Sein erster Zufluss ist der Tobbach, der zweite der Abfluss der kleinen
Schwendiseen, am N.-Abhang des Kaiserrucks. Er vereinigt sich dann bei
Unterwasser mit der Säntisthur, die auch
KalteThur heisst,
wie die
WildhauserThur auch Warme
Thur genannt wird;
von da an hat das Gewässer nur noch einfach den Namen
«Thur».
5) DerS.-Grat trägt den Col de la Pucelle (3166 m), die Pucelle oder den
Mont Pucel (3186 m), den
Col des Blèches (2617 m),
der viel steiler ist, als es der Siegfriedatlas vermuten liesse, und den Uebergang des
ChâbleCourt (etwa 2600 m),
der die
Wildhorngruppe von der Kette der Crêtabessa (2711 m) und des
Prabé trennt; im SO. der Pucelle löst sich ein zweiter
Grat ab, der die Erhebungen des
Sex Rouge (2907 m),
La Motte (2882 m),
Chamossaire (2627 m) und
Hermence (2665 m) trägt
und den man ans
Rawilhorn anschliessen könnte.
Die
Seiten des
Berges werden im N. vom
Dungelgletscher, im SO. von den Gletschern von
Ténéhet und
Les Audannes, im SW. vom Brozetglelscher
und im W. vom
Geltengletscher bedeckt, deren Abflüsse den Geltenbach, den
Dürrenbach, den
Iffigenbach und die
Nettage, einen
Zufluss der
Morge, speisen. Dieser Gipfel ist wahrscheinlich der gleiche, den Schöpf (1577) «Uf
der Geltenmons» nennt und den
Gruner (1760) mit dem Namen Wildhorn bezeichnet, während ihn Weiss (1800)
Geltenhorn heisst.
Seine Besteigung wird ziemlich oft unternommen, weil sie sehr interessant ist. Man geht gewöhnlich von der
Wildhornhütte
am oberen Ende des
Iffigenthales aus und erreicht bei ordentlichem Wetter den Gipfel ohne Schwierigkeit
in 3 Stunden, oder auch in 5 Stunden vom
Sanetsch-Hotel über den
Col du Brozet und die
Felsen der NW.-Seite. Das Panorama ist
eines der schönsten dieses Teiles der Berneralpen, weil eines der am klarsten geordneten. Vorzüglich schön
ist der Blick von da auf die
WalliserAlpen. Bibliographie: E. Buss, Panorama des Wildhorns, (Jahrbuch des Schweizer Alpenklub.
Band 12). - Dr. Dübi, Hochgebirgsführer durch dieBernerAlpen, Bd. I (von der
Dent de Morcles bis zur
Gemmi). Bern
1907.
(Kt. Bern,
Wallis
und Waadt).
Unter dieser Bezeichnung versteht man den von der
Gemmi bis zur
Rhone sich
erstreckenden westlichen Teil der Berneralpen. Wenn auch diese Kette die unmittelbare Fortsetzung der
Finsteraarhorngruppe
bildet, unterscheidet sie sich von letzterer doch genügend, um die Teilung der Berneralpen in zwei orographische Gruppen
zu rechtfertigen. Während nämlich im östlichen Teil die Kristallinen Gesteine vorherrschen, ist die
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Wildhorngruppe fast ausschliesslich aus Sedimenten aufgebaut. Dieser Unterschied im geologischen Bau hat zur Folge, dass
die beiden Ketten auch einen verschiedenen Anblick darbieten; in der Wildhorngruppe sind die Bergumrisse im allgemeinen mehr
abgerundet, die Gräte und Gipfel mehr abgestumpft. Sie unterscheidet sich von der Finsteraarhorngruppe ferner durch die relativ
geringere Höhe (ihre höchsten Gipfel sind um mehr als 1000 m niedriger als diejenigen des Finsteraarhorngebietes), sowie
durch die Einfachheit der topographischen Formen.
Ebenso ist die Vergletscherung, die in der Finsteraarhorngruppe eine gewaltige Entwicklung erreicht, in der Wildhorngruppe
viel weniger intensiv; besitzt letztere doch keinen einzigen Thalgletscher. Dagegen stimmt die Wildhorngruppe
in vielen Punkten, namentlich im geologischen und tektonischen Bau, in der allgemeinen Erscheinung und im Grad der Vergletscherung
mit der Gruppe der Dents du Midi überein, obschon sie von ihr durch den tiefen Einschnitt des Rhonethales getrennt ist.
Hätte der Rhonelauf die beiden Gruppen nicht voneinander geschieden, so wäre die eine die direkte Fortsetzung
der andern und beide würden eine einheitliche Gebirgsmasse bilden. Die Wildhorngruppe stellt im Grundriss ein ungleichseitiges
Parallelogramm dar, dessen längere Mittellinie von der Wasserscheide gebildet wird und von Nordost nach Südwest verläuft.
Die Süd- und Westseite dieses Vierecks werden durch den Rhonelauf von der Mündung der Dala bei Leuk bis
zur Mündung der Grande Eau bei Aigle gebildet. Im Norden wird die Gebirgsgruppe durch eine Linie begrenzt, die zunächst der
Grande Eau folgt und dann über den Col de Pillon (1550 m), Gsteig, den Krinnenpass, (1660 m), Lauenen (1258 m), den Trüttlispass
(2040 m), die Lenk (1070 m), das Hahnenmoos (1954 m), Adelboden (1357 m) und den Krinden (2387 m) bis nach
Kandersteg verläuft.
Das Viereck, das die Gruppe darstellt, berührt mit seinen vier Seiten vier andere Gebirgsgruppen: im N. die Saane- und Simmengruppe,
im O. die Finsteraarhorngruppe, im S. die Matterhorngruppe, im W. das Dent duMidi-Massiv in den Alpen des
Chablais. Der tiefe Einschnitt des Rhonethales trennt die Wildhorngruppe von den beiden letztern Gebieten. Die beiden Diagonalen
des Vierecks, von denen die eine von Kandersteg bis zum Rhoneknie bei Martinach, die zweite von der Dalamündung bis zur Mündung
der Grande Eau verläuft, messen 63 bezw. 54 km. Die rechtwinklig zur Streichrichtung gemessene grösste
Breite der Gruppe zwischen Le Sepey und Riddes beträgt 24 km, die längere Mittellinie zwischen der Gemmi und der Rhone 50 km.
Die Gruppe bedeckt ein Areal von rund 1080 km2. Ihr höchster Punkt ist der Gipfel des Wildhorn (3252
m), ihr tiefster die Mündung der Grande Eau in die Rhone (386 m).
In orographischer Beziehung ist die Wildhorngruppe verhältnismässig einfach gebaut. Sie stellt eine Kette dar, von der
auf den beiden Abdachungen rechtwinklig zur Hauptachse verlaufende Seitenketten abzweigen. Zwischen letztern öffnen sich
Erosionsthäler, von denen einige (z. B. die Thäler der Lizerne, der Salenze, der Liène) tiefe, enge Schluchten
oder sogar wirkliche Canyons sind. Die Seitenketten der Südabdachung steigen stufenweise
gegen das Rhonethal hinunter.
Die viel kürzere Zweigketten der Nordseite sinken auf wenig tiefe Einschnitte hinunter (Col du Pillon 1550 m), Krinnenpass
(1660 m), Trüttlispass (2040 m), Hahnenmoos (1954 m) und Krindenpass (2387 m), um jenseits derselben
sich in den Kämmen der Saane- und Simmengruppe wieder fortzusetzen. Im westl. Teil der Wildhorngruppe, zwischen dem Diableretsmassiv
und dem durch den Rhonelauf zwischen Riddes und Aigle gebildeten Winkel, wird der orographische Bau viel komplizierter; die
Ketten gruppieren sich hier strahlenförmig um drei Hauptgipfel, den Haut de Cry, den Grand Muveran und
die Dent de Morcles.
Der östl. Abschnitt der Gruppe wird durch drei nebeneinander liegende, scharf umgrenzte Gebirgsmassen gebildet, die Wildstrubelgruppe
im O., die Diableretsgruppe im W. und das Wild hornmassiv in der Mitte. Sie werden durch wenig tiefe, von Saumpfaden überschrittene
Einschnitte voneinander getrennt; es sind dies der Rawilpass (2415 m) zwischen dem Wildstrubel und dem Wildhorn, und der Sanetschpass
(2234 m) zwischen dem Wildhorn und den Diablerets. Im östl. Teil der Gruppe sind auch die beidseitigen Abhänge der Seitenketten
durch blosse Fusspfade miteinander verbunden, so dass also in der Wildhorngruppe weder der Hauptkamm
noch die davon abzweigenden Seitenketten von fahrbaren Strassen überschritten werden.
Wie wir bereits hervorhoben, sind die Gletscher in der Wildhorngruppe nur schwach entwickelt, da eben die relativ geringe
Höhe dieses Gebietes und der einfache orographische Bau seiner höchsten Ketten die Entstehung zahlreicher und ausgedehnter
Eismassen verhindern. So findet man denn, abgesehen vom Zanfleurongletscher (Diablerets) und dem Gletscher
der Plaine Morte (Wildstrubel), welche weite, flache Firnfelder darstellen (Gletscher von skandinavischem Typus), in der Wildhorngruppe
bloss Gletscher zweiter Ordnung und von geringer Ausdehnung, wenigstens im Vergleich mit denjenigen der benachbarten Finsteraarhorngruppe
und der Matterhorngruppe. Auch die Zahl dieser Gletscher ist ziemlich klein; es sind deren 31 vorhanden,
wovon 9 auf den Wildstrubel, 8 auf das Wildhorn, 8 auf die Diablerets, 5 auf den Muveran und 1 auf die Dent de Morcles fallen.
Die Wildhorngruppe gehört zu 4/5 dem Einzugsgebiet der Rhone, zu 1/5 demjenigen der Aare an. Einzig der
zwischen der Gemmi und den Diablerets liegende Teil der N.-Abdachung wird nach der Aare entwässert. Dennoch erhält letztere
einen beträchtlichen Zuwachs aus diesem Gebiete, weil es die mächtigsten Gletschermassen der ganzen Gruppe besitzt und
zwei bedeutende Zuflüsse der Aare, die Saane und die Simme, hier entspringen. Die Wasserscheide zwischen Rhone
und Aare fällt von der Gemmi bis zum Oldenhorn mit der Hauptkammlinie zusammen und wendet sich von dort an nordwärts nach
dem Col du Pillon. Die Grenze der beiden Flussgebiete bildet gleichzeitig die Grenze des Kantons Bern,
mit Ausnahme der Strecke vom Arpelistock
bis zu den Diablerets, wo diese etwas nach N. zurückweicht.
Der östl. Teil der N.-Abdachung der Wildhorngruppe gehört, wie wir soeben gesehen haben, zum Flussgebiet der Aare; er bildet
den obern Teil der Einzugsgebiete
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