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Wigger in den Kt. Aargau eintritt, beträgt die Höhe 452 m. Das grösste und fruchtbarste Thal des Amtes ist das der Wigger, das sich bis zur Aargauer Grenze in einer Länge von 30 km hinzieht. In den obern Teilen enge, verbreitert es sich bei Ettiswil zu einer grossen Ebene. In seinem rechten Seitenthale, im Gebiet des ehemaligen Wauwilersees ist die grösste ebene Fläche des Kantons. Zwischen Altishofen, Nebikon und Dagmersellen, wie zwischen Langnau und Reiden dehnt sich das Thal nochmals zu ansehnlicher Breite aus.
Auch im Thale der Luthern treffen wir beträchtliche ebene Flächen, so bei Zell-Hüswil und Gettnau-Burgrain. Der hervorragendste orographische Punkt ist der Napf (1411 m), mit sehr schöner Aussicht. Von ihm aus laufen nach allen Richtungen mehr oder weniger hohe Bergzüge, zunächst das Nieder- und Hochenzi (1357 m). In der Richtung von Luthern-Ufhusen treffen wir Höhen von 850 m beim Luthernbad und von 778 m unweit Luthern. Gegen NO. setzt sich der Menzberg (1012 m) an, der mit dem Steinhuserberg (945 m) abschliesst. Der mittlere Zug durchschneidet die Gemeinde Hergiswil und endigt mit dem Willberg (736 m), n. von Willisau. Zwischen dem Hürn- und Ronthal zieht sich der Stempfelberg und Hasendeckel durch. Der Röthlerberg und die Hügel von Dagmersellen und Reiden scheiden das Wigger- und Hürnthal von dem der Suhr. Zwischen dem Wigger- und Roththale erheben sich der Aescher-, Ohmsthaler- und Bodenberg (756 m), im N. der Buchberg und der Bretschellenberg.
Das Willisauer Amt umfasst 30 Gemeinden: Alberswil, Altbüron, Altishofen, Buchs, Dagmersellen, Ebersecken, Egolzwil, Ettiswil, Fischbach, Grossdietwil, Gettnau, Hergiswil, Kottwil, Langnau, Luthern, Menznau, Nebikon, Ohmsthal, Pfaffnau, Reiden, Richenthal, Roggliswil, Schötz, Uffikon, Ufhusen, Wauwil, Wikon, Willisau-Land, Willisau-Stadt, Zell. Es zählt 3795 Häuser, 5653 Haushaltungen, 29531 kathol. Ew. deutscher Sprache, wovon 2935 Reformierte, 19 Kirchgemeinden (2 reformierte in Willisau und Dagmersellen). Die Bevölkerung hat seit einem halben Jahrhundert beständig abgenommen, wie folgende Zahlen beweisen: 1850: 34807 Ew.;
1860: 33184 Ew.;
1870: 32424 Ew.;
1880: 32278 Ew.;
1888: 30787 Ew.
Die Landwirtschaft ist die Hauptbeschäftigung der Bewohner; das Land eignet sich dafür auch vorzüglich. Auf den Höhen herrschen die grossen Bauerngüter vor, während in den Thälern der Boden schon mehr parzelliert ist und neben der Landwirtschaft auch Industrie betrieben wird. Es werden hauptsächlich Kartoffeln, Korn, Roggen und Hafer angebaut. Anderseits werden die Wiesen sorgfältig gepflegt und liefern schöne Einnahmen, wie auch die Viehzucht. Käsereien sind in Menge vorhanden.
Man zieht viel Jungvieh auf und in der Nachbarschaft von Willisau, in Hergiswil und Luthern besonders Zug- und Schlachtochsen. Auch die Schweinezucht spielt eine bedeutende Rolle; sie bildet für den Klein- wie für den Grossbauer eine wichtige Einnahmequelle. In neuester Zeit wurde auch ein Anfang mit der Pferdezucht gemacht und in Willisau eine Beschälstation eingerichtet. Im Napfgebiet treffen wir schöne Alpweiden, die mit Jungvieh und Pferden bestossen werden. Der Obstbauer hält eine sorgfältige Pflege; der Ueberschuss über den eigenen Bedarf wird zu guten Preisen abgesetzt. Um den abgegrabenen Wauwilersee wird Torf gestochen. Die Wälder liefern nicht nur genügend Holz für die Bedürfnisse der Bewohner, sondern es wird noch viel solches ins In- und Ausland verkauft.
Die Viehzählung ergab folgende Resultate:
1886 | 1896 | 1906 | |
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Rindvieh | 24219 | 27478 | 30986 |
Pferde | 1036 | 1253 | 1986 |
Schweine | 12962 | 17293 | 18724 |
Schafe | 2526 | 2090 | 956 |
Ziegen | 4428 | 3818 | 2460 |
Bienenstöcke | 4018 | 5493 | - |
Der Handel mit Vieh und Bodenprodukten vollzieht sich nicht bloss auf den Märkten, sondern auch im privaten Handel von Haus zu Haus. Die Monatsmärkte in Willisau werden stark mit Schweinen befahren; die Märkte in Dagmersellen, Reiden und Ettiswil erfreuen sich grosser Viehauffuhr. Dagmersellen und Willisau haben Wochenmärkte für Kleinvieh, an denen meist eine bedeutende Zahl Kälber umgesetzt wird.
Die Industrie konzentriert sich im nördlichen Teil des Bezirkes: Baumwoll, -Spinnereien, -Webereien, -Färbereien, Ziegel- und Backsteinfabriken, Ketten- und Nagelfabrik, Glashütte, Seidenzwirnerei, grosse Getreidemühlen, Gerbereien, Sägewerke, Brauereien. Der Handel beschränkt sich zumeist auf die Ausfuhr von Käse, Butter und Obst. Viele fleissige Hände sind im Kleingewerbe und Handwerk tätig. Einige Kurorte verdienen wohl Erwähnung: Menznau, Luthernbad, Hüswil, Ohmsthal und Richenthal (System Kneipp).
Zwei Eisenbahnlinien und ein ziemlich verzweigtes Strassennetz durchziehen den Bezirk. Von Zofingen führt die Linie Olten-Luzern durch das Wiggerthal bis Nebikon, um dann gegen O. über Wauwil in der Richtung nach Sursee abzubiegen. Die Linie Langenthal-Wolhusen durchschneidet den südlichen Teil; sie tritt bei Hüswil in den Kanton Luzern und wendet sich über Zell, Willisau und Menznau nach Wolhusen. Durch den n. Teil des Bezirks zieht sich die sog. Baslerstrasse von Zofingen nach Dagmersellen das Wiggerthal hinauf, tritt hier in das Hürnthal ein und setzt sich über Uffikon nach Sursee fort. Bei Dagmersellen zweigt sich von ihr eine Strasse ab, die durch das Wiggerthal nach Willisau und von da über Menznau nach Wolhusen im Entlebuch führt. Das Wiggerthal wird von der Strasse Huttwil-Zell-Ettiswil-Sursee durchquert.
Das Willisauer Amt wird in 4 Gerichtsbezirke eingeteilt: Altishofen, Reiden mit Pfaffnau, Willisau und Zell. Der Hauptort ist Willisau. Das Willisauer Amt hat sich aus der alten Grafschaft gleichen Namens, unter Ausschluss der Vogteien Knutwil und Büron, gebildet. Die Vogtei Willisau umfasste folgende 12 Teile: 1. Die Stadt Willisau. 2. Luthern. 3. Ufhusen und Hüswil, wo die Edeln von Büttikon um die Mitte des 14. Jahrhunderts ein Schloss, den Kirchensatz und Twing und Bann besassen. 4. Zell. Auch hier hatte am Anfang des 15. Jahrhunderts die Familie von Büttikon Kirchensatz und Widem, Twing und Bann. Nachdem es durch verschiedene Hände gegangen war, wurde Zell im Jahre 1412 durch Kauf von der Stadt Luzern erworben. 5. Die Herrschaft Kastelen. 6. Richenthal und der Hof zu Langnau. 7. Die Vogtei Dagmersellen, umfassend die Dörfer Dagmersellen, Egolzwil und Wauwil. 8. Uffikon. 9. Die Herrschaft Wiggen. 10. Die Herrschaft Altishofen. 11. Reiden. 12. St. Urban.
Im Amt bestehen 85 Primarschulen und 9 Sekundarschulen. Willisau besitzt eine gut besuchte, vierklassige Bezirksschule.