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u. a. in Maracon, Chesalles sur Oron und im Bezirk Cossonay. Lausanne hat eine bedeutende Fabrik von Spazierstöcken und Holzartikeln für Raucher, Morges eine Gewehrschäftefabrik.
Rolle liefert gute Kacheln. Lausanne besitzt drei umfangreiche Fabriken, die neben gewöhnlichen Oefen auch alle Arten von Heizeinrichtungen, vom Dauerbrenner bis zur vollständigen Warmwasser- oder Dampfzentralheizung mit Nieder- oder Hochdruck, herstellen. Auf dem Gebiet der Etagenzentralheizung kämpft die Waadtländer und speziell Lausanner Industrie erfolgreich gegen die ausserkantonale Konkurrenz an.
Von grosser Bedeutung sind die Metallindustrien und ihre verschiedenen Zweige. Hauptzentren dafür sind Yverdon, Vevey, Lausanne, Nyon und Vallorbe. Der Kanton hat zwar selbst keine Hochöfen, doch bestehen Giessereien in Yverdon, Lausanne und Vevey, die namentlich kleinere Stücke herstellen. Einen Teil des notwendigen Materiales giessen sich die mechanischen Werkstätten selbst. Die Maschinenfabrik in Vevey beschäftigt sich mit Giesserei und erstellt Turbinen, Dampfkessel, gusseiserne Apparate, sowie eiserne Gerüste und Brücken. 1830 gegründet, beschäftigt sie an die 200 Arbeiter und produziert namentlich für Spanien, Frankreich und Italien.
Eine Maschinenfabrik in Lausanne (mit 70 Arbeitern) liefert ebenfalls grosse Maschinen, Turbinen und ähnl. Apparate. Die Grobmechanik ist ferner vertreten durch die Reparatur- und Bauwerkstätten der eidg. Bundesbahnen in Yverdon, die im Jahr 1906 rund 400 Arbeiter beschäftigten. Die Dampfschiffahrtsgesellschaft auf dem Genfersee besitzt umfangreiche Reparaturwerkstätten und stellt auch eine Anzahl einzelner Maschinenteile selbst her. Blühend sind Bau- und Kunstschlosserei, die namentlich in Lausanne und Umgebung (Renens, Prilly etc.) ihren Sitz haben.
Neben zahlreichen kleinern Bauschlossereien bestehen hier einige grosse Werkstätten mit je 50-100 Arbeitern. Kunstschlossereien von gutem Ruf bestehen ferner in Nyon, Yverdon und Vevey. Eine Kassenschrankfabrik bei Renens steht in voller Blüte. Die Fahrräderfabrik Lausanne beschäftigte 1907 20 Arbeiter. Auch Sainte Croix hat sich in diesem Industriezweig versucht. In Nyon verlegt sich eine Gesellschaft speziell auf den Bau von Lastautomobilen. Vallorbe stellt Motorfahrräder her, Payerne und Montreux gewöhnliche Fahrräder.
Fast unübersehbar ist die Zahl der mittelgrossen und kleinen mechanischen Werkstätten, der Werkzeug-, Schrauben- und Nieten-, Feilen-, Messer- und Instrumentenfabriken der verschiedensten Art. 1907 bestanden allein in Lausanne 16 solcher Werkstätten mit zusammen etwa 100 Arbeitern. Einige haben sich in der Herstellung von elektrischen Apparaten und Präzisionsinstrumenten spezialisiert. Andre liefern kleine Maschinen, Werkzeug, Brücken- und andre Waagen, Messinstrumente, Hahnen, Pumpen etc. Werkstätten solcher Art finden sich u. a. auch in Morges, wo ferner die Gesellschaft «Acétyla» den Versuch gemacht hat, Heiz- und Leuchtanlagen mit Azetylen auf den Markt zu bringen. Nyon ist ein sehr tätiger Mittelpunkt für Fein- und Grobmechanik: Herstellung von gewöhnlichen und Präzisionsschrauben, Drahtwaren, Motoren verschiedener Art etc. Die Fabriken von Le Creux in Ballaigues und von Les Éterpas bei Vallorbe stellen Beile, Sicheln, Ketten und Ackergerätschaften her.
Einen wichtigen Mittelpunkt intensiver industrieller Tätigkeit bildet Vallorbe, dessen hervorragendste Spezialität die Herstellung von Feilen jeder erdenklichen Art ist. Im Jahr 1908 hat die Société des Usines métallurgiques de Vallorbe täglich 1400 Dutzend Feilen fabriziert, im ganzen 540 Arbeiter beschäftigt und 212 Schneidmaschinen im Betrieb gehalten. Diese Feilen werden vorzüglich nach Amerika, Deutschland, Frankreich, Russland, Italien und dem äussersten Osten ausgeführt.
Ausserdem stellt man in Vallorbe Ketten, Nägel, Grabstichel und Werkzeug für Uhrsteinschleifer her. Vaulion (unweit Vallorbe) erzeugt ebenfalls Feilen. Ballaigues hat einige Werkstätten für Kleinmechanik, aus denen Grabstichel, Drehbänke für Uhrsteinschleifer, zahnärztliche Instrumente etc. hervorgehen. Romainmôtier liefert ebenfalls Kleinmechanik, sowie Feilenschneidmaschinen. In Sainte Croix blüht das Gewerbe der Messerschmiede; anderwärts stellen einige Händler ihre Messer und Rasiermesser selbst her.
Feilen produziert man ferner in L'Auberson, Sainte Croix, L'Abbaye, Moudon und Yverdon. Yverdon hat zahlreiche Werkstätten für Bau- und Kleinmechanik, Schrauben und Nieten, ferner auch Giessereien. Dann seien noch genannt: Zwei mechanische Werkstätten in Payerne;
eine Präzisionsinstrumentenfabrik in Rolle, die u. a. einen zur Aufnahme von grossen Panoramen bestimmten sog. «perspecteur mécanique» herstellt;
eine mechanische Werkstätte und ein Etablissement für das Schleifen, Verkupfern und Vernickeln von Metallen in Montreux;
eine Werkstätte für Präzisionsmechanik in Territet;
ein Stahlwalzwerk mit Werkstätte für Abstreichmesser für den Buchdruck in Avenches;
eine Rasiermesserfabrik in Le Sentier, eine Lampenfabrik in Le Pont, Musikinstrumentenfabriken in Lausanne, Payerne und Morges (Pianos).
Eine grosse Kabelfabrik ist 1900 in Penthalaz im Bezirk Cossonay gegründet worden; 1901 zählte sie etwa 60 Arbeiter, 1905 deren 90 und 1907 deren über 100. Einige Wagner des Landes versuchen es mit dem Luxuswagenbau und stellen Landauer, Mylords, Breaks, Phaetons und Jagdwagen her. Je eine grosse Bootbauerei in Grandson und Ouchy.
Das Jouxthal stellt den Mittelpunkt für die Waadtländer Uhrenindustrie dar und liefert überall als vorzüglich anerkannte Werke für einfache Uhren. Daneben zeichnet sich die «Vallée» aber noch besonders aus durch ihre komplizierten und extrakomplizierten Präzisionsuhren aller Art (Repetier-, Schlag- und Weckeruhren, einfache Chronographen, Chronographen mit doppeltem und dreifachem Zeiger, Chronographen mit Zeiger für Viertels- oder Fünftelssekunden, Chronographen mit Datums- und Mondphasenzeiger etc.), die wahre Meisterwerke darstellen. Seit dem Jahr 1905 fabriziert man flache und extraflache Uhren. Die Uhrwerke und fertigen Uhren der «Vallée» werden überallhin ausgeführt, doch bleiben Amerika und Japan immer noch die besten Absatzgebiete.
Zweites Zentrum der Uhrenmacherei in der Waadt ist Sainte Croix mit Umgebung (L'Auberson, Bullet, La Sagne). Eine Spezialität von Sainte Croix bildet die sehr kleine, einfache oder künstlerisch reich verzierte Schmuckuhr (montre-bijou). Aubonne hat eine Fabrik für Uhrenbestandteile, Champagne bei Grandson eine grosse ¶
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Uhrenschalenfabrik mit über 100 Arbeitern. Vallorbe fabriziert Uhrzeiger, Le Sentier Uhrpendel. La Vallée und Sainte Croix liefern ausgezeichnete Werke für Wanduhren. In Ballaigues und in Granges Marnand besteht je eine Fabrik von Turmuhren für Kirchen, Schulen, Schlösser und Landhäuser. Lausanne beginnt feine Schmucksachen zu liefern. Auch L'Auberson und Lucens haben je ein Juweliergeschäft.
Zahlreiche Arbeiter beschäftigt das Schleifen und Lochen von Edelsteinen, sowie die Herstellung von Zapfenlagern für die Uhrenmacherei. Die grösste Fabrik dieser Art befindet sich in Lucens, wo vor kurzem noch zwei weitere Geschäfte eingerichtet worden sind. Auch Sainte Croix hat sich mit dieser Spezialität eine neue Erwerbsquelle zu erschliessen gesucht. Weitere Uhrsteinschleifereien arbeiten in Moudon, Yverdon, Aubonne, Vaulion, in der Vallée de Joux und in Vugelles-La Mothe.
Die Musikdosen haben den Namen von Sainte Croix und der umliegenden Dörfer und Weiler in der ganzen Welt bekannt gemacht. Zunächst fabrizierte man die «cartel» genannte einfache Zylinderdose in allen Grössen vom gewöhnlichen Kinderspielzeug mit Drehgriff bis zu den umfangreichen Maschinen grösser als ein Piano. Um 1878 kamen die Dosen mit auswechselbaren Zylindern auf, die es gestatten, auf dem selben Instrument beliebig viele Stücke zu spielen. Dann rief die immer stärker sich fühlbar machende Konkurrenz einer neuen Verbesserung, der leicht zu handhabenden und zu fixierenden Scheibe, deren Fabrikation nach einigem Zaudern auch im Gebiet von Sainte Croix aufgenommen wurde.
Nach der von Hand auswechselbaren Scheibe kamen die Instrumente mit automatischer Auswechslung. Die Fabrikanten von Sainte Croix warfen sich dann noch auf die Herstellung von Phonographen und Grammophonen, von denen im Jahr 1906 monatlich 6000-7000 versandt wurden. Trotz alledem nimmt die Fabrikation von Zylinderdosen ihren Fortgang. Zunächst finden die kleinen Spielzeug- und Fantasieartikel immer noch guten und raschen Absatz. Dann gibt es auch manche Liebhaber für das grosse sog. Orchestrion und die Automatendosen mit Reitschulen, Panoramen, Tänzerinnen, Equilibristen und Seiltänzern, singenden Vögeln, elektrischer Beleuchtung, optischen Täuschungen etc. Im allgemeinen sind die wertvollern Stücke in schönen Möbeln eingeschlossen, die oft geradezu reich ausgestattet erscheinen und immer von vollendet gutem Geschmack zeugen.
Wenig vertreten ist im Kanton Waadt die Textilindustrie. Der Bezirk Cossonay hat zwei Spinnereien: die eine in Éclépens, die 80 Arbeiter beschäftigt und Wollentuch, Halbleinwand und Trikotstoffe herstellt, die andre in Vufflens la Ville mit der Fabrikation von hygienischen Geweben als Spezialität. In La Sarraz arbeitet eine Wolldeckenfabrik. Eine früher in Vevey ansässige Société vaudoise de Filature et de Tissage hat ihren Sitz 1897 in Gland aufgeschlagen und lieferte damals besonders Gewebe in Kamelhaar, sowie auch Pantoffeln aller Art. Dully im Bezirk Rolle hat eine kleine Wollspinnerei, deren Produkte namentlich nach Savoyen wandern.
Vevey hat eine Tuchfabrik, und Payerne stellt Wolltuch, Halbleinen und Trikotstoffe her. Lausanne hat drei Posamentergeschäfte und eine Bandweberei, welche als Spezialität Reklamenbänder für Handelsgeschäfte herstellt, etwa ein Dutzend Arbeiter beschäftigt und täglich 30000 m Band herstellt. Einige Lausanner Firmen verlegen sich, nicht ohne Erfolg, auf die Herstellung billiger Arbeiterkleider. Ziemlich blühend ist in Lausanne ferner die Fabrikation von Damen- und Herrenkleidern nach Mass (25 Firmen für Damen- und 12 für Herrenkleider).
Das Weisswarengeschäft ist von geringerer Bedeutung, dagegen blühen die Fabrikation von Damen- und Herrenblusen. In Lausanne und in Vevey finden wir auch mehrere Seiler. Erwähnt seien noch die Hut- und Kappenfabriken. Eine Hutfabrik in Lausanne mit etwa 10 Arbeitern liefert jährlich über 5000 Hüte, die zunächst in der Schweiz verkauft werden, bald aber auch in Deutschland Absatz finden sollen. Die Fabrik von Militärkäppis und -mützen in Payerne erfreut sich eines gewissen Rufes. Kappenfabrik in Vevey.
Gerbereien sind eingerichtet in Lausanne, La Sarraz, L'Isle, Morges, Moudon, Nyon, Rolle, Orbe, Baulmes, Oron, Payerne und Vevey. Vevey verfertigt als Spezialität Glanzleder und Treibriemen, Moudon ebenfalls Treibriemen, Rolle Treibriemen und Militärsäcke. Lausanne, Vaulion, Vevey und Aigle haben Holzschuhfabriken, deren Erzeugnisse in der deutschen Schweiz ein sicheres Absatzgebiet sich erobert haben. Eine dieser Fabriken in Vevey beschäftigt für sich allein 130 Arbeiter. Seit 1906 besteht in Lausanne eine Schuhwarenfabrik mit 21 Arbeitskräften und einer täglichen Produktion von 40-50 Paar Schuhen. Auch in Vaulion beschäftigt die Schuhwarenindustrie heute noch an die 50 Arbeiter und Arbeiterinnen, nachdem sie in diesem Dorf einst die beinahe ausschliessliche industrielle Beschäftigung der Bewohner gebildet.
Auch Bürstenwarenfabriken sind im Kanton Waadt vertreten. Eine Lausanner Fabrik verfertigt als Spezialität Stahldrahtbürsten für Baumeister, Mechaniker, Techniker etc., sowie Bürsten zur Reinigung von Bäumen, Rebstöcken u. s. w. Die Bürstenfabrik Aigle stellt jährlich für 70000-80000 Fr. Waren her, die in der Schweiz, nach Piemont und nach S.-Deutschland Absatz finden. In Nyon blüht eine Fabrik von Kämmen in Horn und Zelluloid.
Die Herstellung von Nahrungs- und Genussmittel steht im Kanton Waadt in hoher Blüte. Zunächst ist die Müllerei nicht ohne eine bestimmte Bedeutung. In den bäurischen Bezirken Cossonay, Moudon, Orbe, Échallens, Grandson und Aubonne findet man neben grossen Etablissementen der Branche besonders kleinere Kundenmühlen (sog. moulins agricoles), die von lokalen oder regionalen Genossenschaften betrieben werden. Die Mühlen von Bex und Aigle versorgen den O.-Abschnitt des Kantons.
Die grossen Mühlen von Penthalaz im Bezirk Cossonay und von Bornu bei Pompaples im nämlichen Bezirk lieferten 1897 eine jede täglich mehr als 100 Säcke Mehl und haben seither ihre Produktion noch um vieles gesteigert. Im Bezirk Orbe arbeiten Mühlen in Vallorbe, Croy, Chavornay und besonders in Orbe selbst. Die Mühlen von Granges-Marnand sind die tätigsten des ganzen Bezirkes Payerne. Weiter seien erwähnt diejenigen von Corcelles sur Payerne, Moudon, Lucens, Morges und Rivaz.
Die Mühlen von Gilamont bei Vevey wandeln jährlich über 90000 Meterzentner Körner zu Mehl um. Der von der Waadtländer Müllerei verwendete Weizen kommt über Marseille besonders aus Südrussland und Rumänien, dann auch aus den Vereinigten Staaten. Die einheimische Weizenproduktion genügt nicht einmal dem fünften Teil des Verbrauchs. Das in der Waadt hergestellte Mehl dient zunächst dem eigenen Verbrauch, wird aber auch in die Nachbarkantone Neuenburg, Freiburg und Wallis, sowie nach der Haute Savoie ausgeführt. Von den eingeführten ¶