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der gezackte Kamm der Crêtabessa (2711 m), der gleich bei seinem Beginn vom Passage des Blèches (2673 m) überschritten wird. In der Richtung gegen das Rhonethal hin bildet der Kamm der Crêtabessa noch den Gipfel des Prabé (1980 m). Auf der Seite gegen das Tobel der Nettage sehr steil abbrechend, senkt sich dieser Kamm gegen die Combe von Arbaz in einer Reihe von Terrassen, auf welchen Alpweiden und tiefer unten Wald sich ausbreitet. Trotz seines abschreckenden Aeussern ist der Kamm an mehreren Stellen passierbar.
Der Gipfel des Wildhorns (3264 m) beherrscht mit seinem Eismantel sowohl den Sanetsch- als den Rawilpass. Ihm gegenüber erhebt sich südwärts die isolierte Masse des Rawilhorns oder Sex des Eaux Froides (2903 m), ein auf Nummulitenkalk liegender Fetzen jurassischer Schichten. An seinem O.-Fuss schneidet sich das Rawilthal (Vallon des Ravins) tief ein, in dem sich mit von allen Seiten her sprudelnden Quellen die Wasser eines ziemlich umfangreichen Gebietes sammeln.
Dies Querthal entspricht einer das Gebirge durchsetzenden horizontalen Transversal-Verschiebung, der u. a. auch das kleine Seebecken am Fuss des Schneidehorns (2938 m) seine Entstehung verdankt. Ein andres solches «Blatt» zieht über den Rawilpass und dämmt den Iffigensee ab. Ueberhaupt sind Verwerfungen in diesem Teil der Kalkalpen sehr häufig. Sie spielen in der Gestaltung der orographischen Formen eine ganz beträchtliche Rolle. Das Scheitelplateau des Rawilpasses (2415 m) liegt in einer Mulde des Nummulitenkalkes und wird von der Walliser Seite her über die Stufe von Armillon erreicht, die ebenfalls durch eine Verwerfung entstanden ist.
Die N.-Flanke des Passes wird von dem vom Schneidehorn (2938 m) zum Mittaghorn (2687 m) ziehenden Kamm begrenzt. Nahe der Passhöhe (2415 m) findet sich eine Doline, durch welche die Wasser eines grossen Teiles dieses Plateaus im Boden verschwinden. Die S.-Flanke wird durch den hohen Kamm begleitet, welcher vom Wetzsteinhorn (2780 m) über den Rohrbachstein (2953 m) zum Weisshorn (2053 m) und Gletscherhorn (2948 m) zieht. Am Anfang beherrscht dieser Kamm die südwärts gelegene nackte Felsfläche der sog. Plaine Morte, ein grosses und ganz von Brüchen durchsetztes Karrenfeld, während er vom Rohrbachstein an den Glacier de la Plaine Morte begleitet, der in etwa 2800 m liegt und die grösste Firn- und Eisfläche dieser Alpenregion darstellt.
Das von diesen Höhen nach dem Rhonethal hinunterreichende Gehänge zeigt mannigfache Gestaltung und erscheint durch Hügel und Kämme mit Alpweiden und Wald, sowie durch dazwischen eingeschaltete steile Felsen reich gegliedert. Südl. des Sex des Eaux Froides dehnen sich auf einer Unterlage von Jurakalken die Alpweiden Serin und Giniesse ob den die Dörfer Ayent und Grimisuat tragenden Terrassen aus, welche ihrerseits wieder steil zum Rhonethal bei Sitten abfallen.
Aehnlich senkt sich von der Zabona (2529 m) das Gehänge östl. über der Liène nach dem Rhonethal in der Gegend von Siders. Dieser letztere Gehängeabschnitt besitzt ein besondres Interesse dadurch, dass zwischen dem Gipfel der Zaat (2223 m) und der das Dorf Lens tragenden Terrasse sich mehrere Stufen einschalten, auf denen je einer oder mehrere kleine Seen von wahrscheinlich glazialer Entstehung liegen. Vor der steilen Wand Autannaz, die vom Sex Mort oder Tothorn (2942 m) zum Schwarzhorn (3111 m) zieht, erheben sich die isolierten Gipfel des Mont Tubang (2852 m), Mont Bonvin (3000 m) und des Trubelnstocks (3004 m), welche die Alpweiden Colombire, Nousey, Aprili und besonders den weiten Kessel der Varneralp beherrschen. Aus dieser Nische ist der grosse prähistorische Bergsturz von Siders herausgebrochen, dessen Schuttmassen zusammen mit glazialen Ablagerungen den unteren Teil des Berghanges überdecken und zu einem der fruchtbarsten und lachendsten Gelände des Wallis mit den inmitten reicher Kulturen gelegenen Dörfern Miège, Mollens und Venthône ob Siders gestalten.
Mit dem Schwarzhorn verbindet sich über den Kamm des Schneehorns (3185 m) die hohe Masse des Wildstrubel (3251 m) mit ihren drei Gipfeln. Der davon herniederfliessende Lämmerngletscher sendet seinen Schmelzwasserbach durch die weite Mulde zwischen Wildstrubel und Steghorn (3152 m) zur Gemmi. Von diesem Punkt an ändert sich der bisherige Charakter der Kette vollständig, indem der sie schief von SW. nach NO. durchschneidende Gemmipass (2329 m) dem Beginn einer Teilung der orographischen Elemente entspricht. Es zeigen sich nun Isoklinal- und Längsthäler an den Flanken der Hauptkette, so das Thälchen von Leukerbad bis Fluhalp und die verschiedenen Furchen zwischen Majinghorn (3059 m), Torrenthorn (3003 m), Restirothorn und Niven, die sich entweder zur Dala oder zur Lonza des Lötschenthals entwässern.
Der obere Abschnitt dieses letztern ist seinerseits wieder ein Längsthal, das mit dem Rhonethal durch eine enge Mündungsschicht in Verbindung steht, wie dies auch für den Kessel des Leukerbades der Fall ist. Zwischen Leukerbad und der Gemmi erhebt sich die Kalkmasse des Balmhorns (3711 m) und der Altels (3636 m), mit denen die Kalkmassen der Hauptkette ihre grösste Höhe erreichen und steilabfallende, furchtbar zerrissene Felsgehänge bilden. Die Gletscher sind wie an den Felswänden aufgehängt, so dass bei einigen periodisch das untere Ende über die Felsen hinausstösst und abstürzt.
Oestl. vom Lötschenpass (2695 m) ist die Sedimentdecke infolge intensiver Erosion fast vollständig abgetragen, so dass wir die kristallinen Schiefer, Gneise und Granite des Aarmassives zutage treten und die an Höhe immer zunehmende Kette fast ausschliesslich zusammensetzen sehen. Das obere Lötschenthal teilt die westl. Partie des Massives in zwei Teile: Im N. zieht sich vom Lötschenpass (2695 m) an der Kamm des Hockenhorns (3297 m) hin lind setzt sich über den Petersgrat und das Breithorn (3779 m) bis zur Jungfrau (4167 m) fort;
der südl. Zweig erstreckt sich über das Bietschhorn (3953 m) bis zum mächtigen Gipfel des Aletschhorns (4182 m), dem Mittelpunkt des Bogens des Grossen Aletschgletschers, dessen Firngebiete sich am Fuss der Jungfrau ausbreiten.
Von hier an verändert sich die Gestaltung des Massives neuerdings. Ausser der Furche, in welcher sich der Aletschgletscher bewegt, finden wir den Hauptkamm nur noch von wenig tiefen, mit Firn und Eis aufgefüllten Senken angeschnitten. Diese Firnfelder bilden einen eigentlichen Panzer über die Felsmassen, welche einzig in Form scharfer Kämme daraus hervorstechen. Der grösste Teil des östl. Aarmassives liegt übrigens auf bernischem ¶
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Gebiet, da von der Jungfrau an die Kantonsgrenze über die Fiescherhörner (4049 m) zum Oberaarhorn zieht, das stolz über dem zum Rhonethal sich senkenden Steilgehänge emporragt. Dieser Berghang hat auf seiner ganzen Länge von dem Ausgang der Schlucht der Lonza bei Gampel bis zur Furka das selbe Aussehen. Unzählige Runsen durchschneiden ihn im Sinne des stärksten Gefälles, so dass scharfe und schmale Felskämme gleich den Zähnen eines Kammes herausmodelliert werden.
Die wichtigsten dieser ziemlich steil geböschten Erosionsrinnen sind das Bietschthal, das Baltschiederthal, das Gredetschthal und die Schlucht der Massa, eine geologisch junge Bildung, da der Aletschgletscher sich ursprünglich ohne Zweifel über Platten und Naters zum Rhonethal hin entwässerte. Weiter ostwärts folgen das Fiescherthal, Bieligerthal, Bächithal, Münsterthal, Trützithal, Niederthal, Oberthal, Kühthal und dann eine ganze Reihe kleiner Runsen bis zur Rhonethalenge von Oberwald nach Gletsch, wo sich einerseits der Grimselpass (2164 m) und andrerseits der Furkapass (2436 m) öffnen. Zwischen beiden Pässen liegt das Thal des Rhonegletschers mit den Gerstenhörnern (3186 m), dem Thierälplistock (3406 m), dem Dammastock (3633 m) und dem Galenstock (3597 m) als Rahmen.
b) Die Alpen südl. des Rhonethales (Walliseralpen)
bestehen aus vier sehr ungleichwertigen Teilen. Das Walliser Chablais umfasst die Grenzkette, welche Frankreich von der Schweiz trennt und sich vom Genfersee bei Saint Gingolph zum Col de Coux ob Champéry hinzieht. Die Höhe der Gipfel erreicht nirgends 2500 m. An diesen Hauptkamm schliessen sich zahlreiche Seitenkämme an, was daher rührt, dass die Gebirgsfalten quer stehen zu den beiden grossen Erosionsthälern, dem Rhonethal und dem Einschnitt der Dranse, welche die Kette aus dem ganzen Gebirgskörper herausmodelliert haben.
Man findet hier der Reihe nach folgende Kämme und Thäler: den Grammont (2178 m), das Thälchen von Tanay, die Cornettes de Bise (2436 m), den Col de Vernaz (1820 m), die Pointe d'Arvouin und den Col d'Arvouin, den Pic de Linleux (2099 m), den Col d'Outanne, die Rochers de Conches und den Col de Conches, den Col de Recon (1736 m), den Col de Croix (1806 m), die Tour de Don (2001 m), die Portes d'Onnaz und Pointe d'Onnaz, den Col du Golliet, die Pointes de Bellevue (2045 m) und den Bec du Corbeau (1995 m). Die beiden letzten Gipfel beherrschen einerseits das Val d'Illiez und andrerseits den Col de Morgins (1411 m) über dem durch den Alpweidenrücken von L'Haut vom Val d'Illiez getrennten Thal von Morgins.
Der die Landesgrenze bildende Kamm vom Col de Morgins zum Col de Coux (1925 m) zeigt eine Reihe von Gipfeln zwischen 2200 und 2300 m Höhe. Es sind: der Kamm von Lingéa, die Tête du Géant (2236 m), die Pointe de Cornebois (2207 m) und die Pointe de Chésery. Diese liegt vor dem Col de Chésery in der Nähe der Stelle, wo das Thal von Morgins über die Portes de Cholet (Portes du Soleil) und den Lac Vert mit dem Thal von Champéry in Verbindung steht. Dieses letztere trennt das Gebiet der Voralpen des Chablais von der Kette der Dents du Midi, welche bereits den Hochalpen angehört. Seine sanften Hänge sind in ihrem untern Teil mit Wiesen und Aeckern, in der mittlern Region mit Wald und im obersten Abschnitt beiderseits mit grossen Alpweiden bedeckt, zu denen im S. die Steilwände der Dents du Midi abbrechen.
Die Gruppe der Dents du Midi und der Tours Saillères umfasst denjenigen Teil der hohen Kalkalpen, welchen einerseits das Rhonethal und andrerseits die französische Grenze aus der Kette der sog. Berneralpen herausschneiden. In der Tat weiss man, dass die kurze Kette der Dent de Morcles in allen Beziehungen der Gruppe der Dents du Midi entspricht und das dazwischen eingesenkte Rhonethal ausschliesslich fluviatiler und glazialer Erosion seine Entstehung verdankt.
Zunächst haben wir die sehr steile Mauer der Dents du Midi mit ihren 7 Spitzen zu unterscheiden, deren beide Eckpunkte, die Cime de l'Est (3180 m) und die Haute Cime (3261 m), schöne Beispiele atmosphärischer Erosion und Verwitterung sind. Die Klus des Pas d'Ancel trennt den Kamm der Dents du Midi vom Grat von Bonnavaux, welcher sich gegenüber der Tête de Bossetan (2407 m) mit den Dents Blanches (2764 m) verbindet. Im S. dieser hohen Mauer ist das Thälchen der Clusanfe mit dem Pass gleichen Namens eingesenkt. Letzterer verbindet es mit dem Alpkessel von Salanfe, indem er die Jurakalkmasse der Tours Saillères (3222 m) und des Mont Ruan (3067 m) umgeht, die sich bis zum Pic de Tanneverge (2990 m) fortsetzt. Südostwärts lässt sie sich über den Col de Tanneverge und die Pointe de la Finive noch bis zum Cheval Blanc (2834 m) verfolgen, worauf sie das schweizerische Gebiet endgiltig verlässt.
Die dritte Gruppe ist diejenige der Aiguilles Rouges und des Trient. Das Massiv der Aiguilles Rouges taucht aus dem Sedimentmantel im SO. der Kalkmasse hervor, die am Col du Vieux, Col de Barberine, Col d'Émaney und Col du Jorat mit den kristallinen Gesteinen in Kontakt tritt. Diese Pässe bilden die Verbindung zwischen den Thälern der Eau Noire, der Barberine, des Triège, der Salanfe und der Rhone. So erscheint das kristalline Massiv der Aiguilles Rouges in eine Reihe von einzelnen Bergstöcken zerschnitten, deren höchster der Luisin (2789 m) ob Salanfe ist, während die Pyramide des Salantin (2485 m) das tief eingeschnittene Rhonethal beherrscht.
Vom Mont d'Arpille (2089 m) trennt der Trientfluss den Gipfel der Croix de Fer (2347 m) ab, der eine Kappe von jurassischem und karbonischem Gestein trägt. Das selbe Kalkband schaltet sich längs des Passes von La Forclaz und der Tiefenlinie von Martigny Combe zwischen den Gneis von Arpille und das Trientmassiv ein. Längs der schweizerischen Grenze misst die Breite dieses letztern nahezu 16 km. Es erreicht auf dieser Linie in der Aiguille d'Argentière (3905 m) seine grösste Höhe auf Schweizerboden.
Mehrere bedeutende Gletscher strahlen von diesem Punkt aus; so u. a. der Trient- und der Saleinazgletscher, zwischen denen sich die Pointe d'Orny (3277 m) erhebt. Die Quereinschnitte des Thales von Champex und des Dransethales trennen vom Trientmassiv den Mont Catogne (2600 m) einerseits und den Mont Chemin andrerseits ab. Es ergibt sich eine strahlenförmige Anordnung der Erosionsfurchen rund um das Massiv. Längs des Val Ferret sind sie von W. nach O. gerichtet, um dann gegen NO. abzubiegen. Die wichtigsten solcher Furchen sind diejenigen von La Neuvaz, Saleinaz, Orny, Arpette und La Gura. Die Mulde von Champex ist wahrscheinlich ein verlassenes Stück des Thales der Dranse d'Entremont. ¶