(Kt. Graubünden,
Bez.
Plessur und Albula).
2700-1620 m.
Wildes und rauhes, von steilen Bergketten eingeschlossenes Seitenthal des
Plessurthals von
Arosa, zu welchem es sich in Isel (1620 m) öffnet. Während
Arosa im Grunde und an den Abhängen eines weiten,
von bewaldeten Höhen und steilen
Bergen umgebenen, nach W. und NW. sanft ansteigenden Thalkessels liegt,
ist das Welschtobel ein enges, meist schluchtenförmiges Thal, zu dessen
Seiten starre Felswände, wallartige und wieder wild
zerrissene und getürmte
Gräte aufragen.
Das Welschtobel ist von seinem
Ursprung am berühmten, schön geformten
Arosa Rothorn (2985 m) bis zum Einfluss seines
Baches
in die
Plessur länger als das freundliche Hauptthal. Im W. ist es vom
Schafrücken (2378 m),
Aelpliseehorn
(2723 m), dem wilden und schroffen
Erzhorn (2922 m), welches den zweithöchsten Berg des Plessurgebirges darstellt, und dem
Arosa Rothorn, einem Aussichtspunkt ersten Ranges, begrenzt; im O. ragen die Steilwände,
Gräte und
Hörner der Strelakette
(Schiesshorn 2610 m, Leidfluh 2455 und 2562 m,
Sandhubel 2768 m. etc.), während im
Hintergrund südl. vom
Arosa Rothorn der
Piz Naira (2872 m) steht, an dessen östl.
Seite die
Furcletta (2577 m) aus dem erweiterten, mit Alpweiden
besetzten, aber auch von vielem Trümmerschutt überführten Quellkessel des Welschtobelwassers in SW.- und S.-Richtung
in die Alp dil Guert und nach
Alvaneu hinüberführt.
Der Bach des Welschtobels hat eine Länge von fast 8 km und ein Gefälle von 13,3%. Er durchläuft drei Thalstufen: Die oberste
bildet den Quellkessel der Alp Ramoz (2269 m) und hat ein Gefälle von 17%;
unter der
Furcletta liegt ein
hübsches, mit dem höchsten Quellbach in Verbindung stehendes Seebecken von gegen 200 m Länge.
Die zweite Thalstufe ist
4,7 km lang, umfasst das eigentliche Schluchtenthal zwischen der Rothorn- und Strelakette und hat ein Gefälle von fast 12%.
Das unterste Thalstück, vom Einfluss des an herrlichen Wasserstürzen reichen Alteinbaches bis zur Mündung
in die
Plessur in der angeschwemmten
Ebene von Isel gerechnet, weist nur noch 4% Gefälle auf. Im obersten Thalstück ist die
Richtung fast W.-O., im mittlern SSW.-NNO., im letzten N. Zuflüsse sind der aus dem
Tiefenberg kommende Alteinbach und der
von der Terrassenmulde des Murterus abstürzende Bach
hinter den Sandböden (1856 m). Vorn dehnen sich
zu beiden
Seiten der
Ebene von Isel der
Hinter- und der Iselwald; im Uebrigen reicht die Waldbekleidung im Welschtobel nicht
wesentlich über die Sandböden hinein und bleibt meist spärlich.
Auf dem in das Welschtobel hineinführenden guten Fussweg steigt man auf das
Arosa Rothorn, den
Sandhubel
und die
Furcletta hinauf. Das Welschtobel gehört nur in seinem Vorderteil dem Bezirk
Plessur (Kreis
Schanfigg) an; das übrige
Gebiet liegt im Bezirk
Albula (Kreis
Belfort), woher auch der Name Welschtobel rührt. Von natur- und kulturhistorischem Interesse
war der im Welschtobel gemachte Versuch einer Akklimatisierung von bastardiertem Steinwild durch die
Sektion Rätia des S. A. C. in den Jahren 1879 und 1880; er wurde aufgegeben, nachdem der (seither im kantonalen Museum von
Chur aufgestellte)
Bock verunglückt war. Die Versuche wurden nochmals, wiederum mit negativem Erfolg, im Selagehege von
Filisur 1888 mit
echtem Steinwild fortgesetzt. Das Welschtobel ist ein Längsthal, das nur im vordersten Teil in Bündnerschiefer,
im
übrigen ganz in Triasbildungen eingeschnitten ist. Beide das Welschtobel einschliessenden Bergketten gehören noch der
Zone normaler Faltung an. Erwähnt sei, dass im Welschtobel an verschiedenen
Stellen Bleiglanz gefunden wird.
Beherrscht wird die Alp: im N. durch die mächtigen
Felswände der Kette Gadmerfiühe (2500-2800
m)-Wendenstock (3044
m)-Titlis (3279 m), im S. durch den
Uratstock und die
Fünffingerstöcke
(2500-3000 m).
oder
Grassenjoch(Kt. Bern
und Obwalden).
2604 und 2644 m. Passübergang mit zwei durch den Tierberg (2650 m) voneinander getrennten
Einschartungen, in der Fünffingerstock-Grassenkette zwischen
Titlis und
Grassen.
3044 m. Gewaltige, zweigipflige Felsbastion in der das
Genthal vom
Gadmenthal
trennenden Wendenstock-Titliskette, zwischen dem
Pfaffenhut (2831 m) und dem Kleinen Wendenstock (2943 m).
Schwierige, aber
durch prachtvolle Aussicht überaus lohnende Bergtour, von der Engstenalp her in 4½ Stunden zu bewerkstelligen.
Erste Besteigung
am durch T. C. V. Bastow durch das Gipfelcouloir der N.-Wand.
Vergl. den Führer durch dieUrnerAlpen des
A. A. C. Zürich,
2, 1905.
Wasserversorgung und elektrisches Licht. Alpwirtschaft. Prächtiger Blick auf die Jungfrau, den vergletscherten Hintergrund
des Lauterbrunnenthals und die gegenüberliegende Bergkette, in welcher besonders die Zacken der Lobhörner
hervortreten. Als schöne Aussichtspunkte werden viel besucht die Hunnenfluh (½ Stunde), das Leiterhorn (1 Stunde) mit überraschendem
Blick auf das in schwindelnder Tiefe liegende Zweilütschinen, die Wengernalp (2 Stunden). Auch der Männlichen wird von Wengen
aus direkt in 2½-3 Stunden unschwierig erstiegen. Das in früheren Zeiten entlegene, und unbeachtete
Alpendörfchen erhielt erst gegen Ende der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts eine kleine Fremdenpension. Seither wuchs sein
Ruhm von Jahr zu Jahr, und heute zählt Wengen mit seinen rund 20 Gasthöfen und Pensionen mit über 1000 Betten zu den Fremdenzentren
des BernerOberlandes. Freilichtbühne.