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Industrieschule und Handelsschule, total 83 Lehrkräfte, und 527+221+263 = 1011 Schüler (anno 1906). Das kantonale Technikum in Winterthur mit besondern Fachschulen für Bautechniker, Maschinentechniker, Elektrotechniker, Feinmechaniker, Chemiker, Kunstgewerbe, Geometer, Handel- und Eisenbahnbeamte, deren respektive Frequenz im Jahre 1907 betrug 73+203+47+1+38+13+51+78+34, total 538 Schüler. 17,1% derselben waren Ausländer. - Die landwirtschaftliche Schule Strickhof in Zürich. Das Kleinod des zürcherischen Unterrichtswesens bildet die Hochschule (Universität) Zürich. An dieser amteten im Winter-Semester 1907-1908 78 Professoren, 63 Privatdozenten und 28 Assistenten (ungerechnet diejenigen der Kliniken und ihrer Annexanstalten).
Zahl der immatrikulierten (regulären) Studierenden 1489, dazu 448 Auditoren, total 1937 Hörer. Von den regulären Studierenden waren 316 oder 21,2% Zürcher Kantonsbürger, 410 aus andern Schweizerkantonen gebürtig, im Ganzen 726 oder 48,8% Schweizer und 763 oder 51,2% Ausländer (davon 188 Deutsche und Oesterreicher, und 459 d. h. 30,8% der Gesamtzahl Russen und Russinnen). Von den weiblichen Studierenden waren 49 Schweizerinnen und 335 Ausländerinnen. Angesichts der hohen Ausländerzahl wurden im Jahr 1906 die Aufnahmsbedingungen für die Universität verschärft, die Gebühren für die Ausländer erhöht und den Studierenden schweizerischer Nationalität ein Vorzugsrecht für Platzbelegung in der medizinischen und naturwissenschaftlichen Fakultät eingeräumt.
Nach den Fakultäten verteilte sich die Frequenz im Winter-Semester 1908-1909 wie folgt:
Die Ausgaben des Staates für das gesamte Unterrichtswesen betrugen 1867: Fr. 757513;
1877: 1555592;
1887: 1845666;
1896: 2910495;
1906: 3933394, was auf den Kopf der jeweiligen Bevölkerung Fr. 2,90;
5,70;
6,40;
8,68;
10,41 oder 23,0;
30,7;
25,7;
21,9;
22,2 Prozent der Gesamtausgaben ausmacht.
In den gleichen Jahren beliefen sich die Nettokosten eines Studierenden der Universität auf Fr. 428;
392;
421;
501;
453. Vom Bund erhielt der Kanton Zürich 1907 für das Unterrichtswesen eine Subvention von Fr. 258621.
Der Unterricht an der Volksschule ist unentgeltlich. Der Staat unterstützt ferner gemäss Verordnung für das Volksschulwesen vom auch die Fürsorge für Nahrung und Kleidung armer Schulkinder, Ferienkolonien, Erholungshäuser und Jugendhorte und gibt Beiträge an die Versorgung von bedürftigen Kindern und Erziehungsanstalten für Anormale. Seit 1889 gibt es Spezialklassen für schwachbegabte Schulkinder. Der Staat sorgt auch für Weiterbildung der Lehrerschaft durch Veranstaltung von Ferienkursen, so 1906 für Lehrer an Volks- und Mittelschulen (102 Teilnehmer), Zeichnungslehrer an gewerblichen Fortbildungsschulen (8 Teilnehmer). Freiwilligen Fortbildungsschulen werden Staatsbeiträge verabfolgt.
In den letzten Jahren wurden Arbeitslehrerinnenkurse von 5/4 jähriger Dauer abgehalten. Besondre Aufmerksamkeit wird (seit 1884) auch dem Knabenhandarbeitsunterricht geschenkt. Die Erwerbung der Patente für Volksschullehrer (Primar- und Sekundarlehrer) ist neuerdings, unter gewissen Bedingungen, auch Abiturienten der Kantonsschule und der höheren Stadtschulen von Winterthur ermöglicht. Nach dem Ausbau der Volksschule nach oben (7. und 8. Klasse) sind auch die Lehrpläne und Reglemente der höhern Unterrichtsanstalten in den letzten Jahren neu revidiert worden; frische Entwicklungsluft weht in das zürcherische Schulwesen, das eine Zeit lang auf wohlverdienten früheren Lorbeeren auszuruhen schien.
Einen mächtigen Schritt vorwärts bedeutet der Beschluss des Kantonsrates vom zum Bau eines neuen Universitätsgebäudes (die Hochschule war bis jetzt im S.-Flügel des eidg. Polytechnikums und im Kollegiengebäude zum Rechberg untergebracht), unter Ablösung und Bereinigung alter Vertragspflichten mit Bund und Stadt. Eine denkwürdige Volksabstimmung hat den Kantonsratsbeschluss am mit gewaltiger Mehrheit gutgeheissen trotz des Gesamtkostenvoranschlages von 6 Mill. Fr. (wogegen nahezu 4 Mill. sichere Einnahmen stehen).
Einer originellen und segensreichen Institution des Schulwesens muss noch besonders gedacht werden: der zürcherischen Schulsynode. In Anlehnung an Zwinglis Synode der Geistlichkeit wurde sie auf Anregung von Bürgermeister Konrad Melchior Hirzel von Zürich im Jahr 1831 als gesetzlich organisierte Versammlung der gesamten Lehrerschaft des Kantons eingesetzt und tagte 1834 zum erstenmal. Seither hat sie verschiedene Wandlungen durchgemacht. Sie tagt ordentlicherweise jährlich einmal und ist eine Standesvertretung aller Stufen der Lehrerschaft von der Primarschule bis zur Hochschule, konstituiert sich selbst und wählt seit 1849 zwei Mitglieder des (ebenfalls 1831 organisierten) Erziehungsrates. Tätigkeit: Behandlung methodischer und pädagogischer Fragen, Anregungen und Gutachtem in Sachen der Schulgesetzgebung und Lehrerbildung (Begutachtungsrecht für Lehrmittel durch die Schulkapitel).
Ausser der Synode besteht zu ähnlichen Zwecken ein kantonaler Lehrerverein und eine kantonale Sekundarlehrerkonferenz.
Einen mächtigen Anteil an der Entwicklung des zürcherischen Schulwesens hat die Stadt Zürich, welche dafür im Jahr 1907 allein Fr. 3178220 netto ausgegeben. Es bestanden 1907 in der Stadt 50 Kindergärten (davon 25 im dritten Stadtkreis), die von 1888 Kindern besucht wurden. 1906 existierten im ganzen Kanton 65 öffentliche und 68 private Kleinkinderschulen mit 2704 bezw. 3771 Kindern und 67 bezw. 87 Lehrerinnen. Von Zeit zu Zeit, gewöhnlich alle 2 Jahre, werden zur Ausbildung von Kindergärtnerinnen besondere Kurse abgehalten, welche der höhern Töchterschule angegliedert sind.
Die Stadt führte bei Beginn des Schuljahres 1908-1909 folgende Volksschulabteilungen:
Abteilungen | Schüler | Schüler per Lehrstelle (durchschnittlich) | |
---|---|---|---|
Primarklassen I-VI | 360 | 18537 | 51 |
Primarklassen VII-VIII | 45 | 1233 | 27 |
Spezialklassen | 18 | 391 | 22 |
Sekundarklassen | 107 | 3903 | 36 |
Die meisten Primarschul- und alle Sekundarschulabteilungen sind einklassig, und die Klassenbestände wurden in den letzten Jahren allmählig herabgesetzt. Sie sind aber heute noch zu hoch. Eine Neuorganisation mit stärkerer Ausnutzung der Schullokale und Lehrkräfte scheint trotzdem vorgesehen werden zu müssen.
Als höhere städtische Schulen bestehen in der Stadt. Zürich: die höhere Töchterschule mit Lehrerinnenseminar, Gymnasium, Fortbildungsklassen und Handelsabteilung, frequentiert von 144+88+164+239, total 635 Schülerinnen, wozu noch 12 Kandidatinnen des Haushaltungslehramtes und 71 Volksschüler der ¶
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Seminarübungsschule zu rechnen sind. An der Anstalt wirken 57 Lehrkräfte (Sommersemester 1908). Die ganze Schule ist heute noch in dem engen Grossmünsterschulhaus untergebracht. - Die Gewerbeschule d. h. gewerbliche Fortbildungsschule und Handwerkerschule mit rund 160 Lehrern und 4096 Schülern und Schülerinnen (Winter 1907) hat noch kein eigenes Haus. - Die Kunstgewerbeschule und das Kunstgewerbemuseum (ständige Sammlung und Ausstellungen mit grosser, vielbenutzter Bibliothek) mit 9 Lehrkräften und 37 bezw. 129 Sommer- bezw. Winterschülern, ist dem schweizerischen Landesmuseum angebaut. - Im Ganzen beschäftigte die Stadt Zürich im Jahre 1908 710 Lehrkräfte.
Ganz aussergewöhnlich sind die Leistungen der vereinigten Stadt für Schulhausbauten, wofür sie im Zeitraum von 1893-1907 fr. 9557710 ausgegeben hat. Daran partizipieren allerdings namhafte Staatsbeiträge. Noch ist ein Ende der Schulhausbauten für die grosse Zunahme der Volksschülerzahl nicht abzusehen. Zur Hebung dringlichster Raumnöte mussten transportable Schulbaracken errichtet und eine Anzahl Klassen provisorisch in Privathäusern untergebracht werden.
Die individuellen Lehrmittel werden in der Stadt Zürich, wie übrigens im ganzen Kanton, für die Volksschulstufe unentgeltlich abgegeben. Es bestehen zahlreiche Schülerbibliotheken mit im Ganzen 25000 Bänden. 14 Schulgärten (ausser dem botanischen Garten der Hochschule). Wesentlich Schulzwecken dient auch das städtische zoologische Museum am Zürichhorn (ehemals «Nägeli-Museum», eine prächtige Sammlung schweizerischer Vögel und Säugetiere).
Die Stadt sorgt ferner für hauswirtschaftlichen Unterricht an den obersten Primarschulklassen. Für die Sekundarschulen sind die nötigen Schulküchen noch nicht vorhanden. Der kantonale Lehrplan schreibt auch hier hauswirtschaftlichen Unterricht vor. Der Turnunterricht ist fakultativ erweitert mit Ausmärschen, Armbrust- und Gewehrübungen. Den Knabenhandarbeitsunterricht besuchen gegen 3000 Schüler; er wird meist von Primarlehrern erteilt, auch in Ferienkursen.
Für Mädchen gibt es 346 Handarbeitsabteilungen. Am Schwimmunterricht nahmen 1907 von der 6 Primarklasse 891 Knaben und 812 Mädchen, total 1703 Schüler teil; die Klasse hat 65% Schwimmkundige. Für die 4.-6. Primarklasse sind Jugendspiele organisiert, mit besondern Instruktionskursen für die Spielleiter (92 Lehrkräfte). 194 Schulabteilungen machten 1907 Schulreisen, an denen 82% aller Schüler teilnahmen und deren (übrigens minime) Defizite inklusive Begleiterkosten die Stadt deckt. Jährlich finden geeignete Gratis-Schülervorstellungen im Stadttheater statt; die städtische Theatersubvention ist u. a. an diese Bedingung geknüpft. Ausser der Stadt Zürich besitzt auch Winterthur eine höhere Schule städtisches Gymnasium mit Merkantilabteilung, Industrieschule und höhere Töchterschule.
Die gewaltige Ausdehnung des Schulwesens hat in den grössern Städten besondre Behördenorganisationen nötig gemacht. In der Stadt Zürich steht über den einzelnen Kreisschulpflegen eine Zentralschulpflege. In dieser haben 8 Vertreter der Lehrerschaft als Präsidenten der sog. Stufenkonvente beratende Stimme. Seit Einführung der neuen Gemeindeordnung (angenommen am bilden die Präsidenten der Kreisschulpflegen und ein Vertreter der Volksschullehrerschaft unter Vorsitz des städtischen Schulvorstandes die sog. Präsidentenkonferenz.
Ihr ist die Aufsicht über die gleichmässige Durchführung der kantonalen Vorschriften für das Volksschulwesen und der städtischen Schulordnung, sowie der Beschlüsse der Zentralschulpflege durch die Kreisschulpflegen übertragen. Die höheren städtischen Schulen haben eigene Aufsichtskommissionen, in welchen sie, ebenso wie in der Zentralschulpflege, durch ihre Rektoren, jedoch nicht (wie die Volksschullehrer) durch selbstgewählte Vertreter repräsentiert sind. Aehnliche Verhältnisse bestehen für die kantonalen Mittelschulen, während Volks- und Hochschule demokratischere Korporativrechte besitzen.
Neben diesen allgemeinen Schulen bestehen zahlreiche Berufsschulen, staatlich und kommunal subventioniert, sowie durch gemeinnützige Gesellschaften und Private unterhalten. Es ist deshalb schwer, sie in offizielle und private Institutionen zu gliedern, wie ja übrigens auch die kantonalen und städtischen Schulen ihrerseits wiederum eidgenössische, kantonale und städtische Beiträge erhalten. Als wichtigste Berufsschulen sind zu nennen, neben den bereits erwähnten: Städtische Metallarbeiterschule in Winterthur (seit 1889; hatte im Jahr 1906 76 ordentliche und 68 ausserordentliche Schüler);
Filiale der landwirtschaftlichen Schule Strickhof (unterste Klasse) in Winterthur;
Zürcherische Seidenwebschule im Letten (gegr. 1881; 1906: 37 Schüler, 5 Lehrer);
zürcherische Lehrwerkstätte für Schreiner (gegr. 1888);
interkantonale Obst- und Weinbauschule Wädenswil (17 Schüler, 3 Lehrer und 5 Hülfslehrer);
schweizerische Fachschule für Damenschneiderei und Lingerie in Zürich (Lehrwerkstätten und Kurse für den Hausgebrauch und Arbeitslehrerinnen-Bildungskurse; gegr. 1889; 490 Schülerinnen und 21 Lehrkräfte);
Haushaltungsschule der Sektion Zürich des schweizerischen gemeinnützigen Frauenvereins mit rund 100 Schülerinnen (gegr. 1898; Kurse für den Hausgebrauch und Haushaltungslehrerinnen-Bildungskurse);
Winterthurer Haushaltungsschule des Frauenbundes (gegr. 1891; 42 Schülerinnen, 9 Lehrkräfte);
Haushaltungsschule des Töchterinstitutes Horgen (gegr. 1897; hatte 1906: 48 Schülerinnen und 7 Lehrkräfte).
Ferner bestehen zahlreiche freiwillige Fortbildungsschulen in gewerblicher, hauswirtschaftlicher und kaufmännischer Richtung. Für Stellungspflichtige sind mancherorts besondre Kurse eingerichtet (Stadt Zürich 1908). Speziell für das Handelsfach haben die Sektionen des schweizer. kaufmännischen Vereins (Zürich gegr. 1861, Winterthur, Wädenswil, Horgen, Uster, Rüti, Stäfa, Thalwil, seit 1908 auch in Wetzikon) mit Subvention durch Bund, Kanton, Gemeinden und Private Fortbildungskurse, Vorträge und Diskussionsabende, Bibliotheken und Lesesäle eingerichtet. Die ¶