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1250 bis 1600 m beobachtet worden zu sein. Die Anwohner des linken Abhanges des Rhonethales (Abhang der Walliseralpen) haben einen höhern Wuchs (1,638 m) als diejenigen der rechten Thalseite (Abhang der Berneralpen) mit einer Grösse von 1,628 m. Es ist zu bemerken, dass der letztere Abhang der stärker besonnte ist. Fügen wir ganz allgemein noch bei, dass im kristallinen Bodengebiet, welches doch für die Entwicklung der Körpergrösse weniger günstig scheinen sollte, Bewohner sitzen, deren Wuchs beträchtlicher ist (1,633 m) als derjenige (1,621 m) der Bewohner der Kalkgebiete (vergl. Eug. Pittard: Influence du milieu géographique sur le développement de la taille humaine im Compte Rendu de l'Assoc. franç. pour l'avancem. des sciences. 1906. - Eug. Pittard et O. Karmin: La taille humaine en Suisse. I. Le canton du Valais in der Zeitschrift für schweizer. Statistik. 1907).
Die bestbekannten anthropologischen Merkmale des Walliserschädels sind diejenigen, welche im Rhonethal untersucht worden sind. Einerseits sind alle noch in der Gegend existierenden Beinhäuser von Eugen Pittard untersucht worden (vergl. hauptsächlich dessen Recherches d'anatomie comparative sur diverses séries de crânes anciens de la vallée du Rhône im Bull. de la Soc. Neuchâteloise de Géogr. 1899; ferner Résumé de cinq études de crânes anciens de la vallée du Rhône in der Revue de l'École d'Anthropol. de Paris 1901); andrerseits ist die lebende Bevölkerung an vielen Orten von dem selben Autor und von M. Bedot gemessen worden.
Die Ergebnisse unsrer Messungen und Untersuchungen lassen sich in folgenden Schlüssen wiedergeben. Die Walliser des Rhonethales sind oder waren in ihrer sehr grossen Mehrzahl brachyzephal. Diese Brachyzephalie ist (im Mittel) sogar eine der ausgesprochensten, die man für alle die verschiedenen Gruppen kennt, welche dieses Merkmal besitzen. Zusammen mit den Savoyarden, den Auvergnaten, den Tirolern, den Graubündnern etc. gehören die Walliser also zu dem Typus, den man das anthropologische Keltentum nennen kann. Der brachyzephale Schädel steht in Wechselbeziehung mit einem Gesicht, das sowohl dem leptoprosopen wie dem chamaeprosopen Typus angehören kann. Der Durchschnitt weist auf Leptoprosopie. Aber je mehr die Brachyzephalie zunimmt, um so mehr nimmt die Leptoprosopie ab.
Für das Rhonethal verteilt sich der Schädelindex annähernd folgendermassen:
% | |
---|---|
Dolichozephalen | 1.50 |
Subdolichozephalen | 2.80 |
Mesozephalen | 9.09 |
Subbrachyzephalen | 27.58 |
Brachyzephalen | 58.93 |
Die dolichozephalen Schädel bilden also eine ganz kleine Minderheit, während ungefähr 86% dem kurzen Typus angehören. Um die extreme Brachyzephalie dieser Walliser Schädel zu demonstrieren, kann man beifügen, dass, wenn man auch nur diejenigen, deren Index 85 übersteigt, in Berücksichtigung zieht, dieselben immer noch 51,09% von der ganzen Serie und 58% der ausschliesslich Brachyzephalen ausmachen. Die beigefügte graphische Darstellung, die sich auf 322 Schädel bezieht, dient dazu, das Vorherrschen des brachyzephalen Typus zu zeigen. Die dolichozephalen und selbst die mosozephalen Schädel bilden im Kanton Wallis Ausnahmen. Immerhin existieren einige Inseln, wo diese Formen numerisch gut vertreten sind, so z. B. Siders und Savièse. In Siders beträgt die Zahl der Dolichozephalen und Subdolichozephalen 11%, die der Mesozephalen 17,19%, was bei der Addition beider Ziffern gegen die allgemeine Serie ¶
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des Rhonethales das Verhältnis 28% zu 13% ergibt.
Welches ist nun der Ursprung dieser dolichozephalen und mesozephalen Schädel des Wallis? Die anthropologischen Untersuchungen im Wallis gehen noch nicht genügend ins einzelne, um auf diese Frage eine endgiltige Antwort zu geben. Zunächst müssen wir die prähistorischen Dolichozephalen beiseite lassen, über welche wir nichts oder fast nichts wissen, obwohl sie sicherlich existiert haben. Was die Dolichozephalen der historischen Zeit anbetrifft, welche einigen Teilen der Walliser Bevölkerung ihren ethnischen Charakter haben aufprägen können, so wären hier vielleicht die Burgunder und die Franken zu nennen.
Diese Volksstämme sind die Vertreter des kymrischen Typus. Ihr numerisches Uebergewicht bei den Invasionen mag so gross gewesen sein, dass ihr Blut in der sonst so ausschliesslich keltischen Bevölkerung einen Eindruck zurückgelassen hat. Das Studium der Dolichozephalen ist eine im Wallis noch vorzunehmende Untersuchung (Eug. Pittard: Étude d'une série de 47 crânes dolichocéphales et mésaticéphales de la vallée du Rhône im Bull. de la Soc. Neuchâteloise de Géogr. 11, 1899).
Wir haben angegeben, die Leptoprosopie sei ein allgemeiner Charakterzug der Walliser Schädel. Wir können beifügen, dass letztere auch mesorrhin und megasem sind.
Die Seitenthäler sind viel weniger bekannt als das Rhonethal. Die anthropologischen Resultate, welche sich auf sie beziehen, sind noch nicht alle veröffentlicht. Immerhin werden die Resultate in den grossen Zügen die selben sein wie für das Rhonethal, nur mit dem Unterschied, dass die Merkmale der Brachyzephalie hier noch schärfer ausgesprochen sind. Zu diesem Schlusse ist auch Bedot bei seinen Untersuchungen der Walliser Rekruten gekommen.
Allerdings verändert zur heutigen Stunde das Wallis die anthropologischen Eigentümlichkeiten seiner Bewohner. Der ehedem abgeschlossene Kanton öffnet sich immer mehr der fremden Einwanderung. Der Durchstich des Simplon, derjenige des Lötschberg, die Schaffung zahlreicher Industrien führen Vertreter verschiedener Herkunft ins Land. Schon die Durchsicht der Familiennamen beweist dies mehr als genügend. Dieses Gebiet der Brachyzephalen empfängt besonders mit den Italienern des Südens zahlreiche dolichozephale Elemente, die sich hier fortzupflanzen beginnen. Diese friedliche Invasion ist vom anthropologischen Gesichtspunkt aus das Gegenbild der kriegerischen vergangener Zeiten. Es muss freilich beigefügt werden, dass unter diesen Einwanderern viele (besonders die Norditaliener) von der selben ethnischen Qualität sind wie die Walliser selbst. Wenn sie sich also im Wallis geschlechtlich vermischen, werden sie nicht viel an der Rasse dieses Kantons ändern.
[Dr Eugen Pittard.]
b) Bevölkerungsstatistik.
Die Bevölkerung des Wallis ist sehr zerstreut: 22 Einwohner auf den km2. In dieser Hinsicht lässt der Kanton nur zwei andre, von den Alpen vollständig umschlossene Kantone hinter sich: Uri mit 18 Ew. und Graubünden mit 15 Ew. auf den km2. Der im Verhältnis zu seiner Ausdehnung am meisten bevölkerte Bezirk ist derjenige von Sitten, welcher 77 Ew. auf den km2 im Jahr 1888 und 85 Ew. im Jahre 1900 hatte; der am wenigsten bevölkerte ist der Bezirk Goms mit 8 Ew. per km2. Der Kanton, dessen Bevölkerung nach der Zählung von 1900 114438 Seelen beträgt, hat im Lauf des 19. Jahrhunderts seine Einwohnerzahl verdoppelt, was die Zählungen von 1798 bis 1906 beweisen:
Jahr | Bevölkerung |
---|---|
1798 | 60344 |
1802 | 60051 |
1811 | 63533 |
1816 | 62909 |
1850 | 81559 |
1860 | 90792 |
1870 | 96722 |
1880 | 100190 |
1888 | 101985 |
1900 | 114438 |
1905 | 117514 |
1906 | 118185 |
Nach der Volkszählung von 1900 verteilen sich die 114438 Ew. der Wallis folgendermassen: 59005 männlichen Geschlechts, 55433 weiblichen Geschlechts;
112584 Katholiken, 1610 Reformierte, 25 Israeliten und 219 Andre;
74562 sprechen französisch, 34339 deutsch, 5469 italienisch, 13 rätoromanisch.
Die Zahl der Haushaltungen betrug 24772, verteilt auf 16564 Häuser. Auf 1000 Einwohner kommen im Mittel 458 unverheiratete im Alter von über 18 Jahren. 81795 Personen waren in ihrem Wohnort heimatberechtigt, 21030 stammen aus einer andern Gemeinde des Kantons, 3395 aus andern Kantonen, 8218 waren Ausländer. Landwirtschaft im allgemeinen Sinn, d. h. inbegriffen Viehzucht, Weinbau und Gärtnerei, beschäftigt 34348 Personen und sichert den Unterhalt von 78219 Ew. Der von 2575 Personen ausgeübte Handel ernährt deren 5148; der öffentliche Unterricht und die Erziehung beschäftigen 814 Personen, die schönen Künste 30 Männer und 4 Frauen, Medizin und Hygiene 213 Personen (102 Männer und 111 Frauen); die Industrie, an welcher sich 10057 Personen beteiligen, ernährt deren 19721.
Der Kanton Wallis hat nur eine Gemeinde, deren Bevölkerung 5000 Seelen übersteigt: Sitten (6048 Ew.); nur eine mit mehr als 4000 Ew.: Bagnes (4127 Ew.). Zwei weitere übersteigen 3000: Naters und Monthey (die erstere ist noch gezählt worden in der Zeit, da durch die am Durchstich des Simplon beschäftigten italienischen Arbeiter die normale Einwohnerzahl vervierfacht war. 7 andre Gemeinden besitzen mehr als 2000 Seelen, nämlich Conthey, Lens (seit der Zählung von 1900 in 4 Gemeinden aufgelöst), Orsières, Nendaz.
Savièse, Brig und Saint Maurice; 21 haben 1000 bis 1999 Einwohner: Salvan, Martigny Ville, Siders, Chamoson, Saxon, Leuk, Troistorrents, Fully, Ayent, Martigny Bourg, Vouvry, Martigny Combe, Ardon, Evolena, Chalais, Glis, Collombey-Muraz, Hérémence, Leytron, Liddes und Isérables. Da dies indessen ländliche Gemeinden mit weit zerstreuten Siedelungen sind, wird die Reihenfolge vollständig geändert, wenn es sich darum handelt, die hauptsächlichsten Ortschaften nach ihrer Wichtigkeit und Wohndichte aufzuzählen.
Derart wird manche Ortschaft von diesem Verzeichnis ausgemerzt, während andre auf Nachbargemeinden übergreifen und so ein grosses Ganzes bilden, das bei der gemeindeweisen Aufzählung nicht zu seinem Recht kommen kann. Im folgenden wollen wir auf Grund möglichst genauer Berechnungen die grössern Ortschaften des Wallis zusammenstellen: Sitten (Stadt) 5100, Naters 3900 (im Jahr 1900), Martigny (Ville, Bourg und Bâtiaz) 3500, Monthey 3000, Brig 2100, Saint Maurice 1800;
Le Châble (mit Villette und Le Cotterg) und Chamoson je 1250, Siders, Ardon und Saxon (Gottofrey und ¶