Stadt am nächsten liegenden Pfahlbauten bei
Les Uttins lagen, am heutigen Nordfuss des Hügels von
Chamblon, zu Clendy und
zu
Cheseaux-Noréaz. Auf Stadtgebiet, besonders im S. und SO. desselben, hat man besonders während des letzten
Viertels des 19. Jahrhunderts
zahlreiche Altertumsfunde gemacht, welche aus der Römerzeit stammen. In erster Linie wurden die Umfassungsmauern
des alten Kastrums blossgelegt, von dem sogar die Massverhältnisse genau bestimmt werden konnten, ebenso wie die Grundmauern
der Türme, die in den
Ecken der Umfassung standen.
Erst neulich hat man an dieser Stelle noch wichtige Entdeckungen gemacht. Zahlreiche Spuren alter Mauern, Fragmente bearbeiteten
Marmors, Karniese,
Säulen, Werkzeuge, Mosaik, Inschriften, von denen mehrere im Stadthaus und im Museum
aufgestellt sind, kamen ans Tageslicht. Der römische Friedhof lag im W. der Stadt, an der Stelle des heutigen
QuartiersL'Isle;
er wurde im Jahre 1769 entdeckt und enthielt wohlerhaltene Skelette in einer Sandschicht. Das Antlitz der Bestatteten war
gegen O. gerichtet.
Sie trugen verschiedene Gegenstände bei sich, darunter auch bronzene und silberne Medaillen mit den Bildnissen Constantins,
Julians des Apostaten usw. (4. Jahrhundert n. Chr.). Auf der
O.-Seite der alten römischen Stadt hat man auch einen Friedhof
entdeckt, der jünger ist, mit einer grossen Zahl von Skeletten, die alle ihr Gesicht nach O. gewendet
hatten und die wie die auf dem römischen Grabfelde mit zahlreichen Gegenständen, Waffen z. B. umgeben waren, die aus Gold,
Silber und anderen Metallen bestanden.
Hervorragende Männer. Yverdon ist der Geburtsort von
Nicolas Doxat, dem Herrn von
Démoret (1682-1738), General in österreichischen
Diensten;
von Ferdinand
Richard Christin (1740-1805), Generalkontroleur der französischen Finanzen;
von
Abraham Louis Rudolf Ducros (1745-1810), Landschaftsmaler;
des
Barons Louis du Paget (1765-1838), Erziehers am russischen
Hof;
des Theologen Franz Gonthier (1773-1834), des
Malers Franz Käsermann (1765-1833), des Theologen Johann Alexander Pilet
(1795-1865);
von Ludwig Georg Franz Pillichody (1756-1824), Offizier in französischen Diensten, später im Solde
Berns;
von Ludwig Franz Russillon (1751-1821), ebenso;
des Generals F. Haldimand (1725-1791), Generalleutnants in englischen
Diensten und Gouverneurs von Kanada, von F. R. von Weiss (1751-1818), Herrn von
Daillens, der seine philosophischen Prinzipien
veröffentlichte und mit dem Oberbefehl der bernischen Truppen bei der Emanzipation betraut wurde, des Philanthropen W. Haldimand,
des Gründers des Blindenasyls in
Lausanne († 1862), der Gelehrten E. Bertrand († 1797), E. Develey († 1839), J. G.
Pillichody († 1783), des Verfassers von Werken über die Gewohnheitsrechte des Landes, der Advokaten und ehemaligen Magistraten
L. de
Miéville († 1876) A. T.
Jayet († 1877), des Geschichtschreibers F.-L.
Vuillemin († 1879),
Verfassers zahlreicher Werke und Broschüren, die Schweizergeschichte betreffend, und des Tableau duCantondeVaud, etc.,
des Dichters Monneron, des Franz von
Treytorrens (1590-1660), Generals in schwedischen Diensten, seines Bruders Albert von
Treytorrens (1595-1633), ebenso, seines Bruders Isaak von
Treytorrens (1604-1645), Generals in französischen, dann in dänischen
Diensten, des Philosophen und Mathematikers Franz Friedrich von
Treytorrens (1688-1737), des Fräuleins Elise Franziska
Luise
du Plessis-Gourot (1826-1901), welche unter dem Namen Madame de Pressensé als Schriftstellerin und Dichterin bekannt wurde.
Die Familien Doxat,
Roguin, Pillichody, du
Thon, Russillon, de
Treytorrens usw. haben Offiziere geliefert, die sich in fremden
Kriegsdiensten ausgezeichnet haben. Eine grosse Zahl anderer hervorragender Männer haben sich in Yverdon
aufgehalten, so de Candolle, de Félice, Pestalozzi, Näf.
Bibliographie. Crottet, A. Histoire et annales de la ville d'Yverdon jusqu'à l'année 1845.Genève 1859. - Rochat, A. Recherchessur lesantiquités d'Yverdon.Zürich
1862. - Martignier, D. et A. de Crousaz. Dictionnaire histor. du cant.deVaud.
Laus. 1867. -
Cornaz-Vulliet, C. Yverdon; ses environs, son monument Pestalozzi et ses bains.Vevey. -
Mottaz, E. Albumdu tir cantonal à Yverdon en 1899.Laus. 1899. Bourgeois,
V.
Aupied duJura; guide histor. et archéolog.Laus. 1906. - Landry,
J. Le développement d'une cité vaudoise Yverdon 1855-1905.Laus. 1906. - Revue histor. vaudoise. 1900, 1903, 1906, 1907. -
Eine Reihe von kleinern Broschüren können hier nicht besonders namhaft gemacht werden.
Der Kreis Yverdon nimmt die Mitte des Bezirkes dieses Namens ein. Er ist von den drei übrigen Kreisen des
Bezirkes umgeben und im N. durch das SW.- und das SO.-Ufer des
Neuenburgersees begrenzt. Ausser der Gemeinde Yverdon gehört
zum gleichnamigen Kreis noch die kleine Gemeinde
Cheseaux-Noréaz, mit zusammen 8117 Einwohnern.
(Bad)(Kt. Waadt,
Bezirk und Gemeinde Yverdon). 443 m. Thermalbad, 1 km sö. vom Mittelpunkt der
Stadt entfernt (1,2 km vom Bahnhof aus), am Fusse des Westhanges des
Jorat, welcher die
Ebene der Orbesümpfe begrenzt, am
Rande der Strasse nach
Lausanne. Das Thermalwasser der Bains d'Yverdon wird angewendet gegen Rheumatismus, die Affektionen
der Atmungsorgane, gegen Ischias, Hautausschläge, die chronischen Krankheiten des
Magens und der Eingeweide,
Leberleiden, gegen Verstopfung, Blasenkatarrh, Neurasthenie usw.
Das
Bad hat in den letzten Jahren grosse Umwandlungen erfahren. Es ist mit allen hydrotherapeutischen Einrichtungen versehen,
mit Massage-Douchen und schwedischer Massage, mit Schwefel- und Dampfbädern, mit Inhalations- und Wasserstaubräumen, denen
man die Fango-, die
Sonnen-, die Kohlensäure- und die elektrischen Lichtbäder beigesellt hat. Das Heilbad
umfasst mehrere Gebäude zur Aufnahme der Badegäste und besitzt zwei grosse Parkanlagen. Mehrere Pensionen sind in der Nachbarschaft
entstanden.
Die Thermalquelle von Yverdon wurde schon zur Römerzeit benutzt und geschätzt, aber in den folgenden Jahrhunderten ganz
vernachlässigt. Erst im Jahre 1545 wurde sie wieder in Anwendung gebracht wie alte Gemeindedokumente
beweisen. Das heutige Badeetablissement datiert aus dem Jahre 1660, es wurde 1730 von der Stadt erworben und renoviert. Im
Jahre 1826 erhielt es wichtige Verbesserungen, die ihm eine gewisse Berühmtheit einbrachten. Sein
Ruf ist besonders in den
letzten Jahren gestiegen, infolge der Veränderungen, die wir bereits erwähnt haben. Früher wurde das
Bad von Kranken der welschen
Schweiz besucht, heute sind die Fremden die hauptsächlichsten Kunden.
Bibliographie. Broschüren von den Aerzten Ollor (1840), Brière (1869), Mermod (1883), Raach
(1895). - Yverdon les Bains. 1905 (illustr. Broschüre). - Landry, L. Les Thermes d'Yverdon 1908.
Die Badequelle von Yverdon wurde schon von den Römern benutzt, wie Steine mit römischen Inschriften
beweisen, die im Grunde der Fassungsanlage gefunden wurden. Es ist indessen nicht wahrscheinlich, dass
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mehr
dieser alte Brunnenschacht, der 1907 wieder aufgedeckt und renoviert wurde, das Werk der Römer ist. Die fraglichen Steine
dürften viel später hineingeworfen worden sein. Der Brunnenschacht soll ein erstes Mal gegen 1680 gegraben, dann im Jahre 1828 erneuert
und vertieft worden sein. 1907 wurde die Arbeit wieder aufgenommen und die Auskleidung des Schachtes
von 11 m Tiefe, die früher in Holz war, ersetzt durch eine Fassung aus Zement, um so die Thermalquelle vor Infiltrationen
von kalten, wenig oder gar nicht schwefelhaltigen Oberflächenwasser zu bewahren.
Bei dieser Gelegenheit wurden die römischen Steine mit den Inschriften entdeckt. Die Schwefelquelle entsteigt einem Bett
von Sand und Kies, das zwischen Tonablagerungen eingeschoben ist, ganz im Gegensatz zum Volksglauben, welcher den Molassefelsen,
den man bei den Fassungsarbeiten überhaupt gar nicht vorgefunden hat, als das Muttergestein des Wassers bezeichnet. Dieses
hat am Grunde des Brunnenschachtes, wo es dem Erdboden entsteigt, eine Temperatur von 24° C., während
die kalten Durchsickerungen nur 14,5 °C. messen; diese letzteren sind also auch leicht thermal.
Sie sind indessen weniger reich an Schwefel und reicher an anderen mineralischen Bestandteilen, vorab an schwefelsaurem Kalk.
Der schwefelige Grundstoff des Wassers der Quelle von Yverdon ist vor allem Schwefelwasserstoff, ein ganz kleiner Teil nur
des Schwefels ist im Zustande einer alkalischen Schwefelverbindung (Hyposulfit). Die bemerkenswerteste
Tatsache, welche die Thermalquelle von Yverdon darbietet, ist der Gehalt ihres Wassers an organischen Bestandteilen (Gele
und Harze, Huminsäure) und der starke Gasgehalt (Kohlensäure, Stickstoff, Sauerstoff und Sumpfgas). Diese Gase entsteigen
dem Wasser von selbst, ohne äussere Einwirkung. Hier das Ergebnis einer Analyse, welche 1869 Professor
Bischoff von Lausanne angestellt hat: Organische Bestandteile öl-harzhaltiger Art 0,0067 gr. und Humussubstanzen 0,0174 gr.
in 10 l. Wasser. Feste mineralische Bestandteile in 10 l. 3,224 bis 3,248 gr. Sie setzen sich folgendermassen zusammen:
Kochsalz
0.9453
Kaliumchlorat
0.04700
Jodnatrium
0.00016
Calciumsulfat
0.07956
Natriumkarbonat
0.3554
Lithiumkarbonat
0.00074
Calciumkarbonat
0.85853
Strontiumkarbonat
0.269
Magnesiumkarbonat
0.7033
Eisenoxyd
0.00750
Calciumphosphat
0.01030
Silicium
0.15000
Es ist recht merkwürdig, dass das Wasser, das aus bedeutender Tiefe kommt, wie aus seiner Temperatur hervorgeht, eine so beträchtliche
Menge organischer Bestandteile genannter Art enthält. Aber dieser Umstand erklärt sich leicht, wenn man bedenkt,
dass dieses Wasser nicht direkt dem Molassefelsen entspringt, wie man so lange geglaubt hatte, sondern aus einer Kiesschicht
kommt, die zwischen die Tonschichten eingebettet ist, welche den Untergrund der Sümpfe bilden.
Dieser Boden kann Einschaltungen älterer Torfablagerungen enthalten, und wenn nun eine solche Torfschichte
von der aus der
Tiefe kommenden Quelle durchströmt wird, so bereichert sich dieses mit organischen Bestandteilen.
Durch die Reduktionstätigkeit dieser gleichen Materialien verwandelt sich der schwefelsaure Kalk in Calciumsulfat und dieses
erzeugt hierauf Schwefelwasserstoffgas durch Zerlegung durch die im Wasser enthaltene Kohlensäure. Würde man diese Quelle
in grosser Tiefe im Felsen fassen, so könnte aus dieser schwefelhaltigen Quelle eine einfache indifferente
Thermalquelle entstehen, da der Gehalt an mineralischen Bestandteilen so wie so unter der Quantitätsgrenze des trinkbaren
Wassers ist. Wie fast alle Thermalquellen, ist auch die Quelle von Yverdon ziemlich stark, ergibt sie doch nahezu 200 l.
in der Minute. Nach Professor Renevier soll sie ihre Wärme in einer Tiefe von ungefähr 1000 m unter
der Erdoberfläche fassen, da dort eine Temperatur von 30° herrscht. Die Temperatur an der Fassungsstelle ergibt sich aus
der Abkühlung des Wassers während des Aufstieges.