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(Tössthalbahn) und Oberwinterthur. Die verschiedenen Etablissements liegen zum Teil auf städtischem, zum Teil auf Oberwinterthurer Gebiet, nämlich Elastiqueweberei, Fabrikation von Stearinkerzen und chemisches Laboratorium, Düngerfabrikation, Gelatinefabrikation, Nagelfabriken, Harz- und Fettwarenfabrikation, Imprägnierungsanstalt, Fabrikation von Schmirgelscheiben, Dachpappe; mechanische Heuschneiderei und Fouragelieferung etc. Hier hat auch die Firma Gebr. Sulzer ein Areal von 8 ha, das sie vorläufig als Lagerplatz benützt, in der Folge aber für einzelne Fabrikationszweige einrichten will. Im Bereich dieses Industriequartiers liegen auch eine Maschinenfabrik, sowie eine Seiden- und Baumwollzwirnerei, Färberei und Wollstrickerei.
Im Besitze der Stadt sind folgende industrielle Unternehmungen:
1) Die Wasserversorgung (vergl. unter Gesundheitswesen). - 2) Das Gaswerk im Schönthalquartier,
eingerichtet für eine Produktion von 6 Mill. m3 per Jahr. Bemerkenswert ist der starke Verbrauch von Gases für Koch-
und Heizzwecke. Mindestens 75% der Haushaltungen kochen auf dem Gasherd. Der Preis des Gas zum Kochen beträgt 17½
Rappen,
für Beleuchtungszwecke 25
Rappen per m3. An das Leitungsnetz sind auch die Gemeinden
Töss,
Veltheim
und Oberwinterthur angeschlossen. Einnahmen Fr. 1158
800, Ausgaben Fr. 1
040
600. - 3) Das Elektrizitätswerk wurde 1904 in
Betrieb gesetzt. Die Kraft wird von der A. G.
Beznau-Löntsch bezogen. Die Bemühungen der Stadt um eine Konzession für die
Wasserkraft des
Rheins bei
Rheinau sind bis zur Stunde ohne Erfolg gewesen. Das Werk arbeitete bis jetzt
mit Defizit, geht aber einer Periode der Prosperität entgegen. Einnahmen 1907: Fr. 364
236, Ausgaben Fr. 379
743. - 4)
Die elektrische Strassenbahn
Winterthur-Töss, eröffnet 1898, hat eine Länge von 1,8 km. Sie ist als Anfangsstück eines
zukünftigen städtischen Netzes gedacht, das aber erst nach der Unterführung der Zürcherstrasse angelegt
werden kann. Einnahmen Fr. 67242, Ausgaben Fr. 45000.
Der Handel ist sehr bedeutend. Zahlreiche Handelshäuser, deren Geschäftskreis sich über die ganze
Schweiz und weit darüber
hinaus erstreckt, sowie einige Welthandelsfirmen haben hier ihren Sitz. Als Geschäftshaus grössern Umfangs verrät sich
durch die grossartigen Verwaltungs- und Lagerhäuser an der Schaffhauserstrasse der Verband ostschweizerischer
landwirtschaftlicher Genossenschaften, mit Sitz in Winterthur seit 1888. Der Warenumsatz von 1906 belief sich auf Fr. 5614
000.
Ausserdem bestehen zahlreiche Agenturen und Kommissionsgeschäfte bedeutenden Ranges.
Ein ansehnlicher Engros-Handel findet statt in Kolonialwaren, Butter und Käse, Wein und Spirituosen, Drogen, Schuhwaren, Manufakturen, Konfektion, Mercerien u. dgl., Metallen, Eisen, Eisenwaren, Werkzeugmaschinen, landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen, Haushaltungsartikeln, Lederwaren, Papier und Schreibmaterialien u. a. -
Für den Geldverkehr stehen folgende Geschäfte zur Verfügung:
1) Bank in Winterthur, mit Filiale in Zürich, gegründet 1862. Umsatz 1907: 2341 Mill. Fr. Aktienkapital 20 Mill. -
2) Filiale Winterthur der Zürcher Kantonalbank, mit einem Umsatz von 143 Mill. Fr. im Jahr 1907. - 3) Die Hypothekarbank Winterthur mit Filiale in Zürich. Umsatz 311 Mill. Fr. -
4) Die Kreisbank Winterthur der Schweizerischen Volksbank. Mitgliederbestand 1907: 2786. Umsatz 276 Mill. Fr. -
5) Zu erwähnen ist ferner die schweizerische Unfallversicherungsgesellschaft Winterthur, gegründet 1875. Sie verzeichnete 1906 eine
Prämieneinnahme von 22690
000 Fr., wovon ¼ auf die
Schweiz, ¾ auf das Ausland entfallen. Bis Ende 1906 hat die Gesellschaft 1
128
000
Schadenfälle erledigt (im Jahr 1906: 97000 Fälle) und dafür 142 Mill. Fr. ausbezahlt.
Verkehr.
Die Verkehrsziffern der Transportanstalten sind, entsprechend den industriellen und kommerziellen Verhältnissen recht hohe und reihen sich neben diejenigen der grössern Schweizerstädte. Der Bahnhof, in welchem 7 Eisenbahnlinien einmünden, bewältigt einen gewaltigen Transitverkehr. Ueber den direkten Verkehr liegen folgende Zahlen (für 1907) vor:
Personenverkehr 1386
470. Winterthur steht damit unter den schweizerischen Städten im
4.
Rang.
Güterverkehr. | |
---|---|
199![]() |
7332 |
Versandte Frachtgüter | 104![]() |
Empfangene Frachtgüter | 205![]() |
Eilgut Versand | 12![]() |
Eilgut Empfang | 15![]() |
Verladene Stück Vieh | 6350 |
Ausgeladene Stück Vieh | 15![]() |
Durchschnittl. täglich abgehende Güterzüge | 50 |
Durchschnittl. täglich ankommende Güterzüge | 50 |
Täglich fahrplanmässig ankommende Züge | 140 |
Täglich fahrplanmässig abgehende Züge | 145 |
In obigen Ziffern ist der gewaltige Transitverkehr nicht inbegriffen. Zur Illustration des Bahnverkehrs dienen auch folgende Zahlen (für 1907):
Fr. | |
---|---|
Einnahmen aus dem Personenverkehr | 1![]() ![]() |
Einnahmen aus dem Gepäck und Vieh | 97![]() |
Einnahmen aus dem Güterverkehr | 1![]() ![]() |
Total | 3![]() ![]() |
Im Jahre 1891 total Einnahmen | 635![]() |
In Bezug auf den Güterverkehr steht Winterthur unter den Schweizerstädten im 7. Rang. Im Bahnhof Winterthur ist ein Personal von 800 Mann stationiert und beschäftigt.
Postpersonal (Hauptpost und beide Filialen) rund 130 Personen.
Telegraphenverkehr | 1907 |
---|---|
Abgegangene Telegramme | 641![]() |
Angekommene Telegramme | 56![]() |
Total | 120![]() |
Die Stadt steht alltäglich in telegraphischem Verkehr mit den wichtigsten Handels- und Industrieplätzen nicht nur Europas, sondern auch fremder Erdteile. In diesem Umstande dürfte die Bedeutung des Platzes Winterthur als Sitz des Grosshandels und der Grossindustrie am deutlichsten zum Ausdruck kommen.
Telephonverkehr | 1907 |
---|---|
Abonnentenzahl des Netzes | 856 |
Lokalgespräche | 462![]() |
Interurbane Gespräche | 290![]() |
: | 753![]() |
Zahl der Telephonstationen im Netz | 1172 |
Drahtanlage | 5203 km |
Interurbane Verbindungen | 23 |
Die Jahrmärkte, deren noch 3 stattfinden (im Mai, um Martini, im Dezember), haben ihre frühere Bedeutung verloren, werden aber vom Land her alter Gewohnheit gemäss immer noch ordentlich besucht. Monatlich zweimal findet ein Viehmarkt statt, dessen Frequenz durchschnittlich noch 150 Stück Vieh beträgt und gegenüber früher stark zurückgegangen ist. In neuerer Zeit haben dagegen grössere Bedeutung erlangt folgende zwei interkantonale Viehmärkte:
1) Markt und Ausstellung ostschweizerischer, Simmenthalervieh züchtender Genossenschaften, hauptsächlich befahren aus den Kantonen Zürich, Thurgau, Schaffhausen, St. Gallen. Der Markt ist mit einer Prämierung verbunden.
Winterthur

* 2
Seite 46.689.2) Die ostschweizerische Mastviehausstellung, zugleich Markt, verbunden mit Prämierung, findet seit 1905 jeweilen im Frühjahr vor Ostern statt. ¶
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An den wirtschaftlichen Verhältnissen der Stadt partizipieren zunächst die fünf grossen Nachbargemeinden, im weitern auch die übrigen Gemeinden des Bezirks, selbst die Nachbarbezirke und der angrenzende Teil des Kantons Thurgau. Die Mehrzahl der Industriearbeiter wohnt auswärts, kommt und geht alltäglich teils zu Fuss, teil mit den nach allen Richtungen eingelegten Arbeiterzügen.
Schulwesen und geistiges Leben.
Dem Unterrichtswesen ist in Winterthur von jeher besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden. Von Johannes Vitoduranus vernehmen wir, dass hier schon im Jahr 1315 eine Schule existierte, und der Kulturhistoriker Joh. Scherr (Gartenlaube 1873) bezeichnete Winterthur als ein Gemeinwesen, welches für das Schulwesen mehr tue als irgend eine Gemeinde Europas. Für das vorschulpflichtige Alter betreibt die Hülfsgesellschaft mehrere Kindergärten in besonders dafür eingerichteten Gebäuden.
Ausgaben 1906: Fr. 17070, wovon die Stadt Fr. 4000 beisteuerte. Ausserdem bestehen einige Kleinkinderschulen, alle unter Aufsicht der Schulpflege. An der Primarschule, unterrichteten 1907: 55 Lehrer (wovon 11 weibliche) 2570 Schüler. Für Schwachbegabte bestehen 2 Spezialklassen. Neben den städtischen Primarschulen existiert seit 1873 eine freie Schule mit 2 Lehrern und etwa 100 Schülern. An der Sekundarschule unterrichten 21 Lehrer 323 Knaben und 297 Mädchen. Die höhern städtischen Schulen, unter Aufsicht des Schulrates, gliedern sich in a) Gymnasium mit Anschluss an die Primarschule und Abschluss nach 7 Jahreskursen; 202 Schüler, wovon eine Anzahl weibliche. - b) Industrieschule mit Anschluss an die Sekundarschule oder an die 3. Klasse des Gymnasiums; 4 Jahreskurse mit total 80 Schülern. - c) Höhere Mädchenschule mit Anschluss an die Sekundarschule; 2 Jahreskurse, 33 Schülerinnen. - Das Lehrpersonal dieser 3 Stufen zählt 16 Professoren und 14 Hülfslehrer.
Auf allen Schulstufen wird den körperlichen Uebungen grosse Aufmerksamkeit zugewendet. Im Winter steht die Eisbahn Zelgli unentgeltlich zur Verfügung. Den Abschluss des Sommersemesters bildet eine traditionelle dreitägige Festlichkeit, bestehend in Wettturnen, Kadettenmanöver. Gabenverteilung, Umzug und Fackelzug. Das Kadettenkorps (300 Infanteristen, 50 Artilleristen mit 5 Bronzegeschützen, 30 Spielleute) führt seine Gründung in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück.
Für die theoretisch-praktische Berufsbildung bestehen folgende Anstalten:
1) Die Fortbildungsschule für Töchter, 1888 von der Primarschulpflege gegründet und auch jetzt noch unter ihrer Leitung, umfasst 50-60 Kurse mit rund 200 wöchentlichen Stunden. Die Zahl der Schülerinnen beträgt 450-550, wovon rund 200 aus andern Ortschaften. An der Anstalt wirken 20 Lehrerinnen. - 2) Die gewerbliche Fortbildungsschule unter Leitung der Gewerbekommission; 1907 mit 126 Kursen und 1260 Schülern. - 3) und 4) Die Fortbildungsschulen der Lokomotivfabrik und von Gebr. Sulzer sind für die Lehrlinge dieser Geschäfte obligatorisch. Die Geschäfte stellen die Lokalitäten zur Verfügung und unterhalten das Lehrpersonal. - 5) Die kaufmännische Fortbildungsschule unter Leitung einer Kommission des kaufmännischen Vereins umfasst etwa 45 verschiedene Semesterkurse mit rund 70 wöchentlichen Stunden und zählt 26 Lehrer und 215 Schüler. - 6) Die Haushaltungsschule des Frauenbundes, gegründet 1891, seit 1901 im eigenen Schulgebäude an der Trollstrasse. Ausser den 5 fünfmonatlichen Kursen zur Heranbildung von Töchtern in den Arbeiten der Hauswirtschaft werden zahlreiche Koch- und Glättekurse u. dergl. erteilt. - 7) Die Berufschule für Metallarbeiter, gegründet 1889, Eigentum der Stadt, verfügt über ein gut eingerichtetes Gebäude mit Lehrsälen und Werkstätten.
Sie umfasst folgende Zweige: Mechanik, Kleinmechanik, Bau- und Kunstschlosserei, Modellschreinerei, Metallgiesserei.
Die Frequenz beläuft sich auf 80 ordentliche Schüler mit dreijähriger Lehrzeit, 40 ausserordentliche Schüler und 15 Schüler
der Werkmeisterkurse. An der Anstalt wirken 1 Direktor, 9 Werkmeister und 2 Lehrer. Ausgaben Fr. 116000. Die Anstalt wird
vom Bund und Kanton subventioniert mit 12000 und 11000 Fr. -
8) Die Musikschule des Musikkollegiums, gegründet 1873. Etwa 225 Schüler, 7 Lehrer. Daneben bestehen einige grössere private Musikschulen. - 9) Die landwirtschaftliche Winterschule, seit 1905 in Winterthur, ist eine Filiale der kantonalen landwirtschaftlichen Schule im Strickhof. Der Kurs dauert jeweilen vom 1. November bis Mitte März. Der Unterricht wird erteilt vom Lehrpersonal des Strickhofs und einigen Lehrern Winterthurs. Rund 25-30 Schüler. - 10) Das kantonale Technikum, eröffnet 1874, ist untergebracht im Technikumsgebäude an der Kasernenstrasse. Es ist 1907/08 durch einen Anbau im O. bedeutend vergrössert worden. Die Anstalt umfasst folgende Abteilungen: Maschinentechnik, Bauschule, Elektrotechnik, Chemieschule, Kunstgewerbe, Geometer, Handel, Eisenbahnbeamte. Sie zählt 600-700 Schüler, wovon 40% aus dem Kanton, 45% aus der übrigen Schweiz, 15% aus dem Auslande. An der Anstalt wirken 36 Professoren und 12 Hülfslehrer.
Als Bildungsanstalten im weitern Sinne sind zu nennen:
1) Das Gewerbemuseum in einem Anbau des Technikums, Eigentum der Stadt. Es enthält reiche mechanisch-technische und kunstgewerbliche Sammlungen, unterhält ein Zeichnungsbureau, veranstaltet auch Vorträge und Instruktionskurse. Es stellt ein Lesezimmer mit 90 aufliegenden Fach-Zeitschriften zur Verfügung und hat eine technisch-kunstgewerbliche Bibliothek von 4500 Bänden. Im Museum sind zum Teil die Sammlungen des historisch-antiquarischen Vereins untergebracht, ein anderer Teil befindet sich im Schloss Mörsburg. Die Aufsicht übt die vom Grossen Stadtrat gewählte Gewerbekommission. - 2) Die Stadtbibliothek und das Museum im Museumgebäude, bestehend seit 1661, Eigentum der Bürgergemeinde, jedoch von der politischen Gemeinde subventioniert (1907 mit Fr. 14500). Die Bibliothek zählt 70000 Bände. In der Sammlung älterer Werke finden sich wertvolle Inkunabeln, Elzevier- und andere seltene Drucke. Das Museum enthält eine Kunstsammlung mit Gemälden und Porträts, plastische Arbeiten, Medaillen, Kupferstiche, Aquarellen, Glasscheiben etc., sowie umfangreiche naturhistorische Sammlungen, Antiken und ethnographische Gegenstände, sowie eine numismatische Sammlung von hohem Werte. - 3) Die Kunsthalle an der Marktgasse enthält die Sammlungen des Kunstvereins und gilt als eine der bedeutenderen Galerien der Schweiz. Der Verein bewahrt in seinen Gesellschaftsräumen 6500 Zeichnungen und Kupferstiche auf. Der Antikensaal enthält 40 Gipsabgüsse. Im Treppenhaus befindet sich eine Kollektion von 13 Standesscheiben von höchstem Kunstwert. Dazu kommen weitere 20 Scheiben ebenfalls aus der Blütezeit der ¶