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Interessen der Fischer berücksichtigt, als auch die Hebung der Fischerei und des Fischbestandes scharf im Auge behält. Die engmaschigen Netze wurden durch weitmaschige ersetzt und der Fang mit dem Zuggarn auf ein Minimum reduziert; heute ist dasselbe am ganzen See nur noch von 4 Fischern in Verwendung. Trotz mannigfacher fischfeindlicher Einrichtungen (wie intensiver Dampfschiff- und Motorschiffbetrieb, Korrektion der Bäche und Flüsse, Ufer- und Quaibauten) können wir heute wieder eine bedeutende Zunahme der Fische, namentlich der Weissfelchen und Forellen konstatieren, was nicht in letzter Linie auf die zweckmässige Einführung der Schonzeiten zurückzuführen ist, durch die den Fischen während ihrer Laichzeit die nötige Ruhe zu teil wird. Andrerseits sind in der Nähe des Sees verschiedene Fischbrutanstalten eingerichtet worden, die bestrebt sind, die junge Brut aufzuziehen und dadurch den Fischbestand des Sees zu vermehren; solche Anstalten finden wir in Luzern, Buochs, Silenen. Vor allem hat man mit der Aufzucht von Forellenjungbrut gute Erfahrungen gemacht.
Der Weissfelchen ist der eigentliche Brotfisch des Sees; er wird meist mit dem Grundnetz und dem Zuggarn gefangen, während beim Forellenfang hauptsächlich Schwebnetze zur Anwendung gelangen. Der Weissfelchen ist im äussern See, d. h. im Trichter und seinen Armen, recht häufig, während er den innern See, d. h. das Stück innerhalb der beiden Nasen, nur zu Laichzwecken aufsucht. Hier wird er dagegen durch den Edelfelchen ersetzt, der aber bei weitem nicht in so grosser Zahl auftritt wie der Weissfelchen.
Die dritte Felchenart, der Balchen, ist im Gegensatz zu den bereits erwähnten Fischarten in Abnahme begriffen. Worin diese ihren Grund hat, ist schwierig zu erforschen. Bekanntlich laicht der Balchen nur wenige Tage Ende November oder Anfangs Dezember an steinigen Ufern und hält sich sonst während des ganzen Jahres in der Tiefe auf. Am erträglichsten war ihr Fang in den 50er und Anfangs der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts, wo ein Fischer in einem Balchenlaich 500-800 Stück fangen konnte, heute vielleicht noch 20-40 Stück. Die früher gefangenen Balchen hatten ein durchschnittliches Gewicht von 1-1½ Pfund, während heute nur noch 2-3 pfündige gefangen werden, da jüngere Tiere auf den Laichplätzen nicht mehr erscheinen. Man ist deshalb ernstlich bemüht, durch Aufzucht der Balchenbrut ihren Bestand zu mehren.
Der Hechtfang, wie derjenige der übrigen Uferlaicher, wird vom Wasserstand des Sees wesentlich beeinflusst. Die Erfahrung lehrt uns, das der Fang ein ergibiger wird, wenn der See im Steigen begriffen ist. Da der Wasserstand des Sees aber grossen Schwankungen unterworfen ist und der jungen Brut deshalb Gefahr droht, auf trockenen Boden zu gelangen, suchte man diesem Uebelstand einigermassen abzuhelfen mittels einer Schwelle in Luzern, die den Wasserstand zu regulieren hat.
Als Laichstellen liebt der Hecht besonders schilfige Ufer, geht aber auch gerne in Gräben mit langsam fliessendem Wasser. Ausser im Schilf und im sog. Hechtgraben bei Brunnen wird er im innern See nur wenig gefangen; der äussere See und vor allem der mit Schilfbeständen wohl versehene Alpnachersee ist dagegen reich an Hechten. Teils wird er mit sog. Fachen, teils mit dem Setznetz gefangen. Die Rötel spielen im Vierwaldstättersee eine merkwürdige Rolle. Man hat sie schon an verschiedenen Stellen des Sees vereinzelt in Weissfischnetzen gefangen. Wo sie aber in grösserer Zahl auftreten, weiss man nicht; auch ihre Laichplätze sind unbekannt.
Sehr wahrscheinlich leben sie in der Tiefe. Aehnlich wie im Zugersee, haben einige Fischer es versucht, durch Versenken von Kies ihnen künstliche Laichplätze zu schaffen; aber ohne Erfolg. Auf Antrag der Konkordatskommission wurden Nachforschungen zur Auffindung ihrer Laichplätze angestellt; doch gelangte man bis jetzt zu keinen massgebenden Resultaten. Ein Maximum von 25 Exemplaren wurde bei Versuchen mit Grundnetzen bei Beckenried gefangen. Vergleichen wir die Fischbestände der beiden Seeteile miteinander, so finden wir, dass derjenige des innern Sees, der rauhern Natur und der felsigen Ufer wegen, bedeutend geringer ist als derjenige des äussern Sees, der ein milderes Klima hat und reich an Schilfbeständen ist. Von epidemischen Fischkrankheiten und Fischsterben ist der Vierwaldstättersee bis jetzt verschont geblieben.
Die Fischereigeräte, die auf dem See zur Verwendung gelangen, sind: das Grundnetz, das Setz- oder Stellnetz, das Spiegelnetz, das Schwebnetz, das Zuggarn, das Speisnetz (zum Fang von Köderfischen), Reusen, Wurfangel, Schleppangel, Aalschnur, Hechtschnur, Forellenschnur. Die der Fischerei dienenden Fahrzeuge sind: der Einbaum, der Jassen, der Halb-Jassen und die Schaluppe.
Das Zooplankton ist eingehend von G. Burckhardt studiert worden, der dessen Artenbestand feststellte und konstatierte, dass dessen horizontale Verteilung eine gleichförmige ist. Es liegen keine Beobachtungen vor, welche die Annahme von Schwarmbildungen rechtfertigten. Von den untersuchten Planktontieren führen einige Arten grosse tägliche Wanderungen aus. Es sind dies : Bythotrephes longimanus, junge Diaptomus, Diaptomus gracilis, Daphnia hyalina, Diaptomus laciniatus.
An Unterschieden in der Zusammensetzung des Plankton der einzelnen Seebecken wurden folgende konstatiert: Diaphanosoma brachyurum fehlt im Urnersee vollständig, kommt in den übrigen Seebecken in mittlern Quantitäten vor und ist in grossen Mengen vertreten im Alpnachersee. Bosmina coregoni, Bythotrephes longimanus und Diaptomus gracilis fehlen im Alpnachersee. Bosmina longirostris lebt als regelmässiger Planktont im Alpnachersee, nur gelegentlich dagegen im übrigen Vierwaldstättersee. Daphnia hyalina bildet im Vierwaldstättersee eine reiche Menge von Formen, im Alpnachersee dagegen eine einzige, für dieses Becken charakteristische Form. Burckhardt bestimmte die Quantität des Plankton unter 1 m2 Oberfläche für den Alpnachersee zu 7-15 cm3, für den Vierwaldstättersee oberer Teil zu 12-37 cm3 und für den Vierwaldstättersee vorderer Teil zu 22-60 cm3.
Viesch - Vieux Émosson

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Seite 46.401.9. Dampfschiffahrt.
Die Schiffahrt auf dem Vierwaldstättersee lag in frühern Jahrhunderten in den Händen verschiedener Zünfte, die man mit dem gemeinsamen Namen der «St. Niklausen Gesellschaften» bezeichnete. Ausserdem waren noch zwei bekannte Schiffsgesellschaften die Urinauen- und die Pfisternauengesellschaft (Luzern). Diese Gesellschaften besorgten den Waren- und Personenverkehr mit grossen Ruderschiffen, welche man ¶
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Nauen nennt. Am führte der erste Dampfer, die «Stadt Luzern", , die erste Fahrt aus. Dieses Schiff wurde von dem Handelshaus Knörr und Sohn in Luzern bestellt. Es war 32 m lang und 6 m breit, besass einen Mastbaum mit Segel und fasste 300 Personen. Die Maschine wurde mit Tannen- und Buchenholz geheizt. Während im Winter per Woche nur 2 Kurse ausgeführt wurden, machte das Schiff im Sommer per Woche 8 Kurse von Luzern nach Flüelen. In den ersten Jahren hatte diese Dampfschiffahrtsgesellschaft viele und unangenehme Kämpfe mit den Nauengesellschaften zu führen.
Dennoch wurde 1842 der zweite Dampfer, der «St. Gotthard», erbaut. 1847 bildete sich eine zweite Gesellschaft, die Postdampfschiffahrtsgesellschaft, welche 2 Dampfer erbaute. Nach jahrelangen Zänkereien brachten die beiden Gesellschaften 1849 es dazu, nach vereinbarten Tarifen zu arbeiten. 1859 erstellte die schweizerische Zentralbahn die beiden Schiffe «Stadt Basel" und «Stadt Mailand» und gab sie den beiden Gesellschaften in Pacht. Wie ablehnend sich die Uferorte zuerst der Dampfschiffahrt gegenüber verhielten, beweist uns der Umstand, dass erst 1852 der freie Verkehr mit den Gestaden von Küssnach und 1858 derjenige mit Alpnach eröffnet werden konnte.
Die Verbindung Luzern-Hergiswil-Alpnachstad besorgte der kleine Schraubendampfer «Rotzberg» (Besitzer: Kaspar Blättler). Auch den Küssnachersee befuhr ein kleiner Schraubendampfer («Rütli»). Nach verschiedenen Wendungen war durch Verschmelzung der bestehenden Gesellschaften 1870 die nunmehrige Dampfschiffgesellschaft des Vierwaldstättersees entstanden. Die Gesellschaft besitzt 20 Dampfer, nämlich 16 Raddampfer und 4 Schraubendampfer. Zwei dieser Dampfer sind Trajektschiffe. Der grösste Salondampfer der Gesellschaft, die «Stadt Luzern", , hat 750 indizierte Pferdekräfte und misst 60 m in der Länge und 7,5 m in der Breite.
Name der Schiffe | Indizierte Pferdekräfte | Länge Meter | Breite Meter |
---|---|---|---|
1. Stadt Luzern | 750 | 60 | 7.50 |
2. Uri | 650 | 59 | 6.80 |
3. Unterwalden | 650 | 59 | 6.80 |
4. Germania | 550 | 59.40 | 6.40 |
5. Italia | 550 | 59.40 | 6.40 |
6. Schwyz | 500 | 60.45 | 5.91 |
7. Victoria | 500 | 60.45 | 5.91 |
8. Helvetia | 335 | 51 | 5.40 |
9. Pilatus | 380 | 51.50 | 5.80 |
10. Gotthard | 350 | 46 | 5.80 |
11. Winkelried | 290 | 46 | 6.00 |
12. Waldstätter | 290 | 48 | 4.80 |
13. Wilhelm Tell | 265 | 48 | 4.98 |
14. Stadt Basel | 215 | 45 | 4.80 |
15. Stadt Mailand | 215 | 45 | 4.80 |
16. Rigi | 155 | 37.80 | 4.20 |
17. Schwan | 50 | 22.50 | 3.00 |
18. Merkur | 75 | 15.80 | 3.00 |
19. Trajektschiff I | 100 | 42 | 7.00 |
20. Dito II | 100 | 42 | 7.00 |
Wie sehr sich der Verkehr in den letzten Jahren gesteigert hat, mögen folgende Zahlen zeigen. Die Einnahmen betrugen im
Jahr 1870 Fr. 432540, im Jahr 1890 Fr. 1
044
418 und im Jahr 1903 Fr. 1
558
296.
10. Bibliographie.
Cysat, Joh. Leop. Beschreibung des berühmbten Lucerner oder 4 Waldstätter Sees. Luzern 1661. - Heim, Alb. Geologie der Hochalpen zwischen Reuss und Rhein. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. 25). Bern 1891. - Reussgebiet von den Quellen bis zur Aare. I: Die Flächeninhalte der Einzugsgebiete. (Wasserverhältnisse der Schweiz; bearb. und hrsg. vom eidg. hydrometrischen Bureau). Bern 1903. - Arnet, X. Das Gefrieren der Seen in der Zentralschweiz (in den Mitteilungen der Naturf. Ges. Luzern. 1, 1897). - Burckhardt. Quantitative Studien über das Zooplankton des Vierwaldstättersees. (Ebendort; 3, 1900). - Surbeck. Die Molluskenfauna des Vierwaldstättersees. (Ebendort; 3, 1900). - Sarasin. Beobachtungen über die Seiches des Vierwaldstättersees. (Ebendort; 4, 1904). - Amberg. Optische und thermische Untersuchungen des Vierwaldstättersees. (Ebendort: 4, 1904).
[Dr. Hans Bachmann.]