Hotelindustrie. Klimatischer Kurort. Da Willigen bei dem
Brande von
Meiringen (1891)
verschont blieb, sieht man hier noch zahlreiche
Häuser im alten Stile des Haslithals.
Die Ortschaft wird in einer Urkunde
von 1362 erwähnt. Im Jahre 1681 befand sich hier schon eine Badeanstalt, die 1835 zu einem Gasthofe umgebaut wurde;
Amt des Kantons Luzern.
Dieses Amt liegt im NW. des Kantons. Es wird im N. vom Kant. Aargau,
im O. vom
Amt Sursee,
im S. vom Entlebucheramt und im W. vom Kant. Bern
begrenzt. Der Bezirk Willisau liegt zum grössten Teil im schweizerischen Mittelland.
Seine
grösste Länge, vom
Napf bis zum nördlichsten Punkt der Gemeinde
Wikon, misst 31 km, seine grösste Breite,
von
St. Urban bis zur Ostgrenze der Gemeinde
Buchs, 17 km. Die Oberfläche des Bezirks beträgt 34091 ha. Der wichtigste Fluss
ist die
Wigger, die aus der Vereinigung der
Enziwigger (vom
Napf her) und der
Buchwigger entsteht, welche hinterRohrmatt
entspringt. An Nebenflüssen nimmt sie die
Seewag, die
Roth und die
Ron, den Abfluss des
Mauensees, auf; von links erhält sie
die
Luthern.
Willisau
* 2 Seite 46.669.
Von
Fischbach bis
St. Urban bildet die
Roth die Grenze zwischen den Kantonen Bern
und Luzern.
Sie vereinigt sich mit der
Langeten, und zusammen bilden
sie die
Murg. Das Gebiet von
Roggliswil wird von der
Pfaffnern durchflossen, die oberhalb
Aarburg sich in
die
Aare ergiesst. Der Bezirk Willisau hat drei kleine
Seen: den
Soppensee, den
Tutensee und den Egolzwilersee. Der höchste
Punkt ist der Gipfel des
Napf (1411 m), der tiefste bei
St. Urban (444 m) da, wo die
Roth den Kanton verlässt.
Wo die
¶
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Wigger in den Kt. Aargau
eintritt, beträgt die Höhe 452 m. Das grösste und fruchtbarste Thal des Amtes ist das der Wigger, das sich
bis zur Aargauer Grenze in einer Länge von 30 km hinzieht. In den obern Teilen enge, verbreitert es sich bei Ettiswil zu einer
grossen Ebene. In seinem rechten Seitenthale, im Gebiet des ehemaligen Wauwilersees ist die grösste ebene
Fläche des Kantons. Zwischen Altishofen, Nebikon und Dagmersellen, wie zwischen Langnau und Reiden dehnt sich das Thal nochmals
zu ansehnlicher Breite aus.
Auch im Thale der Luthern treffen wir beträchtliche ebene Flächen, so bei Zell-Hüswil und Gettnau-Burgrain. Der
hervorragendste orographische Punkt ist der Napf (1411 m), mit sehr schöner Aussicht. Von ihm aus laufen nach allen Richtungen
mehr oder weniger hohe Bergzüge, zunächst das Nieder- und Hochenzi (1357 m). In der Richtung von Luthern-Ufhusen treffen
wir Höhen von 850 m beim Luthernbad und von 778 m unweit Luthern. Gegen NO. setzt sich der Menzberg (1012
m) an, der mit dem Steinhuserberg (945 m) abschliesst. Der mittlere Zug
durchschneidet die Gemeinde Hergiswil und endigt mit dem
Willberg (736 m), n. von Willisau. Zwischen dem Hürn- und Ronthal zieht sich der Stempfelberg und Hasendeckel durch. Der Röthlerberg
und die Hügel von Dagmersellen und Reiden scheiden das Wigger- und Hürnthal von dem der Suhr. Zwischen
dem Wigger- und Roththale erheben sich der Aescher-, Ohmsthaler- und Bodenberg (756 m), im N. der Buchberg und der Bretschellenberg.
Die Landwirtschaft ist die Hauptbeschäftigung der Bewohner; das Land eignet sich dafür auch vorzüglich. Auf den Höhen
herrschen die grossen Bauerngüter vor, während in den Thälern der Boden schon mehr parzelliert ist
und neben der Landwirtschaft auch Industrie betrieben wird. Es werden hauptsächlich Kartoffeln, Korn, Roggen und Hafer angebaut.
Anderseits werden die Wiesen sorgfältig gepflegt und liefern schöne Einnahmen, wie auch die Viehzucht. Käsereien sind in
Menge vorhanden.
Man zieht viel Jungvieh auf und in der Nachbarschaft von Willisau, in Hergiswil und Luthern besonders Zug-
und Schlachtochsen. Auch die Schweinezucht spielt eine bedeutende Rolle; sie bildet für den Klein- wie für den Grossbauer
eine wichtige Einnahmequelle. In neuester Zeit wurde auch ein Anfang mit der Pferdezucht gemacht und in Willisau eine Beschälstation
eingerichtet. Im Napfgebiet treffen wir schöne Alpweiden, die mit Jungvieh und Pferden bestossen werden.
Der Obstbauer hält eine sorgfältige Pflege; der Ueberschuss über den eigenen Bedarf wird zu guten Preisen abgesetzt. Um
den abgegrabenen Wauwilersee wird Torf gestochen. Die Wälder liefern nicht nur genügend Holz für die Bedürfnisse der Bewohner,
sondern es wird noch viel solches ins In- und Ausland verkauft.
Die Viehzählung ergab folgende Resultate:
1886
1896
1906
Rindvieh
24219
27478
30986
Pferde
1036
1253
1986
Schweine
12962
17293
18724
Schafe
2526
2090
956
Ziegen
4428
3818
2460
Bienenstöcke
4018
5493
-
Der Handel mit Vieh und Bodenprodukten vollzieht sich nicht bloss auf den Märkten, sondern auch im privaten
Handel von Haus zu Haus. Die Monatsmärkte in Willisau werden stark mit Schweinen befahren; die Märkte in Dagmersellen, Reiden
und
Ettiswil erfreuen sich grosser Viehauffuhr. Dagmersellen und Willisau haben Wochenmärkte für Kleinvieh, an denen meist
eine bedeutende Zahl Kälber umgesetzt wird.
Die Industrie konzentriert sich im nördlichen Teil des Bezirkes: Baumwoll, -Spinnereien, -Webereien,
-Färbereien, Ziegel- und Backsteinfabriken, Ketten- und Nagelfabrik, Glashütte, Seidenzwirnerei, grosse Getreidemühlen,
Gerbereien, Sägewerke, Brauereien. Der Handel beschränkt sich zumeist auf die Ausfuhr von Käse, Butter und Obst. Viele
fleissige Hände sind im Kleingewerbe und Handwerk tätig. Einige Kurorte verdienen wohl Erwähnung: Menznau, Luthernbad, Hüswil,
Ohmsthal und Richenthal (System Kneipp).
Katholische Pfarrei und reformierte Kapelle. An öffentlichen Gebäuden sind zu nennen: Das die Stadt
im S. überragende Schloss, das 1690-1695 restauriert wurde und heute die Gemeindeverwaltung, die Primar- und Mittelschulen
beherbergt;
die Pfarrkirche mit einem Turm in spätrömischem Stile, im SW. der Stadt, erbaut in den Jahren 1804 bis 1824;
die Blutkapelle ausserhalb des obern Stadttores, der Sage nach an der Stelle errichtet, wo Blutstropfen auf den Spieltisch
fielen, als einer von drei Spielern, UlrichSchröter, sein Schwert gegen den Himmel zückte;
das Stadthaus, mitten in der
südl. Häuserreihe der Hauptstrasse;