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Thièle (Bief alimentaire), den Ostkanal und am Ostufer der Sümpfe durch den Buron. Ausser der Stadt und den Vorstädten umfasst es auch das Heilbad im SO. der Stadt an der Strasse nach Lausanne und die Weiler Floraire, Saint Georges und Valentin.
Topographische Beschreibung.
Die Stadt Yverdon erstreckt sich von W. nach O. auf einer Länge von 1,3 km, d. h. vom Westkanal bis zum Buron; gegenwärtig ist sie ungefähr 800 m sw. vom See gelegen. Zwischen genanntem Kanal und der Thièle (deutsch Zihl) liegt der Vorort Gleyres, zwischen der Thièle und dem Ostkanal breitet sich die eigentliche Stadt aus, östl. vom Ostkanal entwickelt sich die breite Strasse La Plaine, ehedem eine Vorstadt. Dieser Haupthäuserkomplex ist von zahlreichen Gebäuden an verschiedenen Strassen umgeben.
Jenseits des Ostausganges und des Laufes des Buron breitet sich die kleine Häusergruppe Clendy oder Clindy aus, einst ein Weiler für sich, jetzt ein Vorort der Stadt. Im NW. der Ausgemeinde Gleyres liegt das Viertel Les Cygnes, das Arbeiterquartier, mit zahlreichen kleinen Behausungen. Die Eisenbahnlinien und der Bahnhof schieben sich zwischen die Stadt und den See ein, welch letzterer ehemals viel näher war. Zwischen der Stadt und dem Bahnhof breitet sich ein schöner Platz aus, der alte Waffenplatz, auf zwei Seiten durch Kastanienalleen eingeschlossen; diese weite Anlage trägt den Namen: Derrière le lac.
Uebrigens erfreuen sich auch die Umgebungen der Stadt mehrerer grosser Alleepromenaden. Vier Wasserläufe, das alte Bett der Zihl, genannt Bief alimentaire, ausgenommen, durchziehen und umgeben die Stadt. Unter diesen ist die Zihl weitaus der bedeutendste. Ehedem zog der Buron am Fusse der Ostseite des Schlosses vorbei in demselben Bett, das jetzt der untere Lauf des Ostkanals durchströmt. Alle diese Wasseradern waren der Gegenstand wichtiger Kanalisations- und Verbauungsarbeiten.
Die Tieferlegung des Seespiegels durch die Juragewässerkorrektion war ein grosses Glück für die Stadt Yverdon, mehrere Quartiere wurden dadurch gesunder gemacht. Die Wasserläufe werden von etwa zwanzig Brücken und Stegen überschritten; die beiden wichtigsten Brücken sind die von Gleyres am Westeintritt der Stadt und die der Bundesbahnen; beide setzen über die Zihl. Die letztere setzt in einer Länge von 80 m schief über den Fluss und dient zugleich als Personenübergang.
Gebäude.
Die Stadtkirche erhebt sich inmitten der Stadt. Sie liegt zwischen zwei
Strassen und schaut auf den
Platz, der gegenwärtig
Place de l'Hôtel de
Ville heisst. In den Jahren 1755-1757 erbaut, ersetzte sie eine
Kapelle, die von der ehemaligen
Notre Dame
Kirche abhängig war, welch letztere, wie
man glaubt, im 13. Jahrhundert unter Peter II. von Savoyen
errichtet worden ist. Die Hauptfassade gewährt einen majestätischen Anblick mit ihren grossen Fenstern und ihren hohen
Säulen, mit einem Zifferblatt von beträchtlichem Durchmesser, überragt von einem den Wahlspruch
Yverdons: Superna quaerite
tragenden Flachrelief. Im Innern der Kirche sind 14 Chorstühle bemerkenswert, die Holzschnitzereien,
Propheten und
Apostel darstellend, tragen. Der
Turm, von charakteristischem Gepräge, ist älter als die eigentliche Kirche.
Der Unterschied in der Architektur der verschiedenen Teile des Gebäudes bringt Kontraste hervor, die das Auge etwas beleidigen.
Der Glockenturm hat mehrere Umgestaltungen erfahren. Die
Spitze rührt aus dem Jahre 1609 her, der untere
Teil bis zu den grossen Fenstern geht wohl auf die erste Gotik zurück. Das Fundament
des
Turmes, nimmt man an, sei römischen
Ursprunges.
Auf der Ostseite der Place de l'Hôtel de Ville erhebt sich das alte Schloss mit vier runden Ecktürmen, von denen der südöstliche der Hauptturm ist. Der Fuss der Ostfassade wird durch den Ostkanal bespült. Die Gründung dieses Schlosses wird Konrad I., Herzog von Zähringen (gegen 1135) zugeschrieben; es wurde durch seinen Sohn Berchtold IV. vergrössert. Aber anfänglich hat es wohl nur aus einem grossen Turm bestanden. Unter Peter II. von Savoyen wurde es vollständig neu aufgebaut.
Dieser hatte sich nämlich 1259 Yverdons bemächtigt und führte in der Folgezeit eine Reihe von Verteidigungswerken auf. So nimmt man an, dass die Nordtürme, sowie die die vier Türme verbindenden Umfassungsmauern im Jahre 1260 aufgeführt worden seien. Der südwestliche Turm, der sog. Judenturm, weil er als Gefängnis der grausam verfolgten Juden diente, wurde zum grossen Teil unter der bernischen Herrschaft neu erbaut. Unten an den Türmen wurden Schiesscharten für Kanonen und später für Hakenbüchsen angelegt.
Der Schlosseingang lag im Norden. Dieser wurde in erster Linie durch eine Fallbrücke verteidigt, dann durch eine Rampe, der eine Treppe folgte. Das Schloss hat zahlreiche Umwandlungen erfahren, ganz besonders im Laufe des 19. Jahrhunderts. Leider hat es viel von seinem altertümlichen Charakter verloren, ist doch der grösste Teil der Gräben, die es umgaben, gegen 1780 ausgefüllt worden. Unter der savoyischen Herrschaft diente es dem waadtländischen Landeshauptmann oder Grafen als Residenz, unter dem bernischen Regiment den Amtmännern dieses Staates. Seit der Befreiung des Waadtlandes beherbergt es die Schulen der Stadt. Im Jahre 1476 (im Burgunderkriege) fand um das Schloss herum ein furchtbarer Kampf statt. Später hat eine Feuersbrunst dem Schlosse arg zugesetzt. Die letzten ¶
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Renovationsarbeiten haben zu interessanten Entdeckungen geführt. So wurden Spitzbogenfenster aus dem 13. Jahrhundert und die Stelle einer alten Kapelle aufgefunden. Dem Schloss gegenüber liegt das Rathaus, das aus dem Jahre 1769 stammt. Das Vestibül enthält alte Inschriften, in der Mehrzahl römischen Ursprungs. Die Säle im ersten Stockwerk zeigen Ausschmückungen und alte Bilder von Bedeutung.
Im äussersten Westen der Stadt erhebt sich am Ufer der Zihl ein grosses Gebäude von altertümlichem Anblick, das zur gleichen Zeit wie die Befestigungswerke der Stadt errichtet worden ist. Dieses Gebäude diente einst als Speicher und als Salzmagazin, später als Kaserne, welcher Zweck ihm auch den Namen gegeben hat. Man hat ihm kürzlich einen neuen Flügel für militärische Bedürfnisse angefügt. Vor ein paar Jahren wurde auf der Westseite der Promenade Derrière le Lac ein grosses Schulgebäude erstellt, in dem auch die gewerblichen Kurse abgehalten werden. Es enthält ferner ein Altertumsmuseum und die naturhistorischen Sammlungen. Auf der entgegengesetzten Seite des Platzes erhebt sich ein anderes jüngst erbautes Gebäude, das Kasino-Theater.
Einstmals war Yverdon nicht nur beschützt durch das Schloss, sondern auch durch Ringmauern. Man sieht noch heute nahe der Kaserne einige Reste von 6 m Höhe. Diese Mauern sind durch die Berner aufgeführt worden. Es zeigen sich auch noch solche aus der gleichen Zeit an der Grenze der Stadt, am Rande der Promenade. Auf der Place de l'Hôtel de Ville erhebt sich das Pestalozzidenkmal zum Andenken an den berühmten Pädagogen, der zu Yverdon von 1805 bis 1825 seine grosse Erziehungsanstalt leitete. Dieses Bronzemonument wurde im Jahre 1890 feierlich eingeweiht; es stammt aus dem Atelier des Bildhauers A. Lanz. Es stellt Pestalozzi von zwei Kindern umgeben dar und trägt die Inschrift: A Pestalozzi 1746-1827. Monument érigé par souscription populaire MDCCCXC.
Klima. Das Klima Yverdons ist das des schweizerischen Mittellandes. Die Stadt gehört zu den niederschlagsärmsten Orten desselben. Im Sommer folgen die aus SW. kommenden Gewitter meist den Jorat- und den Jurahöhen, selten werfen sie sich auf die Stadt. Dafür ist die Gegend eher den Nordwest- und den Nordostwinden ausgesetzt. Der Schnee schmilzt rasch und ist oft längst vollständig verschwunden, wenn die benachbarten Anhöhen noch davon bedeckt sind. Die Zeit zum Schlittschuhlaufen dauert im Mittel 10 Tage.
Landwirtschaft. Der Gemeindebann von Yverdon umfasst vornehmlich Wiesen und Weiden; daher ist der Ackerbau nicht sehr wichtig. Immerhin liegen am Joratabhang mehrere Güter und Bauernhöfe, deren Ackerbauertrag ziemlich wichtig ist, auch finden sich ländliche Behausungen in der Ebene. Wenige Ackerbauer leben noch in der Stadt und in den Vorstädten; ihre Zahl ist erheblich zurückgegangen, während die Industriebevölkerung mehr und mehr zunimmt.
Bevölkerung und Religion. Die Gemeinde Yverdon zählt nach der Volkszählung von 1900: 777 Häuser, 1898 Haushaltungen und 7985 Einwohner, von denen 6698 Protestanten, 1191 Katholiken und 87 Juden sind. 6656 Bewohner sprechen französisch, 1003 deutsch, 292 italienisch;
4295 sind Waadtländer, 2709 Schweizer anderer Kantone, 981 Fremde. Im Jahre 1850 betrug die Bevölkerung: 3619 Seelen, 1870: 5782, 1880: 5940, 1888: 6275, 1900: 7985. Von 1850 bis 1888 betrug die mittlere jährliche Zunahme 1,9%, von 1888 bis 1900 2,3%. Seit 1850 sind die Bürger der Gemeinde auf die Hälfte zusammengeschmolzen, während die Waadtländer, die nicht Bürger sind, sich verdoppelt haben;
die Schweizer haben sich verdreifacht und die Fremden sogar verfünffacht.
Die Katholiken und die Juden haben sich rascher vermehrt, als die Protestanten. Im Jahre 1900 zählte die Stadt mit ihren Vorstädten 7744 Einwohner. Ende 1908 zählte die Gemeinde bereits 9008 Seelen. Die Kirchgemeinde Yverdon umschliesst auch die Gemeinden Treycovagnes und Cheseaux-Noréaz. Die freie Kirche zählt zahlreiche Anhänger und besitzt eine Kapelle. Es gibt auch eine Kapelle für den deutschen Gottesdienst und eine katholische Kirche. Der katholische Gottesdienst datiert aus dem Jahre 1832, die katholische Gemeinde wurde aber erst 1841 gegründet. Auch die Juden haben einen Betsaal.
Industrie und Handel. Während des 19. Jahrhunderts hatte es in Yverdon verschiedene Industrien, die heute verschwunden sind, vor allem infolge der Trockenlegung der Sümpfe. Gegenwärtig sind folgende Industrien vorhanden: Die Lokomotiv- und Waggon-Konstruktions- und Reparaturwerkstätten der schweizerischen Bundesbahnen, die mit ihren Anfängen auf das Jahr 1855 zurückgehen und heute 400 Arbeiter beschäftigen, 3 Zigarren- und 1 Zigarrettenfabrik, 2 Seifenfabriken, 1 Teigwarenfabrik, 2 Likörfabriken, 1 Feilenhauerei verbunden mit der Herstellung elektrischer Apparate, 1 Färberei mit ¶