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dieser alte Brunnenschacht, der 1907 wieder aufgedeckt und renoviert wurde, das Werk der Römer ist. Die fraglichen Steine dürften viel später hineingeworfen worden sein. Der Brunnenschacht soll ein erstes Mal gegen 1680 gegraben, dann im Jahre 1828 erneuert und vertieft worden sein. 1907 wurde die Arbeit wieder aufgenommen und die Auskleidung des Schachtes von 11 m Tiefe, die früher in Holz war, ersetzt durch eine Fassung aus Zement, um so die Thermalquelle vor Infiltrationen von kalten, wenig oder gar nicht schwefelhaltigen Oberflächenwasser zu bewahren.
Bei dieser Gelegenheit wurden die römischen Steine mit den Inschriften entdeckt. Die Schwefelquelle entsteigt einem Bett von Sand und Kies, das zwischen Tonablagerungen eingeschoben ist, ganz im Gegensatz zum Volksglauben, welcher den Molassefelsen, den man bei den Fassungsarbeiten überhaupt gar nicht vorgefunden hat, als das Muttergestein des Wassers bezeichnet. Dieses hat am Grunde des Brunnenschachtes, wo es dem Erdboden entsteigt, eine Temperatur von 24° C., während die kalten Durchsickerungen nur 14,5 °C. messen; diese letzteren sind also auch leicht thermal.
Sie sind indessen weniger reich an Schwefel und reicher an anderen mineralischen Bestandteilen, vorab an schwefelsaurem Kalk. Der schwefelige Grundstoff des Wassers der Quelle von Yverdon ist vor allem Schwefelwasserstoff, ein ganz kleiner Teil nur des Schwefels ist im Zustande einer alkalischen Schwefelverbindung (Hyposulfit). Die bemerkenswerteste Tatsache, welche die Thermalquelle von Yverdon darbietet, ist der Gehalt ihres Wassers an organischen Bestandteilen (Gele und Harze, Huminsäure) und der starke Gasgehalt (Kohlensäure, Stickstoff, Sauerstoff und Sumpfgas). Diese Gase entsteigen dem Wasser von selbst, ohne äussere Einwirkung. Hier das Ergebnis einer Analyse, welche 1869 Professor Bischoff von Lausanne angestellt hat: Organische Bestandteile öl-harzhaltiger Art 0,0067 gr. und Humussubstanzen 0,0174 gr. in 10 l. Wasser. Feste mineralische Bestandteile in 10 l. 3,224 bis 3,248 gr. Sie setzen sich folgendermassen zusammen:
Es ist recht merkwürdig, dass das Wasser, das aus bedeutender Tiefe kommt, wie aus seiner Temperatur hervorgeht, eine so beträchtliche Menge organischer Bestandteile genannter Art enthält. Aber dieser Umstand erklärt sich leicht, wenn man bedenkt, dass dieses Wasser nicht direkt dem Molassefelsen entspringt, wie man so lange geglaubt hatte, sondern aus einer Kiesschicht kommt, die zwischen die Tonschichten eingebettet ist, welche den Untergrund der Sümpfe bilden.
Dieser Boden kann Einschaltungen älterer Torfablagerungen enthalten, und wenn nun eine solche Torfschichte von der aus der Tiefe kommenden Quelle durchströmt wird, so bereichert sich dieses mit organischen Bestandteilen. Durch die Reduktionstätigkeit dieser gleichen Materialien verwandelt sich der schwefelsaure Kalk in Calciumsulfat und dieses erzeugt hierauf Schwefelwasserstoffgas durch Zerlegung durch die im Wasser enthaltene Kohlensäure. Würde man diese Quelle in grosser Tiefe im Felsen fassen, so könnte aus dieser schwefelhaltigen Quelle eine einfache indifferente Thermalquelle entstehen, da der Gehalt an mineralischen Bestandteilen so wie so unter der Quantitätsgrenze des trinkbaren Wassers ist. Wie fast alle Thermalquellen, ist auch die Quelle von Yverdon ziemlich stark, ergibt sie doch nahezu 200 l. in der Minute. Nach Professor Renevier soll sie ihre Wärme in einer Tiefe von ungefähr 1000 m unter der Erdoberfläche fassen, da dort eine Temperatur von 30° herrscht. Die Temperatur an der Fassungsstelle ergibt sich aus der Abkühlung des Wassers während des Aufstieges.
[Prof. Dr. H. Schardt.]