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Salzwasser bei Écône nicht durch die Anwesenheit des Bandes von triadischer Rauhwacke samt Gips erkläre, das den Kalkstein von Saxon von den Glanzschiefern trennt.
[Prof. Dr. H. Schardt.]
6. Klima.
Das Klima des Rhonethales zeigt von demjenigen der übrigen schweizerischen Alpenthäler wesentliche Abweichungen. Dieselben sind alle die Folge seiner Abgeschlossenheit: als Längsthal zwischen die mächtigen Wälle der Berneralpen im N. und der Walliseralpen im S. eingebettet, ist es auch noch westwärts abgeschlossen durch die scharfe Biegung der Thalrichtung bei Martinach, unterhalb welcher die Rhone die nördl. Umfassungsmauer des Thales durchbricht. Am schlagendsten tritt der Einfluss dieser Abgeschlossenheit in den Niederschlagsverhältnissen zutage; im folgenden geben wir die
Jahressummen des Niederschlags (Periode 1864/1903). | |||||
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m ü. M. | cm | m ü. M. | cm | ||
Montreux | 380 | 113 | Leukerbad | 1415 | 105 |
St. Maurice | 417 | 100 | Kippel | 1376 | 102 |
Martigny | 480 | 72 | Grächen | 1632 | 54 |
Orsières | 890 | 75 | Zermatt | 1613 | 67 |
Bourg St. Pierre | 1633 | 65 | Saas Grund | 1562 | 77 |
St. Bernhard | 2478 | 128 | Simplon | 2000 | 135 |
Riddes | 492 | 57 | Brig | 678 | 71 |
Sitten | 540 | 63 | Binn | 1390 | 108 |
Nax | 1300 | 71 | Fiesch | 1080 | 97 |
Évolène | 1378 | 88 | Reckingen | 1349 | 109 |
Siders | 551 | 57 | Oberwald | 1370 | 155 |
Leuk | 780 | 62 |
Man sieht, wie die Regenmengen hinter der Klus von Saint Maurice rasch abnehmen; das ganze mittlere Rhonethal von Martinach bis Brig hat eine jährliche Niederschlagssumme von weniger als 70 cm; stellen weise geht sie auf 60 und darunter zurück (so bei Riddes und bei Sitten) und erreicht damit den kleinsten in der Schweiz vorkommenden Wert. Die Zunahme der Niederschlagsmenge mit der Höhe ist im Wallis eine sehr geringe, namentlich sind die langen, zu dem Kamm der Walliseralpen führenden linksseitigen Seitenthäler im Verhältnis zu ihrer Höhenlage noch niederschlagsärmer als das Hauptthal: Grächen (1632 m) 54, Zermatt (1610 m) 67 cm;
etwas rascher erfolgt die Zunahme am Steilhang der Berneralpen (Leukerbad 105, Kippel 102 cm) und im obern Wallis gegen die Furka (Oberwald 55 cm).
Verteilung der Niederschlage auf die einzelnen Monate (1864-1903). | |||||||||||||
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(cm) | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | Jahr |
Sitten | 43 | 45 | 50 | 39 | 44 | 44 | 60 | 73 | 52 | 66 | 56 | 58 | 630 |
St. Bernhard | 76 | 73 | 85 | 109 | 134 | 110 | 101 | 114 | 119 | 158 | 108 | 91 | 1278 |
Die Verteilung der Niederschläge auf die einzelnen Monate stellen wir in einer Tabelle zusammen.
Zahl der Tage mit Niederschlag (1864-1900). | |||||||||||||
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I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | Jahr | |
Sitten | 5.7 | 5.5 | 6.6 | 6.7 | 7.5 | 8.1 | 9.6 | 8.9 | 7.6 | 8.8 | 7.2 | 6.7 | 88.9 |
St. Bernhard | 8.3 | 7.7 | 9.4 | 9.8 | 10.1 | 9.9 | 8.1 | 8.6 | 8.0 | 9.5 | 8.7 | 8.5 | 106.6 |
Es entfallen auf die vier Jahreszeiten in Prozenten der Jahressumme (zum Vergleich folgen die Zahlen für Genf):
Winter % | Frühjahr % | Sommer % | Herbst % | |
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Sitten | 23 | 21 | 28 | 28 |
Genf | 17 | 23 | 29 | 31 |
Das Wallis zeigt also ein von der übrigen Schweiz stark abweichendes Verhalten: die Winterniederschläge machen einen viel grösseren Prozentsatz aus, da bei der zu dieser Zeit lebhafteren allgemeinen Luftbewegung mehr feuchte Luft in das Thal gelangt als in den meist ruhigen Sommermonaten.
Auch die Niederschlagshäufigkeit ist im Wallis eine viel kleinere als in der übrigen Schweiz, wie aus der Tabelle der Anzahl der Tage mit Niederschlag ersichtlich. Bezüglich der Temperatur geben wir die Monatsmittel 1864/1900 einer Anzahl von Walliser Stationen.
Monatsmittel der Temperatur (1864-1900). | |||||||||||||
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(°C.) | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | Jahr |
Sitten (540 m): | -1,1 | 1.8 | 5.3 | 10.4 | 14.3 | 17.8 | 19.5 | 18.3 | 15.3 | 9.5 | 4.2 | -0,3 | 9.6 |
Reckingen (1349 m) | -6,6 | -4,4 | -1,9 | 2.8 | 7.5 | 11.4 | 13.7 | 12.6 | 9.5 | 4.2 | -0,8 | -5,6 | 3.5 |
Grächen (1632 m) | -4,3 | -2,9 | -1,3 | 3.0 | 7.2 | 10.9 | 13.4 | 12.4 | 9.5 | 4.1 | -0,1 | -3,4 | 4.0 |
St. Bernhard (2478 m) | -8,7 | -7,9 | -7,2 | -3,5 | 0.3 | 3.8 | 6.6 | 6.3 | 4.1 | -1,1 | -4,9 | -7,9 | -1,7 |
Sitten, das mittlere Rhonethal repräsentierend, hat entsprechend seiner Thallage eine grosse Jahresschwankung: Januar -1,1°, Juli 19,5°, Amplitude 20,6°. Die Thalstufe von Reckingen zeichnet sich durch sehr tiefe Wintertemperaturen aus: Januar -6,6°. Das am Eingang des Zermatterthals frei am Gehänge gelegene Grächen hat umgekehrt relativ warme Winter. Die mittleren Jahresextreme dieser Stationen sind (für die Periode 1881-1900):
Mittleres Minimum °C. | Mittleres Maximum °C. | |
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Sitten | -11,3 | 29.9 |
Reckingen | -21,2 | 26.5 |
Grächen | -17,4 | 24.8 |
St. Bernhard | -22,1 | 16.5 |
Bewölkung. Im Grad der Himmelsbedeckung treten - abgesehen von denjenigen in den Niederschlagsverhältnissen - die grössten Unterschiede zwischen dem Rhonethal und den übrigen Thälern auf der N.-Seite der Alpen auf. Das Wallis hat eine sehr kleine mittlere Bewölkung und steht an Helligkeit dem S.-Fuss der Alpen kaum nach: Jahresmittel der Himmelsbedeckung von Sitten 4,8 gegen 6,5 im schweizerischen Mittelland.
Schon in Sitten ist der Winter beinahe so hell wie der Sommer; im obern Wallis wird er zur hellsten Jahreszeit.
Anzahl der hellen und trüben Tage im Jahr: | ||
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hell | trüb | |
Sitten | 106 | 89 |
Reckingen | 107 | 109 |
St. Bernhard | 107 | 106 |
Nebel ist sehr selten; Sitten hat 11-12 Tage mit Nebel im Jahr, Siders scheint fast ganz nebelfrei zu sein. In den höhern Lagen, wo der Nebel als Bergnebel auftritt, nimmt die ¶
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Nebelhäufigkeit natürlich zu.
Mittlere Bewœlkung (1881-1900). | |||||||||||||
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I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | Jahr | |
Sitten | 4.6 | 4.5 | 4.8 | 5.4 | 5.3 | 5.1 | 4.5 | 4.2 | 4.6 | 5.1 | 4.8 | 5.0 | 4.8 |
Reckingen | 4.3 | 4.7 | 5.2 | 5.8 | 5.9 | 5.6 | 4.9 | 4.6 | 5.0 | 5.7 | 4.8 | 4.8 | 5.1 |
St. Bernhard | 4.2 | 4.4 | 5.2 | 6.2 | 6.2 | 5.9 | 5.1 | 4.7 | 5.2 | 5.5 | 4.6 | 4.5 | 5.1 |
Die Gewitterarmut der innern Alpenthäler zeigt sich im abgeschlossenen Wallis besonders stark: Sitten 5,8, Reckingen 2,5 und St. Bernhard 3,1 Tage mit Gewittern pro Jahr. Schliesslich folgen noch einige Angaben über die Häufigkeit der
Tage mit Schneefall im Jahr (Mittel aus 1881/1900) | |
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Sitten | 15.3 |
Martigny | 19.4 |
Grächen | 35.6 |
Leukerbad | 40.7 |
Zermatt | 42.6 |
Reckingen | 46.8 |
St. Bernhard | 86.4 |
[Dr. R. Billwiller.]
7. Flora.
Während das Wallis unter den Kantonen der Schweiz mit Bezug auf die Fläche im dritten Rang steht, stellt es floristisch den an Arten reichsten Bezirk dar. In der Tat zählt es auf seinem 5248 km2 messenden Gebiet nicht weniger als rund 1800 verschiedene Pflanzenarten, während Graubünden mit seinen 7185 km2 deren bloss etwa 1620 aufweist. Dieser ausserordentliche Reichtum liegt in mancherlei Ursachen begründet: in grossen Höhenunterschieden, Abwechslung in der chemischen Bodenbeschaffenheit, Exposition, in ausserordentlich wechselnden klimatischen Bedingungen, namentlich hinsichtlich der Niederschläge etc. Alle diese Umstände gestatten uns, das Wallis, abgesehen von den Höhengürteln, in eine Reihe von pflanzengeographischen Zonen einzuteilen, die oft scharf voneinander abstechen. In vertikaler Richtung kann man im Wallis vier Regionen unterscheiden:
1) Untere Region 375-800 m, Region des Nussbaums und der Weinrebe;
2) Bergregion 800-1400 m, Region des Getreidehaues und der Laubbäume;
3) Subalpine oder Nadelholzregion 1400-2000 m; 4) Alpine Region über 2000 m, Region der Alpweiden. Die Grenzzahlen dieser Regionen sind natürlich durchaus angenäherte Werte, die sich je nach den lokalen Verhältnissen nach unten oder nach oben verschieben können. Es erscheint daher angezeigt, den Kanton rein topographisch in eine Anzahl von pflanzengeographischen Zonen einzuteilen, als welche H. Jaccard in seinem Catalogue de la flore valaisanne folgende aufgestellt hat: a) Aeusseres Wallis, vom Genfersee bis zum Rhoneknie bei Martinach und zum Col de Balme; b) mittleres Wallis, von Marti nach bis Brig; c) oberes Wallis, von Brig bis zum Gotthard.
a) Aeusseres Wallis. Das Klima dieses Gebietes ist gleichmässiger und feuchter als im mittlern Wallis. Die mittlere jährliche Regenmenge, für die Stationen Aigle, Collombey und Saint Maurice auf die 10 Beobachtungsjahre 1885-1894 berechnet, beträgt 870 mm, während das Mittel in Sitten (aus der 30jährigen Periode 1864-1894) 629 mm und in Martinach 768 mm, in Siders (1892-1896) 502 mm, in Grächen (11 Jahre zwischen 1864 und 1893) 480 mm beträgt. Für die erstgenannten Stationen beträgt somit der Ueberschuss an atmosphärischen Niederschlägen gegenüber Sitten 240, Siders 368 und Grächen nahezu 400 mm. Andrerseits ist dort der Sommer weniger heiss und der Winter milder.
Der Kontrast in der Pflanzendecke wird somit durch häufigere Regen und gleichmässigere Temperatur bedingt. Zunächst fällt auf, dass die Lärche selten ist, dafür aber die Buche ganze Waldungen bildet, während sie ostwärts nicht über Saxon hinausgeht, welcher Ort die äusserste Grenze darstellt, bis wohin die W.-Winde dem Baum die benötigte Feuchtigkeit zuzuführen vermögen. Von Le Bouveret bis Martinach bildet auch die Edelkastanie ziemlich ausgedehnte Waldungen. Hainbuche, Spitzahorn, Eibe, Stechpalme und verschiedene Farnkräuter sind häufig, fehlen aber im mittlern Wallis ganz oder nahezu. Ein weiterer Charakterzug ist das Auftreten von zahlreichen Pflanzen der Berg- und subalpinen Region bis zum Niveau der Alluvialebene hinunter.
So ziemlich überall vertreten sind Thalictrum aquilegifolium, Ranunculus aconitifolius, Arabis alpina, Draba aizoides, Moehringia muscosa, Cytisus alpinus, Rosa alpina, die Schafgarben, Astrantia maior, zahlreiche Steinbreche und Enziane, Lonicera alpigena, Erica carnea, Primula hirsuta, Lilium martagon, Sesleria coerulea, Moosfarne (Selaginella) und viele andre. Die Wälder beherbergen eine ganze Flora von zarten Pflanzen, die man in den Gehölzen des zentralen Wallis vergeblich suchen würde: Impatiens noli tangere, Galium rotundifolium, Mulgedium Plumieri, Tozzia alpina, mehrere Orchideen, Gräser wie Milium effusum und Elymus europaeus, zahlreiche Farnkräuter.
Wie im Tessin bekleidet sich auch hier das Gemäuer mit Moosen, Parietarien, Geranien und Farnen. Eine ganze Anzahl von Typen sind dieser Region speziell eigen. Mehr als 50 dringen nicht weiter als bis zur Klus von Saint Maurice. Solche sind: Capsella rubella, mehrere Veilchen (Viola virescens, V. multicaulis, V. scotophylla), Inula Vaillantii, Symphytum tuberosum, Buxus sempervirens, Leucoium vernum, Galanthus nivalis, die beiden Hemerocallis;
von Sumpfpflanzen Geranium palustre, Lathyrus palustris, Oenanthe Lachenalii, Laserpitium prutenicum, Senecio aquaticus und S. paludosus, Spiranthes aestivalis, Gladiolus palustris, Rhynchospora alba und R. fusca, Scirpus carinatus, Carex filiformis, Hierochloa borealis, Aspidium cristatum;
im Wald und Buschwerk Sedum cepaea, Daphne laureola, Carpesium cernuum, Melittis melissophyllum, Euphorbia amygdaloides, Arum maculatum, Ruscus aculeatus;
von Berg- und Alpenpflanzen Ranunculus thora, Papaver alpinum, Dianthus caesius, Hypericum Richeri, Gentiana angustifolia, Primula columnae, Festuca pulchella.
Eine Reihe andrer Arten dringen bis in die Gegend von Martinach-Fully vor: Anemone ranunculoides, Luna- ¶