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werden als Bausteine gebrochen; die zwischenliegenden Mergelschichten liefern Ziegellehm, ein eingelagertes Kalkband wird gebrannt für Mörtelfabrikation, und die hangende Moräne liefert den Sand dazu. - Ueber den Sand von Benken vergl. das geologische Kapitel.
Der gute Bau-Sandstein für den Kanton Zürich wird von ausserhalb der Grenze bezogen (Bäch, Freienbach, Bolligen). Leider verschwanden und verschwinden mangels andern günstigen Materials viele interessante erratische Blöcke zu Bauzwecken. Kalksteine zum Bauen und Brennen werden am O.-Ende der Lägern in grossen Malm-Steinbrüchen gewonnen. Der interglaziale Kalktuff von Flurlingen ist erschöpft. - Mergel der Liasformation an der Lägern und aus der Molasse beutet man als Düngmittel aus, so auch die bituminösen Mergel, welche die Käpfnacher Kohlen begleiten. - Ton (Lehm) zur Ziegel- und Backsteinfabrikation ist massenhaft vorhanden: Gebirgslehme (Uetliberg, Rafz, Flaach), anstehender Mergellehm (Lufingen, Boppelsen, Embrach-in Halden), Moränenlehm (Adetswil, Kappel am Albis, Embrach-Neumoos), Seebodenlehm (Bonstetten-Wettswil, Dättnau, Embrach-Unterdorf und Embrach-Obermühle, Nidelbad). - Zahlreiche grössere mechanische Ziegeleien und alte kleinere Hand-Ziegelhütten, Hafnereien und Tonwarenfabriken sind im Lande zerstreut. In dieser Beziehung besonders gesegnet erscheint der Uetlibergfuss und die Gegend von Embrach. Im Schoren bei Kilchberg bestand zu Anfang des 19. Jahrhunderts unter Leitung Salomon Gessners eine Porzellanfabrik, welche aber wegen ungünstigen Rohmateriales bald wieder einging. Die Malereien Gessners haben diesem alten Zürcher Porzellan einen grossen künstlerischen und kulturhistorischen Wert gesichert. - Kies- und Sandgruben liegen schaarenweise in den breiten Böden des Limmat- und Glattthales, sowie auch in stark verwitterten Kanten höher gelegener Nagelfluhriffe (ob Pfäffikon, Wallikon etc.). Ihr Material wird für Bahn- und Strassenbau verwendet. - Torf wird an zahlreichen Orten, namentlich in Moränengebieten, gestochen.
Bibliographie. Letsch, E. Die schweiz. Molassekohlen östlich der Reuss. (Beitr. zur geolog. Karte der Schweiz; geotechn. Serie. I, 1899). - Monographie der schweiz. Tonlager. (Beitr. IV, 1907); die zürcherischen Lager, meistens von M. Lugeon und L. Wehrli bearbeitet. - Früh, J. und C. Schröter. Monographie der schweizer. Torfmoore. (Beitr. III, 1904). - Wehrli, L. Die Entstehung unserer Tonlager. (Progr. der Töchterschule Zürich. 1906). - Wehrli, L. Was uns in Zürich die Steine erzählen. (Die Schweiz. 1897). - Wehrli, L. Das Quarzsandbergwerk in Krähstel. (Zürcher Wochenchronik. 1908). - Künzli, E. Die Steine der Quaianlagen in Zürich. (Führer durch die Quaianlagen in Zürich).
5. Mineralquellen.
Der Kanton Zürich ist sehr arm an Mineralquellen. In der Monographie des Kantons Zürich von G. Meyer von Knonau (Gemälde der Schweiz. I, 1., 2. Aufl. 1844 Seite 123) ist als einzige mineralische Quelle die eisenhaltige in Kiesgrund bei Wiedikon erwähnt, welche dem Franzensbrunnen bei Eger ähnlich sei (Chemische Untersuchung von Löwig). Bohrversuche des badischen Hofrates Glinck auf Salz und Kohle (erfolglos) führten 1821-1822 zur Entdeckung einer Mineralquelle in Eglisau, welche heute noch das alkalische Eglisauer Tafelwasser liefert.
Die Chemische Analyse (A. Weber) weist 0,2323 gr feste Substanz im Liter auf, darunter 0,1567 Kochsalz und 0,0432 Natriumsulfat. Das Nidelbad ob Rüschlikon ist 1709 durch Dr. Scheuchzer bekannt geworden. «Schwefel, Wasserstoffgas, kohlensaurer Kalk und farbiger Pflanzenextraktivstoff sind die Bestandteile seiner Quelle.» Kalcium-Magneziumhaltige Quellen sind das Wängibad (Aeugsterbad) mit 0,3116 gr Mineralsubstanz im Liter und das Girenbad mit 0,311 gr; schwach eisenhaltig, mit etwas Schwefel, ist Mönchaltorf (0,343 gr Mineralsubstanz im Liter) - nach H. Schardt.
6. Hydrographie; Wasserkræfte; Elektrische Anlagen.
Der ganze Kanton gehört direkt oder indirekt dem Stromgebiet des Rheins an. Im N. führen ihm Thur und Töss ihre unregelmässigen, zeitweise recht wilden Wasser zu. Ruhiger, durch Pfäffiker- und Greifensee und durch umfangreiche Korrektionen reguliert, zieht ihm die Glatt entgegen. Die Limmat weist infolge des sehr wechselnden Standes der Sihl ebenfalls starke Schwankungen der Wassermengen auf. Auf kilometerlange Erstreckung ist unterhalb der Einmündungstelle dieses Berggewässers am Platzspitz bei Zürich die dickgelbe Sihlseite vom klargrünen Seewasser des rechtsseitigen Stromstriches zu unterscheiden, wenn Gewitter oder Schneeschmelze im obern Sihlthal gehaust haben oder wenn die winterliche Eisdecke der Sihl im schwyzerischen Alpenvorland vom Hochwasser gehoben und gen Zürich hinunter berstend und klirrend zusammengeschoben wird.
Bei grösseren Sihl-Eisgängen treiben die weissen Platten oft noch stundenweit limmatthalabwärts, bis die trüben Fluten sie allmählig zu zerkleinern und aufzutauen vermögen. Korrektionen waren auch hier nötig, und zahlreiche Altwässer, bogenförmige, verlassene «Giessen» und zeitweise austrocknende Tümpel sind als Relikte früherer Flussserpentinen das Dorado der zahlreichen Botaniker und Zoologen der Limmatstadt. Die Limmat tritt bei Œtwil auf aargauisches Gebiet über, kurz nachdem sie noch, unterhalb Dietikon, die ebenfalls korrigierte Reppisch aufgenommen, welche dem einsamen Türlersee entspringt und das waldige, siedelungsarme Stallikerthälchen mit anmutiger Schlangenlinie belebt.
Drei kleine Flüsschen gehen dem Rhein direkt zu: ¶
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der Schlierenbach-Mühlebach bei Stammheim-Waltalingen und der Fisibach bei Bachs, beide ausserhalb der Kantonsgrenzen mündend; und der Landbach von Rafz, der auf deutschem Gebiet von rechts in den Rhein fliesst. Die Surb entwässert das Wehnthal der Aare zu; eine mächtige, halbkreisförmige Wallmoräne mit mehreren konzentrischen Parallelzügen sperrt bei Sünikon-Steinmaur den Weg zum Glattthal ab. Die Furt bringt das Katzenseewasser gegenüber Killwangen (Aargau) zur Limmat, nachdem durch künstliche Drainierung das Niveau des Sees um einen Meter gesenkt und damit der Katzenbach, ein natürlicher Abfluss zur Glatt, ausser Funktion gesetzt wurde. Das bedeutet übrigens «Rückkehr zur Natur», indem auch am Katzensee eine Moräne den ursprünglichen westl. Auslauf verhindert hat (altes Glattthal).
Dem Flussgebiet der Reuss gehören auf Zürcherboden an: die Jonen, der Obfeldener Dorfbach und indirekt der Haselbach, der bei Maschwanden in das unterste Lorze-Stück einmündet. Der Littibach dagegen schnitt sich südl. von Kappel eine hübsche Miniaturschlucht nach dem oberen Lorze-Lauf und sendet so sein Wasser in den Zugersee. - Von der Jona (Wald-Rüti-Jona) war im orographischen Teil die Rede, ebenso von den Zuflüssen des Pfäffiker- und Greifensees und ferner auch von den Gefällsverhältnissen der wichtigsten Thalsohlen.
Vielfache Flussverschiebungen, namentlich infolge von Moränenbarrikaden, müssen das hydrographische Bild des Kantons Zürich seit Beginn und im Verlauf der Diluvialzeit verändert haben. Die wichtigsten sind in den Abschnitten über Orographie und Geologie erwähnt. Ebenso wurde auf das Verschwinden mancher kleiner Seen seit der grossen Vergletscherung und sogar in historischer Zeit hingewiesen.
Der Kanton Zürich ist demnach mit Gewässern reich gesegnet und weiss sie sich auch zu Nutzen zu machen. Liebliche Seegestade luden zur frühesten Besiedelung ein, wo heute Dorf an Dorf, Villa an Villa sich reiht, aus blumigen Gärten und früchteschweren Obstbaumreihen habliche Höfe herauslugen. Besonders reizvoll sind die Ufer des Zürichsee zur Zeit der Obstbaumblüte oder Traubenreife, aber auch im strengen Winter, wenn ausnahmsweise der See gefriert und förmliche Verkehrsstrassen die blanke Eisfläche von hüben und drüben durchziehen. Im nahen Sihlthal nützen zahlreiche Fabriken das Gefälle des wilden Flusses, und sogar die still dahinziehende Glatt treibt Mühle um Mühle, Spinnereien, eine Kunstseidefabrik und andre industrielle Etablissemente, obschon hohe Rauchschlote die stets bereiten Dampfreserven verraten und mächtige Drahtleitungen an schnurgeraden Mastenreihen Hülfskräfte von weiterher zuführen. Auch die Limmat treibt unterhalb Zürich zahlreiche Wasserwerkanlagen (davon 8 auf zürcherischem Kantonsgebiet).
Die Ausnutzung der Wasserkräfte ist durch das kantonale Wasserechtsgesetz (vom geregelt. Damit sollen die natürlichen Wasserkräfte in den Dienst der Allgemeinheit gestellt werden, ohne dass durch diese Ausnutzung einer später sich entwickelnden Flussschiffahrt Hindernisse in den Weg gelegt werden. Das zürcherische Elektrizitätsgesetz vom Jahr 1908 ermächtigt den Staat, Elektrizitätswerke zu erstellen, zu betrieben, eventuell sich bei solchen zu beteiligen oder elektrische Energie zu mieten.
Man studiert seit Jahren Projekte für ein grösseres staatliches Elektrizitätswerk: so die Frage eines Rheinwerkes unterhalb Eglisau mit verschiedenen Varianten (Rhein-Glatt-Tösswerk) und eines Etzelwerkes (60000 PS) mit Aufstauung eines Sihlsees unterhalb Einsiedeln. Ein Etzelwerk dürfte auch für den elektrischen Betrieb der Bundesbahnen dereinst ernstlich in Beratung gezogen werden müssen. Eine Enquête für das Etzelwerkprojekt ergab einen Bedarf von 36554 Kilowatt (à 1,36 PS), woran im Kanton 21062 vorhanden waren. 15 Gemeinden des Kantons haben eigene Elektrizitätswerke, von denen 8 ausser eigener Kraft noch Ersatzstrom von der Gesellschaft «Motor» in Baden (Aargau) verwenden. Grössere Werke bestehen für die Stadt Zürich und an der Sihl bei Wädenswil. Das Sihlwerk ist seit dem Inkrafttreten des neuen Elektrizitätsgesetzes vom Staat angekauft worden. Ebenso sind Beznau- und Löntschwerk für ihre im Kanton Zürich erstellten Teile mit vertraglich fixierter Stromlieferung in das Eigentum des Kantons übergegangen (Oktober 1908). Kleinere lokale Elektrizitätswerke haben Oerlikon, Embrach, Uster, Rüti, Wald und andere Orte; 56 Gemeinden verwenden gemieteten Strom, davon 33 vom «Motor».
Ein besonders grosses Elektrizitätswerk erstellt die Stadt Zürich weit ausserhalb des Kantons, das Albula-Werk im Bündnerland, nachdem das 1890 vom Volk beschlossene und 1892 dem Betrieb übergebene städtische Elektrizitätswerk im Letten (Wasserkraft der Limmat) mit der Zeit dem Strombedarf nicht mehr zu genügen vermochte und die Bemühungen um ein Rheinwerk bis dahin an verschiedenen Schwellen gescheitert sind. Das Albulawerk benutzt das Gefälle der Albula, deren Wasser von Alvaschein bis Sils bei Thusis durch einen 7,1 km langen Stollen auf eine Turbinenanlage geleitet wird und 24000 Pferdekräfte liefern soll. Die Eröffnung dieses Werkes, das durch Gemeindeabstimmung vom mit Gewährung eines Kredites von 10,7 Mill. Fr. beschlossen wurde, steht nahe bevor. So besteht Aussicht, dass in Bälde die zürcherischen Wasserkräfte zur Kraft- und Lichterzeugung durch Elektrizitätswerke in hohem Masse ausgenutzt werden.
Quellen sind im Kanton Zürich sehr ungleich verteilt und von verschiedener Güte. Die Molasseformation ist im allgemeinen quellenarm. Dafür liefern ihre durch Sandstein filtrierten, auf Mergelbändern zu Tage tretenden ¶