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natürliche Einzelbecken ein: Urnersee, Gersauerbecken, Weggiserbecken, Kreuztrichter, Küssnachersee, Luzernersee, Hergiswilerbecken und Alpnachersee.
a) Der Urnersee.
In beinahe reiner S.-N.-Richtung durchschneidet der Urnersee die Kreidekalkketten als ein durch die reissenden Wasser der Reuss ausgewaschenes prächtiges Querthal. Seine Länge von Seedorf bis Brunnen misst 11,5 km, seine grösste breite bei Bauen 2,6 km. Das Querprofil zeigt fast überall steilabfallende Ufer, welche in einer Linie bis zu der Tiefe von 200 m sich niedersenken. Und über dem Wasserspiegel steigen die Felswände in mächtigem Schwung und den groteskesten Gestalten zu 100 und mehr Meter empor.
Niederstürzende Wildwasser, das ewige Spiel der Wellen vom sanften Geplänkel der regelmässig sich einstellenden Bise bis zum wutschnaubenden Wogengepeitsch des Föhn, die unaufhörliche Arbeit der Verwitterung in Verbindung mit dem reichen Wechsel der Gesteinsbeschaffenheit alles hat zusammengewirkt an dem Herausmodellieren von hunderten verborgener Nischen, von malerischen Felsköpfen und phantastischen Uferformen. Dazu kommt noch die Pflanzenwelt mit all ihren Pionieren. Da haben sich an unzugänglichen Stellen Rottanne und Föhre zu reizenden Gruppen zusammengefunden, oder sie bilden mit Buche und Esche stattliche Wäldchen, in deren Schatten die Erdscheibe (Cyclaminus europaea) ihre duftenden Blüten entfaltet.
Die Fahrt von Brunnen bis Flüelen zeigt in instruktiver Weise das Querprofil der beiden Ufer und deren vollständige Uebereinstimmung. Unmittelbar nach der Abfahrt von Brunnen beobachtet man das flache Gewölbe, auf welchem Axenstein steht. Das weisse Band des Schrattenkalkes markiert das Gewölbe ganz vortrefflich. Auf dem korrespondierenden Teil des linken Ufers liegt Seelisberg. Unter dem Schrattenkalk erscheint Neokom und Valangien. Das Rütli liegt auf diesem leicht verwitterbaren Gesteine.
Eine liegende Mulde trennt das Axensteingewölbe vom Frohnalpgewölbe. Diese Mulde mit den geknickten Schrattenkalkfelsen tritt beim Oelberg am östl. Ufer sowie an der linken Seite zwischen Rütli und Bauen in deutlichster Weise zu Tage. Sisikon und die Mündung des Kohlthales bei Bauen bezeichnen die Riemenstalden-Pragelmulde, die dann in der Nähe der Tellsplatte und gegenüber bei Isleten gewölbeartig eingefaltet ist. Mächtig kompliziert ist die Faltung und Fältelung der Neokom-Valangienschichten, welche z. B. an der Axenstrasse uns entgegentreten.
Das Gruonthal rechts und der Bolzbach links machen uns dann mit der Eozänmulde bekannt, welche in breiter Ausdehnung den Boden von Flüelen und Altdorf bildet. Von den Alluvionen nimmt hauptsächlich die Reuss durch ihr stattliches Delta die erste Stelle ein. Auf der linken Seite haben Bolzbach, Isenthalerbach und Bauenbach, auf der rechten Gruonbach und Sisikonerbach stattliche Schuttkegel abgelagert, welche als Delta immer weiter in den See hinauswachsen.
b) Das Gersauerbecken.
In scharfem Knie und durch das grosse Delta der Muota eingeengt, wendet sich bei Brunnen der See nach W. und bildet die breite Fläche des Gersauerbeckens, welches im W. durch den Bürgenberg seinen Abschluss findet. Seine bedeutende Länge von 14 km und die beträchtliche Breite (3 km bei Forst-Rütenen), sowie der Uebergang des Steilufers in das flache Gelände von Beckenried und Buochs fügen dem Charakter des Grossartigen und Erhabenen, wie wir ihn im Urnersee getroffen, auch einen Zug des Stillen und Lieblichen bei.
Von Brunnen bis Gersau-Rieselten ist der See noch eingeengt in die Steilufer, welche einerseits als Urgon-Schichtenflächen vom Gersauerstock in den See niederfallen, andrerseits von den abgebrochenen Schichtenköpfen des Seelisberggewölbes (Zingelberg, Stutzberg) sich niedersenken. Busch und Waldvegetation schmücken das steile rechte Ufer. Aus dem schmucken Tannengrün grüsst die weisse Kapelle von Kindlismord. Ihr gegenüber lachen grüne Wiesen über den Felsentreppen der Schrattenkalkbänder.
Zwischen Gersauer- und Vitznauerstock ist eine tiefe Erosionsrinne ausgeschnitten. Aus ihr heraus hat der Gersauerbach den mächtigen Schuttkegel aufgebaut, auf welchem das Dorf Gersau steht. Von hier bis an die Obere Nase ist das Ufer wieder wildzerrissen. Eine würdige Wiederholung der Axenstrasse bildet die Strasse von Gersau nach Vitznau. Nur leuchten uns gegenüber nicht die Schneefelder eines Urirotstockes, sondern hinter den grünen Wiesen von Beckenried schauen die Kalkfelsen des Schwalmis und Brisen herunter, und über dem flach geneigten Gelände von Buochs türmt sich die stolze Pyramide des Buochserhorns, ein Jurablock mitten im Kreidegebirge. Besonders das linke Ufer ist von einer Menge grösserer und kleinerer Bäche bearbeitet. So hat der Kohlthalbach bei Rieselten eine tiefe Schlucht ausgefressen. Lielibach, Trätschlibach und Bettlerbach haben schon mehr als einmal die Bevölkerung von Beckenried in Angst und Schrecken erhalten. Die Schuttkegel geben Zeugnis ihrer Arbeit. Von Stans bis Buochs dehnt sich ¶
Vierwaldstættersee
Lief. 281.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 10’ O; 47° 0’ N; 1:150000]
MCE. BOREL & CIE.
V. ATTINGER, SC.
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die grosse Alluvialebene der Engelberger Aa aus. Ihren Abschluss findet sie durch das Delta in Buochs, welches seit einigen Jahren Sand für die vielen Neubauten in Luzern etc. liefert.
Das Längenprofil des Gersauerbeckens zeigt zwei Barren: die eine bei der Muota, die andere bei Kindlismord. Erstere, glazialen Ursprungs, erhebt sich bis 92 m, letztere bis 87 m unter die Seeoberfläche. Dadurch wird vom Hauptbecken ein kleineres, das Becken von Folligen, abgeschnitten. Die grösste Tiefe, zwischen Gersau und Beckenried, ist mit 214 m angegeben. Gersauer- und Urnersee bilden jeder für sich ein abgeschlossenes Landschaftsbild. Was beim letztern das scharfe Knie zustande bringt, das vermag beim Gersauerbecken der enge Zusammenschluss des Bürgenstockes an den Vitznauerstock; beträgt doch die Entfernung der beiden «Nasen» bloss etwa 800 m. An dieser Stelle erhebt sich ein neuer Querwall bis 33 m unter den Seespiegel und trennt auch im Längsprofil das weitere Becken ab.
c) Das Weggiserbecken.
Obwohl der Bürgen in beinahe senkrechtem Schwung 700 m hoch über den Seespiegel emporsteigt und sich der nördl. flankierende Rigi in raschen Stufen bis zur Höhe von 1800 m üb. M. erhebt, erscheint das Weggiserbecken doch viel offener und weiter als das Gersauerbecken. Die westl. Grenze ist eben nur durch die vorspringende «Zinne», einen Sporn des Rigistockes markiert. Seine Längsaxe geht wie diejenige des Gersauerbeckens von O. nach W. und misst etwa 6,5 km. Seine grösste Breite (Weggis-Obermatt) beträgt 3,3 km. In geschützter Bucht unter dem weissglänzenden Kopf des Vitznauerstockes liegt Vitznau.
Hier stossen die Gebilde zweier verschiedener geologischen Epochen aneinander: die Molasseschichten und die Kreidefelsen. Zwischen beiden liegen die Eozänschichten des Felmis. Unmittelbar unter dem Vitznauerstock breitet sich eine grosse Schutthalde aus, die dem Dorfbach das Material zu dem Schuttkegel geliefert hat, auf welchem Vitznau erbaut ist. Noch mehrere solcher Buchten folgen sich auf dem rechten Ufer, alle durch den Rigi vor dem scharfen N.-Wind geschützt. In solchen Buchten liegen Lützelau, Weggis und Hertenstein. Bei Lützelau beobachtet man noch das Trümmerfeld des Bergsturzes von 1659, welcher den berühmten alten Kurort zerstört hat, während auf dem Schlammstrom, welcher Weggis heimsuchte, schon längst die wohl gepflegten Gemüsegärten grünen und gedeihen.
d) Der Kreuztrichter.
Haben wir die Station Hertenstein hinter uns, so erreichen wir den Kreuztrichter, d. h. denjenigen Teil des Sees, wo die vier Arme des Weggiser-, Küssnacher-, Luzerner- und Hergiswilerbeckens zusammenfliessen. Das Profil des «Trichters» von N. nach S. weist einen Wall in der Nähe der «Zinne» und einen kleinen andern in der Mitte auf. Ersterer steigt bis 8 m unter die Oberfläche.
e) Der Küssnachersee
erstreckt sich nach NO. in der Streichrichtung der Molasseschichten. Von der Linie Ziegelhütte-Meggeninsel bis Küssnach misst die Länge etwa 7 km. Die grösste Breite beträgt an der Basis 2 km. Bei Greppen erhebt sich eine Barre bis 43 m unter die Oberfläche. Die grösste Tiefe auf der Linie Seeacker-Elbbühl beträgt 73 m. Von der «Zinne» an seeaufwärts ist das rechte Ufer noch steil abfallend. Bald aber nimmt der See eine flachere Muldenform an. Damit stimmt auch das begleitende Gelände überein. Der Gebirgscharakter ist zurückgeblieben, und an seine Stelle sind die fruchtbaren Wiesen und Obstgärten des Hügellandes getreten. Wer den Blütenschmuck der Obstbäume geniessen will, der mache im Mai eine Fahrt nach dem lieblichen Flecken Küssnach. In diesem Seeteil befindet sich auch eine kleine Insel, diejenige von Altstad. Hier sind ferner die einzigen Funde aus der Pfahlbauzeit gemacht worden.
f) Der Luzernersee.
In nordwestl. Richtung und an der breitesten Stelle 1,5 km messend, erstreckt sich diese Abflussrinne als Querthal durch die Molasseschichten. Die Linie Seeburg-Tribschen teilt das Becken in einen flachen, seichten untern («Rade») und einen tiefern, allmählig bis 100 m abfallenden obern Teil. Da weiche und harte Sandsteinschichten miteinander und mit Nagelfluh wechsellagern, sind die Uferlinien dieses Beckens wieder reich an stillen Buchten, wo das Wasser an baumbekränzten Felsen plätschert und wo Laichkräuter und Seerosen ihre Blüten entfalten.
Auch eine kleine Insel (gegenüber dem alten Brünigbahnhof in Luzern) gibt dem flachen linken Alluvialufer einen besondern Reiz. Nicht umsonst sind diese Ufer von Meggenhorn bis Seeburg und von St. Niklausen bis Tribschen von zahlreichen herrschaftlichen Villen besetzt. Die Strecke Seeburg-Rebstock ist insofern von besonderm geologischen Interesse, als vom See aus sehr deutlich die Mulde zwischen den beiden Molassegewölben beobachtet werden kann. Zwei Wildwasser haben dem See ein bedeutendes Terrain weggenommen: der Würzenbach durch ein stattliches Delta und der Krienbach durch die Alluvionen von Tribschen bis zum Ausfluss der Reuss. Mit einer Strombreite von 170 m verlässt endlich die Reuss den See.
g) Das Hergiswilerbecken
setzt sich in SW.-Richtung an den Kreuztrichter an. Das Ufer längs dem Bürgenberg ist sehr rasch abfallend und von Kersiten bis Stansstad von steilen Felswänden umrahmt. Diese Strasse ist reich an stimmungsvollen Bildern und wird in der Kaplanei nicht mit Unrecht als «kleine Axenstrasse» bezeichnet. Einen ähnlichen Charakter besitzt die Uferstrecke Stansstad-Hergiswil mit den beinahe senkrechten Kalkwänden des Lopperberges. An dieses Hauptbecken schliesst sich in nordwestl. Richtung die Bucht von Winkel an, die alte Zuflussruine des Krienbaches. Gegen Horw hin öffnet sich dieser Arm in die Alluvialebene des genannten Baches, der zuletzt zum nordöstl. Lauf gezwungen wurde. So bildet denn das Gelände von Kastanienbaum, z. B. vom Bürgen aus gesehen, eine hübsche, mit üppigen Wiesen und dunkeln Wäldern bedeckte Halbinsel im Hergiswilerbecken.
h) Der Alpnachersee.
Durch einen rund 150 m breiten Arm steht mit dem Hergiswilerbecken der Alpnachersee in Verbindung. Seine etwa 5 km messende Längsaxe erstreckt sich in NO.-SW.-Richtung. Seine grösste Breite beträgt 1,4 km. Er ist ein Muldensee im Kreidekalk, welch letzterer am rechten Ufer zum Mutterschwanderberg emporsteigt und am linken Ufer den Lopperberg bildet. In einer geologischen Mulde ist einem stehenden Gewässer wenig Gelegenheit geboten, eine bilderreiche Uferlinie herauszumeisseln. So sind auch beim Alpnachersee die beiden Ufer, obwohl sehr steil abfallend, doch monoton. Ein bis 4 m unter die Wasseroberfläche emporragender Querriegel schliesst diesen See vom Hergiswilerbecken ab. Es sind dies die Alluvionen der Engelberger Aa, der auch der flache Boden von Stansstad seine Existenz verdankt. Bei Alpnachstad baut die Sarner Aa mit den beiden Schlieren an ihrem Delta weiter. In allen Beziehungen stellt der Alpnachersee ¶