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Dann Thalictrum Bauhini v. galioides und Th. B. v. simplex, Hydrocotyle vulgaris, Oenanthe Phellandrium (von 8 Fundstellen), Apium (Heliosciadium) repens, Geranium pratense, Gentiana utriculosa, Alectorolophus major (in der Schweiz mit Sicherheit bisher nur in N.-Zürich nachgewiesen) und um Andelfingen ziemlich häufig Mentha verticillata. Am Rhein treffen wir bei Eglisau noch einige verschleppte Ausstrahlungen der Bodenseeflora: Myosotis palustris var. caespithia = M. Rehsteineri, Nasturtium riparium, Heleocharis acicularis und Alisma Plantago aquatica ssp. arcuatum.
Literatur: Nägeli, O. und M. Rikli. Exkursion der zürch. botan. Gesellsch. nach Marthalen, dem Hausersee und Andelfingen. (Berichte der zürch. botan. Gesellsch. IX [1905]. S. 102-110), ferner ebenda Berichte über die botan. Erforschung des Kant. Zürich VII. (1901), VIII. (1903), IX. (1905), X. (1907). - Nägeli, O. Ueber die Flora von Nord-Zürich (ebenda VII. [1899]) - Nägeli, O. Das westliche Florenelement in der Nordschweiz. (Bericht der schweiz. botan. Gesellsch. 15 [1905]).
III. Das Oberland. Unter dem Zürcher Oberland verstehen wir die Schnebelhorn-Hörnlikette, den Allmann, deren Ausläufer bis zum Guhwald bei Elgg und zum Eschenberg bei Winterthur, sowie das ganze obere Töss- und Jonathal. Die höchsten Erhebungen erreichen kaum 1300 m: Schnebelhorn (1295 m), Scheidegg (1241 m), Tössstock (1152 m), Hörnli (1136 m) und Bachtel (1119 m). Dieser Florenbezirk umfasst somit den grössten Teil des Bezirkes Pfäffikon und die östl. Teile der Bezirke Hinwil und Winterthur.
Der von N.-Zürich herkommende Wanderer wird überrascht durch die ganz andere Florenwelt, die ihm hier entgegentritt. Die grössern Niederschläge, die bedeutend näher gerückten Alpen und der gebirgige Charakter der Gegend ermöglichen eine montane, ja stellenweise subalpine Pflanzenwelt. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, die Gesamtliste dieser Arten hier folgen zu lassen. Schon 1902 zählte G. Hegi 80 sog. glaziale Reliktpflanzen. Durch die Bemühungen von H. Kägi und O. Nägeli dürfte diese Pflanzengruppe jedoch heute gegen 100 Arten aufweisen. Es sind z. T. Waldpflanzen, die in schattig-feuchtem Waldboden als Unterholz und Bodenflora oder auf ehemaligem Waldboden zu Hochstaudenfluren vereinigt leben. So z. B. die Hirschzunge (Scolopendrium vulgare) und die Alpenerle (Alnus Alnobetula), ferner Polygonatum verticillatum, Rumex arifolius, Saxifraga rotundifolia;
die Alpen-Johannisbeere (Ribes alpinum), der Wald-Storchschnabel (Geranium silvaticum);
die Mondviole (Lunaria rediviva), die Dolde (Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsii), die beiden Alpenrosen (Rhododendron ferrugineum und Rh. hirsutum);
Adenostyles Alliariae, Petasites niveus, Mulgedium alpinum etc. Teils sind es Pflanzen der Weiden- und Bergtriften.
Hieher: Lycopodium alpinum; die Mondraute (Botrychium Lunaria), Nardus stricta, der weisse Germer (Veratrum album), Orchis globosus, Coeloglossum viride, das Männertreu (Nigritella nigra), Ranunculus alpestris und R. montanus, Arabis alpina, Potentilla aurea, Sieversia montana; die Dryade (Dryas octopetala; auch auf Nagelfluhfelsen), Trifolium badium, mehrere Enziane (Gentiana lutea, G. latifolia, G. vulgaris), Bartsia alpina, Campanula Scheuchzeri, Scabiosa lucida, Homogyne alpina, der Goldpippau (Crepis aurea).
Auf den höheren Weiden kommen noch hinzu: Salix reticulata und S. retusa; an feuchten, felsig-grasigen Abhängen wachsen: Carex brachystachys, C. ferruginea und C. sempervirens. Felspflanzen sind endlich: Cystopteris montana, Carex Firma, Kernera saxatilis, Saxifraga Aizoon, Potentilla caulescens, Coronilla vaginalis, Viola biflora (feuchte Felsen);
das Flühblümchen (Primula Auricula);
zwei Ehrenpreisarten (Veronica fruticulosa und V. fruticans), Globularia cordifolia, Valeriana montana und V. tripteris.
Diese Artenliste genügt; sie versetzt uns ganz in das voralpine Gebiet; es ist eine wesentlich andere Flora als sie uns in N.-Zürich entgegengetreten ist. Die Frage nach dem Ursprung dieser Flora gab vor einigen Jahren zu einer lebhaften Kontroverse Veranlassung. G. Hegi erklärte sie für eine glaziale Reliktenflora, indessen O. Nägeli die Auffassung vertrat, dass die montan-subalpine Flora des Zürcher Oberlandes noch dem derzeitigen natürlichen Areal dieses Florenbestandteiles angehört und als deren, gegen das Molasseland vorgeschobenster Aussenposten zu betrachten ist.
Das Vorkommen mehrerer Arten, die nur ganz vereinzelt und oft vorübergehend auftreten, führt Nägeli auf Neuansiedelungen aus dem nahen Alpengebiet zurück; es sind meistens Pflanzen mit kleinen Samen oder solche, deren Früchte Flugapparate aufweisen, so z. B. Hieracium aurantiaeum. Diese Pflanze wurde ein einzigesmal von Lehrer Benz in drei Exemplaren am Batzberg, an offenem, den Alpen zugekehrtem Hang aufgefunden. Benz nahm nur ein Belegexemplar mit; die Pflanze fand sich seither aber nie mehr, dagegen wurde sie schon zu wiederholten Malen in geringerer Höhe an Wegrändern um Friedrichshafen am Bodensee festgestellt; stets spärlich, stets wieder an anderer Stelle, nie beständig.
Die Botaniker Badens sind darüber einig, dass in diesen Fällen Windtransport aus dem Säntisgebiet über den Bodensee vorliegt. Solch ein Neuansiedler ist wohl auch noch Arabis alpina, sie wurde in einigen Individuen am Bachtel beobachtet und zwar auf einem kleinen Nagelfluhfelsen, der von Benz und Kägi in früheren Jahren wiederholt botanisch abgesucht worden ist. Auch das frühere Uebersehen von Coronilla vaginalis am Rande der Strahleggstrasse und von Kernera saxatilis am Grate des Dägelsberges ist bei so bezeichnenden Pflanzen in einem so eingehend durchforschten Gebiet kaum denkbar. Alpine Pflanzen, die nur in den Erosionsthälern der Neuzeit vorkommen, wie z. B. in der Tössschlucht, ohne andere, höhere Standorte zu besitzen, können ebenfalls nicht aus der Glazialzeit abgeleitet werden; denn ihre Standorte sind ja erst postglazial entstanden. Dies gilt für Viola biflora und Carex brachystachys.
Die Frage kann somit auch heute noch nicht als vollständig abgeklärt gelten. In einer späteren Abhandlung (1905) über die Alpenpflanzen des Zürcher Oberlandes vertritt G. Hegi nochmals mit viel Geschick seinen Standpunkt. Doch schliesst er die mehr montanen und subalpinen Pflanzen, also die von uns als Waldpflanzen bezeichneten Arten aus. Uns scheint, ein anderer ¶
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Gesichtspunkt sei bisher noch nicht berücksichtigt worden. Die Verfechter der Reliktentheorie legen immer das Hauptgewicht auf das Vorhandensein einer reichhaltigen alpinen Mattenflora. Nun liegt aber das gesamte Areal des Zürcher Oberlandes unterhalb der Wald- und Baumgrenze, d. h. die waldfreien Gebiete sind das Produkt der Kulturarbeit früherer Jahrhunderte, und ohne den beständigen Einfluss des Menschen würden diese Regionen bald wieder mit zusammenhängendem Wald bedeckt sein.
Für die von uns als Pflanzen der Weiden und Bergtriften aufgeführten Arten waren bei diesem Zustand des Landes die entsprechenden natürlichen Standortsbedingungen ausgeschlossen. Dagegen muss zugegeben werden, dass sich in diesem Waldgebiet die alpinen Felspflanzen auch seit der Glazialzeit weiter zu halten vermochten, wenn sie auch gewiss zur Zeit der grössten Ausdehnung des Waldes manchen Standort eingebüsst haben werden. Die S.-Flora ist im Zürcher Oberland nur noch ganz spärlich vertreten.
Peucedanum cervaria und Aster Amellus weisen auf N.-Zürich hin. Die Mediterranflora hat sonst nur noch wenige Vertreter. Asplenium adiantum nigrum (Tweralp am Tössstock) ist vermutlich als vorgeschobener Posten der Föhnzone zu deuten. Ganz isoliert ist die Stellung der neuentdeckten Cardamine bulbifera, vom Stoffel und von Geranium nodosum. Das von H. Christ aufgestellte altafrikanische Element findet in Polygala chamaebuxus und in Erica carnea zwei Vertreter.
Dass die botanische Erforschung des Zürcher Oberlandes auch jetzt noch nicht abgeschlossen ist, lehren die Entdeckungen der letzten Jahre; eine Reihe für das Gebiet neuen Hieracien ist besonders beachtenswert. Es sind: H. Berardianum, H. dentatum, H. humile und H. villosum vom Frühtobel. - Literatur: Hegi, G. Das obere Tössthal und die angrenzenden Gebiete (Bull. herb. Boissier. 1902). - Nägeli, O. Zur Herkunft der Alpenpfl. des Zürcheroberlandes (Bericht Zürch. bot. Gesellsch. VIII 1903). - Kägi, H. Bot. Wanderungen durch die Hörnlikette (Bericht Zürch. bot. Gesellsch. IX, 1905). Hegi, G. Die Alpenpfl. des Zürcher Oberlandes. (Verhandl. der schweiz. naturf. Gesellsch. 1905).
IV. Das Hohe Rone-Albisgebiet. Dieser Bezirk zeigt pflanzengeographisch grosse Aehnlichkeit mit dem Zürcher Oberland. Die Alpin-montane Flora ist allerdings viel spärlicher vertreten, dagegen machen sich hier noch Austrahlungen der Föhnzone des Vierwaldstätter-Zugerseegebietes und der Flora N.-Zürichs bemerkbar. Er umfasst die Hohe Rone, das derselben vorgelagerte Hochplateau von Schönenberg-Hirzel und die Albiskette mit dem Sihlthal. - a). Die Hohe Rone ist ein von W. nach O. streichender Gebirgswall, zum grössten Teil bedeckt mit düsterem Fichtenwald; er erreicht eine Höhe von 1228 m. Trotzt diesen für die Ansiedelung von Alpenpflanzen ungünstigen Verhältnissen gehören 28 Alpen- und Voralpenpflanzen diesem Gebiet an. Zum Teil sind es eigentliche Waldpflanzen wie Lycopodium annotinum und Moehringia muscosa.
Sehr stattlich sind die Hochstauden vertreten: Veratrum album, Chaerophyllum hirsutum ssp. Villarsii, Saxifraga rotundifolia, Rumex arifolius, Gentiana lutea, Adenostyles alliariae, Mulgedium alpinum, Senecio alpinus, Hieracium laevigatum und H. pseudojuranum. Auch Rhododendron hirsutum und selbst eine Reihe von Pflanzen der Weiden und Bergtriften fehlen nicht: Gymnadenia albida, Trifolium badium, Campanula Scheuchzeri, Homogyne alpina, Arnica montana, Crepis aurea, Leontodon pyrenaicus, etc. Da diese Arten fast alle auch auf dem benachbarten Hochplateau von Einsiedeln oder auf dessen umgebenden Randgebirgen wiederkehren, kann diese Flora kaum als Glazialreliktenflora angesprochen werden. - b). Das Hochplateau von Schönenberg-Hirzel ist floristisch auch noch durch eine grössere Zahl sporadisch auftretender Alpen- und Voralpenpflanzen ausgezeichnet.
Bei Hütten finden sich: Poa alpina, Coeloglossum viride; Carex brachystachys tritt bei Hirzel, ja sogar noch am Albis auf, ferner: Arnica montana und Veratrum album. Ja sogar die Bergföhre, Pinus montana v. uncinata, die dem eigentlichen Zürcher Oberland fehlt, tritt sowohl als aufrechter Baum wie als Krummholz auf;
ihr vorgeschobenster Posten gehört dem Uto an (am O.-Hang oberhalb Friesenberg).
Besonders bezeichnend für dieses Gebiet sind aber einige grössere Flach- und Hochmoore: das Moor von Unter und Oberbeichlen, das Himmeriried, das Moor bei Hinterberg (670-680 m), das Forrenmoos und Krutzelenried, nordwestl. von Hirzel (675 m) etc. Hier wartet unser noch manch interessanter Fund: Aspidium thelypteris, Lycopodium inundatum, Rhynchospora alba (bedeckt grössere Flächen in fast reinen Beständen), Eriophorum vaginatum, Trichophorum alpinum, Nardus stricta, Spiranthes aestivalis, Ranunculus aconitifolius und R. flammula, Drosera rotundifolia und Dr. anglica, Aconitum napellus, Potentilla palustris, Menyanthes trifoliata, Pedicularis palustris, Vaccinium uliginosum, Oxycoccus paluster und Andromeda polifolia. - c) Albiskette und Sihlthal. In buntem Wechsel finden sich sonnige Gräte und tief einschneidende, feuchte Schluchten, bedeckt mit an Arten reichen Mischwäldern, mit Gebüschen, sonnigen und schattigen Abhängen, Bergwiesen und Felspartien.
Entsprechend dieser aussergewöhnlichen Vielgestaltigkeit der Standortsverhältnisse ist auch die Flora ungewöhnlich reich. Ein herrlicher Buchenhochwald, wie er in ähnlicher Entfaltung in der Schweiz kaum mehr angetroffen wird, bekleidet einen grossen Teil des Sihlwaldes. Die charakteristische Buchen-Begleitflora ist hier in seltener Vollständigkeit vorhanden: Zahlreiche Farne mit ihren zarten Blattflächen bedecken den Boden, der Bärenlauch (Allium ursinum) und das ausdauernde Büngelkraut (Mercurialis perennis) sind neben Carex pilosa und Asperula odorata die Leitpflanzen der Bodenflora.
Wenn auch nicht selten, so doch kaum Massenvegetationen bildend, gesellen sich dazu Sanicula europaea, mehrere Hainsimsen, besonders die stattliche Luzula silvatica, die gefingerte Zahnwurz (Cardamine digitata) und der Aronsstab (Arum maculatum); an feucht-lehmigen Stellen sammeln wir Equisetum silvaticum. Fast sämtliche Bäume und Sträucher des schweizerischen Molasselandes finden sich an den beidseitigen Hängen des Albis beieinander: Ulmen, Eichen, Ahorne, Linden, Birken und zahlreiche Kleinsträucher: die grossblätterige Weide (Salix grandifolia), das Alpengeisblatt (Lonicera alpigena), die Felsbirne (Amelanchier vulgaris), die Steinmispel (Cotoneaster integerrima), die Tollkirsche (Atropa belladonna) und die eigentliche Alpenrose (Rosa pendulina). Ganz besonders ¶