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Absatz auf der Ablagerungsfläche von 10,31 km2 des Urnersees rund 154650 m3 oder 196921 Tonnen nasser Schlamm und rund 39178 m3 oder 97945 Tonnen trockener Schlamm, was ungefähr 40000 m3 Fels gleichkommt.
Die chemische Analyse ergab folgende Tabelle:
% | % | ||
---|---|---|---|
Si O2 | 41.20 | C O2 | 12.52 |
Al2 O3 | 11.32 | K2 O | 2.42 |
Ti O2 | 1.28 | Na2 O | 0.96 |
Fe2 O3 | 5.68 | Cu | 0.14 |
P2 O5 | 0.31 | Fe | 0.10 |
Ca O | 16.48 | S | 0.15 |
Mg O | 1.90 | Glühverlust | 5.54 |
Petrographisch und chemisch ist dieser Schlamm als ein kalkreicher Ton oder Tonmergel zu bezeichnen. Zu 85 bis 90% ist er klastischer Natur, und nur etwa 10% sind chemischer Niederschlag. Die Planktonorganismen beteiligen sich in sehr geringem Masse an der Schlammbildung.
6. Meteorologisches.
a) Temperaturen. Ueber die beiden Stationen Gersau und Luzern geben für den Zeitraum 1890-1899 die beigedruckten Tabellen Auskunft.
[°C.] | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Monats-Mitteltemperaturen 1890-1899. | ||||||||||||
Luzern | -1,8 | -0,1 | 4.2 | 8.5 | 12.3 | 16.2 | 17.6 | 16.5 | 14.6 | 8.7 | 3.9 | -0,54 |
Gersau | -0,5 | 1.1 | 4.9 | 8.9 | 12.7 | 16.3 | 17.7 | 17.6 | 13.8 | 9.9 | 5.4 | 1.1 |
Monatliche Minima 1890-1899. | ||||||||||||
Luzern | -17,0 | -16,0 | -12,0 | -3,0 | 1.6 | 7.0 | 9.6 | 6.2 | 2.8 | -3,0 | -8,4 | -11,0 |
(1895) | (1895) | (1890) | (1891) | (1892) | (1894) | (1890) | (1890) | (1897) | (1891) | (1890) | (1899) | |
Gersau | -13,8 | -9,1 | -9,5 | -1,8 | 2.0 | 6.3 | 8.8 | 5.0 | 1.5 | -2,6 | -6,0 | -8,2 |
(1894) | (1895) | (1890) | (1891) | (1897) | (1897) | (1890) | (1890) | (1890) | (1891) | (1890) | (1891) | |
Monatliche Maxima 1890-1899. | ||||||||||||
Luzern | 12.2 | 13.8 | 20.0 | 23.8 | 27.1 | 28.8 | 29.2 | 29.5 | 28.3 | 21.6 | 17.8 | 14.7 |
(1890) | (1899) | (1897) | (1893) | (1892) | (1891) | (1891) | (1893) | (1899) | (1895) | (1895) | (1895) | |
Gersau | 14.5 | 14.2 | 19.0 | 23.5 | 26.4 | 27.4 | 30.2 | 29.7 | 25.6 | 25.0 | 19.8 | 15.4 |
(1899) | (1891) | (1897) | (1893) | (1892) | (1891) | (1896) | (1892) | (1895) | (1893) | (1892) | (1895) |
Aus diesen Tabellen ergibt sich, dass die Mitteltemperaturen von Luzern namentlich in den Wintermonaten niedriger sind als in Gersau. Das gleiche gilt auch für die Minima.
b) Nebel. Die Annalen der schweiz. meteorolog. Zentralanstalt verzeichnen für die beiden Stationen Luzern und Gersau folgende Nebeltage für die Jahre 1890-1899:
Nebeltage für die Jahre 1890-1899. | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1890 | 1891 | 1892 | 1893 | 1894 | 1895 | 1896 | 1897 | 1898 | 1899 | |
Luzern | 115 | 28 | 19 | 17 | 14 | 10 | 24 | 30 | 29 | 36 |
Gersau | 0 | 4 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 1 |
Das zeigt uns deutlich, dass die Hauptnebelzone des Vierwaldstättersees das Luzernerbecken ist, während der innere See hauptsächlich infolge der aufheiternden Wirkungen des Föhn nebelarm ist.
c) Niederschläge. Das zehnjährige Mittel ergibt für Luzern und Gersau folgende Zahlen:
Niederschlag mm | Tage Regen | Tage Schnee | |
---|---|---|---|
Luzern | 1152.8 | 156.2 | 28.2 |
Gersau | 1671.2 | 160.2 | 29 |
d) Winde. Die Winde, denen der Vierwaldstättersee ausgesetzt ist, sind sehr unbeständigen und unregelmässigen Charakters; daher denn auch die Segelschiffahrt beinahe unmöglich ist. Im innern Seeteil sind die wichtigsten Winde der Föhn und der Biswind. Ersterer, ein Südwind, nimmt oft eine Gewalt an, dass die Dampfer in Brunnen in einem eigens hiefür erbauten Föhnhafen landen müssen. Dann zeigt der Urnersee seine majestätische Gewalt, wenn dieser entfesselte warme Luftstrom durch die Felsenmauern des Axenberges heult, wenn die Luft so klar ist, dass man auf den Schneefeldern des Urirotstockes fast die Fussspuren der letzten Touristen sehen kann; dann schlagen unter dröhnendem Gebrüll die Wogen über die Quaimauern von Brunnen, dass der Aufenthalt auf der Quaistrasse unmöglich wird.
Der Biswind ist ein
Nord- oder Nordostwind und stellt sich auf dem ganzen
See ein, bald sanft die Oberfläche
kräuselnd, bald Wellen mit schaumgekröntem
Kamm vor sich her treibend. In
Brunnen wird ein
Wind, der vom
Urmiberg herkommt,
oft auch als «Brunnerli» bezeichnet. Diese Biswinde
stellen sich sehr häufig
Vormittags etwa um 9 Uhr ein. Im Hergiswilerbecken und
Trichter tritt oft ganz unerwartet ein heftiger
Südwestwind auf, bei den Schiffleuten unter dem Namen «Lopper» bekannt.
Wehe dem unerfahrenen Fährmann, der auf offenem
See von diesem Sturm erfasst wird! Im äussern Seeteil führt auch der Ostwind
einen eigenen Namen: er heisst «Aarbis». Die Schiffleute brauchen auch
noch den Namen «Dimmerföhn», z. B. für einen
Wind, welcher vom
Bürgenstock in den
See hinunterfällt.
Die Westwinde
führen keine eigene Benennung.
Wo der Nordwind durch Gebirgsmauern ferngehalten wird, da kommen die die Wärme ausgleichenden Eigenschaften des Sees und die Temperaturerhöhungen infolge des Föhns zur vollen Geltung. Dies ist namentlich der Fall in Gersau, Vitznau und Weggis. Man hat nicht mit Unrecht dieses Gestade als die «schweizerische Riviera» bezeichnet. Es müssen wirklich günstige Verhältnisse zusammentreffen, dass in Vitznau (bei der Station der Rigibahn) folgende reiche Kollektion exotischer Pflanzen überwintert, welche man sonst nur an den italienischen Seen suchen würde: Camelia, Cupressus pyramidalis; Laurus ¶
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nobilis, L. camelifolia und L. Tinus, Jasminum, Chamaerops humilis, Citrus japonicus, Ruscus aculeatus, Rhus cotinus, Quercus suber, Olea ilexifolia, Morus alba und Ficus carica, welche jedes Jahr hunderte von Früchten reift. Dabei finden sich noch: Magnolia grandiflora, diverse Rhododendronarten, Mespilus japonica, Bambusa nigra, Skimmia japonica, Hortensia, Aralia spinosa, diverse Evonymus- und Genistaarten, Punicum granatum, Paulownia imperialis, Exochorda grandiflora etc. Also ein richtiger botanischer Garten auf diesem kleinen paradiesischen Fleck.
7. Flora.
Die Planktonflora umfasst mehr als 50 Arten, worunter an die 20 Diatomeen. Während die einzelnen Becken des Hauptsees in der Zusammensetzung des Plankton übereinstimmen, weicht das Alpnacherbecken oft bedeutend ab. Aus 72 m Tiefe wurden noch folgende Planktonten heraufgeholt Ceratium hirundinella, Peridinium cinctum, Dinobryon divergens und D. cylindricum, Cyclotella, Asterionella gracillima mit Diplosiga, Fragilaria crotonensis mit Bicosoeca. Im Frühjahr sind der Alpnachersee und namentlich das Weggiserbecken von den schwefelgelben Pollenzellen der Nadelhölzer bedeckt.
Die Uferflora ist namentlich in der Nähe der Deltas üppig entwickelt. Durch die Umwandlung der Ufer in Quaianlagen sind viele Schilfrohrbestände vernichtet worden und mit diesen die sie begleitenden untergetauchten Wiesen zahlreicher Wasserpflanzen. Doch treffen wir immerhin noch in jedem Becken hübsche Bestände an. Ausserhalb des Schilfrohrs und der Binse finden wir die Laichkräuter (Potamogeton) und das Tausendblatt (Myriophyllum). Dazwischen gedeihen die weisse und gelbe Seerose. Zanichellia palustris und Charazeen bilden üppige unterseeische Wiesen, z. B. am Muota- und am Reussdelta. Elodea canadensis, welche zwischen dem Inseli und den Ufern einen üppigen Bestand bildete, ist seit einigen Jahren infolge Ausbaggerns verschwunden. Auch der unterseeische Garten von Hippuris, Callitriche, Ranunculus. Potamogeton etc. im Föhnhafen von Brunnen ist vernichtet worden.
Die Liste der Uferflora verzeichnet folgende Arten: Ranunculus divaricatus und R. trichophyllus, Nymphaea alba, Nuphar luteum, Myriophyllum spicatum, Nippuris vulgaris, Callitriche stagnalis, C. platycarpa und C. vernalis;
Polygonum amphibium und P. lapathifolium;
Potamogeton lucens, P. perfoliatus, P. crispus, P. pectinatus, P. gramineus, P. pusillus. P. densus und P. natans;
Zanichellia palustris, Scirpus lacustris, Phragmites communis.
8. Fauna.
Ueber die Mollusken des Vierwaldstättersees berichtet G. Surbeck in den Mitteilungen der Naturf. Ges. Luzern (3. Heft), wo er 23 Arten aufzählt. Ueber den Fischbestand und Fischfang verdanken wir W. Nufer folgende Angaben: Der Vierwaldstättersee ist ziemlich reich an Fischarten. Es sind deren 30; also finden wir hier mehr als die Hälfte der in der Schweiz vorkommenden Fischarten vertreten. Es sind: der Barsch oder Egli (Perca fluviatilis), die Groppe (Cottus gobio), die Quappe oder Trüsche (Lota vulgaris), der Karpfen (Cyprinus carpio), die Schleihe (Tinca vulgaris), die Barbe (Barbus fluviatilis), der Gründling oder Chrüschlig (Gobio fluviatilis), der Brachsen (Abramis brama), die Blicke oder Bliengge (Blicca björkna), die Laube, Laugeli, Wingere, Luonzli (Alburnus lucidus), der Schneider, Aertzeli (Alburnus bipunctatus), die Rotfeder, Röteli (Scardinius erythrophthalmus), das Rotauge, Schwal, Seehasel (Leuciscus rutilus), der Alet (Squalius cephalus), der Hasel, Reusshasel (Squalius leuciscus), der Strömer, Aertzeli (Squalius Agassizii), die Ellritze, Bämmeli (Phoxinus laevis), die Nase (Chondrostoma nasus), die Bartgrundel, Grundeli (Cobitis barbatula), der Edelfisch (Coregonus Wartmanni var. nobilis), der Weissfisch (Coregonus exiguus var. albellus), der Balchen (Coregonus Schinzii var. helveticus), die Aesche (Thymallus vulgaris), der Saibling, Rötel (Salmo salvelinus), der Lachs, Salm (Trutta salar), die Seeforelle (Trutta lacustris), der Hecht (Esox Lucius), der Aal (Anguilla vulgaris), Flussneunauge (Petromyzon fluviatilis), Bachneunauge (Petromyzon Planeri). Künstlich eingeführt wurde in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts aus Preussen die Maräne (Coregonus maraena). Unter Trutta lacustris verstehen wir sowohl die Grundforelle (fortpflanzungsfähige Form), als auch die Schweb- oder Silberforelle (sterile, unfruchtbare Form).
Der Fischreichtum des Vierwaldstättersees ist ungefähr seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts ziemlich stark zurückgegangen. Der Grund hiefür ist nicht weit zu suchen. Bevor Gesetze und Verordnungen die Fischerei regelten, waren die Fischer gewöhnt, durch Anwendung von engmaschigen Grund-, Schweb- und Zugnetzen stattliche Erträge zu erzielen, wodurch notwendigerweise der Fischbestand ganz erheblich geschädigt wurde. Erst die Bundesverfassung von 1874 machte diesem unvernünftigen Raubwesen ein Ende und ordnete den Fischereibetrieb durch einheitliche Gesetze und Vollführungsverordnungen, die den modernen Kenntnissen Rechnung trugen. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung war auch die Einsetzung des Konkordats, das sowohl die ¶