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Neubau. Beide Hauptgebäude stehen durch eine Gallerie auf drei hohen Rundbogen miteinander in Verbindung. Zum Technikum gehören noch das Chemiegebäude und das Gewerbemuseum. Auf dem nahen Heiligenberg wird sich nächstens (etwa 1910) ein imponierendes Sekundarschulhaus erheben. Der Bahnhof ist 1894/95 auf seine jetzige Grösse erweitert worden. Das Gebäude weist ausser den beiden Kuppeltürmen keine Besonderheiten auf. Ein architektonisch hervorragender Bau ist dagegen das eidg.
Postgebäude am Bahnhofplatz, im Stil der französischen Renaissance. Ganz in der Nähe der Post macht sich das Verwaltungsgebäude der Weltfirma Gebr. Volkart durch edle gotische Formen bemerklich. Schon seit mehreren Jahrzehnten wurde der Niveau-Bahnübergang der Zürcherstrasse als ein schweres Verkehrshindernis empfunden. Nach langwierigen Verhandlungen ist endlich ein Vertrag zwischen der Stadt und den Bundesbahnen zustande gekommen, gemäss welchem die Bahn die Unterführung der Zürcherstrasse, die Korrektion der hier einmündenden Strassen und die notwendige Verlegung und Einwölbung der Eulach ausführt.
Die Bauten sind auf 1100000 Fr. veranschlagt. Die Stadt hat daran rund 300000 Fr. zu leisten. Mit den Arbeiten soll noch im Jahr 1909 begonnen werden. Schon 1888 wurden die Schaffhauser- und Wülflingerstrasse unterführt. Die der Altstadt angegliederten verhältnismässig noch jungen Quartiere wachsen in der neuesten Zeit auch an die Abhänge empor. Vereinzelte Häuser oder Häusergruppen ausserhalb der alten Stadt gab es schon längst; aber die systematische Anlage von Quartieren begann erst mit dem Aufschwung der Industrie in den 1860er Jahren.
Von der Altstadt gehen radial 12 Strassenzüge aus: 4 nach O., 3 nach N. (die sich im Rosenberg zur Schaffhauserstrasse vereinigen), 2 nach W. und 3 nach S. Diese letztern führen nach dem Eschenberg und haben nur lokalen Charakter. Zu erwähnen ist ferner ein vom Neuwiesenquartier nach Wülflingen führender, stark begangener Fussweg von Fahrwegbreite. Hauptverkehrswege sind: Zürcherstrasse, Wülflingerstrasse, Schaffhauserstrasse, Römerstrasse (nach Frauenfeld), St. Gallerstrasse, Tössthalstrasse.
Ihnen folgen auch 6 der von Winterthur ausgehenden Eisenbahnlinien. Die O.-Quartiere sind: Aeussere Tössthalstrasse, Deutweg, Pflanzschule, Römerstrasse, Friedhofquartier. Einen vornehmen Charakter zeigt hier namentlich die Römerstrasse mit zahlreichen Villen. Am Fuss des Lindbergs liegt der Friedhof mit der eleganten gotischen Friedhofkapelle und zahlreichen Grabdenkmälern. Unter diesen ist bemerkenswert ein Obelisk von rotem Sandstein, der die Namen der hier begrabenen französischen Internierten von 1871 trägt.
Gemäss Gemeindebeschluss wird nun der Friedhof westlich nach dem «Rosenberg», einer Einsattelung zwischen Lindberg und Wolfensberg verlegt. Ein Krematorium ebendaselbst wird im Jahr 1910 in Betrieb gesetzt. Besonderer Erwähnung wert sind die Anlagen im Walkeweier, einem in den westl. Lindberg eingeschnittenen Waldthälchen, ein liebliches Idyll mit mehreren Weiern, mit Steingruppen, Wasserfällen, zierlichen Brücken und schattigen Spazierwegen. Vier parallel laufende Eisenbahnstränge trennen das ansehnliche Lindquartier in das innere und das äussere Lind. Die Häuser liegen hier vornehmlich im Grün der Bäume und Gärten gebettet. Im Lindquartier sind beachtenswert das Verwaltungsgebäude der «schweizer. Unfallversicherungsgesellschaft Winterthur», die Haushaltungsschule des Frauenbund, der Kantonsspital (früher städtisches Krankenhaus, erbaut 1874-76), die ausgedehnten Gebäulichkeiten der Brauerei Haldengut, das neue Privatkrankenhaus.
Gegen W. folgt das Quartier an der Schaffhauserstrasse. Hier macht sich das imposante Verwaltungs- und Lagergebäude des Verbandes ostschweizerischer landwirtschaftlicher Genossenschaften recht bemerkbar. Unweit davon, an Stelle der ehemaligen Kapelle St. Georgen (im Jahr 1884 abgetragen), erhebt sich das Knaben-Sekundarschulhaus. In dessen Nähe steht an der Schaffhauserstrasse das Jonas Furrer-Denkmal, eine Bronzebüste auf rötlichem Syenitpostament. Im Stadtgebiet begegnet man sonst keinen weitern persönlichen Denkmälern. Dagegen erinnert uns ein Findling mit Bronzetafel auf dem Reservoir im Eschenberg an den Begründer und Erbauer der Wasserversorgung, Ingenieur Weinmann, und in der Nähe des Bruderhaus ein ähnliches Denkmal an den verdienten Oberförster Weinmann.
Zwischen Wülflinger- und Zürcherstrasse liegt das durch den Bahnhof von der Stadt abgeschnittene Neuwiesenquartier. Vom Bahnhof abwärts führt die einzige geschlossen gebaute Gasse ausser der alten Stadt, die Wartstrasse. Zentrum des Quartiers ist die 1865-68 erbaute katholische Kirche zu St. Peter und Paul in gotischem Stil. In den Jahren 1886-1891 erfuhr die Kirche im Innern eine weitgehende Bereicherung und Verschönerung. Das Quartier grenzt im W. an die als Schiessplatz, sowie als Exerzier- und Festplatz dienende Schützenwiese.
Das Neuwiesenquartier wird meistens von Leuten des Mittelstandes, zum Teil auch von Arbeitern bewohnt. Als ausgesprochenes Industrie- und Arbeiterquartier präsentiert sich das Tössfeld- und Schönthalquartier, begrenzt einerseits von der sehr breiten Zürcherstrasse und vom Brühlberg, anderseits vom Vogelsang, d. h. dem entwaldeten westl. Abhang des Eschenbergs. Auch dieses Quartier wird durch den Güterbahnhof und durch die Eisenbahnlinie nach Zürich durchschnitten, bezw. eingeengt. Es geht ohne sichtbare Grenze in das Dorf Töss über.
Zunächst dem Bahnhof befinden sich die Werkstätten von Gebr. Sulzer, denen sich diejenigen der Lokomotivfabrik unmittelbar anschliessen. Die Areale der beiden Etablissemente nehmen mindestens soviel Flächenraum ein als die alte Stadt. Der südwestl. Teil des Quartiers hat neben ältern kleinen Arbeiterhäuschen ganz ansehnliche Wohnhäuser. Im Mittelpunkt steht das Quartierschulhaus mit Turnhalle, daneben die öffentliche städtische Badanstalt mit Lesesaal. Am Brühlberg erhebt sich eine Gruppe von Wohnhäusern neuern Stils, die ebenfalls lebhaft im Kontrast stehen zu der nüchtern Bauweise der Mietkasernen.
Auch die als Vorsprung des Eschenbergs erscheinende sog. Breite ist sporadisch mit Villen und Wohnhäusern besetzt, unter letztern einige von der Stadt erstellte Arbeiterhäuser. Diese Wohnungspolitik der Stadt ist als Versuch zu betrachten. Das nach S. sich ausdehnende Quartier Wildbach-Langgasse hat sich in letzter Zeit ebenfalls bedeutend entwickelt. Hier finden sich die Militärstallungen mit Unterkunftsräumen für Truppen, die Metallarbeiterschule, das eidg. Zeughaus für die 11. Brigade, die städtische Desinfektionsanstalt. Den nur wenig benutzten Viehmarkt überschatten üppige Kastanien- und Ahornbäume. ¶
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Klima.
Ueber die meteorologischen Verhältnisse liegen die Ergebnisse zuverlässiger Beobachtungen von Prof. Fr. Krebs seit 1864 vor. Die von ihm berechneten Mittelwerte beziehen sich auf die Station an der Trollstrasse und auf die Beobachtungsperiode 1864-1898: Mittlerer Barometerstand: 723,6 mm. Mittlere Extreme 711,9 und 732,1, Schwankung 2,02 mm. Absolute Extreme 697,2 und 745,6 Schwankung 48,3 mm. Das Maximum des Barometerstandes fällt in den Januar (724,9), ein zweites in den September (724,9), das Minimum in den April (721,1). - Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Celsiusgraden für Morgens 7 Uhr: 6,4°;
Mittags 1 Uhr: 11,6°;
Abends 9 Uhr: 7,4°;
im Durchschnitt 8,2°. Mittlere Temperatur der Monate: Januar -2,0°;
Februar 0,1°;
März 3,5°;
April 8,4°;
Mai 12,6°;
Juni 16,2°;
Juli 18,1°;
August 16,9°;
September 13,6°;
Oktober 8,0°;
November 3,6°;
Dezember -0,6°. Absolutes Temperaturminimum: -27,4°
Schwankung 61,4°. - Die relative Luftfeuchtigkeit beträgt im Mittel: Morgens 7 Uhr 84% (Minimum 79, Maximum 89);
Mittags 1 Uhr 66 (Minimum 56 im April, Maximum 77 im November und Dezember);
Abends 9 Uhr 83% (Minimum 78 im April; Maximum 88 im September und Oktober).
Jahresmittel 83%, Jahresminimum 71 (April, Maximum 84 November). Der Feuchtigkeitszustand ist bedeuenden und oft ziemlich plötzlichen Schwankungen unterworfen. Bewölkung (in Mittel): Januar 7,4;
Februar 6,5;
März 6,0;
April 5,6;
Mai 5,4;
Juni 5,3;
Juli 4,9 (Minimum);
August 5,0;
September 5,0;
Oktober 6,5;
November 7,5;
Dezember 7,9 (Maximum);
Jahresmittel 6,1. Auf das Jahr fallen 62 helle, 141 trübe und 162 mittelhelle Tage. - Niederschläge.
Mittlere Regenmenge in mm: Januar 39, Februar 52, März 71, April 75, Mai 99, Juni 113, Juli 118, August 125, September 114, Oktober 97, November 60, Dezember 75. Im Jahr: 1038. Durchschnittliche monatliche Regenmenge 1881-1898: 86,5 mm. Mittlere Zahl der Tage mit Niederschlägen: 149 (Minimum mit 9 im Januar und Februar, Maximum mit je 15 im Juni und Juli). Schneefälle an 29 Tagen, Nebel 75, Hagel 9, Gewitter 20 Tage. - Winde. (Stärkegrade 1-6; Beobachtungsperiode 1884-1899). SW.: Häufigkeit 183, Intensität total 183;
NO.: 70 und 104;
W.: 58 und 98;
O.: 44 und 57;
S.: 33 und 42;
SO.: 17 und 18;
N.: 16 und 19;
NW.: 12 und 12. Die regenbringenden S., SW., W. und NW. wehen durchschnittlich 286mal oder 95 Tage mit der Gesamtstärke von 456. Die trockenen oder obern Winde 147mal oder 49 Tage mit einer Gesamtstärke von 198. Windstillen oder Kalmen per Jahr 663mal mit 663 Intensität.
Das ruhigste Wetter ist vom August bis Januar, besonders im Oktober. Grösste Windstärke im März (73), geringste im September und November (43).
Kulturen; Wald.
Die Gegend um Winterthur ist fruchtbar und gut bebaut. Unbebaute Stellen findet man etwa zwischen den Rebgeländen und dem darüber stehenden Wald. Diese sterilen Streifen drängen sich hie und da, namentlich bei Bergvorsprüngen, halbinselartig von oben ziemlich weit in die Rebgelände hinein. Sie sind indessen nicht kahl, sondern ausser mit magern Föhren, mit schmächtigem Grase, mit Ginster (Genista germanica und G. sagittalis), Polygala chamaebuxus, Bärentraube (Arctostaphylos uva ursii) u. s. w. bewachsen. Hier finden sich auch verschiedene Orchideen, Globularia, Geranium sanguineum, Carlina vulgaris und im Frühjahr die prächtige Anemone pulsatilla, in der Gegend Osterblume geheissen.
Bei der Grösse des städtischen Gebietes verbleibt trotz des ansehnlichen Umfanges des bebauten Geländes ein bedeutendes Areal für den landwirtschaftlichen Betrieb. In der Umgebung der Häuser nehmen die Gärten und Parkanlagen einen auffallend grossen Raum ein. Die sonnigen S.-Abhänge des Lindberges und weiter westl. des Wolfensberges, sowie die des Brühlbergs sind mit Reben bepflanzt, die sich in Privatbesitz befinden. Die Stadt besitzt innerhalb der Gemeindegrenze keine Reben, dagegen in Neftenbach an einer der besten Lagen (2,08 ha), sowie in Wiesendangen, ebenfalls in vorzüglicher Lage (2,43 ha).
Diese Reben werden in Regie durch erfahrene Rebleute bearbeitet, stellen in jeder Beziehung einen Musterbetrieb dar und liefern ein vorzügliches Produkt, das unter dem Namen «Stadtberger» sehr gesucht ist. Die Weinlese erfolgt unter genauer Kontrolle städtischer Organe. Dazu, sowie zu einem daran sich schliessenden ländlichen Mahl erscheinen eine Anzahl Mitglieder des Stadtrates und des Grossen Stadtrates, und es spielt sich dabei ein letztes Stück alten gemütlichen Brauches ab. Wie überall ist auch hier der Ackerbau stark zurückgegangen und sind die Ackerflächen zu ertragreichem Wiesland umgewandelt worden. An Wiesland besitzt die Stadt 107,5 ha. Eine Spezialität Winterthurs sind die Pünten, d. h. kleine Stücke städtischen Landes, zum Zwecke des Gemüsebaus verpachtet.
Solcher Pünten in der Grösse von rund 4 Aren per Stück gibt es gegenwärtig 620 mit einem Gesamtareal von 24,18 ha. Der Pachtzins beträgt durchschnittlich 14 Fr. per Pünt. Sie finden sich in grössern Komplexen hauptsächlich in der Nähe der Arbeiterquartiere. Die Nachfrage ist besonders seit Einführung der freien Samstag-Nachmittage eine starke geworden. Nicht nur rentiert dieses Land bedeutend mehr als das Wiesland, sondern es ist der Püntenbetrieb in volkswirtschaftlicher Beziehung von Bedeutung.
Die Stadt erlöste 1907 aus den Pünten 8643 Fr. Einen schwerwiegenden Faktor im städtischen Haushalt bilden die Waldungen. Sie nehmen ein Gesamtareal von 1175,91 ha ein, inbegriffen 23,79 ha umschlossenes Wiesland und Ried, sowie 6,12 ha unproduktives Land. Das Gesamtareal besteht aus folgenden Komplexen:
1) Eschenberg 745 ha; 2) Lindberg-Mörsburg 164 ha, teilweise im Gebiet der Gemeinde Oberwinterthur liegend;
3) Brühlberg-Schlosshof 102,75 ha, zum grössten Teil innerhalb des Gemeindebannes Wülflingen;
4) Keimberg 142 ha, im Gebiete der Gemeinden Turbenthal und Wila, erst in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts erworben und in den letzten Jahren durch bedeutende Ankäufe zweckmässig arrondiert;
5) Gulli- und Ritzenmoos im Eschenberg, aber nicht dem allgemeinen Wirtschaftsplan unterstellt und daher jederzeit schlagfähig behufs anderer Verwendung des Bodens. Ein kleinerer Waldkomplex findet sich oberhalb der Stadtreben in Neftenbach. Der Eschenberg wurde im Jahr 1264 der Stadt von Rudolf von Habsburg geschenkt, allerdings nicht im jetzigen Umfang. Gut angelegte und unterhaltene Strassen und Fusswege durchkreuzen diesen prächtigen Wald und verleihen ihm den Charakter eines Parkes. Er ist zum grössten Teil Nadelwald. Vorherrschend sind Rottannen und Weisstannen. Auch von Föhren sind grössere Bestände, sowie ¶