Städtchen
Weesen am W.-Ende des
Sees schmiegt sich den hinter dem schmalen Ufersaum sich steil erhebenden Felsenhügeln an
und verdankt seiner malerischen Lage wie dem milden Klima seinen guten
Ruf als Fremdenstation.
Schiffahrt. Da das Walenseethal den kürzesten Verbindungsweg zwischen den nach Italien führenden bündnerischen Alpenpässen
und der
NW.-Schweiz bildet, spielte die Schiffahrt auf dem Walensee seit der Zeit der
Römer bis in die
neueste Zeit eine gewisse
Rolle. Ihre Bedeutung wuchs mit dem Aufblühen der Industrien im 18. Jahrhundert, um so mehr, als
bis 1848 eine durchgehende fahrbare Strasse im Walenseethal fehlte. Die steilen, felsigen Ufer und die oft
plötzlich auftretenden
Stürme waren jedoch stets eine Gefahr für die Schiffahrt und hinderten ihre Entwicklung.
Als in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Industrie einen lebhaften Aufschwung nahm, genügten die Ruderboote und
Segelschiffe, die bisher den Warentransport besorgt hatten, nicht mehr.
Der See erhielt daher im Jahr 1837 das erste
Dampfschiff, den
«Splügen», der hauptsächlich den Transport der glarnerischen Baumwollfabrikate und der zürcherischen Seidenwaren
besorgte, die dann über den
Splügenpass nach den Häfen des mittelländischen Meeres und nach dem
Orient gingen.
Vom Jahr 1849 an wurde der
«Splügen» durch ein zweites Dampfschiff, den «Delphin» unterstützt,
ein kleines Boot, das vorher auf dem
Zürichsee kursiert hatte und nun auf dem Walensee besonders den
Personentransport und Postdienst besorgen sollte. In der Nacht vom 16. auf den ging jedoch der «Delphin»
während eines furchtbaren Sturmes auf der Fahrt von
Walenstadt nach
Weesen, nahe an seinem
Ziel, unter, wobei alle
seine Insassen, 13 Personen, den Tod in den Wellen fanden.
Diese Katastrophe versetzte der Dampfschiffahrt auf dem Walensee den Todesstoss. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie
Zürich-Weesen-Sargans-Chur
im Jahr 1859 büsste die Schiffahrt auf dem Walensee ihre Bedeutung vollends ein und diente fortan fast ganz nur dem lokalen
Verkehr. Der Warenverkehr beschränkt sich heute meist auf den Transport von Bausteinen, Zement,
Holz
und Streue und wird durch mehrere Ledischiffe besorgt, die früher durch Ruder und
Segel, gegenwärtig aber durch Motoren
betrieben werden.
Für Vergnügungsfahrten auf dem prächtigen
See steht in
Weesen ein elektrisches Akkumulatorenboot zur Verfügung. Zahlreiche
kleine Ruderboote stehen im Dienst der Fischerei und des lokalen Personenverkehrs. Das Aufblühen des
Fremdenverkehrs im Walenseegebiet hat in jüngster Zeit den Wunsch entstehen lassen,
der See, dessen Ufer so reich an Naturschönheiten
sind, möchte durch Wiedereinführung des Dampfschiffverkehrs neu belebt werden. Doch ist zur Zeit noch keine Aussicht auf
Verwirklichung dieses Gedankens vorhanden.
Bibliographie:Heim, Arnold,
und J.
Oberholzer, Geologische Karte der Gebirge am Walensee. - Heuscher, J. Die Fischereiverhältnisseim Walensee (in der Schweizerischen Fischereizeitung. 1893). - Legler, G. Hydrotechnische Mitteilungen.Glarus
1868. - Heule, A.
Vom Walensee zurTamina. Glarus
1903.
oder Wallenstadt (Kt. St. Gallen, Bez. Sargans).
431 m. Gem. und kleine Stadt am O.-Ende des
Walensees und etwa 1 km
von dessen Ufer entfernt, an der Mündung der kanalisierten
Seez und am S.-Fuss der steil abfallenden
Wände der
Churfirsten.
Station der Linie
Zürich-Weesen-Sargans-Chur. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach dem
Walenstadterberg. Die politische
Gemeinde (eine der grössten des Kantons) umfasst vier Ortsgemeinden:
Bärschis,
Tscherlach, Walenstadt
(mit Stadt Walenstadt,
Fäsch, Lige, Lochezen,
Stad, Upien und Zollacker) und
Walenstadterberg (mit Dorf,
Feld und Untersäss).
Zusammen: 477
Häuser, 2994 Ew. (wovon 366 Reformierte);
Pfarreien Walenstadt und
Bärschis,
reform. Pfarrei Walenstadt.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Land-, Alp- und Forstwirtschaft, nebst Wein- und Obstbau. Daneben
blühen auch Gewerbe und Industrie: Buntweberei, Stickerei, Kalk- und Zementfabrikation. Fremdenverkehr und Hotelwesen; beliebte
Sommerfrische. Vor der Anlage der Eisenbahn längs dem Seeufer gab auch die Schiffahrt (Spedition von Kaufmannsgütern von
Zürich
und Glarus
her) vielen Verdienst. Walenstadt ist eidg. Waffenplatz (Offiziersschiessschulen).
Eine Buchdruckerei mit Zeitung. Sekundarschule. Staatlich unterstütztes Krankenhaus. Zahlreiche gemeinnützige, wohltätige,
politische und religiöse Vereine und Institutionen. Auf hohem und steil abfallendem Felshügel bei
Bärschis steht die
KapelleSt. Georg, deren Grundmauern noch aus der Römerzeit datieren (römisches Kastell) und die als eines der ältesten Baudenkmäler
der
Schweiz gilt. Sie ist vor einigen Jahren renoviert und jedermann zur Besichtigung zugänglich gemacht worden.
Von
Bärschis aus ist die Besteigung des
Alvier (2363 m) ohne besondre Schwierigkeiten auszuführen. Walenstadt liegt überhaupt
im Herzen eines prächtigen Exkursionsgebietes und besitzt im
Walenstadterberg ein berühmtes und viel besuchtes Ausflugsziel
und Kurgebiet. Reste der an der Stelle des heutigen Walenstadt befindlichen Römersiedelung kommen bloss
bei ziemlich tiefem Nachgraben zum Vorschein. Dass die Gegend schon vordem besiedelt gewesen, beweisen das Refugium auf den
Reischiben und der Fund eines Bronzebeiles in einem Bach bei
Bärschis. Urkundliche Namensformen: 966 Walahestada, 1000-1100
de ripa Walahastad, 1282 Walastat, 1351 Walenstat;
seit der Mitte des 15. Jahrhunderts auch mit Verdoppelung
des Konsonanten Wallenstat, Wallen-¶
mehr
statt u. s. f. Der Name bedeutet «der Walen (d. h. Wälschen, hier Rätoromanen) Stad» und zeigt, dass hier ursprünglich Rätoromanen
sassen. So heisst denn der Ort im romanischen Idiom heute noch Riva, d. h. «Ufer, Stad, Landungsplatz», der SeeLacRivaun, d. h.
«See von Riva». Walenstadt hatte unter den Grafen von Montfort (seit der Mitte des 14. Jahrhunderts), unter
Oesterreich und seit 1460 unter eidgenössischer Herrschaft immer bedeutende städtische Rechte und einen selbst gewählten
Schultheiss und Rat.
Ums Jahr 1570 berichtet der Bündner Chronist Campell von dem Städtchen: «In
unsern Tagen ist dasselbe ein lebhafter Stapelplatz für Waren und Reisende, die den See befahren oder
bei Sturm auf ruhiges Wetter warten». Verheerende Schadenfeuer suchten das Städtchen 1799 und 1861 heim. Die Uferlandschaft
war noch vor hundert Jahren infolge der misslichen Abflussverhältnisse versumpft und ungesund, bis dann das Linth-Escher-Werk
auch hier die ersehnte Sanierung brachte und das Gelände in einen lachenden Garten von Obstbäumen, grünen
Matten und fruchtbaren Feldern umwandelte. Als hervorragender Bürger von Walenstadt ist zu nennen der Landeshauptmann
Bernold, der unter dem Pseudonym des «Barden von Riva» sich auch als Dichter bekannt machte.