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öffentliehen Gebäude errichtet: ein Spital mit einer der Jungfrau Maria geweihten Kapelle, das alte Stadthaus, Mühlen etc. Gegen das Ende des 12. und im Anfang des 13. Jahrhunderts nahm die neue Siedelung zusehends an Umfang zu und Konrad I., Herzog von Zähringen, der 1127 zum Leiter des transjuranischen Burgunds ernannt worden war, erbaute nach seinem Siege über Renaud III. von Burgund, der sich des Gebietes von Yverdon bemächtigt hatte, ein festes Schloss. Um Verteidiger herbeizuziehen, gewährte er den neuen Einwohnern Privilegien und Freiheiten aller Art. Seine Nachfolger, Berchtold IV. und Berchtold V. setzten sein Werk fort. Beim Tode des letzteren (1218) fiel das Gebiet von Yverdon seinen alten Besitzern zu, dem Bischof von Lausanne, den Herren von Belmont, den Grafen von Erlach, denen die Herren von Montfaucon, die Grafen von Mömpelgard und die Lehensherren von Orbe folgten. Diese regierten bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts, bis zu der Zeit, da sie ihre Macht an Peter von Savoyen abtreten mussten.
Zu dieser Zeit nahm das Haus Savoyen Besitz von einem grossen Teil des Waadtlandes; es war unter der Regierung des Thomas von Savoyen. Aymon, Herr von Faucigny, der mit Johann von Cossonay, dem Bischof von Lausanne, in Streit lebte, nahm Schloss und Stadt Yverdon in Besitz infolge eines Vertrags mit Amédée de Montfaucon, dem Lehnsherrn von Orbe, der sich gewisser Rechte über den Zihlkanal bis zum See, mit Reservoirs und Mühlen erfreute. Dann kam Peter von Savoyen und wurde vollständig Herr der Gebietes von Yverdon, nachdem er dem Herrn von Montfaucon eine Summe von 500 Wienerpfunden bezahlt hatte (1260). Dieser Fürst nahm das Werk derer von Zähringen wieder auf. Er befestigte Yverdon, umgab es mit Wällen und Gräben und baute das Schloss neu auf. Er erwarb sich bald einen grossen Einfluss in der ganzen Gegend und im Waadtlande überhaupt.
Immerhin brachte ihm seine Macht Feinde ein, und es bildete sich ein Bund zum Zwecke, ihm seine Gewalt zu rauben. Während der Abwesenheit Peters bemächtigten sich die Verschworenen mehrerer Städte, darunter auch Yverdons. Bei seiner Rückkunft schlug er die Aufrührer in der Nähe von Villeneuve gänzlich (wahrscheinlich zwischen 1265 und 1267) und nahm die Städte, deren sie sich bemächtigt hatten, wieder in Besitz, Yverdon inbegriffen, das er mit Belagerung überzog.
Von nun an wurde das Schloss Yverdon der Mittelpunkt einer Burgvogtei, welche sich über verschiedene Gemeinden im O. der Stadt erstreckte. Im Kriegsfalle konnten sich die Einwohner dieser Oertlichkeiten in die Stadt und ins Schloss zurückziehen, aber in ihre Heimstätten zurückgekehrt, hatten sie verschiedene Lasten zu tragen. Stadt und Umgemeinden standen unter dem Befehl eines Burgvogts, der seinerseits dem Landeshauptmann (Baron de Vaud) unterstellt war, später dem Statthalter des Waadtlandes und für die militärischen Angelegenheiten dem Generalkapitän.
Die savoyische Herrschaft über das Waadtland dauerte bis 1536, in welchem Jahre die Berner die Waadt eroberten. Dieser lange Zeitraum war verhältnismässig ruhig und glücklich bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts. Yverdon im besonderen erfreute sich im Frieden seiner Freiheiten und Rechte und wurde eine der vier «guten» Städte des Landes. Wohl verteidigt für jene Zeit, nahm unter der Bevölkerung die Freude am Waffenhandwerk zu; es bildeten sich verschiedene Schützengesellschaften, und in mehreren Kriegszügen der savoyischen Fürsten hielt sich das Yverdoner Fähnlein tapfer.
Aber im Jahre 1460 begann für die Stadt eine bewegte und unglückliche Zeit. Zuerst litt sie unter einer grossen Feuersbrunst und unter einer Ueberschwemmung. Trotzdem wurde in dieser Zeit ein grosses Fest zu Ehren des Besuchs Jakobs von Savoyen, des Grafen von Romont und Landeshauptmanns der Waadt, abgehalten. Seinerseits gab der Fürst Beweise seiner Anhänglichkeit an die Stadt, indem er ihr mehrere Erleichterungen gewährte; er übergab ihr im besonderen von der letzten Ueberschwemmung an gegen eine gewisse Summe das Recht, den Obolus und das Ohmgeld, die er der Burgvogtei entzog, einzuziehen.
Aber kurze Zeit nachher begannen die Feindseligkeiten zwischen dem Herzog Karl von Burgund und den Schweizern. Jakob von Savoyen lieh seine Hülfe dem Herzog Karl, und von diesem Zeitpunkt an sahen sich die Besitzungen des Waadtlandes, Yverdon im besonderen, bedroht. Von 1474 an sah sich die Stadt gezwungen, sich gegen einen Einbruch der Eidgenossen zu rüsten. Im Frühling des Jahres 1475 kam es zu einem ersten Einfall, bei welcher Gelegenheit Grandson und andere Schlösser belagert, einige sogar zerstört wurden. Im Herbst gleichen Jahres erklärte Bern dem Grafen von Romont den Krieg; ein neuer Einbruch suchte das Waadtland heim und der Feind bemächtigte sich unter anderem Murtens, Payernes und Estavayers (die letztgenannte Stadt hatte ein schreckliches Gemetzel zu erdulden) und stand am 20. Oktober vor Yverdon.
Die Einwohner erkannten die Unmöglichkeit des Widerstandes und fürchteten das gleiche Schicksal wie Estavayer. Dank der Vermittelung Wilhelms von Valangin, der mit den Bernern verbündet war, wurde Yverdon verschont, nachdem es den Treuschwur geleistet, Geiseln gestellt und eine Summe Geldes hingegeben hatte. Die Schweizer zogen sich zurück, liessen aber eine Bedeckung im Schloss zurück (22. Oktober). Trotz der Gunstbezeugungen der Eidgenossen aber, um die Leute für sich zu gewinnen und trotz aller Versöhnungsbeteuerungen, glomm das Feuer des Hasses im Verborgenen weiter, um so mehr, als das Joch der Schweizer widerwärtig geworden war. Diese feindseligen Gefühle zeigten sich denn auch bald unter der Form einer Verschwörung. Der Herzog Karl zog heran, um die Schweizer zu strafen. Da die Yverdoner nicht an ihrer Befreiung zweifelten, zettelten sie eine Verschwörung mit Jakob von Savoyen an. Die Streitkräfte dieses letzteren sollten in die Stadt eindringen und die Garnison hinauswerfen. Die Eidgenossen, weil überrascht, erlitten Verluste aber nach mehreren verzweifelten Kämpfen gelang es ihnen, das Schloss zu befreien und die Streiter des Grafen zu schlagen.
Der Graf von Romont wurde verwundet. Am übernächsten Tag kam eine schweizerische Kolonne heran, die erschrockenen Einwohner flüchteten sich mit ihren kostbarsten Sachen nach Orbe, Stadt und Schloss wurden geplündert und eingeäschert. Die Garnison erhielt den Befehl, sich bei Grandson zu konzentrieren zum Empfange des burgundischen Heeres unter Karl dem Kühnen. Die Flüchtlinge aus Yverdon, die an der Verschwörung nicht teilgenommen hatten, erhielten drei Monate später die Erlaubnis, in ihre Stadt zurückzukehren, die bald aus der Asche neu erstand. Am kam ein Vertrag zu stande, nach welchem Yverdon dem Herzog von Savoyen, Philibert I. zurückgegeben wurde. Dieser machte alle Anstrengungen, die Flüchtlinge zurückzuführen und die Stadt neu aufzubauen.
Im Jahre 1536 erklärte Bern dem Herzog von Savoyen, Karl III., von neuem den Krieg. Die unter dem Befehl von J. F. Nägeli stehende bernische Armee war Genf zu Hilfe geeilt, welche Stadt durch den Herzog von Savoyen und durch den Löffelbund angegriffen worden war. Auf ihrer Rückkehr schloss sie Yverdon ein, welches durch Michael Mangerod, Herrn von La Sarraz, H. Treytorrens und Dortan, Herrn von L'Isle verteidigt ¶
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wurde. Die Stadt weigerte sich anfänglich, sich zu unterwerfen, aber nachdem sie das Artilleriefeuer der Belagerer gekostet hatte und eine Bresche in den Befestigungsmauern entstanden war, sah sie die Nutzlosigkeit jedes weiteren Widerstandes ein und ergab sich. Da die anderen Führer der Verteidigung geflohen waren, musste H. von Treytorrens eine sehr harte Kapitulation unterzeichnen Das war das Ende der savoyischen Herrschaft und der Anfang derjenigen der Berner.
Von diesem Zeitpunkte an bildet die Geschichte Yverdons ein Stück der des Waadtlandes. Man kennt den Charakter der bernischen Herrschaft, sie war weniger frei als die savoyische. Das Gebiet wurde als Untertanenland behandelt, immerhin führten die Berner eine Reihe nützlicher Reformen durch. Dieser Zustand nahm ein Ende am mit der Proklamation des französischen Generals Ménard, welche die Befreiung des Waadtlandes verkündete, das von nun an den Kanton Léman bildete. Am 25. wurden an verschiedenen Orten Freiheitsbäume aufgepflanzt; von Wattenwil, der letzte Amtmann, verliess endgiltig das Schloss, und am folgenden Tage zog auch der bernische General von Weiss ab, der bisherige Befehlshaber der Stadt.
Während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts brach eine tiefgehende Umwälzung im Waadtlande, wie in fast ganz Europa aus. Aus Frankreich herübergekommene Prediger predigten die Reformation. Von Anfang an hatte die savoyische Regierung sich dieser religiösen Bewegung entgegengesetzt und sie unterbunden. Bern im Gegenteil hatte früh die neue Lehre angenommen, daher wollte es mit Beginn seiner Macht in der Waadt dieselbe trotz des gegenteiligen Wunsches des Volkes eingeführt wissen.
Während in den benachbarten Orten wie Grandson, Orbe die Reformation Fortschritte machte, blieb ihr Yverdon sehr feindlich und stiess die Neuerer zurück. Am wurden die Vertreter beider Parteien, die katholischen und die reformierten Geistlichen zu einer Disputation zusammengerufen. Aber die katholischen Priester kamen nicht, und die Verbreiter der Reformation hatten gewonnenes Spiel. Trotz der Bitten des Stadtrates erklärten die Abgesandten der bernischen Regierung den katholischen Gottesdienst in Yverdon für aufgehoben.
Daraufhin wurden die Bilder verbrannt. Die französischen Prediger waren Jean Le Comte und Thomas Malingre. Der erstere, ein Mann von grossem Wissen und von Feuereifer beseelt, blieb in der Gegend und wurde so ihr wahrer Reformator. Immerhin begegnete der neue Glaube hier wie anderwärts lange bedeutendem Widerstand. Im Jahre 1685, nach dem Widerruf des Ediktes von Nantes, flüchtete sich eine grosse Zahl ihrer Güter beraubter französischer Protestanten in reformierte Länder, ganz besonders aber ins Waadtland.
Viele von ihnen wurden in Yverdon aufgenommen; zu gewisser Zeit zählte die Stadt bis 600 Flüchtlinge. Um sie aufzunehmen, ging man an den Bau eines besondern Asyls. Aber im Jahre 1689 gab ihnen ein bernischer Statthalter den Befehl, sich nach Deutschland und England zurückzuziehen. Die Flüchtlinge trennten sich mit schwerem Herzen von der so gastfreundlichen Bevölkerung. Ihr Aufenthalt blieb immerhin nach mehrfacher Hinsicht ein Segen für den Ort, ganz besonders durch das leuchtende Beispiel ihrer Sittenreinheit und Lebensweise.
Verschiedenes. Nicht unter den Schrecknissen des Krieges allein hatte Yverdon im Laufe der Geschichte zu leiden. Im Jahre 1461 verschlang eine Feuersbrunst den grössten Teil der Stadt. 1470 schwoll die Zihl infolge von Wolkenbrüchen zu nie gesehener Höhe an und führte eine furchtbare Ueberschwemmung herbei. Die Brücken wurden weggetragen, viele Gebäude sanken in den Grund, so auch ein Teil der Umfassungsmauern. Die Einwohner machten grosse Anstrengungen, um diese Schäden auszubessern, was ihnen um so eher gelang, als ihnen Jakob von Savoyen, der Graf von Romont, zu Hilfe kam. Im 15., 16. und 17. Jahrhundert wurde Yverdon auch durch verschiedene Seuchen heimgesucht. Zu Anfang des 17. Jahrhunderts gab es in Yverdon Tuchfabriken. Im Jahre 1617 nämlich bildete sich eine Gesellschaft, um dieser Industrie Ausbreitung zu verschaffen.
Unter der Direktion von Pyramus de Candolle wurde eine Fabrik zur Herstellung von Tuch mittlerer Qualität gegründet, deren Gedeihen anfänglich gesichert schien und die eine grosse Zahl von Arbeitern in der Stadt beschäftigte. Da aber De Candolle mehr Gelehrter als Geschäftsmann war, kam die Fabrik nach zehn Jahren in eine schiefe Lage, und der Direktor zog sich ruiniert zurück. Immerhin ging die Fabrik nicht ein. De Candolle hatte in Yverdon auch eine Buchdruckerei gegründet, welche er Helvetiale-Caldoresque nannte, nach dem Namen des Erfinders der Schriftzeichen, die in dieser Druckerei angewendet wurden, des Johann von Caldora, Seneschall des Königreichs Neapel.
Diese Druckerei gab verschiedene Werke von Bedeutung heraus, so eine französische Uebersetzung von Xenophons Trésor de l'histoire des langues de cet univers, u. s. w. De Candolle begann auch die Naturgeschichte des Pflanzenreiches von Bauhin zu drucken, eine Arbeit, die erst nach seinem Tode im Jahre 1651 vollendet wurde. Dieses zweite Unternehmen war auch ein finanzielles Unglück, das seinen Begründer gleich wie das erste ruinierte. Immerhin gab es für die Buchdruckerkunst in Yverdon eine Zeit des Gedeihens. Im Jahre 1691 wurde durch David Martin aus Nîmes eine Seidenfabrik gegründet. 1762 liess sich ein italienischer Flüchtling, Fortuné Barthélemy de Félice in der Stadt nieder.
Als hervorragend gebildeter Mann von grossem Fleiss, als Verfasser zahlreicher Arbeiten gründete er seinerseits eine Buchdruckerei; die eines europäischen Rufes sich erfreute. Er gab mehrere wichtige Werke heraus, so z. B. die Encyclopédie oder den Dictionnaire universel des connaissances humaines, ein Werk, das 52 Bände Text und 10 Bände Tafeln umfasste, welche Bücher als Mitarbeiter eine grosse Zahl von Gelehrten und Schriftstellern dieser Zeit hatten.
Pestalozzi lebte von 1804 bis 1825 in Yverdon, wohin er seine Schule verlegt hatte, die ursprünglich in Burgdorf gegründet worden war. Sein Institut, dessen Ruf sich bald über die Grenzen des Landes verbreitete, wurde von ungefähr 200 Schülern besucht. Ein Taubstummeninstitut, gegründet von J. G. Näf im Jahre 1811, hatte auch einen grossen Erfolg. Der waadtländische Staat übernahm es im Jahre 1828 und setzte Näf als Direktor ein, dem später in der gleichen Eigenschaft sein Sohn folgte. 1869, nachdem sich dieser letztere zurückgezogen hatte, wurde das Institut nach Moudon verlegt.
Archäologie. Der Platz Yverdon hat im Laufe der Zeiten mannigfache Wandlungen durchgemacht. Zur Zeit der Pfahlbauer lag wahrscheinlich der See an der Stelle der heutigen Stadt, und der Sumpf bildete seine unmittelbare Fortsetzung. Später bildete sich zwischen diesem und dem See Land, das anfänglich schmal, sich nach und nach immer mehr ausbreitete. Die Pfähle und die Topfscherben, die man gefunden hat, beweisen, dass die der ¶