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Weinbau. Wie fast überall in der Schweiz ist auch im Kant. Zürich der Weinbau in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Die Zeiten sind längst vorbei, da die Obrigkeit scharfe Massregeln ergreifen musste, um die stete Ausdehnung des Rebareals zu verhindern und Prämien aussetzte für dessen Verminderung (im 17. und 18. Jahrhundert). 1884 betrug es 5580 ha oder 3,5% des produktiven Bodens, 1891 noch 5280 ha (3,3%), 1902 war es auf 4407 ha (2,7%) und 1906 auf 4055 ha (2,5%) gesunken. Es hat also von 1884 bis 1902 um mehr als den 5. Teil (21%) und bis 1906 um mehr als den 4. Teil (27%) abgenommen.
Diese Abnahme scheint noch nicht zum Stillstand kommen zu wollen, denn sie war in den letzten 4 Jahren noch eine raschere als in den frühern (2% gegen 1,2% im Jahresdurchschnitt). Die Ursachen sind bekannt: Konkurrenz fremder Weine infolge des leicht und billig gewordenen Fernverkehrs, Schädlinge und Krankheiten, öftere Missernten, erhöhte Arbeitslöhne etc. Immerhin gehört Zürich auch jetzt noch zu den ersten Weinbaugegenden der Schweiz und wird absolut nur von der Waadt und dem Tessin, relativ nur von Schaffhausen, Genf und Tessin übertroffen, denn nach dem Statistischen Jahrbuch der Schweiz hatten die wichtigsten Weinbaukantone in den letzten Jahren folgende Rebareale: Schaffhausen 1040 ha (oder 3,6% des produkt. Bodens), Thurgau 1163 ha (1,4%), Aargau 2131 ha (1,6%), Neuenburg 1142;
ha (1,6%), Waadt 6474 ha (2,4%), Genf 1776 ha (7,6%), Wallis 2780 ha (1%) und Tessin 5180 ha (2,7%), wobei die Zahl für Tessin eine unsichere und mit den übrigen nicht gut vergleichbare ist, auch wegen der ganz verschiedenen Art des Weinbaus.
Das zürcherische Rebareal verteilt sich (1906) in folgender Weise auf die einzelnen Bezirke: Andelfingen 747,8 ha (4,64%), Winterthur 634,4 ha (2,55%), Bülach 593,3 ha (3,25%), Dielsdorf 460,2 ha (2,93%), Meilen 771,6 ha (10,3%), Horgen 209,6 ha (2,1%), Zürich 458,7 ha (3,31%), Affoltern 77,2 ha (0,70%), Uster 78,2 ha (0,71%), Pfäffikon 13,1 ha (0,08%) und Hinwil 11,3 ha (0,07%). Am Weinbau sind also alle Bezirke beteiligt, aber in sehr ungleicher Stärke. In den vier Bezirken Affoltern, Uster, Pfäffikon und Hinwil zusammen macht das Rebland kaum 1/3% des produktiven Bodens und nur etwa 4,4% des zürcherischen Rebareals aus.
Pfäffikon und Hinwil scheinen für den Weinbau förmlich auf den Aussterbe-Etat gesetzt zu sein und dies umso mehr, als die Verminderung des Rebareals gerade hier relativ am stärksten ist. Die eigentlichen Weinbaubezirke zerfallen in zwei Gruppen, eine südliche für Weissweine im Zürichsee- und Limmatthal mit den Bezirken Meilen, Horgen und Zürich und eine nördliche für Rotweine in den Gegenden am Rhein, an der untern Töss und Glatt und an der Lägern mit den Bezirken Andelfingen, Winterthur, Bülach und Dielsdorf. In der ersten Gruppe umfasst das Rebland im Mittel 4,58%, in der zweiten 3,25% des produkt.
Bodens. Jene besitzt mit 1440 ha 35,5% des zürcherischen Rebareals, diese mit 2436 ha gar 60% desselben. Dieser nördl. Kantonsteil wird darum speziell als «zürcherisches Weinland» bezeichnet, wie er auch das zürcherische Getreideland ist. Das Zürichsee Limmatthal ist der einzige Strich, in dem der Weinbau das schweizerische Mittelland von den Alpen bis zum Jura durchzieht. Das rechte Zürichseeufer gehört nach Umfang und Erzeugnis zu den ersten Weingegenden der Schweiz.
Das Rebland macht hier noch 10% des produkt. Bodens aus. Umso auffallender ist der so sehr geringe Weinbau im tiefliegenden zürcherischen Reussgebiet (Bezirk Affoltern), wo doch an geschützten Stellen einzelne Feigen-, Maulbeer und Kastanienbäume im Freien gedeihen. Als mittlere Höhengrenze der Weinberge im Kant. Zürich darf man etwa 500 m annehmen. Doch gehen einzelne kleine Rebstücke, namentlich am rechten Zürichseeufer, noch erheblich darüber hinaus, bis 600 m und mehr, ausnahmsweise sogar bis 700 m und darüber. Von den 189 Gemeinden des Kantons gibt es 21 ohne oder mit weniger als 0,1 ha Rebland (1884 waren es nur 11 solche Gemeinden). 42 mit nicht mehr als 5 ha, 52 mit 5-20 ha, 54 mit 50-100 ha und 5 mit aber 100 ha. Letztere liegen alle auf der rechten Seite des Zürichsee-Limmatthals (Stäfa 135 ha, Meilen 189,6 ha, Herrliberg 106,2 ha, Küsnacht 110,5 ha und Höngg 110,8 ha). Das Stadtgebiet von Zürich in seinem jetzigen Umfang hat nur noch 88 ha Reben gegen 252 im Jahr 1884.
Der aus den 27 Jahren 1880-1906 berechnete mittlere Jahresertrag beläuft sich auf rund 170000 hl und für die letzten 7 Jahre allein (seit 1900) auf etwas über 200000 hl, d. h. 35 bezw. 45 hl per ha, der Mittelpreis für die gleichen Zeiten auf 32, bezw. 27 Fr. per hl. Der Verkehrswert des gesamten Reblandes wurde im Jahr 1881 auf 49438000 Fr. oder 8850 Fr. per ha berechnet, im Jahr 1906 dagegen nur noch auf 27681000 Fr. oder 6760 Fr. per ha. Er schwankt je nach den Lagen von etwa 4000 bis 14000 Fr. per ha und sinkt vereinzelt auch bis auf 2000 per ha. Die geschätztesten zürcherischen Weine sind unter den weissen, die von Stäfa (Sternenhalde), Meilen, Herrliberg, Erlenbach, Wipkingen, Höngg und Engstringen, unter den roten die von Schloss Teufen, Rheinau (Korbwein), Benken, Marthalen, Rudolfingen, Trüllikon, Stammheim, Klein Andelfingen, Neftenbach, Winterthur (Stadtberger), Hegi und Mörsburg bei Wiesendangen.
Obstbau. Nach einer Zählung im Jahr 1886 betrug die Zahl der Obstbäume von über 15 Jahren 1137493, d. h. 7 per ha produkt. Bodens oder 3,4 per damaligen Einwohner (jetzt dürften es wohl 1300000 sein). Damals waren es 479423 (= 42,1%) Apfelbäume, 477434 (= 42%) Birnbäume, 67289 (= 5,9%) Kirschbäume, 97646 (= 8,6%) Pflaumen- und Zwetschgenbäume und 15700 (= 1,4%) Nussbäume. Auf das Kernobst kommen etwa 5/6, auf das Steinobst 1/7 aller Obstbäume. 95% der Apfelbäume und 87% der Birnbäume sind Hochstämme, die übrigen Formbäume. 51% der Apfelbäume und 71% der Birnbäume liefern Mostobst, 31% der erstern und 11% der letztern Obst zum Hausgebrauch und je 18% Edelobst. Am meisten Obstbäume haben die Bezirke Zürich (über 140000), Hinwil und Winterthur (je über 130000), am wenigsten Bülach (77300), Dielsdorf (67900) und Andelfingen (62800), am meisten Mostobst Hinwil, Affoltern und Horgen, am meisten Edelobst Zürich, Horgen und Meilen. Ein Bild von dem wechselnden Ertrag in Kilozentnern gibt folgende Uebersicht:
Der Geldwert hiefür wurde berechnet:
1905 war der Durchschnittsertrag per Apfelbaum 21 kg, per Birnbaum 35 kg, 1906 dagegen 51 resp. 72. Die Regel, dass namentlich Aepfel und Birnen in den geraden Jahrgängen gewöhnlich reichere Erträge geben als die ungeraden, tritt in diesen Zahlen deutlich hervor. Doch gibt es auch Ausnahmen. Beispielsweise sei erwähnt, dass der Bezirk Affoltern im Jahr 1905 eine bedeutend grössere Apfelernte hatte als im Jahr 1906. Die Geldwerte der Obsternten in den verschiedenen Jahren gehen ¶
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natürlich nicht so weit auseinander wie die Gewichtszahlen, weil die Preise bei schwachen Ernten höher sind als bei guten So war der Mittelpreis per Kilozentner 1905 für Aepfel 15,50 Fr., für Birnen 11,80 Fr., 1906 dagegen für die erstern 11,90 Fr., für die letztern 8,40 Fr. Der grösste Teil des Kernobstes wird zur Mostbereitung verwendet, von den Aepfeln meist etwa 55%, von den Birnen 90%. Bei der dichten Bevölkerung des Kantons Zürich kann der Obstexport auch in guten Jahren nur ein beschränkter sein.
Der Garten- und Gemüsebau wird im Kant. Zürich so eifrig und vielseitig wie irgendwo betrieben. Vor allem längs den beiden Seeufern, sowie in und um die Städte Zürich und Winterthur und den sonstigen grossen Ortschaften findet man überall aufs sorgfältigste gepflegte Gärten und Gemüseäcker, die zu den schönsten und reichsten der Schweiz gehören und auch manche exotische Gewächse, namentlich an Bäumen, Sträuchern und Blumen mit viel Verständnis und Erfolg pflegen.
Landwirtschaftliche und Gartenbauaustellungen haben davon wiederholt glänzendes Zeugnis abgelegt. Doch können darüber keine bestimmten, den ganzen Kanton umfassende Zahlen angegeben werden. Der früher nicht unwichtige Anbau von Gespinnst-, Farbstoff- und Oelpflanzen (Hanf, Flachs, Reps, Mohn etc.) ist heute zur Bedeutungslosigkeit herab gesunken. Nur da und dort hat sich noch etwas davon für den Selbstgebrauch erhalten. Erwähnt seien noch die grossen, plantagenartigen Gemüsepflanzungen mit schon mehr industriellem Betrieb von Kemptthal für die dortige Konservenfabrik (Maggi).
Der Wald. Ueber die Grösse und Verteilung des Waldareals liegen verschiedene Darstellungen vor. Schon ums Jahr 1780 gab Joh. Heinr. Waser die Waldfläche zu 37768 ha an. Diese Zahl ist jedoch aus früher angegebenen Gründen nicht mit den neuern Zahlen zu vergleichen. Auf Grund der 1667 erschienenen und wohl auch von Waser benutzten Gygerschen Karte fand Hermann Walser 52909 ha, ein Resultat, das mit den auf Grund der neuern Karten und anderweitiger Hilfsmittel gefundenen Waldarealen schon ziemlich gut übereinstimmt. Diese neuern Zahlen sind in folgender Uebersicht zusammengestellt:
Jahr | Produkt. Boden ha | Waldfläche ha | % | |
---|---|---|---|---|
Messung nach der topogr. Karte. | 1850 | 161603 | 52171 | 32 |
Forst-Statistik | 1880 | 162848 | 49286 | 30 |
Statistische Mitteilungen | 1891 | 160457 | 48008 | 30 |
Forst-Statistik | 1900 | 161998 | 47024 | 29 |
Dazu bemerkt die Forst-Statistik vom Jahre 1900, dass die Differenzen in diesen Arealangaben weniger auf tatsächlichen Veränderungen des produktiven Bodens und der Waldfläche als auf verschiedenen Genauigkeitsgraden der betreffenden Ermittlungen beruhen, dass insbesondere der Wald seit 1850 nicht die Verminderung erfahren hat, wie es nach den obigen Zahlen erscheint. Die Zeit der grossen Rodungen liegt um mindestens 600 Jahre hinter uns zurück. Seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts ist entschieden mehr aufgeforstet als abgeholzt worden.
Nach dieser Forst-Statistik zeigt der Wald folgende Verteilung auf die einzelnen Bezirke: Zürich 4017,3 ha (= 29% des produkt. Bodens), Affoltern 2664,2 ha (= 24%), Horgen 2535 ha (25,2%), Meilen 1468,6 ha (19,5%), Hinwil 4833,3 ha (27,5%), Uster 2408,1 ha (21,9%), Pfäffikon 5419,5 ha (33,9%), Winterthur 8102,7 ha (32,6%), Andelfingen 5350,7 ha (33,3%), Bülach 5808,2 ha (31,9%), Dielsdorf 4416,2 ha (28,1%). Der Wald ist also ziemlich gleichmässig verteilt. Er wechselt nur von etwa 1/5 des produkt.
Bodens (Meilen, Uster) bis ⅓ desselben (Andelfingen, Pfäffikon). Unter den natürlich begrenzten Gebieten ist am stärksten bewaldet das obere Tössthal mit 43%, am schwächsten das Reussthal mit 21,7%, dann das Glatt- und Aathal und das Gebiet der Jona mit je 22,5% des produktiven Bodens. Im ganzen nimmt der Wald hauptsächlich die oberen Partien und schattigen Gehänge der Hügelzüge ein, ist aber auch hier häufig durchbrochen. Grosse zusammenhängende Wälder sind selten.
Die grössten sind der Sihlwald der Stadt Zürich und die Winterthurer Stadtwaldung am Eschenberg. Mit den unmittelbar angrenzenden übrigen Waldungen misst der erstere etwa 1200 ha, die letztere 1000 ha. Nach den Eigentumsverhältnissen sind 2216 ha (= 4,7%) Staatswaldungen, 19640 ha (= 41,8%) Gemeinde- und Genossenschaftswaldungen und 25168 ha (= 53,8%) Privatwaldungen. Die Mehrzahl der Wälder ist aus Laub- und Nadelhölzern gemischt. Doch bilden die Fichte und die Kiefer auch manche reine Bestände von ansehnlicher Ausdehnung. An feuchten, frischen Standorten, namentlich im Oberland (Hinwil, Pfäffikon) tritt die Weisstanne neben Fichte und Buche als Hauptbestandsbildnerin auf.
Die Lärche findet sich vielfach, aber in sehr ungleicher Verteilung den übrigen Nadelhölzern beigemischt. Am Schnebelhorn sind in neuster Zeit auch Arven angepflanzt worden. An der Albiskette und im obern Tössthal ist die Eibe (Taxus baccata) eine häufige Erscheinung. An einzelnen Orten, z. B. im Staatswald bei Rüti, hat sich die Weymoutskiefer eingebürgert, und da und dort sind Versuche mit der Douglastanne gemacht worden. Die Buche ist wohl nächst der Fichte die verbreitelte Holzart, findet sich aber seltener in reinen Beständen als mit Nadelnhölzern gemischt.
Die Eiche kommt zwar häufig in einzelnen schönen Exemplaren und gruppenweise unter den übrigen Hölzern vor, ist aber überall gegen früher sehr zurückgegangen. Nur in den nördl. Bezirken bildet sie noch einen Hauptbestandteil der Mittelwaldungen. Ebenfalls mehr im Mittelwald als im Hochwald sind ferner Esche, Bergahorn, Spitzahorn, Ulme, Hainbuche und Birke bald ziemlich reichlich, bald mehr vereinzelt vertreten, seltener auch Linde. Kirschbaum und verschiedene Sorbusarten, endlich auf den auf Ueberschwemmungsflächen der grössern Flüsse Schwarz- und Weisserlen, Pappeln und Weiden.
Die Staatswaldungen werden fasst ganz (zu 98,5%), die Gemeinde- und Korporationswaldungen zu ⅔ (65%) ¶