der Eisenzeit waren die Pfahlbauten bei Zürich verlassen, der befestigte Lindenhof dagegen dicht besiedelt und das Refugium Uetliberg mit Wällen und Gräben reichlich versehen.
Die Toten wurden zuerst in Grabhügeln beigesetzt, wie deren im Burghölzli untersucht werden konnten. Später begrub man die unverbrannten Leichen in freier Erde. Derartige Gräber, die man der 2. Eisenzeit (La Tène-Periode) zuweist, fanden sich im Gabler in Enge, auf dem Rebhügel und bei der neuen Kirche Wiedikon, an der Bäckerstrasse in Zürich III und auf dem Uetliberg. Ein wichtiger Fund kam neulich zutage bei Bahnbauten an der Grenze gegen Altstetten, nämlich eine goldene Schüssel von getriebener Arbeit und einer Technik, die das Stück zu einem Unikum macht. Sie stammt wahrscheinlich aus einem Fürstengrab des 7. vorchristlichen Jahrhunderts.
Zürich muss auch Münzstätte gewesen sein, wie ein grosser Schatz zusammengeschmolzener Münzmasse aus Potin, gefunden bei der heutigen Börse, beweist. Gewiss war Zürich eines der 400 Dörfer oder eine der 12 Städte, welche die Helvetier bei ihrer Auswanderung verbrannten.
Zürich war in römischer Zeit eine Zollstätte. Diese befand sich im Schutz des Kastells, das auf dem Lindenhof nachgewiesen werden konnte und mit der Warte auf dem Uetliberg in optischer Verbindung stand. Auf oder am Lindenhof mag auch die Ziegelbrennerei gestanden haben, die ihre Ware mit D. S. P. bezeichnete, das von Mommsen als Doliare Stationis Publicae (Ziegel des öffentlichen Zollamtes) erklärt wurde. Auf dem Lindenhof wurde 1747 ein römischer Inschriftstein gefunden, der den alten Namen Zürichs (Turicum) enthält. Es ist ein Grabstein, den der Zollvorsteher seinem Söhnlein setzen liess.
Ein anderer Inschriftstein, der in Zürich zum Vorschein kam, berichtet uns von einer Zunft der Bärenjäger. Das römische Turicum befand sich um den Lindenhof herum. Ein Gebäude mit Mosaik stand unfern der heutigen Peterskirche, ein anderes bei der Wasserkirche. Im Oetenbach entdeckte man einen römischen Goldschmuck, im Rennweg und an andern Orten kamen Münzschätze zum Vorschein. Auch in den frühern Ausgemeinden von Zürich wurden ähnliche Funde gemacht. Im Sternen in Enge fand man die Reste einer römischen Ansiedlung. Ein anderer Sitz der Römer konnte im Galgen bei Albisrieden, ein dritter unter der Waid bei Wipkingen konstatiert werden. Römische Gräber fand man, ausser dem erwähnten Grabstein des L. Ael. Urbicus, auf dem Lindenhof, beim Zentralhof, im Münsterhof, in den Tiefenhöfen und im Sihlfeld.
Die Römerstrasse von Baden (Aquae) her zog sich in Zürich durch den Rennweg ins Kastell, ging dann die Strehlgasse hinunter, setzte bei der jetzigen Fleischhalle über die Limmat und führt weiter oben heute noch den Namen «alte Landstrasse» bis gegen Zollikon. Längs derselben fand man wiederholt römische Münzen.
In frühgermanischer Zeit war der Lindenhof Sitz der kaiserlichen Pfalz und um dieselbe herum dehnte sich die Stadt aus, in deren Nähe eine Anzahl urkundlich im 8. und 9. Jahrh. genannte Höfe sich befanden, die nach und nach zu eigenen Gemeinden heranwuchsen, bezw. mit der Stadt verschmolzen, so Wipkingen, Wiedikon, Stadelhofen, Riesbach, Hirslanden, Hottingen, Fluntern.
Ausser dem uralten Bevölkerungszentrum auf dem Lindenhof hatten sich in frühchristlicher Zeit neue Zentren gebildet um das Gross- und Fraumünster herum, bis etwa im 10. Jahrh. alle drei durch eine Mauer zur «Stadt» zusammengefasst wurden. Interessant sind die Gräber aus alemannisch-fränkischer Zeit. Schon in den Grabhügeln im Burghölzli hatte man Alemannen gebettet gefunden. Fast gleichzeitig war man auf einen Friedhof gestossen im Entibühl oberhalb des Balgrist, der eine Reihe von Funden aus alemannischer Zeit lieferte, worunter Schmuck und Waffen. Im letzten Jahrzehnt konnten zwei neue Alemannenfriedhöfe untersucht werden, derjenige vom Rebhügel Wiedikon und der grosse Friedhof
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an der Bäckerstrasse in Zürich III. Die Funde aus diesen Gräbern liegen im Schweizer. Landesmuseum und bieten grosses Interesse. Ein Frankengrab war dadurch gekennzeichnet, dass dem Toten die Lieblingswaffe der Franken, die Wurfaxt oder Franziska, mitgegeben wurde. Mehrmals lagen Mutter und Kind beisammen. In einem solchen Grab fand man die Reste eines Holzsarges und innerhalb desselben eine reichgeschmückte Frau mit einem kleinen Kinde im linken Arm. Offenbar waren Mutter und Kind gleichzeitig beerdigt worden.
Die Frau trug um den Hals ein Collier von Glas, Bernstein und Emailperlen. Auf der Brust lagen zwei Fibeln aus Gold mit eingelegten Almandinen. Auf der rechten Seite des Kopfes befand sich ein Tierknochen: man hatte der Toten Speise mitgegeben. In der Gürtelgegend fanden sich eine silberplattierte Schnalle, zwei silberne und vergoldete Schlangenkopffibeln mit Nielloeinlagen. Der Arm des Kindes scheint ebenfalls Perlschmuck getragen zu haben. Man hatte dem Kinde auch Spielzeug mit ins Grab gegeben. Neben dem linken Oberschenkel der Frau befanden sich die Reste eines Schächtelchens, das Toilettengeräte enthielt.
[Dr. J. Heierli.]
16. Geschichte.
S. den Art. Zürich (Kanton).