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dem Wildbach Saint Barthélemy, hat tertiäre Schiefer ausgebeutet. Es ist jetzt verlassen, sei es, dass die Qualität der Schiefer keine gute gewesen, sei es, dass das Dorf Mex sich von gefährlichen Rutschungen bedroht sah. Das ins Thal hinunter führende Luftkabel dient heute noch dem Dorf Mex, das eines Fahrweges entbehrt. Die Schieferplatten von Sembrancher und von Saxon sind mit Recht sehr geschätzt. Sie stammen von Kalk- und Sandsteinschichten, welche dem Sedimentmantel des Trientmassives angehören. Die grosse Härte des Felsens erlaubt nicht, den Platten eine glatte Oberfläche zu geben, wie man das bei den Schiefern von Frutigen zustande bringt. Man verwendet sie deshalb im Rohzustand oder behauen zur Pflästerung, für Treppenstufen und Plattenböden, als Decksteine und für Mauern etc.
Gips. Verschiedene Gegenden des Wallis zeigen Gipslager von grosser Mächtigkeit und guter Qualität. Eine kleine Fabrik heutet solchen Gips in Stollen in der von La Draversaz bei Vionnaz niedersteigenden Schlucht aus. Mehrere Gipslager stehen in Granges (Gradetsch) nicht weit vom Bahnhof in Abbau. Sie ziehen sich am Thalgehänge ziemlich hoch hinauf. Andre Lager zeigen sich in der Umgebung von Pfin und Susten. Deren bedeutendstes versorgt seit Jahren eine kleine Fabrik, die kürzlich vergrössert worden ist, mit Gips. Zeitweise Ausbeutung für die Bedürfnisse der Umgegend hat seit jeher bei Brig und bei Naters stattgefunden. Eine Aktiengesellschaft hat bei Gamsen 4 km südwestl. Brig ein mächtiges Gipslager abzubauen begonnen, dessen Produkt sich durch seine reinweisse Farbe auszeichnet.
Kalk und Zement. Alle Kalkgesteine sind in den verschiedenen Gegenden des Kantons gelegentlich zur Bereitung von gebranntem Kalk gebrochen und verwendet worden. Granges (Gradetsch) aber liefert allein beständig solchen, der aus triadischen Kalken gebrannt wird. Die Karbidfabriken von Vernayaz und von Gampel verwenden grosse Quantitäten des Gesteins zu ihren speziellen Fabrikationszwecken. Zwischen Vouvry und Vionnaz finden sich zwei kleine Fabriken, welche durch Brennen von roten Kalkschiefern der oberen Kreide hydraulischen Kalk und Zement herstellen.
Kies und Sand. An verschiedenen Stellen des Rhonethales werden die die Thalsohle auffüllenden mächtigen Sand- und Kiesablagerungen zum Zweck der Fabrikation von Kunststeinen industriell ausgebeutet. Eine solche Fabrik bei Vernayaz hatte aber geringen Erfolg und wurde bald wieder geschlossen. Eine andere findet sich noch bei Siders. Die Unternehmung des Simplontunnels verwendete den Sand der Rhone, sowie künstlich zerkleinerte Steine zur Herstellung künstlicher Bausteine. Eine vor kurzem bei Le Bouveret eröffnete Fabrik benutzt den Sand des Genfersees, vermischt mit gebranntem Kalk, zur Fabrikation schnellhärtender Backsteine, sog. Briques économiques. Das Wallis besitzt weder Ziegel- noch eigentliche Backsteinfabriken.
Topfstein und Asbest. Der Topfstein oder Ofenstein, der bei einer gewissen Härte und Farbe auch Steatit genannt wird, begleitet die im Wallis so häufigen Serpentinlager und wird im Bagnesthal, im Eringerthal (Val d'Hérens) und besonders im Zermatter- und Saasthal gewonnen. Auch Lötschenthal und Simplongebiet sind für die gute Qualität ihrer Topfsteine bekannt, von welchen hier mehrere sehr hoch oben liegende Lager in Betrieb stehen. Der Asbest ist ein den Serpentin begleitendes Mineral, das man am Geisspfad hinten über dem Binnenthal und bei Visperterminen auszubeuten versucht hat.
Mineralquellen. Die interessanteste Mineralquelle des Kantons ist diejenige von Saxon, die seit dem Verbot des Hasardspieles in Saxon vollkommen vernachlässigt ist. Sie entspringt als Therme von 25° Wärme einem Dolomitfelsen. Besonders bemerkenswert ist sie durch ihren Gehalt an Jod, dessen Quantität beständig wechselt. Im Val d'Illiez existieren mehrere Mineralquellen, worunter eine alkalische Schwefelquelle (En Seumont), eine gipshaltige Schwefelquelle und mehrere eisenhaltige Quellen. In der Nähe der Sennhütte von Plan im obern Val Ferret findet sich eine eisenhaltige Quelle mit freier Kohlensäure.
Ein Versuch, sie auszubeuten (1892), wurde bald wieder aufgegeben. Die Gipsthermen von Leukerbad sind die stärksten Mineralquellen des Wallis. Sie entspringen in einer Höhe von 1415 m und haben eine Temperatur zwischen 32 bis 47°, ja sogar 51° (St. Laurenzenquelle). Sie liefern mehr als 1000 Liter in der Minute. Die warme Quelle von Bovernier mit 21,3° und diejenige des Brigerbades mit 30° finden keine regelmässige Verwendung, da keine Badeeinrichtungen bestehen. Brigerbad hatte früher eine hydrotherapeutische Anstalt, die aber von Hochwassern der Rhone zerstört worden sein soll. Zugleich wäre die Therme durch Zutritt von Grundwasser verunreinigt worden.
Hier ist auch der Ort, der sog. «Terres salées» zu gedenken, welche bei Écône im Rhonethal eine ziemlich grosse Oberfläche einnehmen. Der stark mit Salz durchtränkte Boden bedeckt sich daselbst bei trockenem Wetter mit einer Salzausscheidung. Die schweizerische Versuchsanstalt in Lausanne hat die Erde einer Analyse unterzogen, welche folgendes bemerkenswerte Resultat ergab:
1000 Gramm trockener Erde enthalten: | |
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In Wasser lösliche Teile | 350 gr. |
In Wasser unlösliche Teile | 650 gr. |
Der lösliche Teil enthält: | |
Natriumsulfat | 84,30% |
Kochsalz | 8,60% |
Magnesiumchlorid | 3,60% |
Kaliumsulfat | 2,70% |
Gips | 0,80% |
Total | 100,00% |
Es hält schwer, das Vorkommen der bedeutenden Mengen löslicher Salze anders zu erklären als durch die Anwesenheit von Mineralquellen in der Tiefe. Diese müssen sich in den Boden ergiessen, woselbst durch die Verdunstung an der Oberfläche das salzhaltige Wasser sich mehr und mehr konzentriert. Da das Natrium sich hauptsächlich in Form von Sulfat findet, kann es sich hier nicht um die Gewinnung von Kochsalz handeln. Das Grundwasser stellt ein glaubersalzhaltiges Mineralwasser dar, gleich demjenigen von Mülligen im Kanton Aargau. Dieses letztere aber ist künstlich, da es durch Auslaugen des gipsführenden triadischen Mergels, der mit Glaubersalz und Bittersalz gesättigt ist, gewonnen wird. Man kann sich also fragen, ob sich die Entstehung der ¶
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Salzwasser bei Écône nicht durch die Anwesenheit des Bandes von triadischer Rauhwacke samt Gips erkläre, das den Kalkstein von Saxon von den Glanzschiefern trennt.
[Prof. Dr. H. Schardt.]
6. Klima.
Das Klima des Rhonethales zeigt von demjenigen der übrigen schweizerischen Alpenthäler wesentliche Abweichungen. Dieselben sind alle die Folge seiner Abgeschlossenheit: als Längsthal zwischen die mächtigen Wälle der Berneralpen im N. und der Walliseralpen im S. eingebettet, ist es auch noch westwärts abgeschlossen durch die scharfe Biegung der Thalrichtung bei Martinach, unterhalb welcher die Rhone die nördl. Umfassungsmauer des Thales durchbricht. Am schlagendsten tritt der Einfluss dieser Abgeschlossenheit in den Niederschlagsverhältnissen zutage; im folgenden geben wir die
Jahressummen des Niederschlags (Periode 1864/1903). | |||||
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m ü. M. | cm | m ü. M. | cm | ||
Montreux | 380 | 113 | Leukerbad | 1415 | 105 |
St. Maurice | 417 | 100 | Kippel | 1376 | 102 |
Martigny | 480 | 72 | Grächen | 1632 | 54 |
Orsières | 890 | 75 | Zermatt | 1613 | 67 |
Bourg St. Pierre | 1633 | 65 | Saas Grund | 1562 | 77 |
St. Bernhard | 2478 | 128 | Simplon | 2000 | 135 |
Riddes | 492 | 57 | Brig | 678 | 71 |
Sitten | 540 | 63 | Binn | 1390 | 108 |
Nax | 1300 | 71 | Fiesch | 1080 | 97 |
Évolène | 1378 | 88 | Reckingen | 1349 | 109 |
Siders | 551 | 57 | Oberwald | 1370 | 155 |
Leuk | 780 | 62 |
Man sieht, wie die Regenmengen hinter der Klus von Saint Maurice rasch abnehmen; das ganze mittlere Rhonethal von Martinach bis Brig hat eine jährliche Niederschlagssumme von weniger als 70 cm; stellen weise geht sie auf 60 und darunter zurück (so bei Riddes und bei Sitten) und erreicht damit den kleinsten in der Schweiz vorkommenden Wert. Die Zunahme der Niederschlagsmenge mit der Höhe ist im Wallis eine sehr geringe, namentlich sind die langen, zu dem Kamm der Walliseralpen führenden linksseitigen Seitenthäler im Verhältnis zu ihrer Höhenlage noch niederschlagsärmer als das Hauptthal: Grächen (1632 m) 54, Zermatt (1610 m) 67 cm;
etwas rascher erfolgt die Zunahme am Steilhang der Berneralpen (Leukerbad 105, Kippel 102 cm) und im obern Wallis gegen die Furka (Oberwald 55 cm).
Verteilung der Niederschlage auf die einzelnen Monate (1864-1903). | |||||||||||||
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(cm) | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | Jahr |
Sitten | 43 | 45 | 50 | 39 | 44 | 44 | 60 | 73 | 52 | 66 | 56 | 58 | 630 |
St. Bernhard | 76 | 73 | 85 | 109 | 134 | 110 | 101 | 114 | 119 | 158 | 108 | 91 | 1278 |
Die Verteilung der Niederschläge auf die einzelnen Monate stellen wir in einer Tabelle zusammen.
Zahl der Tage mit Niederschlag (1864-1900). | |||||||||||||
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I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | Jahr | |
Sitten | 5.7 | 5.5 | 6.6 | 6.7 | 7.5 | 8.1 | 9.6 | 8.9 | 7.6 | 8.8 | 7.2 | 6.7 | 88.9 |
St. Bernhard | 8.3 | 7.7 | 9.4 | 9.8 | 10.1 | 9.9 | 8.1 | 8.6 | 8.0 | 9.5 | 8.7 | 8.5 | 106.6 |
Es entfallen auf die vier Jahreszeiten in Prozenten der Jahressumme (zum Vergleich folgen die Zahlen für Genf):
Winter % | Frühjahr % | Sommer % | Herbst % | |
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Sitten | 23 | 21 | 28 | 28 |
Genf | 17 | 23 | 29 | 31 |
Das Wallis zeigt also ein von der übrigen Schweiz stark abweichendes Verhalten: die Winterniederschläge machen einen viel grösseren Prozentsatz aus, da bei der zu dieser Zeit lebhafteren allgemeinen Luftbewegung mehr feuchte Luft in das Thal gelangt als in den meist ruhigen Sommermonaten.
Auch die Niederschlagshäufigkeit ist im Wallis eine viel kleinere als in der übrigen Schweiz, wie aus der Tabelle der Anzahl der Tage mit Niederschlag ersichtlich. Bezüglich der Temperatur geben wir die Monatsmittel 1864/1900 einer Anzahl von Walliser Stationen.
Monatsmittel der Temperatur (1864-1900). | |||||||||||||
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(°C.) | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII | Jahr |
Sitten (540 m): | -1,1 | 1.8 | 5.3 | 10.4 | 14.3 | 17.8 | 19.5 | 18.3 | 15.3 | 9.5 | 4.2 | -0,3 | 9.6 |
Reckingen (1349 m) | -6,6 | -4,4 | -1,9 | 2.8 | 7.5 | 11.4 | 13.7 | 12.6 | 9.5 | 4.2 | -0,8 | -5,6 | 3.5 |
Grächen (1632 m) | -4,3 | -2,9 | -1,3 | 3.0 | 7.2 | 10.9 | 13.4 | 12.4 | 9.5 | 4.1 | -0,1 | -3,4 | 4.0 |
St. Bernhard (2478 m) | -8,7 | -7,9 | -7,2 | -3,5 | 0.3 | 3.8 | 6.6 | 6.3 | 4.1 | -1,1 | -4,9 | -7,9 | -1,7 |
Sitten, das mittlere Rhonethal repräsentierend, hat entsprechend seiner Thallage eine grosse Jahresschwankung: Januar -1,1°, Juli 19,5°, Amplitude 20,6°. Die Thalstufe von Reckingen zeichnet sich durch sehr tiefe Wintertemperaturen aus: Januar -6,6°. Das am Eingang des Zermatterthals frei am Gehänge gelegene Grächen hat umgekehrt relativ warme Winter. Die mittleren Jahresextreme dieser Stationen sind (für die Periode 1881-1900):
Mittleres Minimum °C. | Mittleres Maximum °C. | |
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Sitten | -11,3 | 29.9 |
Reckingen | -21,2 | 26.5 |
Grächen | -17,4 | 24.8 |
St. Bernhard | -22,1 | 16.5 |
Bewölkung. Im Grad der Himmelsbedeckung treten - abgesehen von denjenigen in den Niederschlagsverhältnissen - die grössten Unterschiede zwischen dem Rhonethal und den übrigen Thälern auf der N.-Seite der Alpen auf. Das Wallis hat eine sehr kleine mittlere Bewölkung und steht an Helligkeit dem S.-Fuss der Alpen kaum nach: Jahresmittel der Himmelsbedeckung von Sitten 4,8 gegen 6,5 im schweizerischen Mittelland.
Schon in Sitten ist der Winter beinahe so hell wie der Sommer; im obern Wallis wird er zur hellsten Jahreszeit.
Anzahl der hellen und trüben Tage im Jahr: | ||
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hell | trüb | |
Sitten | 106 | 89 |
Reckingen | 107 | 109 |
St. Bernhard | 107 | 106 |
Nebel ist sehr selten; Sitten hat 11-12 Tage mit Nebel im Jahr, Siders scheint fast ganz nebelfrei zu sein. In den höhern Lagen, wo der Nebel als Bergnebel auftritt, nimmt die ¶