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geschichteten Bänke dieses dunkelgrauen und auf dem frischen Bruch fast schwarzen Kalksteins lassen sich leicht abbauen und behauen. Es werden jährlich etwa 2000 Wagenladungen davon versandt. Verwendung findet der Stein ebenfalls zu architektonischen Verzierungen oder auch geschliffen als fast schwarzer Marmor. Der zeitweise aufgegebene Bruch auf obern Jurakalk am Fuss des Rocher de la George bei Roche liefert neuerdings wieder einen hellgrauen Haustein, während man in einem benachbarten, aber längst verlassenen Bruch den «Rouge suisse» genannten sehr schönen Marmor gewann.
Die Sandsteinbrüche gehen zurück, weil die weichen Sandsteine der helvetischen und der grauen (langhischen) Molasse seit etwa zwanzig Jahren der gefährlichen Konkurrenz der künstlichen Zementsteine weichen müssen. Von den zahlreichen Brüchen, die im Jorat zwischen Lausanne, Vevey und Avenches einst im Betrieb standen, haben sich einzig diejenigen von Crissier und Servion, neben einigen bloss zeitweisen Betrieben zu erhalten vermocht. Härtere Sandsteine sind vorübergehend in der Umgebung von Grandvaux, ob Cully und in der Umgebung von Blonay gebrochen worden. Die Molassenagelfluh gibt kaum Anlass zu regelmässigem Abbau. Kalktuff gewinnt man heute bloss noch auf beiden Ufern der Orbe bei Montcherand.
Kies und Sand finden sich hauptsächlich in den Moränenablagerungen und lokal auch in den Flussalluvionen und alten Seeterrassen. Eine Aufzählung aller Kies- und Sandgruben würde zu weit führen, so dass wir bloss auf diejenigen längs der Landstufen von Lavaux und La Côte hinweisen möchten, von denen erstere in den Seitenmoränen des einstigen Rhonegletschers und letztere in fluvioglazialen Schottern und lakustren Terrassen geöffnet sind. Im übrigen Mittelland finden sich zahlreiche Kieseinlagerungen (Kames) oder fluvioglaziale Terrassen, wie z. B. bei Les Cases ob Lausanne, sowie in den Thälern der Broye und der Venoge, wo überall fleissig Kies gegraben wird. Der Jurafuss weist zahlreiche Kieslager in den fluvioglazialen Ablagerungen auf, an deren Entstehung sich die lokalen Juragletscher stark beteiligt haben, wie dies aus dem starken Einschlag von jurassischem Geröllmaterial hervorgeht.
Am Ufer des Genfersees bestehen grosse Kiesgruben in den alten Seeterrassen und besonders den alten Wildbachschuttkegeln und Deltaablagerungen. So wird besonders das einstige Delta der Promenthouse eifrig abgebaut. Andre solche Betriebe finden wir bei Buchillon, Aubonne, Rolle und Nyon. Die Seeterrasse von Cully, die lange Zeit alljährlich mehr als 3000 m3 Kies und Sand geliefert, ist heute erschöpft, nachdem man sie bis zur Moräne und zu dem vom Gletscher geschliffenen Molassefels hinunter abgebaut hat.
Lager von Ziegellehm fehlen in der Waadt ebenfalls nicht. So liegt zwischen der von Montbenon über Montoie und das Gehänge von La Bourdonnette bis in die Nähe von Écublens hin zu verfolgenden Seitenmoräne und der aus anstehendem Fels bestehenden Stufe Lausanne-Renens-Crissier eine Lehmbildung, die gegen Bussigny hin immer blätteriger und fetter wird und auch noch einen grossen Teil des Thales der Venoge ausfüllt. Dieser subglaziale, in den Stauseen abgelagerte Lehm, die sich zwischen dem Gletscher oder seiner Seitenmoräne einerseits und dem anstehenden Fels andrerseits gebildet hatten, liefert den Ziegeleien und Backsteinfabriken von Renens und Bussigny ihr Rohmaterial.
Andre Fabrikanlagen verwenden lakustre Lehme (Morges und Chavornay), Glaziallehme (Buchillon) oder auch aus Flussschlamm entstandene Lehme (Mormont, Station Éclépens). Die Ziegeleien von Bière bauen die Lehme ab, die von den Bonds de Bière genannten temporären Quellen aufgearbeitet worden sind, andre Ziegeleien im Jorat und in der Umgebung von Mathod und Yvonand verschiedene Glazial- und Flusslehme, die Ziegelei von Saint Triphon (die einzige im Rhonethal) ebenfalls Flusslehm und die Ziegelei Clendy endlich die aquitanischen Molassemergel bei Calamin.
Der Aufschwung, den die Fabrikation von Zement und hydraulischen Kalk genommen, lässt das früher in der Umgebung von anstehenden Kalkstein so häufig betriebene Brennen von fettem Kalk mehr und mehr verschwinden. Solch gewöhnlicher Kalk wird heute bloss noch bei der Station Éclépens und am Mormont hergestellt. Die bekanntesten für die Fabrikation hydraulischen Kalkes geeigneten Mergellager sind die von Vallorbe, deren sich die Fabrik Les Grands Crêts bedient, und diejenigen von Baulmes, wo eine Fabrik von Portlandzement, natürlichem Zement und hydraulischem Kalk existiert.
Während die eben genannten beiden Ausbeutungsstellen in den Argovienmergeln liegen, beziehen die Fabriken von Grandchamp und Boche ihr Rohmaterial zum grössten Teil aus den tonigen Kreidekalken, denen sie noch mergligen Bathonien- und Jurakalk beimengen. Die Zementfabrik an der Paudèze entnimmt einen Teil ihres Lehmmaterials den tertiären Schieferkohlenwerken von Rochette und bezieht dazu noch Kalkstein von Saint Triphon und Rohmaterial vom savoyischen Ufer des Genfersees her.
Die sehr mächtigen und ausgedehnten Gipslager in der Umgebung von Bex und Ollon speisen mehrere Gipsfabriken. Die Fabrik Grandchamp bezieht einen Teil ihres Rohmateriales aus zwei unter Antagne bei Ollon (Villy) geöffneten Gipsgruben, während ein andrer Teil aus den ¶
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unterirdischen Gipsgruben im triadischen Kern des Gewölbes des Mont Arvel ob Villeneuve herkommt. Eine neue Fabrik ist vor kurzem am Fuss des Gehänges von Le Montet nahe Bex eröffnet worden. Endlich bezog ein jetzt der Zementfabrik an der Paudèze angegliederter kleiner Betrieb sein Rohmaterial ebenfalls aus der Umgebung von Villy bei Ollon.
Früher pflegte man ziemlich regelmässig gewisse Mergel zur Verbesserung von allzu sandigen oder an Kalk und Lehm zu armen Böden zu verwenden. Ganz besonders beliebt waren zu diesem Zweck die Hauterivemergel. Dieser fast ganz in Abgang gekommene Brauch wird heute noch von Zeit zu Zeit bei Bonvillars und Chamblon geübt.
Der Kanton Waadt besitzt mehrere Mineralquellen von altem gutem Ruf. Die am längsten bekannte ist die schon von den Römern benutzte schwache Therme von Yverdon (23-25° C.), die sich durch ihren starken Gehalt an Schwefelwasserstoff auszeichnet und daneben an andern Gasen noch Stickstoff und Kohlenwasserstoffe enthält, welche ihr Vorhandensein der Zersetzung von organischen Substanzen im Boden verdanken. Im Jahr 1907 hat man die Quelle mit Hilfe eines 12 m tiefen Schachtes neu gefasst, der die Moräne bis zu einem Kiesbett hinunter durchstach, aus welchem die Mineralquelle neben einer kältern und weniger schwefelreichen zweiten Quelle hervorkommt.
Die im Februar 1831 entdeckte Schwefeltherme von Lavey, mit ihren 52° C. die heisseste Therme der Schweiz, entspringt dem Rhonebett selbst und ist mit Hilfe eines 16 m tiefen Schachtes gefasst worden, wobei es besondrer Einrichtungen bedurfte, um Infiltrationen von kaltem Flusswasser fernzuhalten. Das Wasser von Lavey nähert sich seiner Natur und Eigenschaften nach demjenigen von Aachen.
Andre, nicht thermale Schwefelquellen werden in L'Alliaz, bei L'Étivaz und in Bex benutzt. Letztere werden im Salzbergwerk gefasst und durch eine metallne Röhrenleitung nach den Bädern von Bex geleitet. Andre im Salzbergwerk entspringende Schwefelquellen sind zur Zeit noch nicht gefasst. Früher beutete man auch eine dem Alluvialboden bei Les Placettes unweit Bex entspringende starke Schwefelquelle und eine andre solche Quelle in der Nähe des Hôtel Byron bei Villeneuve aus.
Noch weitere, mehr oder weniger gut gefasste aber nicht regelmässig benutzte Schwefelquellen finden sich bei La Comballaz, auf dem Col des Mosses und bei Cornaux ob Clarens. Das Heilbad Gimel verfügt über ein Stahlwasser, dessen Gehalt an Eisenbikarbonat 0,04257 gr auf den Liter beträgt, und die auch etwas Lithium und Magnesium aufweist. Mehrere alkalinische Quellen dienen zur Trinkkur; so diejenigen von Romanel, Henniez und Montreux, die alle der Kategorie der sog. indifferenten Wasser angehören und deshalb auch als Tafelwasser empfohlen werden.
Seit kurzem benutzt man auch die starke sog. Source de la Prairie bei Yverdon, die Calcium- und Magnesiumsulfat enthält und schon sehr geschätzt ist. Viele nicht thermale, aber recht ergibige Quellen mit Schwefelgehalt entspringen im Gebiet von Cornaux ob Clarens und in der Umgebung von Vers Vey in der Gemeinde Yvorne. Alle in der Umgebung von Ollon und Bex zutage tretenden Quellen enthalten viel Gips, doch wird keine als Mineralwasser verwendet. Das Hôtel des Bains in Aigle bedient sich einer starken Quelle gewöhnlichen Wassers zu hydrotherapeutischen Zwecken.
[Prof. Dr. H. Schardt.]
7. Klima.
Der Kanton Waadt ist klimatisch keine Einheit. Im N. reicht er hinauf bis zu den Juraketten und umschliesst den südl. Teil des Neuenburgersees; er umfasst die Hochfläche zwischen Neuenburger- und Genfersee, den sog. Gros de Vaud, welcher gegen S. steil zum Leman abbricht, den ganzen Uferstrich im N. des Leman, sowie die Bergufer und das daran anschliessende Voralpengebiet am O.-Ende des Genfersees und endlich die breite, rechtsseitige Thalebene der Rhone zwischen Leman und dem Engpass von Saint Maurice.
Die Verteilung der Niederschläge auf diesem orographisch reich gegliederten Gebiete wird durch folgende Zahlen illustriert:
Jährliche Niederschlagsmengen. (Mittelwerte der Periode 1864-1903). | ||
---|---|---|
cm | ||
Châlet Capt am Mont Risoux | (1349 m) | 207 |
La Cure | (1165 m) | 169 |
Sainte Croix | (1094 m) | 153 |
Le Sentier | (1024 m) | 154 |
Longirod | (900 m) | 122 |
Gimel | (730 m) | 108 |
Valeyres sous Rances | (505 m) | 97 |
Payerne | (455 m) | 92 |
Moudon | (515 m) | 104 |
Palézieux | (633 m) | 127 |
Échallens | (629 m) | 100 |
Cossonay | (575 m) | 89 |
Nyon | (405 m) | 95 |
Morges | (380 m) | 96 |
Lausanne | (553 m) | 98 |
Montreux | (380 m) | 109 |
Les Avants | (978 m) | 135 |
Aigle | (420 m) | 92 |
Château d'Œx | (970 m) | 113 |
Gryon | (1130 m) | 119 |
Pont de Saint Maurice | (417 m) | 100 |
Sehr grosse Niederschlagshöhen haben die Jurakämme, so der Mont Risoux über 200 cm; auf der SO.-Abdachung des Jura nimmt die Regenmenge rasch ab und erreicht am SO.-Ufer des Neuenburgersees (Estavayer 88, Payerne 92 cm) das Minimum im schweizerischen Mittelland, wenn wir von dessen äussersten N.-Ecke absehen. Auch der Gros de Vaud (Cossonay 89 cm) und das N.-Ufer des Genfersees (Morges 96 cm) haben eine kleine Jahresmenge; erst mit dem Ansteigen des Terrains gegen die Voralpen nimmt diese wieder zu (Les Avants ob Montreux 135 cm). Ganz enorme Beträge liefert die seit einigen Jahren bestehende Station auf den Rochers de Naye. In der Rhoneebene geht die Niederschlagsmenge wieder zurück (Aigle 92, Saint Maurice 100 cm).
Ueber die Mitteltemperaturen orientiert uns die beigedruckte Tabelle. Wir ersehen daraus u. a. folgendes: Leysin, Les Avants und auch die Jurastation Sainte Croix haben als freigelegene Gehängestationen milde Winter;
man vergleiche die entsprechenden Werte der ¶