Ausser Acker- und Gartenbau und Viehzucht ist die Industrie von grosser Bedeutung. Abgesehen von der Stadt
Zürich (siehe dies. Art.) finden wir z. B. Maschinenbau in
Œrlikon,
Albisrieden,
Altstetten,
Schlieren; eine Waggonfabrik in
Schlieren, Baumwollindustrie in
Dietikon etc.
Der grosse Eisenbahnknotenpunkt Zürich
beherrscht die Verkehrslinien des Bezirks. Der natürlichen Bodenform entsprechend haben
wir die beiden Uferbahnen längs des
Sees, die den Verkehr, mit
Chur und mit dem Arlberg vermitteln; dann
die Linie nach Baden,
die nach der Westschweiz und nach Basel
führt. Eine Abzweigung davon ist die Linie nach
Affoltern-Zug. Quer durch
den nördl. Höhenzug gehen in gemeinsamem
Tunnel die Linien nach Schaffhausen,
nach
Romanshorn und St. Gallen
und ins Glattthal. Sekundäre Linien
sind die Sihlthalbahn, die Limmatthal-Strassenbahn mit Abzweigung nach
Weiningen, die Tramlinien
Zürich-Höngg,
Zürich-Œerlikon-Seebach und die Bergbahn (mit Adhäsion) auf den
Uetliberg.
Gem. und Hauptstadt des Kantons und Bezirks
Zürich, grösste Stadt der
Schweiz. Die geographischen Koordinaten der eidg. Sternwarte
am
Zürichberg (nach freundlicher Mitteilung der Sternwarte) sind: 47° 22' 38" NBr. und 8° 33' 3,9"
OL. von Greenwich. Die magnetische Deklination betrug pro 1908: 11½° W. Die
Höhe beträgt für die Sternwarte 470 m, für
den Seespiegel im Mittel 408,6 m. Die
Limmat fällt im Stadtgebiet bis zur Kote 400 m (vorHöngg) auf
eine Strecke von 6 km, also durchschnittlich 1½‰. Das Stadtgebiet reicht westl.
bis an den
Kamm des
Uetlibergs, dessen Gipfelsignal
mit 874 m Meerhöhe auf der Stadtgrenze liegt.
Nach S. verfolgt die Grenze den
Grat bis zur
Baldern, steigt dann, die ehemalige Gemeinde
Leimbach einschliessend, zur
Sihl und
südl. vom Etlisberg vorbei zwischen
Wollishofen und
Mönchhof zum
See ab. Am rechten Ufer zieht sie südl.
der Irrenheilanstalt
Burghölzli zur
Realp hinauf, kreuzt den
Wehrenbach, folgt ein Stück weit dem mittleren
Lauf des
Elefantenbaches,
umschlingt den
Loorenkopf, und von da in ziemlich regelmässigem Zug
von SO. nach NW. der Glattthalseite des
Zürichberges und erreicht über die Einsattelung des Milchbuckes den N.-Abhang des
Käferberges.
Beim
Hardturm berührt sie die
Limmat, welche bis unterhalb der Hönggerbrücke die Gemeindegrenze bildet. Von da an sind unregelmässige
Gräben im breiten Limmatthal als Grenzlinien benutzt. Das
Triemli wird südöstl. umgangen. Vom
Döltschi steigt die Linie
wiederum am
Uto hinan und schliesst, dessen O.-Rampe folgend, nordöstl. vom Hôtel
Uetliberg vorbei, am
Gipfelsignal. So legt sich das Gebiet der mit ihren Aussengemeinden vereinigten Stadt
Zürich auf der Landkarte einem Hufeisen
gleich um das unterste Seebecken und steigt mit beiden Rändern bis auf die Gipfelhöhen des
Uetliberges im W.,
des
Zürichberges und
Käferberges im O. Der Flächeninhalt beträgt 44,17 km2.
Wer Zürich
zum erstenmal besucht, sollte an einen lauen Sommerabend zu Schiff seeabwärts der Stadt langsam sich nähern. Liebliche
Gestade mit hablichen
Dörfern geben ihm links und rechts das Geleite. Reiche Landhäuser recken ihre Erker und Türmchen
aus wohlgepflegten Gärten heraus. Immer spärlicher werden die
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mehr
grünen Weiden mit den langgezogenen Abendschatten der Obstbäume am linken, die erdigen, vitriolblaufleckigen Reben am rechten
Ufer. Wohnsitz reiht sich an Wohnsitz. Wir fahren am büschereichen Zürichhorn vorbei, wo der Hornbach ein breites, dicht
besiedeltes Delta in den See gefüllt hat. Der See wird enger. Zu beiden Seiten dehnt sich künstlich dem
Wasser abgerungenes Siedelungsgebiet. Darüber ragen links der altehrwürdige Belvoirpark und die reichen Villenquartiere
auf den Moränenhügeln von Enge, der Zürichberg rechts, eine einzige luftige Gartenstadt vom Hirslanderberg bis hinab zum
Rigiquartier.
Noch blendet der See. Schwarzblau düster steigt der Mischwald, von dunklen Eiben durchsetzt, jenseits der Sihl
zum gradlinigen Uetlibergkamm, dessen nackter Sandstein da und dort in ausgefressenen Nischen zu Tage tritt. Vom Gipfel grüssen
wohnliche Gasthäuser. Die letzten goldenen Strahlen der Abendsonne fliehen über den Zürichberg hinauf. In scharfzackigen
Profillinien sperren die beiden Grossmünstertürme, die schlanke Fraumünsterspitze und die wienerisch zierliche neue Tonhalle
den Weg.
Links reihen sich Rotes und Weisses Schloss, Rentenanstalt und «Unfall Zürich"
an, rechts Stadttheater und Utoschloss,
alle auf ehemaligen Seegrund gebaut, als ob die alten Pfahlbauten wieder erstanden wären. Im Grunde zieht die Limmat unter
den Bögen der monumentalen Quaibrücke ab, und der St. Peterturm mit der grossen Uhr schliesst in mehrfachem
Sinne als Zeichen der Zeit die charakteristische Silhouette in der Tiefe ab. Allmählich verstummt das fröhliche Geplätscher
von den Badanstalten. Ein Lichtlein nach dem andern taucht bergwärts im Häusergewirr auf. Abendstern und Scheinwerfer vom
Uto und vom originellen Urania-Turm, oder von der Tonhalle herab, blinzeln um die Wette über die Stadt,
und wie mit einem Zauberschlage legt sich an die Stirn des Bildes, vorn am See-Rande, ein gleissendes Diadem: Ufer und Brücken
haben ihren Lichterkranz umgelegt, auf dass auch bei Nacht die Stadt eine Leuchte sei dem Lande.
So zieht das Bild sich zusammen von beiden Seegestaden her. Wie der See zum Ausfluss des Stromes, so konzentriert
die menschliche Siedelung sich an dieser Stelle, wo ein Kranz
von niedrigen Gletscherschutthügeln Wasser und Verkehr stauen
musste.
Die Lage für eine grössere Niederlassung ist somit von der Natur gegeben: Ueber den See hinauf und thalabwärts war durch
das Wasser der Verkehr erleichtert;
der See selber, an der Ausmündungsstelle leicht sperrbar, diente gleichzeitig
zur Abwehr, und der Moränenwall konnte zur Anlage einer innern Verteidigungslinie benutzt werden, während die höheren
Berge östl. und westl. gleichsam äussere Schutzwälle bilden.
Lag einmal eine Ortschaft hier, so musste sie der Zielpunkt
für die über die zentralen und östl. Schweizeralpen führenden Handelsstrassen werden, während nördl.
Verkehrswege vom Rhein her hier zusammenliefen: Zürich
wurde das Niederlagshaus für die Warenvermittlung zwischen Italien und Deutschland.
Eigene, früh schon entwickelte Industrie benutzte expansiv diese günstige Situation. Es ist bezeichnend, dass von Zürich
aus
die erste schweizerische Eisenbahn fuhr.
Dieser «Spanischbrötlibahn» nach Baden folgten rasch die weiteren Hauptlinien. Heute ist Zürich
der Knotenpunkt
der Eisenbahnlinien von Schaffhausen,
von Winterthur und damit von Romanshorn-Frauenfeld, Singen-Etzwilen und von St. Gallen,
vom Glattthal, vom rechten
und linken Seeufer, (Verkehr vom Glarnerland und aus dem Kanton Graubünden,
vom Arlberg, sowie Wädenswil-Einsiedeln und demnächst Ricken-Toggenburg),
von Luzern-Zug (Gotthard) und von Basel-Brugg und Westschweiz-Aarau-Brugg her; von zahlreichen, mehr lokalen
Linien und von Dampfschiffverbindungen nicht zu reden. Das alles hat zur heutigen hohen Bedeutung unserer grössten Schweizerstadt
beigetragen, ein Moment das andere bedingend oder fördernd, wie Elektrizität und Magnetismus im Getriebe einer modernen
Kraftmaschine.
2. Topographische Beschreibung.
Deutlich scheidet sich im Stadtplan oder im Anblick von den Höhen des Uetlibergs die höckerige, winklige
Altstadt mit ihren düstern, altersgrauen Sandsteinhäusern und geschwärzten Ziegelfirsten ab von dem weitmaschigen,
geregelten Strassennetz der Aussenzone, deren Häuserblöcke allmählig bergwärts zu beiden Seiten von See und Limmat in gesunde
Villenquartiere mit offener Ueberbauung sich
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