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zwischen Begnins und Aubonne, die in ihrer äussern Gestalt stark an die bezüglich des geologischen Aufbaues und der Art ihrer Herausbildung sehr verschiedenen Steilhänge von Lavaux erinnert. Den obern Abschnitt der Mittellandsscholle von La Côte bildet eine mächtige Decke von Glazialschutt, so dass bloss der Sockel des Stufenabfalles im anstehenden Molassefels herausmodelliert erscheint, von dem an bis zum Genfersee dann noch ein mit Schutt überführtes Terrassenland sich ausbreitet. In dieser von der Erosion verschonten viereckigen Scholle, die bis in eine Höhe von 800 und 900 in hinaufreicht, lässt sich heute ein Trockenthal erkennen, das einst von einem nicht unbeträchtlichen Wasserlauf durchzogen worden sein muss: wir meinen die von Marchissy über Prévondavaux nach Gimel sich hinziehende Thalfurche, die ehemals offenbar dem Ruisseau du Vaud und allen vom Gebiet um Saint Georges herabkommenden Wasseradern als Abflussrinne gegen die Aubonne hin gedient hat. Nachdem sich dann in der Folge die Combaz ein genügend tiefes Bett eingeschnitten, zapfte sie dieses ganze System an und leitete es zur Sérine ab, durch welche nun alles Wasser sich zur Promenthouse sammelt.
Es folgt das Thal der Aubonne, das eigentlich nicht mit der Stromquelle der Aubonne beginnt, sondern durch das Tobel des Toleure sich bis nahe zum Col du Marchairuz hinaufzieht. Im Gebiet zwischen der Aubonne und dem Mormont wenden sich der Veyron und die Venoge gegen Nordosten, um dann am Fuss des Mormont einen fast geschlossenen Kreisbogen zu beschreiben und damit zum Genfersee abzubiegen. Ziemlich tiefe Töbel haben in diesen Abschnitt des subjurassischen Plateaus die kleinen Bachläufe des Boiron de Morges, der Morge, der Arenaz und der Senoge eingeschnitten.
Einen dritten Abschnitt des subjurassischen Plateaus bildet das Gebiet zwischen dem Mormont einerseits und dem Lauf des Nozon und der Orbe andrerseits, das weniger mit Moränenschutt überführt erscheint und den Felsgrund, Molasse und Neokom, oft zutage anstehen lässt. Der Mormont und der das Städtchen Orbe tragende Hügel bilden ins Mittelland vorgeschobene Ausläufer des Jura. Dank ihrem aus dem Jura kommenden beträchtlichen Wasservolumen haben sich der Nozon und die Orbe tiefe Thalrinnen ins Mittelland einzuschneiden vermocht. Da dessen tiefer gelegene Partien aus Neokom bestehen, bewegen sich diese Flüsse am Grund von eigentlichen Canyons mit steilabbrechenden Kalkfelswänden.
Vom Lauf der Orbe an nordwärts engt sich das anfänglich fast 5 km breite subjurassische Plateau mehr und mehr ein. Obwohl zugleich auch die Dicke der tertiären Ablagerungen beständig zunimmt, sticht doch der Neokomfels in Gestalt einer Falte noch an drei Stellen aus dieser Decke heraus: in Valeyres sous Rances, in Feurtilles bei Baulmes und am Mont de Chamblon. Alle Wasserläufe, von denen die Baulmine und der Arnon dem Jura entströmen, sind merklich nordostwärts, d. h. gegen die Orbe und den Neuenburgersee gerichtet. Die Thalrinnen sind nicht tief eingeschnitten und unterbrechen kaum das Gesamtoberflächenbild dieses Mittellandsstückes, das nördlich Concise, wo der Jura ans Ufer des Neuenburgersees stösst, sein Ende findet.
Den Hauptabschnitt des Waadtländer Mittellandes bildet aber das Bergland des Jorat, welcher Name «Waldgebirge» bedeutet und damit schon auf die umfangreichen Forsten hinweist, die dieses Gebiet weithin überdecken. Das Land steigt von der Tiefenlinie Venoge-Orbe-Neuenburgersee gegen den Fuss der Alpen hin beständig an, und zwar trotz des Vorhandenseins des Genferseethales, gegen das der Fuss des Jorat in sehr steiler Stufe abbricht. Die Höhenlage schwankt von 500 und 600 m zwischen Crissier und Cuarny bis zu 1084 m (Gipfel des Mont Pèlerin).
Die tiefe Furche des Genfersees hat am diesseitigen Gehänge die Ausbildung von zahlreichen Töbeln veranlasst, die im allgemeinen wenig tief eingeschnitten sind und starkes Gefälle aufzeigen; wir nennen diejenigen des Flon, der Paudèze, der Lutrive, des Flon de Chexbres und der Veveyse. Die grössten Flussläufe des Gebietes haben aber ihre Thalrinnen aus der nordwärts gerichteten Abdachung des Jorat herausgearbeitet, so u. a. der Talent, die Mentue und die Broye.
Das oberste Laufstück dieser letztern erscheint allerdings von N. nach S. orientiert und musste sich ursprünglich, wahrscheinlich durch die infolge nachträglicher Gletschererosion bedeutend erweiterte Senke von Attalens hindurch gegen den Genfersee fortsetzen. Der ganze Rest des Jorat trägt den Charakter eines südostwärts beständig ansteigenden alten Tafellandes, das von den Quellläufen der bereits genannten grössern Sammelstränge in kompliziertester Weise zerschnitten und zerstückelt worden ist.
Wie die Glazialerosion ihrerseits die ursprüngliche Gestalt der Flusserosionsrinnen ganz beträchtlich modifiziert hat, sind von den glazialen Schuttablagerungen andrerseits auch die äussern Formen der zerstückelten Tafel wesentlich beeinflusst worden. Infolge des nachträglichen Rücksinkens des Alpenkörpers haben grosse Teile der Flussthäler rückläufiges Gefälle erhalten und sind seither zum Teil aufgefüllt worden. Auf diese Art entstanden die grossen Alluvialflächen der untern Orbe und untern Broye, die verlandete Abschnitte des einstigen mächtigen jurassischen Randsees darstellen.
Das Thal der Broye schneidet den Jorat in zwei Teile: a) den westlichen Jorat mit den Quellen der Mentue und des Talent, sowie mit dem Mont Vully als nördl. Fortsetzung, einem schmalen und langgezogenen Hügelrücken, der einst eine Halbinsel im grossen jurassischen Randsee bildete, und b) den östlichen Jorat zwischen dem Broyethal und dem Alpenfuss. Als ganzes stellt der Jorat ein Hügelland dar, das abwechselnd mit Kulturland und Wald bestanden ist, welch letzterer sich namentlich an den für landwirtschaftliche Benutzung zu steilen Gehängen ausbreitet.
Hervorzuheben ist die regelmässige Zunahme der Meereshöhe der einzelnen Hügelzüge, woraus mit Sicherheit sich ergibt, dass die ursprüngliche Oberfläche sich von SSO. gegen NNW. abdachte. Die wasserscheidende Linie verläuft in der Nähe der alpinen Kette der Pléiades und unweit des Genferseethales, wo sie in kurzer Distanz dem Rand des Steilabsturzes folgt. Man findet hier in der Richtung von W. nach O. die Höhe des «Mont» (774 m) ob Lausanne, die Höhe von Épalinges (809 m), den Grand Jorat (882 m), die Tour de Gourze (930 m), den Mont Pèlerin (1084 m) und den ¶
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Mont Cheseaux (985 m). Durch die Einschnitte zwischen der Tour de Gourze und dem Mont Pèlerin geht der Hauptverkehr der Bewohner von Lavaux mit der Nordflanke des Jorat. Ein andrer Uebergang dieser Art ist der Einschnitt von Chexbres-Puidoux, dessen höchster Punkt bei La Loche 701 m erreicht und der von der Bahnlinie Lausanne-Bern als Durchgang benutzt wird. Höher liegt der zwischen dem Mont Pèlerin und dem freiburgischen Mont Vuarat breit geöffnete Einschnitt von Attalens (Signal ob Jongny in 756 m), in dem die nordwärts zur Broye abfliessende Biordaz ihren Ursprung nimmt.
Diese Erscheinung hat zur Aufstellung der Hypothese Veranlassung gegeben, die Rhone des Wallis sei vor der Austiefung des Genferseethales durch die Senke von Attalens geflossen und hätte damals, dem jetzigen Thal der Broye folgend, seinen Lauf gegen den Rhein hin genommen. Noch weniger glaubhaft erscheint die weitere Annahme, zu jener Zeit sei die Dranse des Chablais durch das Thal der Venoge und den Engpass des Mormont in den Neuenburgersee geflossen, wodurch sie ebenfalls dem Rhein tributär gewesen wäre. In Wirklichkeit hat nicht die Rhone ehemalige Zuflüsse des Rheins abgelenkt, sondern vielmehr der Rhein einen Teil des hydrographischen Systems der Rhone angezapft und zu sich herübergezogen.
Indem nämlich das Gefälle der Nordabdachung des Jorat sowohl durch die Glazialerosion als auch durch das die alpinen und jurassischen Randseen schaffende Rücksinken des Alpenkörpers sich immer steiler gestaltete, fand auch eine allmählige Ablenkung ehemaliger Nebenadern der Rhone zum Rheinsystem statt. Dahin gehört in erster Linie die obere Broye mit ihren Zuflüssen, deren Wasser vor der Glazialzeit ohne Zweifel ihren Weg durch den Einschnitt von Attalens zur Rhone (Lemansee) hin genommen haben.
Auch der Grenet, dessen Oberlauf heute noch südostwärts gerichtet ist, muss damals durch die Furche des Lac de Bret dem Leman zugeflossen sein, bis er durch glaziale Erosion und Schuttablagerungen in die heutige Laufrichtung abgelenkt ward. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei der Tiefenlinie der Venoge, deren Unterlauf ein ehemaliges Bett des heute zum Rhein abgelenkten Nozon darstellt. Ebenso sahen sich die den Präalpen entspringenden beiden Veveyse eine zeitlang zur Broye und damit zum Rhein hin abgelenkt, bis dann die Rhone ziemlich spät ihre ältern Rechte wieder geltend zu machen verstand. Noch weitere Zeugnisse für solche einstigen Uebergriffe des Rheins aufs Rhonegebiet liessen sich beibringen, wenn man einen alten Saanelauf von Bulle über Vaulruz und Semsales zur Veveyse oder auch einen alten Broyelauf über Puidoux und Attalens feststellen könnte.
Aus unsrer Betrachtung ergibt sich somit, dass die heute in so grosser Nähe des Genfersees verlaufende Wasserscheide im Jorat keineswegs als eine Folge der Anzapfung und Ablenkung ehemaliger Rheinzuflüsse (Walliser Rhone und Dranse) durch die Rhone, sondern vielmehr das Resultat von Uebergriffen des Rheingebietes aufs Rhonegebiet ist. Wo hier das letztere weiter nordwärts ausgreift, geschieht es bloss deshalb, weil die Rhone an solchen Stellen (Venoge und Veveyse) seit der Eiszeit ihre ältern Rechte wieder zur Geltung gebracht hat.
c) Alpen.
Die Waadtländer Alpen zerfallen in die zwei scharf voneinander geschiedenen Gebiete der zur Saanen- und Simmengruppe gehörenden Voralpen (oder Präalpen) und der das W.-Ende der sog. Berneralpen bildenden hohen Kalkalpen.
Die Präalpen steigen von der ersten Kette, derjenigen der Pléiades (1401 m) bis zum Fuss der Hochalpen ganz regelmässig an und bilden eine Reihenfolge von Höhenzügen, deren Gipfel um die Kote von 2111 m schwanken. In dieser Beziehung ist die Abgliederung der Präalpen besonders deutlich ausgesprochen, indem von der den Kontakt mit den Hochalpen markierenden Tiefenlinie an die letztern fast plötzlich zu Höhen von 3000 m und mehr ansteigen. Orographisch erscheint die kurze Kette der Pléiades als gerundeter Rücken, der sich mit einem Jurakamm vergleichen lässt und auch wie ein solcher an den Gehängen Wald trägt und zuoberst mit Alpweiden bedeckt ist.
Durch den Col de l'Alliaz (1190 m) wird der Rücken der Pléiades vom bewaldeten Kalkgebirge zwischen den Töbeln der Baye de Clarens und der Baye de Montreux getrennt, das sich aus dem Mont Mollard (1755 m), dem Mont Folly (1734 m), dem kleinen Plateau von La Pléniaz und En Jor (1513 m), sowie dem Rücken des Mont Cubly (1192 m) zusammensetzt. Alpweiden wechseln hier mit ausgedehnten Tannenwaldungen ab, die an den nordwestwärts gewendeten Steilabbrüchen zur Entstehung von besonders malerischen Landschaftsbildern Anlass geben.
Die Baye de Clarens entspringt am Col de l'Alliaz und ist tief in die aus Moränenschutt bestehende Thalstufe von Villars eingesenkt, die durch die Flusserosion (Schlucht von Saumont) ganz allmählig abgetragen wird. Das nämliche gilt für den Oberlauf der Baye de Montreux, deren erosive Tätigkeit in der Schlucht von Sauderan die gleichbenannte Terrasse aus Glazialschutt beständig schmäler werden lässt. Der Unterlauf dieses Wildwassers bildet die Gorge du Chauderon zwischen der Gruppe Mont Folly-Mont Cubly einerseits und dem Bergstock von Glion-Caux mit seinen anmutigen Wald- und Wiesengehängen und den anspruchsvollen Hotelpalästen andrerseits.
Der von den Verraux (1868 m) zur Cape au Moine (1946 m) ziehende Kamm, der das oberste Thälchen der Baye de Montreux beherrscht, steht über den Col de Jaman (1516 m), die isolierte Kalkpyramide der Dent de Jaman (1878 m) und die Dent de Hautaudon (1874 m) mit den Rochers de Naye (2045 m) in Verbindung, denen die begraste Spitze der Dent de Merdasson (1861 m) vorgelagert erscheint und die, an den steilen Hängen Wald und auf ihrem Rücken Alpweiden tragend, stufenweise einerseits zum Genfersee und andrerseits zum Thal des Hongrin hinabsteigen.
Dieses ist zwischen die Rochers de Naye und den Bergstock der Dent de Corjon (1970 m) eingesenkt. Die über den Col de Chaude (1627 m) miteinander in Verbindung stehenden Thäler der Tinière und von Chaude schneiden den Kamm der Rochers de Naye vom Bergzug Mont Arvel (1771 m)-Malatrait (1932 und 1930 m)-Pointe d'Aveneyre (2030 m) ab. Das Gegenstück zu diesem letztern bildet der Rücken der Pointe de Planachaux (1891 und 1928 m) über dem Col de Crau (1641 m), der sich gegen das Querthal der Saane hin senkt.
Diese tief eingeschnittene Klus trennt das Berggebiet von Corjon und Planachaux einerseits von der Kette des Vanil Noir andrerseits, gleich wie das Thal des Hongrin zwischen die Dent de Corjon einerseits und die Rücken der Rochers de Naye und von Aveneyre andrerseits eingesenkt ist. Die Hochkette des Vanil Noir beginnt nordöstl. der Klus von Rossinière mit der Becca de Cray (2074 m) und einer ganzen Reihe von kleinern Gipfeln, um über den Grat von Paray (2378 m) zum Vanil Noir (2395 m) zu ziehen, dessen Gipfelgrat die Kantonsgrenze gegen Freiburg bildet.
Diese setzt sich dann nordostwärts über die Arête des Tours (2246 m) fort, um nachher bis zur Verdaz herabzusteigen. Die S.-Flanke der Kalkkette Mont Arvel-Aveneyre-Vanil Noir wird von einer ganzen Reihe von Alpweidenthälchen begleitet, die durch Passübergänge miteinander in Verbindung stehen. Zunächst ist da das Thal der Eau Froide zu nennen, aus dem man über den Col d'Ayerne (1461 m) ins Thal des Petit Hongrin gelangt; es folgt der aus dem Thal des Hongrin nach Château d'Œx (999 m) hinüberführende Col d'En Sonlemont (1508 m) und hierauf der Col de la Sierne au Cuir (1405 m), über den man ins Thälchen von Vert Champ hinübersteigt.
Der weiter ostwärts folgende Abschnitt der Waadtländer Präalpen lässt sich in eine Anzahl natürlicher Gruppen zerlegen. Ob Yvorne erhebt sich der Bergstock der Tours d'Aï, der den prachtvollen Erosionszirkus von Corbeyrier-Luan beherrscht, aus dessen zerklüfteter und kahler Kalkoberfläche die drei Felstürme der Tour d'Aï (2334 m), Tour de Mayen (2325 m) und Tour de Famelon (2141 m) herauswachsen und der über dem Col de la Pierre du Moëllé (1680 m) abbricht. Gleichsam seine Fortsetzung bildet im NO. der scharfe und kahle Kamm des Mont d'Or (2178-2185 m), der über dem Thal des Hongrin ebenfalls ausstreicht. Gegenüber breitet sich zwischen dem Hongrinthal und dem Thal von Château d'Œx das Alpweiden und Bergwiesen, aber nur wenig Wald tragende Bergland der Monts Chevreuils (1753 m) aus, dessen Fortsetzung jenseits der malerischen Gorge du Pissot in den steilwandigen Rochers de la Braye ob Château ¶