Bibliographie.Ischer, Blick in den Bau der westlichen Berneralpen. (Jahrbuch des S. A. C. Bd. XIII). - Fellenberg, Kissling
und
Schardt, Lötschberg- und Wildstrubeltunnel. (Mitteilgn. d. naturf. Gesellsch.Bern,
1901). Lugeon,
Hautes-Alpesentre leSanetschet laKander. (Eclogae geol. helv., Bd. VI und VIII). 1900-1905.
Da die Wildhorngruppe auf der Wasserscheide zwischen den Stromgebieten der
Rhone und des
Rheines liegt, zeigen sich in der
Alpenflora der beidseitigen Abhänge ziemlich grosse Unterschiede. Auf der
Walliser Abdachung, wo felsige Hänge und Trümmerhalden
vorherrschen, erreicht die
Alpenwiese bei weitem nicht die Ausdehnung und die Ueppigkeit wie auf der
BernerSeite, wo die
Thäler von
Iffigen,
Kühdungel, Gelten, wie auch der obere Teil des Saanethales nördlich des
Sanetschpasses ihr
zahlreiche günstige Lagen darbieten.
Hier breiten sich, besonders zwischen 1850 und 2000 m, herrliche Alpweiden aus, auf denen die Alpenanemone und die narzissenblütige
Anemone, der Wundklee, die Wohlverlei, der gelbe Enzian, die Trollblume, der Waldstorchschnabel einen
überwiegenden Raum einnehmen und mit zahlreichen Arten der alpinen und subalpinen Region vergesellschaftet sind. Solche
sind unter andern: Phaca frigida; Pedicularis Barrelieri, P. foliosa und P. verticillata, Hedysarum obscurum, Senecio Doronicum,Aconitum Napellus und A. Lycoctonum, Campanula thyrsoidea etc. Wenn auch die Klimaunterschiede der beiden
Abhänge besonders in der untern und mittlern Zone zum Ausdruck kommen, so lassen sie sich doch auch in der alpinen Region
beobachten.
Der N.-Abhang ist feuchter als der S.-Abhang, auf dem sich bereits das trockene Klima des mittleren Wallis
bemerkbar macht. Darum
besitzt die Vegetation derWalliserSeite einen xerophytischen Charakter, der sich auf dem jenseitigen
Abhang nur in viel schwächerem Grade beobachten lässt. Während so die topographischen und klimatischen Verhältnisse gewisse
Unterschiede in der Physiognomie der Flora der beiden Abdachungen bedingen, ist die grosse geologische Einförmigkeit der
wesentlich aus Kalkgesteinen bestehenden Wildhorngruppe eine Ursache ihrer Artenarmut.
Viele solcher die in den westlichen und östlichen Teilen der Berneralpen, wo die kristallinen Gesteine zu Tage treten, häufig
sind, fehlen fast ganz zwischen dem
Sanetsch- und dem
Rawilpass. Unter den Arten, welche die Wildhorngruppe dem Wallis
verdankt, erwähnen
wir besonders: Saxifraga cernua und S. caesia, Crepis pygmaea, Ranunculusparnassifolius, Carex atrifusca(ustulata), die bis auf den
Sanetsch und den Rawil vorkommen, wie auch Juncus arcticus, eine auf die Umgebung des
Monte Rosa
beschränkte, westlich vom
Matterhorn fehlende Art, die vor einigen Jahren am
Sanetsch gefunden worden ist (Jaquet).
Dagegen sind die folgenden Arten speziell für die bernerische Kette charakteristisch: Crepis tergloviensis,Chrysanthemum coronopifolium, Hieracium bifidum. Als für diesen Abschnitt der Kette interessante Arten erwähnen wir noch:
Hypochaeris uniflora, Aquilegia alpina, Gentiana purpurea, Senecio incanus;
Hieracium piliferum, H. Trachselianum, H. rupicolum,
und H. bupleuroides, Campanula cenisia, Carex rupestris, Pedicularis recutita und Draba Traunsteineri.
Die letzten zwei Arten
sind besonders selten in der Wildhorngruppe.
Bibliographie. Fischer, L. Verzeichnis der Gefässpflanzen desBernerOberlandes, mit Ergänzungen. - H. Jaccard, Cataloguede laFlorevalaisanne. - P. Jaccard, Notesur laFloreduWildhorn, Bulletin soc. vaud. sc. nat. Band. XXXVI.
2303 m. Hölzerne Zufluchtshütte, 1899 von der Sektion
Moléson des Schweizer Alpenklubs erbaut, am obersten Ende des
Iffigenthals, in einiger Entfernung vom
Dungelgletscher, den
jedoch die Siegfriedkarte bis an den
Ort hinunterreichen lässt, wo die
Hütte steht.
Sie kann 15 bis 20 Personen
Schutz bieten,
die einige Schritte weiter unten fliessendesWasser finden.
Sie ist 4 Stunden vom
Lauenensee (über die
Stiegelenwände), 4½ Stunden von der
Lenk, 2½ Stunden von dem Gasthof der Iffigenalp, 3½ Stunden von den Klubhütten des
Wildstrubel, über den Rawil und den
Seltenschonpass, entfernt.
Sie wird vor allem
zur leichtern Besteigung des
Wildhorns (3252
m) benützt, das man von hier in 3 Stunden erreicht.
Diese
Hütte hat die alte, 1878 von der Sektion
Wildhorn
des Schweizer Alpenklubs aus
Stein, gegen die Felswände des
Niesenhorns hin, unterhalb der jetzigen
Hütte erstellte ersetzt.
In jener fanden 20 Personen
Platz;
heute ist von ihr nur noch eine Ruine vorhanden, aus der man alles
Holz weggenommen hat.
1421 m. Gemeindeabteilung und
Weiler, 1 km s. vom Dorfe
Randa, am rechten Ufer der
ZermatterVisp, am Westfuss des
Dom und des
Grabenhorns. Er schmiegt sich zwischen den Fuss der
Felsen und den Schuttkegel des
Wildibachs,
der sich 900 m weiter s. ins Thal stürzt. 7
Häuser, 80 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Randa.
1815 m. Häusergruppe, im äussersten N. des Feethälchens, dessen Dorf, wenn man es so
nennen kann, aus mehreren Gruppen gebildet wird, die sich am linken Ufer der
Saaser Visp zwischen
Gasse
(1798 m) und Wildi in einer Reihe folgen.
Wildi ist das erste dieser
Quartiere, wenn man in dieses Hochthälchen gelangt.
Der Weg lässt es rechts liegen, 500 m jenseits der St. Josephs-Kapelle;
er führt dann nach
Lohmatten und erreicht
Gasse,
wo die Gasthöfe und die Kirche sich befinden. 7
Häuser, 25 kathol. Ew. Kirchgemeinde
Fee.
(Kt. Wallis,
Bez. Visp).
2812-1430 m. Ungestümer
Wildbach, rechter Nebenfluss der
ZermatterVisp, 900 m s. des Weilers
Wildi.
Abfluss aus dem hoch gelegenen, wilden Kienthälchen, wo sich der
Gletscher gleichen Namens an der
W.-Seite der
Mischabelhörner,
zwischen dem
Täschhorn und dem
Dom ausbreitet. Der Wildibach hat von seinem
Ursprung bis zur Mündung in
die
Visp eine Länge von 4 km. Gefälle 34½%.
oder Wildkirchlein (Kt. Appenzell
I. R., Gem.
Schwende). 1477 m. Gastwirtschaft, Glockentürmchen
und
Höhle; 1½ Stunden s. ob Appenzell
und am O.-Ende der nördlichsten Kette des
Säntisgebirges, in halber
Höhe des ö. Steilabsturzes
der
Ebenalp an etwa 100 m hoher, teils überhängender Felswand. Ausgedehntes Höhlensystem, Wildkirchli-Ebenalphöhle genannt.
Vom Gasthaus zum
«Aescher» (1461 m) gelangt man auf schmalem, imposantem, eingefriedetem und rund 120 m
langen Felsensteig, 30 m ob dem Fuss des
Felsens über ein hölzernes, bedachtes, den Felsausbruch überspannendes Brücklein
zur ersten, nach O. geöffneten Altarhöhle mit Glockentürmchen, Altar aus Marmor und Betstühlen.
Von hier durch eine
Türe in die jetzt künstlich durch
Mauer abgetrennte Kellerhöhle (früher Milch-,
jetzt Weinkeller), 180 m2 Fläche, mit etwa 20 m hohem, fast senkrechten Schlot. Auf dem äussern Felsensteig geht man
vom Glockentürmchen zur ebenfalls nach O. geöffneten Wirtshaushöhle (Gasthaus zum Wildkirchlein), 500 m2 Fläche. Im
Hintergrund dieser
Höhle befindet sich ein kleinerer, 7 m hoher, unten kreisrunder Schlot, beständig
wassertropfend. Unter ihm im Winter (Mitte Dezember bis Ende April) eine wunderbare Gruppe von über 120 je 2-3 m hohen
Eis-Stalagmiten
(«Eispalast»).
Von hier führt ein enger
Durchgang in die obere grosse
Höhle, 750 m2 Fläche, maximal 8 m
Höhe, zum obern Ausgang (1500
m). Auf reizendem Felsensteig zur herrlich begrünten
Ebenalp (1644 m). Gesamtlänge des Höhlendurchganges 85 m.
In allen Höhlenteilen grössere und kleinere Schlote (Kamine), Gesteinsverschiebungen mit geglätteten Bruchflächen, Karrenbildungen,
Kalzitsinterbildungen (Montmilch, «Bergziger»),
kleine Kalzitstalaktiten (grössere fehlen). Entstehung der
Höhlen durch
Gesteinsdislokationen und chemische Erosion. Es sind also Sickerwasserhöhlen (nicht Flusswasserhöhlen). Die Wildkirchli-Ebenalphöhle
ist seit Beginn der Alpviehweide bekannt.
Sagen von den «wilden Mannli»,
¶
mehr
Zwerglein, von einer heidnischen Kirche. 1621 Alp- und Viehsegnung durch Pater Philippus Tanner von Appenzell.
1656 erbaute Pfarrer Dr.
Paulus Ullmann von Appenzell
(1613-1680) auf seine Kosten Brücklein, Glockenturm mit Sakristei, Altar und Eremitenhaus; dann lebte
er volle zwei Jahre (1658-1660), Sommer und Winter, als Einsiedler droben, verfasste ein Tagebuch (noch
vorhanden im Archiv zu Appenzell)
und bestimmte 1679 durch Testament das Wildkirchli zur Einsiedelei und zum ewigen Eigentum des Staates
Innerroden. 15-16 Eremiten walteten ihres Amtes bis 1851, in welchem Jahr die Einsiedelei aufgehoben wurde und der Staat das
Eremitenhäuschen als Berggasthaus (seit 1861 neuer Bau) für die vielen Alpbesucher verpachtete. Die
St. Michaelskapelle aber bleibt als Wallfahrtsort; jährlich finden zwei Hauptgottesdienste daselbst statt. Das Wildkirchli
ist heute ein beliebter Ausflugsort für Tausende. 1854 weilte hier oben der Dichter des «Ekkehard»
Viktor von Scheffel «sieben Tag und sieben Nächt» (Bronzerelief des Dichters
am Aescherfelsen). Der Aufenthalt Ekkehards im Wildkirchli ist nicht historisch.
Seit 1861 waren Ueberreste des diluvialen Höhlenbären aus dem Höhlenboden bekannt (Rütimeyer, Arnold Escher von der Linth,
J. J. Egli). 1904-1908 (während 4 Wintern) fanden umfangreiche, streng systematische Ausgrabungen in allen Höhlenteilen
jeweils bis auf den ursprünglichen Höhlenfelsboden, d. h. bis 5-6 m Tiefe statt. Die Resultate sind
äusserst wichtig. Ausser einer reichen Tierwelt fand man menschliche Werkzeuge aus Stein und Knochen aus der ältern Steinzeit
(Palaeolithicum), die Steinwerkzeuge vom Typus des französischen Moustérien (über 1000 Stück).
Das Wildkirchli ist demnach bis heute die älteste auf Schweizerboden entdeckte Kulturstätte, die höchste in Europa (gleichaltrige
gehen nicht über 600 m Meereshöhe) und die erste innerhalb des Kranzes der Jungmoränen der Alpen. Der
Boden (die Schuttauffüllung) der Höhle besteht aus Deckensturz- und Verwitterungsmaterial (Schrattenkalk), aus Erde (Rückstand
des Tropfwassers), d. h. Kalzitsinter, tierischen Knochen und Artefakten der Menschen. Verschiedene,
durch Beschaffenheit
und Farbe wohl charakterisierte ungestörte Schichten bis 2,6 und 5,6 m Tiefe.
Die obern 50-70 cm sind jeweilen fundleer. Dann bis zum Boden, ununterbrochen enorme Mengen von Knochenüberresten des vor der
Pfahlbauerzeit ausgestorbenen Höhlenbären (Ursus spelaeus), wohl 99,8% aller Tierfunde; sodann: Steinbock, Gemse, Murmeltier,
Dachs, Fuchs, Wolf, Edelmarder, Edelhirsch. Ueberraschend ist das Auftreten von Höhlenlöwe (Felis spelaea), und
Höhlenpanther (Felis pardus var. spelaea), da bis dahin in Europa, keine Funde derselben über 600 m Höhe gemacht wurden
endlich der überaus seltene Alpenwolf (Cuon alpinus), der heute nur noch zwischen Jenissei und Amur lebt.
Von Ursus spelaeus fanden sich ein ziemlich komplettes Skelett, mehrere Schädel, tausende von Zähnen, viele
Skelettknochen. Die Zahl der Höhlenbärenexemplare beträgt etwa 1000. Die best erhaltenen Funde stammen aus der tiefsten
Bucht der obern, grossen Höhle. Diese ist die letzte Ruhestätte einer grossen Zahl von Höhlenbären. In den vordern, gut
belichteten Höhlenteilen (Altar- und Kellerhöhle, Wirtshaushöhle) sind die Knochen furchtbar zersplittert, zerstreut,
dazwischen von 0,70, 2,8 und 5,6 m Tiefe anhaltend Stein- und Knochenartefakte der Menschen, alle dem nämlichen
Typus und der gleichen Kulturperiode angehörig.
Das Material der Steinwerkzeuge ist fremd, d. h. in der Höhle und im Säntisinnern nicht anstehend. Der Ebenalpstock gehört
der Kreide in allen Stufen an: Seewerkalk (oben), Gault, Schrattenkalk, Neokom (unten). Die Höhle liegt
im Schrattenkalk. Die Steinwerkzeuge bestehen aus gemeinen Quarziten: Eozäner Oelquarzit, Lydit (schwarzer Hornstein, Phtanit),
roter Jaspis (Radiolarienhornstein), trübe, bläuliche Chalcedone, weisse Quarzite. Sie stammen aus dem etwa 1 km entfernten,
300-400 Meter tiefer gelegenen Weissbachthal und Umgebung, aus dem tertiären Eozän und aus der Nagelfluh. Wenige Stücke
(vom gleichen Moustérientypus) sind aus kantendurchscheinendem, grünlichen Feuerstein (Silex) hergestellt, dessen Ursprung
unbekannt ist. Unter den Steinwerkzeugen sind typische Formen (Handspitze, rektanguläre
¶