mehr
bezeichnend ist jedoch das stellenweise reichliche Auftreten der Eibe (Taxus baccata); ob der Manegg bildet sie eigentliche kleinere Bestände. Und in Gebüsch, welch reiche Auslese vom Frauenschuh (Cypripedium calceolus), der an verborgener Stelle seine Reize entfaltet, bis zu einer noch auffallend reichen Liste montaner Arten: die Bergflockenblume (Centaurea montana), die gelben Fingerhutarten (Digitalis lutea und D. ambigua), der gelbe Eisenhut (Aconitum lycoctonum), die klebrige Salbei (Salvia glutinosa), der Alpenziest (Stachys alpinus), der Türkenbund (Lilium martagon), Polygonatum verticillatum etc. An feuchten Felsen entfaltet ein grosser gelber Steinbrech (Saxifraga mutata) stattliche Blütenrispen; die Trollblume (Trollius europaeus) färbt weithin ganze Abhänge gelb.
Auf feuchten Wiesen stehen die knollige Spierstaude (Filipendula hexapetala) und der Bitterling (Chlora perfoliata). Reich sind auch die Orchideen vertreten: das Herminium monorchis, dessen unscheinbare, gelblich-grüne Blütchen einen feinen Tafelbirnengeruch verbreiten, das Purpurrot des Kammknabenkrautes (Anacamptis pyramidalis), die zierliche Ophrys und Orchis Traunsteineri sind reichlich vertreten. Im September schliesst die Herbstdrehblume (Spiranthes autumnalis) den Reigen. Auf trockenem, magerem Boden oder als Begleiter von Föhrengruppen sind es wiederum andere Arten: Crepis praemorsa, Polygala chamaebuxus, Erica carnea und die seltene südliche, schon von Joh. Scheuchzer entdeckte, später aber wieder vollständig vergessene Festuca amethystina, der amethyst-farbene Schwingel. Er wurde im Juni 1880 von J. Jäggi neuerdings aufgefunden und findet sich an mehreren Stellen am Uto und Albis.
Was aber dem
Albis bis zu seinem nördlichsten Ausläufer, dem
Uetliberg, seinen besonderen Stempel aufdrückt, das ist die grosse
Zahl der Kolonien von Alpenpflanzen, die in ihrer Isolierung wohl als Glazialrelikte aufgefasst werden müssen. O. Heer sagt
von diesem Florenbestandteil: «Sie erscheinen wie verlorene, von lauter Ebenenbewohnern
umringte Kinder der
Alpen.» Eine der auffälligsten Kolonien findet sich an schwer zugänglicher Stelle unter
Uto
Staffel, sie
umfassen: das Fleischer'sche Weidenröschen (Epilobium Fleischeri), das Alpenleinkraut (Linaria alpina), den schneeweissen
Huflattich (Petasites niveus) und einige hundert Meter weiter nördlich einen ganzer Bestand düsterer
Bergföhren. Bei der
Albishochwacht steht eine Kolonie der Alpenerle (Alnus alnobetula). Auf feuchten
Wiesen begegnet man hin
und wieder dem herrlichen
Blau des Frühlingsenzians (Gentiana verna), der Mehlprimel (Primula farinosa) und dem Alpenfettkraut
(Pinguicula alpina), und an feuchten Molassefelsen
der Saxifraga aizoides.
Auf Felsen werden auch Valeriana
tripteris und die zierlichen blauen Glöckchen der Campanula cochleariifolia angetroffen.
Neben diesen Zeugen aus vergangener Zeit erfolgt am Fuss der Albiskette, vermittelt durch die wilde Sihl, eine Verfrachtung von Alpensamen bis ins Limmatthal. Im Sihlwald sammeln wir am Ufer der Sihl: Carduus personata, Ranunculus aconitifolius;
oberhalb Leimbach: Aconitum napellus, bei der Wollishofer Allmend Ranunculus montanus und auf einer Kiesinsel bei Altstetten das Mariengras (Hierochloè odorata).
Als gelegentliche Herabschwemmungen, die nicht zu dauernder Ansiedelung geführt haben, sind noch zu erwähnen: Bupleurum longifolium, Polygonatum verticillatum, Gypsophila repens und sogar Ranunculus alpestris und Silene rupestris. Im nördlichsten Teil der Albiskette weisen einige Thermophyten auf die Flora N.-Zürichs hin. Es sind: Thesium rostratum, Peucedanum cervaria, Aster amellus;
auch Scorzonera humilis, obwohl N.-Zürich fehlend, dürfte aus dem NO. eingewandert sein.
Der mittlere Teil des Höhenzuges wird endlich noch von einem schwachen Ausläufer der See- und Föhnzone der Waldstätten erreicht. Doch sind nur zwei Arten hieher zu zählen: Evonymus latifolius und Sedum dasyphyllum von Mettmenstetten.
Literatur: Früh, J., und C. Schröter. Die Moore der Schweiz. 1904. - Jäggi, J. Die Flora von Zürich und Umgebung (Heimatkunde. 1883; Neudruck im Jahresber. d. zürch. bot. Gesellsch. 1894-96.)
V. Der Zentralbezirk umfasst die noch übrigen, vorwiegend zentralen Teile des Kantons: das obere und mittlere Glattthal und das Zürichsee- und Limmatthal, mit der Pfannenstielkette und dem Zimmerberg. Es ist das der Bezirk mit am wenigsten ausgesprochenem Lokalcharakter. Das Silvester Florenelement, d. h. die postglacial aus O. eingewanderte Ebenenflora beherrscht vollständig das Vegetationsbild. Es ist der Grundstock der Flora Mitteleuropas. Der ursprüngliche Charakter der Pflanzenwelt ist hier wohl am meisten verwischt. Grösseres Interesse beanspruchen einige Flach- und Hochmoore, sowie die Uferflora des Zürichsees und dessen nächste Umgebung (vergl. den Art. Zürichsee).
Von der grossen Zahl von Sumpfgebieten sollen diejenigen in der Umgebung des Pfäffikersees noch kurz charakterisiert werden. Diese Mulde wurde zuerst von einem Rasenmoor besiedelt; dasselbe ist vorherrschend ein Cariceto-Phragmitetum, d. h. aus Seggen und Schilf gebildet. An der Peripherie ist das Flachmoor noch heute vorhanden. Ueber dem zentralen Teil baute sich dagegen allmählig ein typisches Hochmoor auf (z. T. in einer Mächtigkeit von 1 m), das einst stellenweise ein Pinetum aus Bergföhren (Pinus montana v. uncinata) getragen hat.
Das Profil zeigt also deutlich eine Ueberschichtung von Flachmoor durch Hochmoor. Die lebende Hochmoordecke besteht aus Bulten von Sphagnum und Hypnum, mit Drosera rotundifolia, Oxycoccus, Andromeda. Als Verlander spielt die Scheuchzeria palustris eine bedeutsame Rolle. J. Früh sah viele Dutzende von 5-6 m breiten und 8-15 m langen Torfstichen von dieser Pflanze erfüllt. Nirgends sagt er, sah ich so schöne und grossartige Scheuchzerieta gleich riesigen Schnittlauchbeeten.
Auf anderen Kolben stellten sich der Fieberklee (Menyanthes) und Lycopodium inundatum ein; Potamogeton natans bedeckt die Wasserfläche, oder Carex lasiocarpa, Carex rostrata und Typha latifolia bilden Miniaturdickichte. Auf dieser Hochmoordecke siedeln sich später noch an: Hydrocotyle, Salix repens; Eriophorum vaginatum und Trichophorum alpinum breiten zur Fruchtzeit weissschimmernde Teppiche aus, und ein seltener Farn Aspidium cristatum ist im Kanton Zürich einzig an zwei engbegrenzten Stellen dieses Sumpfgebietes vorhanden. Vereinzelt erhebt sich eine Moorbirke (Betula pubescens), der Faulbaum (Frangula alnus) oder der Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) über das Moor.
Der einst durch seine reiche Flora berühmte Katzensee hat in den letzten Dezennien viel von seiner Ursprünglichkeit eingebüsst und manchen Verlust zu verzeichnen. Vor 20 Jahren sammelte ich daselbst noch Sagina nodosa, sie scheint seither verschwunden zu sein; dagegen ist der Standort der seltenen nordischen Carex chordorrhiza noch erhalten geblieben. Von pflanzengeographisch besonders beachtenswerten Arten gehören dem Glattthal noch an: Hieracium Zizianum und H. divisum, beide bei Robenhausen.
Die Umgebung von Fällanden hat Cephalanthera violacea und Chimophila umbellata. Im Glattthal bei Dübendorf ist der Standort der seltenen Utricularia Bremii, in ihrer Gesellschaft wachsen auch noch die anderen schweizerischen Utricularien. Stark vorgeschobene Posten der Voralpenflora sind die Kolonien von Poa Chaixii bei Volketswil und von Coeloglossum viride am Pfannenstiel. Das Gegenstück ist das Vordringen der nordzürcherischen Carex ericetorum bis nach Oberglatt, Bassersdorf, Dübendorf und Wallisellen.
Auch das Limmatthal hat seine Besonderheiten. Bei Altstetten: Schoenoplectus Tabernaemontani, der Bastard Typha latifolia × Shuttleworthii und Inula britannica, auch die ziemlich unbeständige Natternzunge (Ophioglossum vulgatum) fand sich einst mit Myricaria germanica in einer kleinen sumpfigen Depression. Bei Engstringen ist die einzige schweizerische Fundstelle von Butomus umbellatus, und bei Weiningen wächst die Spargelerbse (Tetragonolobus siliquosus).
Trotz des verhältnismässig engbegrenzten Areals besitzt somit das Pflanzenkleid des Kantons Zürich eine auffallend grosse Mannigfaltigkeit.
Weitere Literatur: Bericht I-X der Zürch. bot. Gesellsch. - Bericht I-XVIII (1909) der schweiz. bot. Gesellsch. - Herter, H. Die Flora (in Heimatkunde ¶
mehr
von Winterthur und Umgebung). - Heer, O. Die Flora des Kant. Zürich. (Eröffnungsrede, 48. Jahresvers. der schweiz. naturf., Gesellsch. 1864.) - Schröter, C. Die nivale Flora der Schweiz. (Neujahrsblatt. Zürich. naturf. Gesellsch. 1883). - Keller, R. Flora von Winterthur. 1891. - Kölliker, A. Verzeichnis der phanerogamen Gewächse des Kant. Zürich (1839).
[Dr M. Rikli.]
9. Fauna.
In seinem Werke Der Kanton Zürich in naturgeschichtlicher und landwirtschaftlicher Beziehung (1842) gibt Schinz folgende Liste der diesem Kanton angehörenden Tierarten: Säugetiere mit den Haustieren 38, Vögel 220, Reptilien 16, Fische 26, Insekten 5748, Ringelwürmer 13, Weichtiere 84, Krebse und Tausendfüsse 46, Spinnen 216, Eingeweidewürmer 30, Polypen 7, Infusorien 36, zusammen 6480;
er sind aber gewiss, fügt er bei, noch mehrere hundert Insekten und andere kleinere Tiere unbekannt.
Diese letztere Zahl wird nun schon mit der Welt der Einzelligen erreicht, die in neuerer Zeit Gegenstand eifriger Untersuchungen gewesen sind. Penard gibt z. B. eine Liste von 285 Sarcodinen oder Schleimtierchen für das Gebiet der Genfersees an; ihre Zahl ist sicher nicht kleiner für den Kanton Zürich. Dazu mögen noch hundert Wimper- und Geisseltierchen kommen, so dass die Schätzung mit 400 Arten sicher nicht zu weit geht.
Süsswasserschwämme finden sich z. B. im Katzensee und in der Limmat, doch ist ihre Artenzahl sehr gering und wird 5 kaum übersteigen. Der Süsswasserpolyp, der einzige Vertreter der Nesseltiere bei uns, bewohnt meist im Winter unsere Gewässer in Menge. Die Zahl der Plattwürmer ist dank den heutigen Untersuchungen wohl auf 50 zu veranschlagen; sie bewohnen, ausgenommen die wenigen freilebenden Spezie, als Schmarotzer niedere und höhere Tiere der verschiedensten Arten.
Die intensive Kontrolle des zum Verkauf gebrachten Fleisches hat zur Folge gehabt, dass die Eingeweidewürmer des Menschen nur selten mehr beobachtet werden. Noch gar nicht erforscht ist die Klasse der Fadenwürmer, die in unserer Gegend vorkommen: wasser- und landbewohnend, freilebend und schmarotzend weisen auch sie einen nicht unbedeutenden Formenreichtum auf, der vom halben Hundert nicht fern bleiben dürfte, während die Schnurwürmer nur in einigen wenigen Arten vorhanden sind.
Die Ringelwürmer sind durch etwa 120 Spezies vertreten; ungefähr 30 gehören den Regenwürmern an. Auch da bleibt weiteren Forschungen noch ein dankbares Feld der Bearbeitung übrig. Die Egel zählen etwa ein halbes Dutzend Vertreter, zu denen auch der medizinische oder Blutegel gehört. Er ist wohl eine Einführung aus früheren Zeiten, nicht eigentlich einheimisch; jetzt wird ihm keine besondere Beachtung mehr geschenkt, seit Blutentzug in Krankheitsfallen kaum mehr angewendet wird. Mit 120 Arten sind die Rädertierchen nicht zu hoch eingeschätzt; auch sie sind bei uns noch nicht Gegenstand speziellen Studiums gewesen; ebenso zahlreich sind die Molusken, da allein die Umgebung der Stadt Zürich 92 Schnecken und 12 Muscheln aufweist.
Angesichts dieses ungeheuren Reichtums an Formen kann füglich darauf verzichtet werden, einzelne Arten namhaft zu machen. Noch weiter würde dies in der Klasse der Gliederfüssler führen, die zu Wasser und zu Land jede noch so verborgene Nährgelegenheit sich zunutze machen und deshalb in einer Artenzahl, welche die aller andern Tiere um das Vielfache übertrifft, vorkommen. Die Kenntnis unserer Krebsfauna ist noch sehr mangelhaft; doch ist mit 120 ihr Kontingent zu niedrig eingeschätzt. Ihr grösster Vertreter, der Flusskrebs, hat in den letzten Jahren mehrfache Heimsuchungen durch ansteckende Krankheiten erfahren und ist daher mancherorts fast verschwunden. Bekanntlich gehören den Krebstieren auch die Asseln an, die sich dem Landleben angepasst haben; die Wasserassel, auch unseren Gewässern nicht fehlend, hat sich dagegen wieder in das ursprüngliche Medium begeben. - Mit 40-50 mag die Zahl der ebenfalls ungenügend erforschten Tausendfüsser angesetzt werden.
Jedermann auffällig ist das fast unübersehbar reiche Heer der Insekten. Mit 6000 ist die Zahl ihrer Vertreter durchaus nicht zu hoch angeschlagen; leider bestehen auch auf diesem Gebiete in unserer Kenntnis grosse Lücken. An Orthoptera (Gradflüglern) verzeichnet die Schoch'sche Zusammenstellung etwa 50; kein Zweifel, dass auch sie unvollständig ist. Als bemerkenswerte Tatsache kann erwähnt werden, dass die Wanderheuschrecke früher unser Gebiet nicht selten verheerte, jetzt aber völlig verschwunden ist. Fast überall hat in den Häusern die schwarze Küchenschabe (Periplaneta orientalis) die früher verbreitete kleinere P. germanica verdrängt. An Libellen sind wohl ebenso viele zu verzeichnen; ihnen schliessen sich eine Anzahl Eintagsfliegen und eine Reihe von kleinen flügellosen Formen mit verborgener, zum Teil auch schmarotzender Lebensweise an.
Etwa 100 Wanzen (Heteroptera) bewohnen unser Gebiet; gar nicht bearbeitet ist die Gruppe der Zirpen (Homoptera). Auch an Netzflüglern ist unsere Fauna reich; hie und da treffen wir den Ameisenlöwen, häufig die Flor- und Skorpionsfliege und die Köcherfliegen an Gewässern in riesigen Schwärmen. Prof. Standfuss veranschlagt die Zahl unserer Käfer auf wenigstens 3000; an Grosschmetterlingen haben wir nach der Frei'schen Liste gegen 650, an Kleinschmetterlingen dagegen beinahe 800 anzunehmen. Nicht für unser Gebiet zusammengestellt sind die in ihrer Lebensweise so interessanten Hautflügler und Fliegen, so dass für sie nicht einmal eine Schätzung eingesetzt werden kann, trotzdem beide Ordnungen von tüchtigen Spezialisten durchforscht werden.
Nach Lebert kann man für die echten Spinnen etwa 150 Arten annehmen; dagegen sind die Gliederspinnen, bei uns vertreten durch die Afterskorpione und Phalangiden, ferner die in grosser Artenzahl vorhandenen Milben gar nicht bearbeitet.
Etwas über 30 Fischarten und Varietäten beleben unsere Gewässer. Seltener als früher stellt sich der Lachs auf seinen Zügen ein, und der wirtschaftliche Ertrag der Fischerei wäre geringer, wenn nicht durch Fischzuchtanstalten und durch gesetzliche Vorschriften über die Ausbeute ein weiterer Bestand gesichert würde. - An Schwanzlurchen zählen wir 5; von ihnen ist der Alpenmolch (Triton alpestris) der häufigste, der kleine Molch (T. palmatus), der am wenigsten vorkommende.
Mit 3 Fröschen, dem Laubfrosch und 4 Kröten sind die Batrachier vertreten; die Fesslerkröte (Alytes obstetricans) wird schon von Schinz erwähnt. Der europäischen Sumpfschildkröte begegnet man sehr selten. Gessner führt sie als Bewohner eines kleinen Sees bei Andelfingen an, wo sie jetzt noch gefunden wird. An weiteren Reptilien haben wir 2 Eidechsen - wobei allerdings das Vorkommen der Bergeidechse (Lacerta vivipara) nicht als völlig sicher gestellt bezeichnet werden darf -, die Blindschleiche und 3 Nattern, denen auch die giftige Kreuzotter angehört.
Ungleich mannigfaltiger ist die Ornis vertreten, für die ¶