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in das Gebiet des Bezirkes Yverdon eintritt und den S.-Fuss des Hügels von Chamblon streift, um sich dann in den W.-Kanal der Orbeebene zu ergiessen. In der Mitte dieser Ebene fliesst der bedeutendste Fluss des ganzen Bezirkes, die Orbe, welche kurz vor ihrem Eintritt in den Bezirk den Namen Thièle (ehedem Toile) annimmt. Nachdem dieser Fluss die Wasser des Nozon, der vom Jura kommt, und die des Talent, der von den Höhen des Jorat herabsteigt, aufgenommen hat, durchzieht er die W.-Seite der Stadt Yverdon und wirft sich kurz unterhalb derselben in den Neuenburgersee.
Die Thièle ist gegenwärtig auf ihrem ganzen Laufe kanalisiert. Ausser der Orbe durchziehen eine grosse Zahl von Kanälen, die alle dem Hauptfluss parallel laufen, die Ebene. Unter diesen nennen wir den Westkanal oder Grossen Kanal, der auf dem linken Ufer des Flusses gegraben worden ist und von der Orbe zum See läuft, auf dem rechten Ufer den alten Wasserlauf, der sich mit dem neuen Orbelauf in Yverdon vereinigt, endlich den Ostkanal oder Donnakanal, die Fortsetzung des alten Kanals von Entreroches, der den See erreicht, nachdem er den östl. Teil der Stadt Yverdon durchflossen hat, (Näheres, auch für die Entwässerungsarbeiten siehe bei den Artikeln Orbe). Der Buron tritt in die Ebene unterhalb Gressy ein und streift den O.-Rand von Yverdon, bevor er den See erreicht; ein grosser Teil seines Laufes in der Ebene ist kanalisiert worden. Im W. von Yvonand wirft sich der Bach Épeney, der von Villars-Épeney herunterkommt, in den See. Die Mentue tritt zwischen Oppens und Ogens in den Bezirk ein, sie erhält 2,5 km weiter unten auf dem linken Ufer ihren Hauptzufluss, den Sauteruz. Sie erreicht die Alluvialebene im S. von Yvonand bei Mauguettaz und wirft ihre Wasser in den Neuenburgersee, nachdem sie die W.-Seite des Dorfes Yvonand gestreift hat. Die Mentue erhält zahlreiche Bäche, unter anderen auf dem linken Ufer den Vauxbach, der von Pomy kommt und weiter thalwärts, auf dem rechten Ufer, einen andern Vauxbach, bei Vuissens entspringend, der eine tiefe Schlucht durchzieht.
Der Bezirk Yverdon gliedert sich in vier Kreise. Der Kreis Champvent liegt im westl. und vorjurassischen Teile, der Kreis Belmont, der zum Teil in der Orbesumpfebene, zum Teil auf dem Jorat sich findet, umfasst den südl. Teil, der Kreis Molondin, der ganz auf dem Jorat liegt, begreift den östl. Teil des Bezirkes, der Kreis Yverdon endlich liegt im N. zwischen die drei übrigen eingebettet, vor allem in der Sumpfebene, zu einem kleinen Teil aber auch am Hange des Jorat. Der ganze Bezirk umfasst 39 Gemeinden. Es sind, nach den Kreisen geordnet, folgende:
Kreis Yverdon: Yverdon, Cheseaux-Noréaz. Kreis Belmont: Belmont, Épendes, Essert-Pittet, Gossens, Gressy, Oppens, Orzens, Pomy, Suchy, Ursins, Valeyres sous Ursins. Kreis Champvent: Champvent, Chamblon, Essert sous Champvent, Mathod, Montagny, Orges, Suscévaz, Treycovagnes, Valeyres sous Montagny, Villars sous Champvent, Vugelles la Mothe. Kreis Molondin: Molondin, Arrissoules, Bioley Magnoux, Chanéaz, Chavannes le Chêne, Chêne Paquier, Cronay, Cuarny, Démoret, Donneloye, Mézery, Prahins, Rovray, Villars Epeney, Yvonand.
Der Bezirkshauptort ist Yverdon, die wichtigste aller Oertlichkeiten. Die Behausungen der einzelnen Siedelungen sind fast immer eng geschart. Im Jahre 1900 zählte man im ganzen Bezirk 2510 Häuser mit 3963 Haushaltungen. Von den 17771 Bewohnern (117 auf den km2) waren 16089 Protestanten, 1581 Katholiken und 87 Juden. 15821 Personen sprachen französisch, 1544 deutsch, 366 ¶
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italienisch, 37 andere Sprachen. Im Jahre 1850 zählte der Bezirk 13336 Einwohner, im Jahre 1880, 15705, 1888, 16257. Die Bevölkerungszunahme war ziemlich langsam von 1850 bis 1888, schneller von 1888 an, dank der Entwickelung der Stadt; die Landschaft im Gegenteil zeigte in diesem letzten Zeitraum eine Bevölkerungsabnahme. Gross ist die Mannigfaltigkeit der Kulturen. Die Rebe wird in 17 Gemeinden kultiviert, besonders am Abhang der vorjurassischen Plateaux zwischen Mathod und Montagny und an den sö. Hängen des Hügels von Chamblon. Die Orbeebene umfasst nur Wiesen und Torfmoor.
Der Boden setzt sich hinsichtlich der Kulturen folgendermassen zusammen:
ha | |
---|---|
Gärten, ungefähr | 100 |
Wiesen und Obstgärten | 3720 |
Felder | 7076 |
Weinreben | 205 |
Wälder | 2916 |
Weiden | 709 |
Gebäude | 118 |
Die Viehzählungen haben folgende Ziffern ergeben:
1886 | 1896 | 1906 | |
---|---|---|---|
Hornvieh | 6243 | 7073 | 8508 |
Pferde | 1434 | 1487 | 1587 |
Schweine | 4385 | 5759 | 5208 |
Schafe | 3565 | 1662 | 412 |
Ziegen | 537 | 698 | 650 |
Bienenvölker | 2382 | 2008 | - |
Die Industrie ist hauptsächlich in der Stadt Yverdon selbst vereinigt. Mit Ausnahme von Yvonand blüht sie nicht sehr auf dem Lande, da dieses wesentlich agrikol ist. Die wichtigsten Industrien sind: Maschinenkonstruktions- und Reparaturwerkstätten, Zigarren- und Zigarrettenfabriken, eine Teigwaren- und eine Seifenfabrik, eine Fabrik zur Herstellung von Feilen, Schrauben und Bolzen, eine Färberei. Alle diese Industrien haben ihren Sitz in Yverdon. Ferner finden sich in Yverdon und in Vugelles la Mothe Giessereien, eine Wollspinnerei in Donneloye, Gerbereien in Yverdon und in Bioley-Magnoux, Ziegeleien in Yverdon und in Yvonand, eine Fabrik für Musikwerke und eine Edelsteinschleiferei in Vugelles la Mothe. In Treycovagnes liegen Kalksteinbrüche. Die Elektrizitätsgesellschaft «Les Clées» hat ihren Sitz in Yverdon; sie liefert die nötige Kraft für den N. des Kantons Waadt. Die Fremdenindustrie ist im Bezirk wenig entwickelt, aber in der Nähe von Yverdon liegt ein bekanntes Heilbad mit einer schwefelhaltigen Therme, das in den letzten Jahren steigender Beliebtheit sich erfreut, so dass die Gebäulichkeiten erneuert und vergrössert werden mussten.
Die wichtigsten Strassen, welche den Bezirk Yverdon durchziehen, sind die von Yverdon nach Neuenburg, nach Payerne und Freiburg, nach Moudon, nach Lausanne, nach Chavornay und La Sarraz, nach Orbe und ins Jouxthal, nach Sainte-Croix, Pontarlier und ins Val de Travers, die Strasse von Onnens nach Vuitebœuf, von Yvonand nach Romont, von Échallens nach Payerne, von Vuarrens nach Yvonand über Donneloye. Den Bezirk Yverdon durchläuft die Eisenbahnlinie von Lausanne nach Neuenburg. Von dieser zweigen ab die Linie von Yverdon nach Payerne und Freiburg, sowie die Schmalspurbahn von Yverdon-Sainte Croix. Ausser dem Bahnhof Yverdon sind im Bezirk noch folgende Stationen vorhanden: Épendes, Yvonand, Valeyres sous Montagny und Essert. Eine Reihe von Strassen werden von der eidgenössischen Post befahren, so die Routen Yverdon-Thierrens, Yverdon-Échallens über Essertines und Orzens, Yverdon-Orbe, Grandson-Vuitebœuf, Yvonand-Combremont le Grand, Yvonand-Prahins und Chêne-Pâquier, sowie Bercher-Combremont le Grand.
[A. Liardet.]
Geologie.
Der Bezirk Yverdon erstreckt sich über drei, was ihren geologischen Aufbau anbetrifft ziemlich verschiedene Regionen. Noch mehr aber unterscheiden sie sich nach ihrer Oberflächenbeschaffenheit. Die westl. Partie umfasst das jurassische Vorland, dessen Grundlage aus Molasse aufgebaut ist. Darüber lagert eine sehr dicke Moränendecke, sodass die Molasse nur im Grunde und an den steilen Böschungen der tiefeingeschnittenen Schluchten zum Vorschein kommt, durch welche die Juragewässer nach ihrem Sammellauf der Orbe zufliessen.
Ein sehr kleiner Teil dieses Abschnittes erstreckt sich über den Jurahang selber: es ist das äusserste westl. Stück zwischen La Mothe und Vugelles. Der mittlere Teil umfasst die Orbe- oder Thièleebene, ein Sumpfgebiet, das durch die Juragewässerkorrektion zum grössten Teil der Kultur erschlossen worden ist. (Siehe die Artikel Orbe und Orbesümpfe.) Dieser Abschnitt ist nichts anderes, als eine alte Bucht des Neuenburgersees, welche durch die Anschwemmungen der Orbe und ihrer Zuflüsse, sowie durch glaziale und fluvioglaziale Ablagerungen verlandet worden ist.
Selbst seit der Römerzeit ist der Neuenburgersee beträchtlich zurückgegangen infolge der immer mächtiger werdenden Sandanhäufungen, welche sich an der Einmündung der Orbe, des Buron u. s. w. bilden und die auch mit ziemlich grosser Regelmässigkeit längs des Ufers durch die Wellen erzeugt werden. Ein einziges Stück dieses zweiten Abschnittes ist dem Aufbau nach dem übrigen fremd. Es ist der Mont de Chamblon, der sich einer Insel gleich am westl. Rande der Ebene erhebt.
Diese Anhöhe setzt sich aus Kalkschichten, die dem Neokom angehören, zusammen. Sie ist ferner merkwürdig durch das Erscheinen grosser Quellen, die auf ihrer NW.-Flanke dem Boden entsteigen. Ihr Wasser kommt zum grossen Teil vom Jura, aus der Gegend von Baulmes, wie Färbungsversuche dargetan haben. (Siehe den Artikel Chamblon). Der dritte Teil des Bezirkes Yverdon umfasst den westl. Jorat; dieser Abschnitt ist fast ebenso ausgedehnt, wie die beiden andern zusammengenommen.
Die Schluchten des Buron und der Mentue teilen ihn in drei topographisch wohl unterschiedene Partien. Aber in Bezug auf den Bau findet man die gleichen Gesteine, es sind Molasseschichten, gewöhnlich horizontal gelagert oder ein bisschen geneigt, mit einer meist dünnen Decke von Grundmoräne, die fast immer stark tonhaltig ist. Nur in der Umgebung von Pomy sind die Molasseschichten aufgerichtet und lassen flachliegende Kalkbänke, die dem oberen Neokom (Urgon) angehören, zu tage treten.
Diese sind von ziemlich bedeutenden Einlagerungen, von Bolus und Bohnerz begleitet, die auszubeuten man indessen nie versucht hat. Der Urgonkalk hat zur Ausbeutung eines Steinbruches Anlass gegeben. Fast die ganze Stadt Yverdon ist aus dem am Fusse des Mont de Chamblon gewonnenen Stein erbaut. Dort finden sich noch grosse Steinbrüche in den Schichten des oberen Hauterivien (pierre jaune), an der gleichen Stelle, wo die alten römischen Steinbrüche lagen. Früher hat man versucht, den Molassesandstein von Montagny, von Pomy, von Yvonand u. s. w. als Baustein zu benutzen, aber ohne grossen Erfolg.
Die Glazialtone und besonders die tonhaltigen Mergel der Molasseformation sind zu jeder Zeit zur Herstellung von Ziegeln und Backsteinen ausgebeutet worden, noch heute bestehen zwei grosse Ziegeleien in Clendy und in Yvonand. Die ergibigen Quellen des Mont de Chamblon sind zum Teil leicht thermal. Die von Moulin Cosseau (13-14° C.) liefern das Trinkwasser für die Stadt Yverdon. Es muss noch die Schwefeltherme der Bäder von Yverdon (siehe diesen Art.) genannt werden, welche wohl der Tiefe entstammt aber in Moräne gefasst ist, desgleichen die der Prairie, die eine Selen-Magnesium haltende Quelle ist; letztere hat wohl ihr Sammelgebiet in der Molasse welcher sie den Gipsgehalt verdankt, sie ist aber in Alluvionen gefasst. Beide sprudeln ungefähr 1 km östlich der Stadt aus der Erde.
[Prof. H. Schardt.]