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Industrie- und Verkehrswesens. Station der Toggenburgerbahn (Wil-Ebnat) und der im Bau begriffenen Bodensee-Toggenburgbahn, die sich mit dem unweit hinter Wattwil öffnenden Rickentunnel zum obern Zürichsee fortsetzen wird. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Hemberg, Uznach (über den Ricken) und Waldstatt. Die politische Gemeinde gliedert sich in 8 Ortsgemeinden:
1) Bund, mit Aeusser Bund, Bergli, Hintere Risi, Inner Bund, Mittler Bund und Schmidenbach;
2) Hochsteig, mit Blattersberg, Egeten, Flotz, Freudenau, Gurtberg, Weiler Hochsteig, Klepfengass, Laubergaden, Stadtbrücke und Rotenbach;
3) Hummelwald, mit Bleiken, Dorf Hummelwald, Landhaus, Niederlad, flicken (teilweise) und Sedel;
4) Krummbach, mit Bruggtobel, Egg, Eggberg, Eschenberg, Fährensteig, Hänsenberg, Heiterswil, Landertswil, Scherer, Schwantlen, Schwantlenegg, Waltswil und Weier;
5) Schmidberg, mit Halden, Heggis, Hinterschmidberg, Mittlerschmidberg, Oberwies, Revier, Uebrich, Ulisbach, Vorderschmidberg und Wies (teilweise);
6) Schönenberg, mit Almend, Buchberg, Büntberg, Hinterschönenberg, Lindboden, Loch, Lochweidli, Näppis, Reisenbach, Waisenhaus Rickenhof, Scheftenau, Dorf Schönenberg, Vorderschönenberg und Würzen;
7) Steinthal, mit Lad, Schlosswies, Stämisegg und Dorf Steinthal;
8) Wattwil, mit Bühl, Buoch, Dutlisberg, Espen, Kloster Sankta Maria, Schomatten, Dorf Wattwil und Wies (teilweise). Zusammen: 847 Häuser, 4971 Ew. (wovon 3634 Reformierte und 1331 Katholiken);
Dorf: 218 Häuser, 1683 Ew. Reform. und kathol. Pfarrei.
Die Gemeinde umfasst das weite Thurthal von den westlichsten Bergzügen des Kantons bis zum Neckerthal und zeigt lachende Gärten und Wiesen in der Thalsohle, saftige Bergwiesen, Alpweiden und prachtvolle Waldungen in der Voralpenregion bis zu 1000 m hinauf. Das ganze Areal erscheint gleichsam mit Häusern und Berghütten übersät und ist von schönen Strassen durchzogen, die vom Dorf nach allen Seiten hin ausstrahlen. Das Dorf weist eine Menge stattlicher Gebäude auf und zählt gute Gasthäuser.
Paritätische Kirche, schöne Pfarr- und Schulhäuser, Armen- und Waisenhaus. Toggenburgische Webschule. Krankenhaus. Wasserversorgung und elektrisches Licht. Ersparniskasse. Die Ortschaft ist umrahmt von zahlreichen grossen Weberei- und Färbereietablissementen. Man zählt zwei Dutzend Industrie-, Handels- und Gewerbefirmen, besonders in Buntweberei, Appretur, Maschinenstickerei; Eisengiesserei, mechanische Werkstätte, Ziegelei, Sandsteingewinnung aus den Brüchen von Ulisbach, Bleiken etc. Eine Buchdruckerei mit Zeitung.
Auch Landwirtschaft und Viehzucht werden wohl gepflegt. 6 Käsereien. Im Steinthal wird Weichkäse (nach Art des Limburgers) hergestellt. Die Gemeinde zählt 9 reformierte und 2 katholische Schulen, sowie die selbständigen Schulen im Waisenhaus Rickenhof und in der Rettungsanstalt Hochsteig. Zahlreiche Vereine und Gesellschaften aller Art. Wattwil ist Touristen- und Kurort und bietet Gelegenheit zu zahlreichen Spaziergängen und Ausflügen. Viele Aussichtspunkte (Köbelisberg, Gruben, Eggli etc.). Burgruine Iberg und Frauenkloster Sankta Maria zu den Engeln. In der Häusergruppe Näppis ist noch das Wohnhaus des Näbis Uli, des «armen Mannes aus dem Toggenburg», zu sehen.
Fund einer römischen Inschrift auf der Burgstelle Iberg. Letzi im Hummelwald. Urkundlich genannt wird der Ort 897 als Wattinwilare, 898 als Watawilare, 903 als Wattewilare. Wattwil war vor 1798 Versammlungsort der toggenburgischen Landsgemeinde und 1831-1861 Versammlungsort der Bezirksgemeinde von Neu Toggenburg. Der durch die Reformation ganz aufgehobene katholische Kultus wurde erst 1593 wieder eingeführt, und 1848 weihten beide Konfessionen einträchtig eine neue Kirche ein.