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Köniz). Erziehungsanstalt. S. den Art. Viktoriaanstalt.
Köniz). Erziehungsanstalt. S. den Art. Viktoriaanstalt.
(Kt. St. Gallen, Bez. Sargans). 2600-951 m. In wildem Tobel fliessender Wildbach am felsigen NW.-Hang des Haldensteiner Calanda; mündet bei Vättis nach 1,5 km langem Lauf von rechts in die Tamina. Das Tobel bietet eine schöne Aussicht ins Calfeisenthal und bildet im Winter und Frühjahr einen grossen und gefährlichen Lawinenzug.
(Col de) (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut). 2036 m. Passübergang zwischen der Videmanette (2189 m) und der Pointe de Videman (2154 m) im Berggebiet Rübli-Gummfluh.
Verbindet die Brücke von Gérignoz im Thälchen der Gérine (oder Pierreuse) mit dem Thälchen des Kalberhöhnibaches und mit Saanen (6 Stunden).
Leichter und angenehmer Uebergang.
Heisst deutsch «Im Wilden Mann», woher wahrscheinlich auch der französische Ausdruck «Videman» stammt.
(Pointe de) (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut). 2154 m. Gipfel in dem die Gruppe der Gummfluh mit dem Rübli verbindenden Kamm, ¼ Stunde südl. über dem Col de Videman und 3½ Stunden vom Pont de Gérignoz. Beschränkte Aussicht. W.-Flanke begrast, O.-Hang meist felsig und steil. Der Kamm von Videman besteht aus zwei dem Flysch aufsitzenden Fetzen von Hornfluhbreccie.
(La) (Kt. Waadt, Bez. Pays d'Enhaut). 2189 m. Breiter Rasenkamm südl. vom Rocher à Pointes (2240 m) im Bergstock des Rübli, nö. über dem Col de Videman.
Kann vom Pont de Gérignoz oder von Saanen her über diesen Pass in je 3½ Stunden leicht erreicht werden.
Beschränkte Aussicht.
Schafweide.
(Kt. Waadt, Bez. und Gem. Lausanne). 385 m. Landgut mit mehreren Gebäulichkeiten in der kleinen Ebene von Vidy zwischen dem Unterlauf der Chamberonne im W. und dem Flon im O., am Genfersee und an der alten Genferstrasse, 800 m w. der Station Montoie der städtischen Strassenbahnen von Lausanne und 2,8 km w. dieser Stadt. Telephon. 3 Häuser, 33 reform. Ew. Kirchgemeinde Lausanne. Landwirtschaft. Pfahlbauten. In der Ebene von Vidy und an dem daran sich anlehnenden Gehänge lag die gallo-römische Stadt Lousonna oder Lousonium, von deren Vorhandensein zahlreiche Funde zeugen. Später gehörte der Ort zum Gebiet der Herrschaft Renens. Zur Zeit der Berner Oberhoheit und noch später befand sich hier das Hochgericht, wo u. a. Major Davel (1723) hingerichtet worden ist. An diesen Märtyrer der Waadtländer Unabhängigkeit erinnert heute ein granitner Denkstein.
Bis zur Reformation bildete Vidy eine Pfarrei, der u. a. auch Renens angegliedert war.
Urkundliche Namensformen: 1148 curiam de Vitis;
1227 Vizi;
1228 Viti;
1488 Vizy. Der Name leitet sich wahrscheinlich vom gallischen Personennamen Vitus her.
(Sous la Neuve) (Kt. Bern, Amtsbez. Freibergen, Gem. Saignelégier): 960 m. Gruppe von 4 Häusern an der Strasse Tramelan-Saignelégier;
1,3 km osö. Saignelégier und 800 m nw. Les Cerlatez. 31 kathol. Ew. Kirchgemeinde Saignelégier.
Wenig fruchtbare Gegend und sehr strenges Klima.
Etwas Landwirtschaft.
Der Name leitet sich vom latein. via = Weg, Strasse her.
(Kt. Wallis, Bez. Visp). Wildwasser. S. den Art. Visp.
Bezirk des Kantons Wallis. S. den Art. Visp.
(Kt. Wallis, Bez. Visp). Gem. und Flecken. S. den Art. Visp.
(Vallée de la) (Kt. Wallis, Bez. Visp). Thal. S. den Art. Visperthal.
(Kt. St. Gallen, Bez. Neu Toggenburg, Gem. Oberhelfentswil).
773 m. Gruppe von 8 Häusern in fruchtbarer Hügellandschaft, 3 km nö. der Station Bütswil der Toggenburgerbahn. 50 reform. und kathol. Ew. Kirchgemeinden Oberhelfentswil.
Viehzucht. Stickerei und Weberei als Hausindustrien.
Armenhaus der Gemeinde.
(Kt. Bern, Amtsbez. Seftigen, Gem. Belp).
515-522 m. Weiler, an der Strasse Belp-Rubigen und 2 km sö. der Station Belp der Gürbethalbahn (Bern-Belp-Thun).
12 Häuser, 111 reform. Ew. Kirchgemeinde Belp.
Landwirtschaft. Aus 1832 datierende gedeckte Holzbrücke über die Aare.
(Kt. Bern, Amtsbez. Thun, Gem. Strättligen).
567 m. Gemeindeabteilung und neu erstelltes Arbeiterviertel zwischen Allmendingen und Dürrenast;
2,5 km s. vom Bahnhof Thun. 29 Häuser, 292 reform. Ew. Kirchgemeinde Thun.
Die männlichen Bewohner des Quartiers arbeiten in den eidg.
Werkstätten von Thun.
Das Quartier ist in rascher Entwicklung begriffen.
Foule (Kt. Waadt, Bez. und Gem. Payerne). 527 m. Gruppe von 4 Häusern am Corrençon, etwas ö. der Strasse Lausanne-Bern und 2,3 km s. der Station Payerne der Linie Lausanne-Payerne-Lyss. 42 reform. Ew. Kirchgemeinde Payerne. Landwirtschaft.
(Kt. Bern, Amtsbez. Burgdorf, Gem. Kirchberg).
521 m. Gruppe von 4 Häusern, am rechten Ufer der Emme und 1,5 km sö. der Station Kirchberg der Linie Burgdorf-Solothurn. 29 reform. Ew. Kirchgemeinde Kirchberg.
Landwirtschaft.
Dörfer (Kt. Graubünden, Bez. Unter Landquart).
Ehemaliges Hochgericht, das die «vier Dörfer» Trimmis, Zizers, Igis und Untervaz umfasste.
Kam dann vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1851 zum Hochgericht Fünf Dörfer und zum heutigen Verwaltungskreis Fünf Dörfer.
(Kt. Graubünden, Bez. Ober Landquart).
2406 m. Einer der zahlreichen Grenzpässe zwischen St. Antönien-Partnun im Prätigau und dem Montafon Vorarlbergs.
Leitet von Partnun-Plassecken zwischen dem Sarotlapass (2395 m) und der Rotspitz (2518 m) ins Gargellenthal und nach St. Gallenkirch hinüber.
Der Kamm zwischen dem Plasseckenpass und St. Antönier- oder Gargellenjoch ist für Schmuggler wie gemacht und wird denn auch viel benutzt;
doch bleibt das St. Antönierjoch südl. des Viereckerpasses als eigentlicher Pass viel wichtiger als die erwähnten Uebergänge.
Man kann auch vom Plasseckenpass in S.-Richtung zur Höhe des Viereckerpasses steigen.
Von Partnun (1662 m) bis zur Höhe 2½ Stunden, nach St. Gallenkirch im Ganzen etwa 6 Stunden.
Der Viereckerpass liegt über der Dolinenlandschaft Plassecken und führt über Hornblendeschiefer, der in der Umgebung mit hellerm Gneis und Glimmerschiefer wechsellagert und vom Stock des Madrishorns über die Trias- und Jurakalke der Grenzmauern des Rätikons hergeschoben wurde. An der Westseite liegt unterm Passe der winzige, durch einen Schuttwall gestaute Viereckersee, dessen spärliches niedriges Tierleben durch F. Zschokke bekannt geworden ist.
(Hinter, Mittler und Vorder) (Kt. Luzern, Amt Entlebuch, Gem. Escholzmatt).
855 m. Gruppen von zusammen 9 Häusern 2 km s. der Station Escholzmatt der Linie Bern-Luzern. 46 kathol. Ew. Kirchgemeinde Escholzmatt.
Ackerbau und Viehzucht.
(Im) (Kt. Wallis, Bez. Oestlich Raron, Gem. Grengiols).
1083 m. Gruppe von 7 Häusern zwischen Laui- und Untergraben, über der Mündungsschlucht der Binna und am Weg links der Binna nach Binn und ins Längthal;
1 km ö. des Pfarrweilers Bächernhäuser. 44 kathol. Ew. Kirchgemeinde Grengiols.
französ. Lac des Quatre Cantons (Kt. Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern).
In seiner Beschreibung des Lucerner- oder Vierwaldstättersees sagt Joh. Leop. Cysat 1661, dieser See werde in der Stiftungsurkunde der Propstei zu Luzern magnus lacus, der grosse See genannt. Als Volksnamen wird diese Bezeichnung aber nie gebraucht worden sein. Während man vor der Bildung der Vierwaldstätte nur die Namen «am See» und «Luzernersee» kannte, waren später die Ausdrücke «See», «Vierwaldstättersee» und «Luzernersee» gebräuchlich.
Der See liegt zwischen 47° 5' (Küssnach) und 46° 53½' NBr. (Flüelen) und zwischen 8° 18' (Alpnachstad) und 8° 36' OL. von Greenwich (Flüelen). Die Höhe des Seespiegels über Meer beträgt 436,9 m.
Der Vierwaldstättersee gehört wohl zu den kompliziertesten Gebilden der schweizerischen Alpenseen. Wer zum erstenmal an einem schönen Sommertag die Fahrt von Luzern nach Flüelen zurücklegt, wird vor staunender Bewunderung sich kaum Rechenschaft zu geben vermögen von der Mannigfaltigkeit der Landschaftsbilder, die im bunten Wechsel sich folgen. Für die Schilderung teilen wir den See in folgende
natürliche Einzelbecken ein: Urnersee, Gersauerbecken, Weggiserbecken, Kreuztrichter, Küssnachersee, Luzernersee, Hergiswilerbecken und Alpnachersee.
In beinahe reiner S.-N.-Richtung durchschneidet der Urnersee die Kreidekalkketten als ein durch die reissenden Wasser der Reuss ausgewaschenes prächtiges Querthal. Seine Länge von Seedorf bis Brunnen misst 11,5 km, seine grösste breite bei Bauen 2,6 km. Das Querprofil zeigt fast überall steilabfallende Ufer, welche in einer Linie bis zu der Tiefe von 200 m sich niedersenken. Und über dem Wasserspiegel steigen die Felswände in mächtigem Schwung und den groteskesten Gestalten zu 100 und mehr Meter empor.
Niederstürzende Wildwasser, das ewige Spiel der Wellen vom sanften Geplänkel der regelmässig sich einstellenden Bise bis zum wutschnaubenden Wogengepeitsch des Föhn, die unaufhörliche Arbeit der Verwitterung in Verbindung mit dem reichen Wechsel der Gesteinsbeschaffenheit alles hat zusammengewirkt an dem Herausmodellieren von hunderten verborgener Nischen, von malerischen Felsköpfen und phantastischen Uferformen. Dazu kommt noch die Pflanzenwelt mit all ihren Pionieren. Da haben sich an unzugänglichen Stellen Rottanne und Föhre zu reizenden Gruppen zusammengefunden, oder sie bilden mit Buche und Esche stattliche Wäldchen, in deren Schatten die Erdscheibe (Cyclaminus europaea) ihre duftenden Blüten entfaltet.
Die Fahrt von Brunnen bis Flüelen zeigt in instruktiver Weise das Querprofil der beiden Ufer und deren vollständige Uebereinstimmung. Unmittelbar nach der Abfahrt von Brunnen beobachtet man das flache Gewölbe, auf welchem Axenstein steht. Das weisse Band des Schrattenkalkes markiert das Gewölbe ganz vortrefflich. Auf dem korrespondierenden Teil des linken Ufers liegt Seelisberg. Unter dem Schrattenkalk erscheint Neokom und Valangien. Das Rütli liegt auf diesem leicht verwitterbaren Gesteine.
Eine liegende Mulde trennt das Axensteingewölbe vom Frohnalpgewölbe. Diese Mulde mit den geknickten Schrattenkalkfelsen tritt beim Oelberg am östl. Ufer sowie an der linken Seite zwischen Rütli und Bauen in deutlichster Weise zu Tage. Sisikon und die Mündung des Kohlthales bei Bauen bezeichnen die Riemenstalden-Pragelmulde, die dann in der Nähe der Tellsplatte und gegenüber bei Isleten gewölbeartig eingefaltet ist. Mächtig kompliziert ist die Faltung und Fältelung der Neokom-Valangienschichten, welche z. B. an der Axenstrasse uns entgegentreten.
Das Gruonthal rechts und der Bolzbach links machen uns dann mit der Eozänmulde bekannt, welche in breiter Ausdehnung den Boden von Flüelen und Altdorf bildet. Von den Alluvionen nimmt hauptsächlich die Reuss durch ihr stattliches Delta die erste Stelle ein. Auf der linken Seite haben Bolzbach, Isenthalerbach und Bauenbach, auf der rechten Gruonbach und Sisikonerbach stattliche Schuttkegel abgelagert, welche als Delta immer weiter in den See hinauswachsen.
In scharfem Knie und durch das grosse Delta der Muota eingeengt, wendet sich bei Brunnen der See nach W. und bildet die breite Fläche des Gersauerbeckens, welches im W. durch den Bürgenberg seinen Abschluss findet. Seine bedeutende Länge von 14 km und die beträchtliche Breite (3 km bei Forst-Rütenen), sowie der Uebergang des Steilufers in das flache Gelände von Beckenried und Buochs fügen dem Charakter des Grossartigen und Erhabenen, wie wir ihn im Urnersee getroffen, auch einen Zug des Stillen und Lieblichen bei.
Von Brunnen bis Gersau-Rieselten ist der See noch eingeengt in die Steilufer, welche einerseits als Urgon-Schichtenflächen vom Gersauerstock in den See niederfallen, andrerseits von den abgebrochenen Schichtenköpfen des Seelisberggewölbes (Zingelberg, Stutzberg) sich niedersenken. Busch und Waldvegetation schmücken das steile rechte Ufer. Aus dem schmucken Tannengrün grüsst die weisse Kapelle von Kindlismord. Ihr gegenüber lachen grüne Wiesen über den Felsentreppen der Schrattenkalkbänder.
Zwischen Gersauer- und Vitznauerstock ist eine tiefe Erosionsrinne ausgeschnitten. Aus ihr heraus hat der Gersauerbach den mächtigen Schuttkegel aufgebaut, auf welchem das Dorf Gersau steht. Von hier bis an die Obere Nase ist das Ufer wieder wildzerrissen. Eine würdige Wiederholung der Axenstrasse bildet die Strasse von Gersau nach Vitznau. Nur leuchten uns gegenüber nicht die Schneefelder eines Urirotstockes, sondern hinter den grünen Wiesen von Beckenried schauen die Kalkfelsen des Schwalmis und Brisen herunter, und über dem flach geneigten Gelände von Buochs türmt sich die stolze Pyramide des Buochserhorns, ein Jurablock mitten im Kreidegebirge. Besonders das linke Ufer ist von einer Menge grösserer und kleinerer Bäche bearbeitet. So hat der Kohlthalbach bei Rieselten eine tiefe Schlucht ausgefressen. Lielibach, Trätschlibach und Bettlerbach haben schon mehr als einmal die Bevölkerung von Beckenried in Angst und Schrecken erhalten. Die Schuttkegel geben Zeugnis ihrer Arbeit. Von Stans bis Buochs dehnt sich
Vierwaldstættersee
Lief. 281.
GEOGRAPHISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
Verlag von Gebrüder Attinger, Neuenburg.
^[Karte: 6° 10’ O; 47° 0’ N; 1:150000]
MCE. BOREL & CIE.
V. ATTINGER, SC.
VIERWALDSTÆTTERSEE
die grosse Alluvialebene der Engelberger Aa aus. Ihren Abschluss findet sie durch das Delta in Buochs, welches seit einigen Jahren Sand für die vielen Neubauten in Luzern etc. liefert.
Das Längenprofil des Gersauerbeckens zeigt zwei Barren: die eine bei der Muota, die andere bei Kindlismord. Erstere, glazialen Ursprungs, erhebt sich bis 92 m, letztere bis 87 m unter die Seeoberfläche. Dadurch wird vom Hauptbecken ein kleineres, das Becken von Folligen, abgeschnitten. Die grösste Tiefe, zwischen Gersau und Beckenried, ist mit 214 m angegeben. Gersauer- und Urnersee bilden jeder für sich ein abgeschlossenes Landschaftsbild. Was beim letztern das scharfe Knie zustande bringt, das vermag beim Gersauerbecken der enge Zusammenschluss des Bürgenstockes an den Vitznauerstock; beträgt doch die Entfernung der beiden «Nasen» bloss etwa 800 m. An dieser Stelle erhebt sich ein neuer Querwall bis 33 m unter den Seespiegel und trennt auch im Längsprofil das weitere Becken ab.
Obwohl der Bürgen in beinahe senkrechtem Schwung 700 m hoch über den Seespiegel emporsteigt und sich der nördl. flankierende Rigi in raschen Stufen bis zur Höhe von 1800 m üb. M. erhebt, erscheint das Weggiserbecken doch viel offener und weiter als das Gersauerbecken. Die westl. Grenze ist eben nur durch die vorspringende «Zinne», einen Sporn des Rigistockes markiert. Seine Längsaxe geht wie diejenige des Gersauerbeckens von O. nach W. und misst etwa 6,5 km. Seine grösste Breite (Weggis-Obermatt) beträgt 3,3 km. In geschützter Bucht unter dem weissglänzenden Kopf des Vitznauerstockes liegt Vitznau.
Hier stossen die Gebilde zweier verschiedener geologischen Epochen aneinander: die Molasseschichten und die Kreidefelsen. Zwischen beiden liegen die Eozänschichten des Felmis. Unmittelbar unter dem Vitznauerstock breitet sich eine grosse Schutthalde aus, die dem Dorfbach das Material zu dem Schuttkegel geliefert hat, auf welchem Vitznau erbaut ist. Noch mehrere solcher Buchten folgen sich auf dem rechten Ufer, alle durch den Rigi vor dem scharfen N.-Wind geschützt. In solchen Buchten liegen Lützelau, Weggis und Hertenstein. Bei Lützelau beobachtet man noch das Trümmerfeld des Bergsturzes von 1659, welcher den berühmten alten Kurort zerstört hat, während auf dem Schlammstrom, welcher Weggis heimsuchte, schon längst die wohl gepflegten Gemüsegärten grünen und gedeihen.
Haben wir die Station Hertenstein hinter uns, so erreichen wir den Kreuztrichter, d. h. denjenigen Teil des Sees, wo die vier Arme des Weggiser-, Küssnacher-, Luzerner- und Hergiswilerbeckens zusammenfliessen. Das Profil des «Trichters» von N. nach S. weist einen Wall in der Nähe der «Zinne» und einen kleinen andern in der Mitte auf. Ersterer steigt bis 8 m unter die Oberfläche.
erstreckt sich nach NO. in der Streichrichtung der Molasseschichten. Von der Linie Ziegelhütte-Meggeninsel bis Küssnach misst die Länge etwa 7 km. Die grösste Breite beträgt an der Basis 2 km. Bei Greppen erhebt sich eine Barre bis 43 m unter die Oberfläche. Die grösste Tiefe auf der Linie Seeacker-Elbbühl beträgt 73 m. Von der «Zinne» an seeaufwärts ist das rechte Ufer noch steil abfallend. Bald aber nimmt der See eine flachere Muldenform an. Damit stimmt auch das begleitende Gelände überein. Der Gebirgscharakter ist zurückgeblieben, und an seine Stelle sind die fruchtbaren Wiesen und Obstgärten des Hügellandes getreten. Wer den Blütenschmuck der Obstbäume geniessen will, der mache im Mai eine Fahrt nach dem lieblichen Flecken Küssnach. In diesem Seeteil befindet sich auch eine kleine Insel, diejenige von Altstad. Hier sind ferner die einzigen Funde aus der Pfahlbauzeit gemacht worden.
In nordwestl. Richtung und an der breitesten Stelle 1,5 km messend, erstreckt sich diese Abflussrinne als Querthal durch die Molasseschichten. Die Linie Seeburg-Tribschen teilt das Becken in einen flachen, seichten untern («Rade») und einen tiefern, allmählig bis 100 m abfallenden obern Teil. Da weiche und harte Sandsteinschichten miteinander und mit Nagelfluh wechsellagern, sind die Uferlinien dieses Beckens wieder reich an stillen Buchten, wo das Wasser an baumbekränzten Felsen plätschert und wo Laichkräuter und Seerosen ihre Blüten entfalten.
Auch eine kleine Insel (gegenüber dem alten Brünigbahnhof in Luzern) gibt dem flachen linken Alluvialufer einen besondern Reiz. Nicht umsonst sind diese Ufer von Meggenhorn bis Seeburg und von St. Niklausen bis Tribschen von zahlreichen herrschaftlichen Villen besetzt. Die Strecke Seeburg-Rebstock ist insofern von besonderm geologischen Interesse, als vom See aus sehr deutlich die Mulde zwischen den beiden Molassegewölben beobachtet werden kann. Zwei Wildwasser haben dem See ein bedeutendes Terrain weggenommen: der Würzenbach durch ein stattliches Delta und der Krienbach durch die Alluvionen von Tribschen bis zum Ausfluss der Reuss. Mit einer Strombreite von 170 m verlässt endlich die Reuss den See.
setzt sich in SW.-Richtung an den Kreuztrichter an. Das Ufer längs dem Bürgenberg ist sehr rasch abfallend und von Kersiten bis Stansstad von steilen Felswänden umrahmt. Diese Strasse ist reich an stimmungsvollen Bildern und wird in der Kaplanei nicht mit Unrecht als «kleine Axenstrasse» bezeichnet. Einen ähnlichen Charakter besitzt die Uferstrecke Stansstad-Hergiswil mit den beinahe senkrechten Kalkwänden des Lopperberges. An dieses Hauptbecken schliesst sich in nordwestl. Richtung die Bucht von Winkel an, die alte Zuflussruine des Krienbaches. Gegen Horw hin öffnet sich dieser Arm in die Alluvialebene des genannten Baches, der zuletzt zum nordöstl. Lauf gezwungen wurde. So bildet denn das Gelände von Kastanienbaum, z. B. vom Bürgen aus gesehen, eine hübsche, mit üppigen Wiesen und dunkeln Wäldern bedeckte Halbinsel im Hergiswilerbecken.
Durch einen rund 150 m breiten Arm steht mit dem Hergiswilerbecken der Alpnachersee in Verbindung. Seine etwa 5 km messende Längsaxe erstreckt sich in NO.-SW.-Richtung. Seine grösste Breite beträgt 1,4 km. Er ist ein Muldensee im Kreidekalk, welch letzterer am rechten Ufer zum Mutterschwanderberg emporsteigt und am linken Ufer den Lopperberg bildet. In einer geologischen Mulde ist einem stehenden Gewässer wenig Gelegenheit geboten, eine bilderreiche Uferlinie herauszumeisseln. So sind auch beim Alpnachersee die beiden Ufer, obwohl sehr steil abfallend, doch monoton. Ein bis 4 m unter die Wasseroberfläche emporragender Querriegel schliesst diesen See vom Hergiswilerbecken ab. Es sind dies die Alluvionen der Engelberger Aa, der auch der flache Boden von Stansstad seine Existenz verdankt. Bei Alpnachstad baut die Sarner Aa mit den beiden Schlieren an ihrem Delta weiter. In allen Beziehungen stellt der Alpnachersee
ein eigenes Becken dar, verschieden vom übrigen Vierwaldstättersee.
Im Längsprofil erhalten wir folgende Seetiefen (nach Burckhardt):
A. Hauptsee. | m |
---|---|
a) Urnersee: | |
Mündung der Reuss bei Flüelen | 0 |
3 km nördl. der Reussmündung | 183 |
Maximale Tiefe des Urnersees (Rütli-Oelberg) | 200 |
Barre der Muota | 92 |
b) Gersauerbecken: | |
Maximale Tiefe im Ostteil des Gersauerbeckens | 125 |
Barre bei Kindlismord | 87 |
Maximale Tiefe Gersau-Beckenried | 214 |
Barre an der Nase | 33 |
c) Weggiserbecken: | |
Maximale Tiefe des Weggiserbeckens (Obermatt) | 151 |
d) Kreuztrichter: | |
Sattel im Kreuztrichter | 100 |
Maximale Tiefe des Kreuztrichters | 112 |
e) Luzernerbucht: | |
"Rade» von Luzern | 4 |
Ausfluss der Reuss | 8 |
B. Querarme. | |
a) Küssnachersee: | |
Ufer bei Küssnacht | 0 |
Maximale Tiefe bei Mörlischachen | 53 |
Barre bei Greppen | 43 |
Maximale Tiefe bei Meggen | 76 |
b) Kreuztrichter: | |
Barre bei Zinnen | 8 |
Maximale Tiefe des Kreuztrichters | 112 |
c) Hergiswilerbecken: | |
Barre bei Spiessenegg | 69 |
Maximale Tiefe bei Hergiswil | 73 |
d) Alpnachersee: | |
Barre bei Acherbrücke | 4 |
Maximale Tiefe des Alpnachersees | 33 |
Der Uebersicht halber stellen wir die Hauptzahlen in folgender Tabelle zusammen:
Grösste Länge von Luzern bis Flüelen | 38.1 km |
Grösste Breite (Gersauersee) | 3.3 km |
Breite zwischen den beiden Nasen | 825 m |
Tiefste Stelle des Sees (Gersauersee) | 214 m |
Tiefe des Urnersees | 200 m |
Flächeninhalt des ganzen Sees | 113.80 km2 |
Einzugsgebiet des ganzen Sees | 2238.1 km2 |
Dieses Einzugsgebiet verteilt sich auf folgende Posten:
km2 | |
---|---|
Reuss | 832.43 |
Muota | 315.89 |
Engelberger Aa | 226.75 |
Sarner Aa | 337.85 |
Uebrige Zuflüsse | 411.35 |
Seefläche | 113.80 |
: | 2238.07 |
Das Haupteinzugsgebiet liegt im Gebirge und zwar zu 36% unter und zu 63% über 1200 m Höhe. Im Gebiet von Felsen und Schutthalden liegen 516 km2, im Wald 400 und im Gebiet der Firn- und Gletscherregion 134 km2.
Petrographisch verhält sich das Zuflussgebiet folgendermassen: Der grösste Teil des Flussbeckens der Urner Reuss und ein minimer Teil des Gebiets der Engelberger Aa (zusammen 550 km2) bestehen aus kristallinen Schiefern und ältern Tiefengesteinen. Die Gebiete nördl. und westl. vom vordern See (80 km2) werden aus Molasse und Nagelfluh teils kalkiger, teils kristalliner Provenienz gebildet. Der ganze Rest (1200 km2), darunter das ganze Gebiet des Alpnachersees, beinahe das ganze Areal von Engelberger Aa, Muota, Isenthalerbach und Schächen besteht aus Kalken und Mergeln von Jura, Kreide und Tertiär.
Die Wassermenge des Sees beträgt ungefähr 14500 Millionen m3, woraus als mittlere Seetiefe 128,4 m resultiert.
Für die Pegelbeobachtungen ist als Nullpunkt die Höhe von 429,592 m angenommen. Aus 10 jährigen Beobachtungen (1891-1898 und 1901-1902) ergeben sich für die Maxima und Minima der einzelnen Monate (429,592 + X m Zuschlag) die Mittelzahlen unten stehender Tabelle.
Mittlere Pegelstände der einzelnen Monate. | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
(m) | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII |
Maximum | 7.10 | 7.12 | 7.27 | 7.30 | 7.46 | 7.81 | 7.87 | 7.75 | 7.52 | 7.39 | 7.12 | 7.10 |
Minimum | 6.96 | 6.89 | 7.02 | 7.04 | 7.09 | 7.37 | 7.45 | 7.30 | 7.10 | 6.99 | 6.98 | 6.96 |
In dieser Zeit war das grösste Minimum 6,06 m (Februar 1895) und das grösste Maximum 8,32 m (Juli 1891). Der höchste Wasserstand fällt also in den Monat Juli, der niederste in den Februar. Der Unterschied beträgt beinahe einen Meter. Im April 1901 stieg der Wasserspiegel innerhalb 10 Tagen um 1,08 m. Die Regulierung des Wasserstandes wird in Luzern durch das Nadelwehr in der Reuss besorgt.
[Prof. Dr. H. Bachmann.]
Die Entstehung des Vierwaldstättersees erklärt sich auf die selbe Weise, wie diejenige aller übrigen Randseen zu beiden Seiten der Alpen. Sie erscheint als Folge eines nachträglichen Rücksinkens des Alpenkörpers nach der Ausbildung tiefer Thalfurchen durch die Reuss und ihrer Nebenarme. Dieses Rücksinken hat dann Gegengefälle erzeugt, wodurch der obere Thalabschnitt unter Wasser gesetzt und zum See aufgestaut worden ist. Das nämliche Schicksal erreichte die untersten Abschnitte der der primitiven Reuss in ebenso engen und tief eingeschnittenen Thalrinnen von beiden Seiten her zufliessenden Nebenadern. So ergab sich die heutige komplizierte Gestalt des Seebeckens mit seinen scharfen Umbiegungen, den Einengungen und seinen nach allen Richtungen ausgreifenden Armen.
Ursprünglich musste der Vierwaldstättersee einen grössern Umfang gehabt haben und von noch weit seltsamerer Gestalt gewesen sein, bis dann durch die zuschüttende Tätigkeit der geschiebereichen Zuflüsse und durch die Arbeit der eiszeitlichen Gletscher mehr und mehr das heutige Kartenbild zustande kam. So erstreckte sich der Urnersee einst mindestens bis nach Erstfeld hinauf, bevor die Reuss die jetzige Aufschüttungsebene bis nach Flüelen hinunter geschaffen hatte.
Ebenso liegt die Ebene zwischen Brunnen, Schwyz und Lowerz an der Stelle einer einstigen Ausbuchtung des Vierwaldstättersees, sodass der jetzige Lowerzersee als ein durch die Geschiebe der Muota und wahrscheinlich auch durch Moränenschutt vom Körper des Stammsees abgeschnürter letzter Ueberrest erscheint. Möglicherweise floss die Muota einst über Lowerz und die Senke des Zugersees nordwärts, worauf sie durch Ablenkung infolge rückschreitender Erosion in ihr heutiges Bett gelangt wäre. Da die Bodenschwelle zwischen Küssnach und Immensee ganz aus Moränenschutt besteht, darf angenommen werden, dass einst auch der Zugersee mit dem Küssnacher Arm des Vierwaldstättersees in Verbindung gestanden habe.
Die am tiefsten greifenden Formveränderungen aber gingen im Gebiet um Stans und um Alpnach vor sich. Während einerseits der den Buochsersee mit dem Becken von Alpnach und Hergiswil verbindende und den Bürgenberg zu einer Insel isolierende Seearm durch die Anschwemmungen der Engelberger Aa vollständig verlandete, zog sich andrerseits auch die Alpnacherbucht, den heutigen Sarnersee einschliessend, bis nach Giswil hinauf. Die Rufdämmung und Höherlegung des Sarnersees um 36 m haben dann in der Folge die massenhaften Geschiebe der beiden Schlieren und der Melchthaler Aa besorgt.
Während aber die glaziale Sedimentation, die sich an all diesen Umänderungen sicherlich stark beteiligt hat, nun vollkommen zur Ruhe gekommen ist, setzen die Flussläufe ihre zuschüttende Arbeit ununterbrochen fort. Die Deltas
wachsen immer weiter in die offene Seefläche hinaus, und die weithin verfrachteten feinen Schlammpartikeln tragen stetsfort das ihrige zur Verminderung der Wassertiefe bei. Sowohl das Stammbecken des Vierwaldstättersees als die Becken aller seiner ehemaligen und heutigen Verzweigungen tragen deutlich den Stempel von fluviatilen Erosionsthälern. Je nach der Richtung dieser verschiedenen Thalfurchen hinsichtlich der Faltungsrichtung des Gebirges lassen sich im System des Vierwaldstättersees folgende Quer- und Längssegmente unterscheiden: Urnersee = Querthal;
Gersauerbecken = Längsthal, nachher Querthal;
Weggiserbecken = Längsthal;
Luzernerbucht = Querthal;
ehemaliger Seearm von Schwyz = Längsthal;
ehemaliger Lowerzerarm = Querthal;
Küssnachersee = Längsthal;
Buochsersee und Ebene von Stans = Längsthal;
ehemaliger Seearm Stans-Stansstad = Querthal;
Alpnacher- und Sarnersee = Längsthal;
Hergiswilerbecken = Querthal, dann Längsthal.
Die heutige Achse des Vierwaldstättersees von Flüelen bis nach Luzern setzt sich somit abwechselnd aus transversalen und aus longitudinalen Stücken zusammen.
Die Wannen des Urnersees und des Gersauerbeckens bis zu den beiden «Nasen» sind in die tektonisch stark gestörten Flysch-, Nummulitenkalk- und Neokomfalten des Alpensystems eingeschnitten, während Weggiserbecken, Kreuztrichter, Luzernerbucht und die unmittelbar damit in Verbindung stehenden Arme in der subalpinen Molasse (Nagelfluh und rote Schichten) liegen und endlich Buochserbucht und Alpnachersee wiederum zwischen alpine Falten sich einschieben.
Man nimmt allgemein an, dass das Urstromthal der Reuss der Seeachse Urnersee-Gersauerbecken-Weggiserbecken-Luzernerbucht folgte. Freilich darf auch vermutet werden, die Reuss sei vor der Durchsägung der Schwelle zwischen den beiden «Nasen» eine zeitlang der Senke Buochs-Stansstad entlang geflossen. Wahrscheinlicher ist aber das Querthalstück Stans-Stansstad durch die Engelberger Aa ausgewaschen worden, deren Stammthal längs der Achse des obern Hergiswilerbeckens und über Horw direkt nach Luzern sich zog und unterwegs als Seitenzweig den Lauf der Sarner Aa aufnahm. Nach dieser Annahme wäre dann die Ablenkung der Engelberger Aa zur Buochserbucht erst in rezenter Zeit erfolgt. Es darf ausserdem mit grosser Wahrscheinlichkeit behauptet werden, dass die Thalsenke Brunnen-Arth-Zugersee ebenfalls ein alter Reusslauf sei. Die Abtrennung des Zugersees könnte auf prähistorische Bergstürze vom Rossberg zurückgeführt werden, während die Geschiebeakkumulationen der Muota die Lowerzerbucht aufgefüllt haben.
[Prof. H. Schardt.]
Thermik. Betr. der Oberflächentemperaturen des Vierwaldstättersees entnehmen wir die folgenden Angaben der Arbeit von Amberg über limnologische Untersuchungen (in den Mitteilungen der Naturforsch. Ges. Luzern. 4. Heft). Die zuverlässigsten Messungen stammen vom Küssnacherbecken, wobei zu bemerken ist, dass als «pelagische Temperatur» die Wassertemperatur der Oberfläche des offenen Sees zu bezeichnen ist.
Uebersicht der mittleren Luft- und Seetemperaturen des Küssnacherbeckens für die Jahre 1898-1901.
Tagesmittel der Temperaturen der Luft (Luzern) °C. | Tagesmittel der Temperaturen des Sees (am Ufer) °C. | Mittlere pelagische Temperatur des Sees° C. | |
---|---|---|---|
Januar | 0.65 | 4.63 | 4.59 |
Februar | 0.68 | 3.80 | 3.57 |
März | 3.08 | 6.45 | 4.85 |
April | 8.32 | 8.69 | 7.61 |
Mai | 12.40 | 12.23 | 11.76 |
Juni | 16.50 | 16.52 | 16.15 |
Juli | 18.38 | 18.90 | 18.58 |
August | 17.70 | 19.60 | 19.14 |
September | 14.75 | 17.65 | 17.10 |
Oktober | 9.50 | 13.05 | 12.97 |
November | 4.18 | 9.43 | 9.37 |
Dezember | 0.35 | 6.24 | 6.55 |
Winter (Dez.-Febr.): | 0.56 | 4.89 | 4.91 |
Frühling (März-Mai) | 7.93 | 9.12 | 8.07 |
Sommer (Juni-Aug.) | 17.53 | 18.34 | 17.95 |
Herbst (Sept.-Nov.) | 9.48 | 13.38 | 13.14 |
Jahr: | 8.87 | 11.43 | 11.02 |
Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass die Ufertemperatur im allgemeinen höher ist als die pelagische Temperatur des Sees. Im Frühjahr erwärmt sich das Wasser am Ufer viel stärker als dasjenige auf dem offenen See, während umgekehrt im Winter das Uferwasser sogar kälter sein kann als das Wasser des offenen Sees. Die Zunahme der Lufttemperatur ist am stärksten vom März bis April, während erst zwei Monate später die Temperatur des Sees sich rasch erhöht. Der Alpnachersee weicht vom übrigen See bedeutend ab. Im Sommer ist er erheblich wärmer, im Winter etwas kälter als der Küssnachtersee.
Die Ufertemperaturen des Alpnachersees sind von den Temperaturen an den tiefern Stellen nur wenig verschieden.
Hinsichtlich der Tiefentemperaturen notieren wir aus den zahlreichen Messungen für das Gersauerbecken folgende Resultate vom Jahr 1899:
Tiefe m | 23. Febr. °C. | 25. Aug. °C. | 29. Dez. °C. |
---|---|---|---|
0 | 5.4 | 19,3-20,0 | 6.1 |
5 | 5.2 | 18.4 | 5.9 |
10 | 5.2 | 14.4 | - |
20 | 5.1 | 10.4 | 5.9 |
30 | 5.1 | 6.8 | 5.8 |
40 | 5.1 | 6.2 | 5.8 |
50 | 5.1 | 6.1 | 5.8 |
100 | 5.1 | 5.4 | 5.6 |
200 | 4.8 | 4.9 | 4.9 |
Im Februar besitzt also beinahe die ganze Wassersäule die nämliche Temperatur. Im August dagegen besitzen die Oberflächenschichten eine hohe Temperatur, welche schon bei 40 und 50 m Tiefe auf 6° sinkt. Ende Dezember nimmt die Wassersäule wieder eine gleichmässige Temperatur an.
Amberg schreibt: «Das Wasser hat bekanntlich die physikalische Eigenschaft, dass es im reinen Zustand bei einer Temperatur von 4° die grösste Dichtigkeit hat, also spezifisch am schwersten ist. Im See wird daher diejenige Wasserschicht, deren Temperatur 4° beträgt oder diesem Wert am nächsten steht, die tiefste Stelle einnehmen. Die übrigen Schichten ordnen sich in der Reihenfolge übereinander, in welcher sich ihre Temperatur von derjenigen von 4° entfernt. Diese sog. thermische Schichtung ist eine rechte oder direkte, wenn die Temperatur des Wassers von unten nach oben zunimmt, d. h. wenn die Temperaturen aller Schichten höher als 4° sind. Hingegen ist diese Schichtung eine verkehrte oder inverse, wenn die Temperatur von unten nach oben eine abnehmende ist, also alle höheren Schichten kälter sind als 4°. Bei unsern thermischen Lotungen im eigentlichen Vierwaldstättersee haben wir diese inverse Schichtung, abgesehen von einigen lokalen Anomalien, nie angetroffen.
Doch lassen sich indirekt einzelne inverse Schichtungen, freilich mit sehr geringen Amplituden, aus dem Protokoll der Oberflächentemperaturen nachweisen".
Folgende Hauptresultate werden zusammengestellt:
1. Mit Beginn der thermischen Schichtung, um Mitte März herum steigt die Temperatur der Oberflächenschicht, zeitlich rasch zunehmend, bis in den Juni. Nach der Tiefe verlangsamt sich diese Zunahme. Von der untern Sprungschicht an abwärts dagegen ist sie sehr gering, doch immerhin so, dass schon um Ende Frühling etwelche Zunahme bis in die tiefsten Schichten des Sees sich konstatieren lässt.
2. Vom Juni an ist das Verhalten in den obern etwas abweichend von demjenigen in den untern Schichten des Sees.
Während in den obern Schichten die progressive Temperaturzunahme bis Ende Juli anhält, stellt sich in den untern Wasserschichten zeitweise ein Stillstand oder vorübergehend sogar ein Rückgang der Temperatur ein, welcher sich nach und nach abgeschwächt auch in grösseren Tiefen fühlbar macht.
3. Sehr bald, nachdem die Zunahme der Wassertemperatur den grössten Wert erreicht hat, tritt ein ebenso energischer Rückschlag und infolgedessen auch ein Rückgang der Temperatur überhaupt ein.
4. Das Maximum der Seetemperatur wird in den obersten Schichten des Sees gegen Ende August erreicht. In der unteren Sprungschicht und tiefer abwärts verspätet sich der Eintritt dieses Maximums sukzessive mehr und mehr bis in den November, in den tiefsten Schichten unter Umständen sogar bis in den Dezember hinein.
5. Der Temperaturrückgang nach Ueberschreitung des Maximums bis zum Wiederausgleich im Januar vollzieht sich zwar mit allmählich abnehmender, aber bis in immer grössere Tiefen nach und nach sich mehr und mehr ausgleichender Geschwindigkeit, im ganzen innert kürzerer Zeit, als die Temperaturzunahme des Sees.
Die thermische Bilanz ergibt folgenden Wärmegewinn für den Vierwaldstättersee:
Seebecken | Volumen in Billionen m3 | Mittlere Tiefe m | Mittl. Wärmegewinn von 1 m3 | Datum der Lotung 1900 | Total Wärmegewinn bis in Billionen Kal. |
---|---|---|---|---|---|
Urnersee | 3180 | 148 | 2811 | 25. August. | 8939 |
Gersauerbecken | 4480 | 142 | 2836 | 25. August. | 12705 |
Weggiserbecken | 2500 | 105 | 4267 | 25. August. | 10668 |
Uebriger See | 1750 | 54 | 7333 | 25. August. | 12833 |
Ganzer Vierwaldstättersee: | 11910 | 45145 |
Dieser Wärmegewinn bedeutet nicht das Maximum des betreffenden Jahres. Wie die Lotungen des Jahres 1899 gezeigt, wächst er noch bis in den September hinein. Diese Zunahme ist jedoch nicht mehr sehr bedeutend; bis 28. September betrug sie im Gesamtbecken noch etwa 2,2%. Mit diesem Zuschlag käme der Gesamtbetrag der bis in den September aufgespeicherten Wärmemenge des ganzen Sees auf rund 46 Billionen Kalorien.
Dieser Betrag ist ein ganz respektabler. Um ihn einigermassen zu veranschaulichen, wollen wir ihn in das entsprechende Quantum Kohle verwandeln. Durch Verbrennen von 1 kg können 7800 Kalorien Wärme erzeugt werden. Zur Erzeugung des obigen sömmerlichen Wärmegewinnes des Sees wären also rund 5900 Millionen Kilogramm oder 5,9 Millionen Tonnen Kohle erforderlich. Dieser Bedarf entspricht einem mit Kohlen beladenen Eisenbahnzug von 590000 Güterwagen, jeder zu 10 Tonnen gerechnet. Dies erforderte, wenn die Länge eines Wagens zu 6 m angenommen wird, einen Eisenbahnzug von 3540
Kilometer, entsprechend einer Länge von zirka 31,3 Aequatorgrad, oder etwa der Entfernung des Nordkaps von der Südspitze von Sizilien. Hiebei ist nicht in Anschlag gebracht das grosse Wärmequantum, das der See schon während der wärmeren Jahreszeiten abgegeben hat, einerseits an die Atmosphäre während der Nacht oder überhaupt während kühleren Tageszeiten, andrerseits an die aufgenommenen kälteren, zum Teil von Schnee und Gletscher herstammenden bedeutenden Wassermassen der Zuflüsse.
Die im Sommer aufgespeicherte Wärme des Sees wird in der kälteren Jahreszeit nach und nach wieder an die Luft und durch diese an die umgebenden Ufer abgegeben. Es ist dies für das Klima der Umgebung ein ganz erheblicher Faktor von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
In Jahrgängen mit sehr kalten Wintern kann natürlich die Wärmeabgabe des Sees über die angenommene Anfangstemperatur von 4° hinunter gehen. Wie sich aus obigen Zahlenangaben leicht berechnen lässt, repräsentiert eine jede weitere Abkühlung von 1° C. eine Wärmeabgabe des ganzen Sees im Betrag von rund 4,5 Billionen Kalorien oder zirka 10% des obigen Totals des Wärmegewinnes während der wärmeren Jahreszeit.
Die Einordnung des Vierwaldstättersees in die von Forel aufgestellten Kategorien ergibt, dass alle Hauptbecken des Sees in die selbe Kategorie, wie der Genfersee zu rubrizieren wären, während der Alpnachersee zu den temperierten Seen mit geringer Tiefe (im Mittel 20 m) gehört. Wie wir aber gesehen, besteht immerhin zwischen dem tiefere innern oder obern See, umfassend den Urnersee (mit 148 m mittlerer Tiefe) und das Gersauerbecken (mit 142 m mittlerer Tiefe), und dem äussern oder untern See, d. h. dem ausserhalb der Nase gelegenen Teil (mit 75 m mittlerer Tiefe) nicht nur in den Temperaturen der oberen, sondern auch denjenigen der tieferen und tiefsten Schichten, sowie bezüglich der Tiefenverhältnisse Abweichungen, welche es fraglich erscheinen lassen, ob alle Seebecken in die selbe Hauptkategorie gestellt werden dürfen. Es müssten zur definitiven Lösung dieser Frage erst noch während einer längeren Reihe von Jahren Beobachtungen angestellt werden.
Es ist anzunehmen, dass in kalten Jahrgängen auch die abyssale Temperatur der Seebecken mit geringerer Tiefe unter 4° herabsinkt. Aus der Witterungschronik früherer Jahre ist bekannt, dass der äussere See, namentlich die Luzernerbucht, das Küssnacher- und Hergiswilerbecken, in solchen Jahrgängen wiederholt fest zugefroren sind, während für das Gersauerbecken nur zweimal, nämlich in den Wintern 1684 und 1685, ein Zufrieren, so dass es überschreitbar war, gemeldet und für den Urnersee gar kein derartiger Fall bekannt ist. In kalten Jahren ist also auch ein Herabsinken der abyssalen Temperaturen unter 4° im äussern See sehr wahrscheinlich.
Es dürfte demnach das Richtige sein, den äussern See auf die Grenze der ersten und zweiten Kategorie zu stellen, während dem Gersauerbecken und dem Urnersee der tropische Typus in bestimmter Weise zugesprochen werden muss.
Transparenz. Im Winter ist die Durchsichtigkeit des Wassers am grössten. Das Maximum fällt mit 15-16,8 m in die Zeit vom Ende Dezember bis Anfangs März. Vom März an beginnt die allgemeine Trübung des Sees und nimmt bis April rasch zu. Das Minimum der Durchsichtigkeit fällt in den Monat Juli und beträgt im Mittel 7,9 m. Von da an beginnt wieder die Aufhellung des Sees. Im Alpnachersee beträgt das Maximum kaum 5 m, während das Minimum den geringen Wert von 1,28 m aufweist. Die Abnahme der Durchsichtigkeit des Sees vom März bis Juli und die nachfolgende Zunahme derselben vom Juli bis in die Wintermonate hinein ist vorwiegend bedingt durch die Zunahme der Niederschläge im ersten und deren Abnahme im zweiten Halbjahr.
Die Trübung des Sees wird dabei durch dessen thermische Schichtung im Sommer gefördert, weil dann die trüben Wasser der Zuflüsse eher eine Wasserschicht von gleichem spezifischem Gewicht antreffen, um sich mit ihr zu vermischen. Die vollständige Dunkelheit wird im Vierwaldstättersee wahrscheinlich in folgenden Tiefen vorhanden sein:
(m) | Minimum | Maximum |
---|---|---|
Urnersee | 20 | 110 |
Gersauerbecken | 40 | 105 |
Luzernerbecken | 60 | 110 |
Farbe. Die charakteristische Farbe des Wassers des Vierwaldstättersees, mit Ausschluss des Alpnachersees, ist eine blaugrüne, entsprechend der Stufe V, im äussern oder untern Teil des Sees IV-V, diejenige des Alpnachersees dagegen eine gelbliche, entsprechend der Stufe X der Forelschen Skala.
Ueber die Seiches stellte Ed. Sarasin aus Genf langjährige Beobachtungen an. Die ersten Versuche wurden auf der Linie Luzern-Flüelen gemacht. Sarasin leitet aus der Gesamtheit dieser Messungsresultate für die Uninodale ab 44,20 Minuten oder 44 Minuten 12 Sekunden, für die Binodale 24,25 Minuten oder 24 Minuten 15 Sekunden. Die Binodale ist somit ein wenig länger als die Hälfte der Uninodalen, wie dies der Fall ist bei allen bis jetzt studierten Seen, mit Ausnahme des Genfersees.
Dann fügt Sarasin noch bei: «Die einfache Pendelbewegung herrscht hier unumschränkt, und man hat Grund, überrascht zu sein, dass sie sich mit einer so vollkommenen Beharrlichkeit in einem im allgemeinen so komplizierten Becken bildet. Ungeachtet dieser Unregelmässigkeit der Form, bildet der See einen gut geregelten, gut gestimmten Vibrationsapparat, was an der günstigen Stellung, welche die Seeenge der „Nasen“ einnimmt, liegen muss, diesem starken Knoten, der gut mit dem natürlichen Knotenpunkt der Schwingungen der beiden Seehälften, die sich gegenseitig das Gleichgewicht halten, zusammenfällt. Es ist dies das Gegenteil von dem, was ich auf dem Zürichsee konstatiert habe, einem See mit unregelmässigem und wenig konstantem Schwingen, das gestört wird durch die leidige Lage des starken Knotens bei Rapperswil, der mit dem natürlichen Knotenpunkt des Sees nicht zusammenfällt und ihn zu einem durch den Musiker falsch gestimmten Instrument macht.»
Stadtchemiker Dr. E. Holzmann in Zürich gibt folgende Analyse für eine Wasserprobe, welche am gegenüber der Dampfschiffbrücke Hintermeggen aus 40 m Tiefe gepumpt wurde:
Milligramm per Liter | |
---|---|
Feste Bestandteile | 134 |
Alkalinität als Ca CO3 | 100 |
Oxydierbarkeit als K Mn O4 | 3.87 |
= sog. organ. Substanz | 19.37 |
Ammoniak | 0.002 |
Albuminoides Ammoniak | 0.008 |
Nitrite | 0 |
Nitrate | 0 |
Chloride als Cl | 4.2 |
Sulfate | Spuren |
Die Mineralanalyse lautet: | |
Ca O | 52.5 |
Mg O | 2.5 |
K2 O | leise Spur |
Na2 O | 6.9 |
Al2 O3 | 27.9 |
Fe2 O3 | Spuren |
Cl | 4.2 |
SO4 | 18.7 |
Si O2 | 3.5 |
Trockenrückstand | 127 |
Glührückstand | 117.6 |
Gesamte Härte Grade | 11.76 |
Vorübergehende Härte Grade | 10.5 |
Bleibende Härte Grade | 1.26 |
Spezifisches Gewicht | 1.000102. |
Schlammabsatz. Darüber berichtet Prof. Heim (in der Vierteljahrsschr. der Naturf. Ges. in Zürich 1900). Er stellte die Versuche, um den Schlammabsatz auf dem Boden zu bestimmen, im Urnersee an, oberhalb des Rütli und im Muotabecken. Vom bis ergab sich im Urnersee als:
Dicke der nassen Schlammschicht | 15 mm |
Absatz auf jedem cm2 | 1.91 gr |
Dicke der getrockneten Schicht: | 3.8 mm |
Absatz auf jedem cm2 | 0.95 gr |
Absatz auf der Ablagerungsfläche von 10,31 km2 des Urnersees rund 154650 m3 oder 196921 Tonnen nasser Schlamm und rund 39178 m3 oder 97945 Tonnen trockener Schlamm, was ungefähr 40000 m3 Fels gleichkommt.
Die chemische Analyse ergab folgende Tabelle:
% | % | ||
---|---|---|---|
Si O2 | 41.20 | C O2 | 12.52 |
Al2 O3 | 11.32 | K2 O | 2.42 |
Ti O2 | 1.28 | Na2 O | 0.96 |
Fe2 O3 | 5.68 | Cu | 0.14 |
P2 O5 | 0.31 | Fe | 0.10 |
Ca O | 16.48 | S | 0.15 |
Mg O | 1.90 | Glühverlust | 5.54 |
Petrographisch und chemisch ist dieser Schlamm als ein kalkreicher Ton oder Tonmergel zu bezeichnen. Zu 85 bis 90% ist er klastischer Natur, und nur etwa 10% sind chemischer Niederschlag. Die Planktonorganismen beteiligen sich in sehr geringem Masse an der Schlammbildung.
a) Temperaturen. Ueber die beiden Stationen Gersau und Luzern geben für den Zeitraum 1890-1899 die beigedruckten Tabellen Auskunft.
[°C.] | I | II | III | IV | V | VI | VII | VIII | IX | X | XI | XII |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Monats-Mitteltemperaturen 1890-1899. | ||||||||||||
Luzern | -1,8 | -0,1 | 4.2 | 8.5 | 12.3 | 16.2 | 17.6 | 16.5 | 14.6 | 8.7 | 3.9 | -0,54 |
Gersau | -0,5 | 1.1 | 4.9 | 8.9 | 12.7 | 16.3 | 17.7 | 17.6 | 13.8 | 9.9 | 5.4 | 1.1 |
Monatliche Minima 1890-1899. | ||||||||||||
Luzern | -17,0 | -16,0 | -12,0 | -3,0 | 1.6 | 7.0 | 9.6 | 6.2 | 2.8 | -3,0 | -8,4 | -11,0 |
(1895) | (1895) | (1890) | (1891) | (1892) | (1894) | (1890) | (1890) | (1897) | (1891) | (1890) | (1899) | |
Gersau | -13,8 | -9,1 | -9,5 | -1,8 | 2.0 | 6.3 | 8.8 | 5.0 | 1.5 | -2,6 | -6,0 | -8,2 |
(1894) | (1895) | (1890) | (1891) | (1897) | (1897) | (1890) | (1890) | (1890) | (1891) | (1890) | (1891) | |
Monatliche Maxima 1890-1899. | ||||||||||||
Luzern | 12.2 | 13.8 | 20.0 | 23.8 | 27.1 | 28.8 | 29.2 | 29.5 | 28.3 | 21.6 | 17.8 | 14.7 |
(1890) | (1899) | (1897) | (1893) | (1892) | (1891) | (1891) | (1893) | (1899) | (1895) | (1895) | (1895) | |
Gersau | 14.5 | 14.2 | 19.0 | 23.5 | 26.4 | 27.4 | 30.2 | 29.7 | 25.6 | 25.0 | 19.8 | 15.4 |
(1899) | (1891) | (1897) | (1893) | (1892) | (1891) | (1896) | (1892) | (1895) | (1893) | (1892) | (1895) |
Aus diesen Tabellen ergibt sich, dass die Mitteltemperaturen von Luzern namentlich in den Wintermonaten niedriger sind als in Gersau. Das gleiche gilt auch für die Minima.
b) Nebel. Die Annalen der schweiz. meteorolog. Zentralanstalt verzeichnen für die beiden Stationen Luzern und Gersau folgende Nebeltage für die Jahre 1890-1899:
Nebeltage für die Jahre 1890-1899. | ||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1890 | 1891 | 1892 | 1893 | 1894 | 1895 | 1896 | 1897 | 1898 | 1899 | |
Luzern | 115 | 28 | 19 | 17 | 14 | 10 | 24 | 30 | 29 | 36 |
Gersau | 0 | 4 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 1 |
Das zeigt uns deutlich, dass die Hauptnebelzone des Vierwaldstättersees das Luzernerbecken ist, während der innere See hauptsächlich infolge der aufheiternden Wirkungen des Föhn nebelarm ist.
c) Niederschläge. Das zehnjährige Mittel ergibt für Luzern und Gersau folgende Zahlen:
Niederschlag mm | Tage Regen | Tage Schnee | |
---|---|---|---|
Luzern | 1152.8 | 156.2 | 28.2 |
Gersau | 1671.2 | 160.2 | 29 |
d) Winde. Die Winde, denen der Vierwaldstättersee ausgesetzt ist, sind sehr unbeständigen und unregelmässigen Charakters; daher denn auch die Segelschiffahrt beinahe unmöglich ist. Im innern Seeteil sind die wichtigsten Winde der Föhn und der Biswind. Ersterer, ein Südwind, nimmt oft eine Gewalt an, dass die Dampfer in Brunnen in einem eigens hiefür erbauten Föhnhafen landen müssen. Dann zeigt der Urnersee seine majestätische Gewalt, wenn dieser entfesselte warme Luftstrom durch die Felsenmauern des Axenberges heult, wenn die Luft so klar ist, dass man auf den Schneefeldern des Urirotstockes fast die Fussspuren der letzten Touristen sehen kann; dann schlagen unter dröhnendem Gebrüll die Wogen über die Quaimauern von Brunnen, dass der Aufenthalt auf der Quaistrasse unmöglich wird.
Der Biswind ist ein Nord- oder Nordostwind und stellt sich auf dem ganzen See ein, bald sanft die Oberfläche kräuselnd, bald Wellen mit schaumgekröntem Kamm vor sich her treibend. In Brunnen wird ein Wind, der vom Urmiberg herkommt, oft auch als «Brunnerli» bezeichnet. Diese Biswinde stellen sich sehr häufig Vormittags etwa um 9 Uhr ein. Im Hergiswilerbecken und Trichter tritt oft ganz unerwartet ein heftiger Südwestwind auf, bei den Schiffleuten unter dem Namen «Lopper» bekannt. Wehe dem unerfahrenen Fährmann, der auf offenem See von diesem Sturm erfasst wird! Im äussern Seeteil führt auch der Ostwind einen eigenen Namen: er heisst «Aarbis». Die Schiffleute brauchen auch noch den Namen «Dimmerföhn», z. B. für einen Wind, welcher vom Bürgenstock in den See hinunterfällt. Die Westwinde führen keine eigene Benennung.
Wo der Nordwind durch Gebirgsmauern ferngehalten wird, da kommen die die Wärme ausgleichenden Eigenschaften des Sees und die Temperaturerhöhungen infolge des Föhns zur vollen Geltung. Dies ist namentlich der Fall in Gersau, Vitznau und Weggis. Man hat nicht mit Unrecht dieses Gestade als die «schweizerische Riviera» bezeichnet. Es müssen wirklich günstige Verhältnisse zusammentreffen, dass in Vitznau (bei der Station der Rigibahn) folgende reiche Kollektion exotischer Pflanzen überwintert, welche man sonst nur an den italienischen Seen suchen würde: Camelia, Cupressus pyramidalis; Laurus
nobilis, L. camelifolia und L. Tinus, Jasminum, Chamaerops humilis, Citrus japonicus, Ruscus aculeatus, Rhus cotinus, Quercus suber, Olea ilexifolia, Morus alba und Ficus carica, welche jedes Jahr hunderte von Früchten reift. Dabei finden sich noch: Magnolia grandiflora, diverse Rhododendronarten, Mespilus japonica, Bambusa nigra, Skimmia japonica, Hortensia, Aralia spinosa, diverse Evonymus- und Genistaarten, Punicum granatum, Paulownia imperialis, Exochorda grandiflora etc. Also ein richtiger botanischer Garten auf diesem kleinen paradiesischen Fleck.
Die Planktonflora umfasst mehr als 50 Arten, worunter an die 20 Diatomeen. Während die einzelnen Becken des Hauptsees in der Zusammensetzung des Plankton übereinstimmen, weicht das Alpnacherbecken oft bedeutend ab. Aus 72 m Tiefe wurden noch folgende Planktonten heraufgeholt Ceratium hirundinella, Peridinium cinctum, Dinobryon divergens und D. cylindricum, Cyclotella, Asterionella gracillima mit Diplosiga, Fragilaria crotonensis mit Bicosoeca. Im Frühjahr sind der Alpnachersee und namentlich das Weggiserbecken von den schwefelgelben Pollenzellen der Nadelhölzer bedeckt.
Die Uferflora ist namentlich in der Nähe der Deltas üppig entwickelt. Durch die Umwandlung der Ufer in Quaianlagen sind viele Schilfrohrbestände vernichtet worden und mit diesen die sie begleitenden untergetauchten Wiesen zahlreicher Wasserpflanzen. Doch treffen wir immerhin noch in jedem Becken hübsche Bestände an. Ausserhalb des Schilfrohrs und der Binse finden wir die Laichkräuter (Potamogeton) und das Tausendblatt (Myriophyllum). Dazwischen gedeihen die weisse und gelbe Seerose. Zanichellia palustris und Charazeen bilden üppige unterseeische Wiesen, z. B. am Muota- und am Reussdelta. Elodea canadensis, welche zwischen dem Inseli und den Ufern einen üppigen Bestand bildete, ist seit einigen Jahren infolge Ausbaggerns verschwunden. Auch der unterseeische Garten von Hippuris, Callitriche, Ranunculus. Potamogeton etc. im Föhnhafen von Brunnen ist vernichtet worden.
Die Liste der Uferflora verzeichnet folgende Arten: Ranunculus divaricatus und R. trichophyllus, Nymphaea alba, Nuphar luteum, Myriophyllum spicatum, Nippuris vulgaris, Callitriche stagnalis, C. platycarpa und C. vernalis;
Polygonum amphibium und P. lapathifolium;
Potamogeton lucens, P. perfoliatus, P. crispus, P. pectinatus, P. gramineus, P. pusillus. P. densus und P. natans;
Zanichellia palustris, Scirpus lacustris, Phragmites communis.
Ueber die Mollusken des Vierwaldstättersees berichtet G. Surbeck in den Mitteilungen der Naturf. Ges. Luzern (3. Heft), wo er 23 Arten aufzählt. Ueber den Fischbestand und Fischfang verdanken wir W. Nufer folgende Angaben: Der Vierwaldstättersee ist ziemlich reich an Fischarten. Es sind deren 30; also finden wir hier mehr als die Hälfte der in der Schweiz vorkommenden Fischarten vertreten. Es sind: der Barsch oder Egli (Perca fluviatilis), die Groppe (Cottus gobio), die Quappe oder Trüsche (Lota vulgaris), der Karpfen (Cyprinus carpio), die Schleihe (Tinca vulgaris), die Barbe (Barbus fluviatilis), der Gründling oder Chrüschlig (Gobio fluviatilis), der Brachsen (Abramis brama), die Blicke oder Bliengge (Blicca björkna), die Laube, Laugeli, Wingere, Luonzli (Alburnus lucidus), der Schneider, Aertzeli (Alburnus bipunctatus), die Rotfeder, Röteli (Scardinius erythrophthalmus), das Rotauge, Schwal, Seehasel (Leuciscus rutilus), der Alet (Squalius cephalus), der Hasel, Reusshasel (Squalius leuciscus), der Strömer, Aertzeli (Squalius Agassizii), die Ellritze, Bämmeli (Phoxinus laevis), die Nase (Chondrostoma nasus), die Bartgrundel, Grundeli (Cobitis barbatula), der Edelfisch (Coregonus Wartmanni var. nobilis), der Weissfisch (Coregonus exiguus var. albellus), der Balchen (Coregonus Schinzii var. helveticus), die Aesche (Thymallus vulgaris), der Saibling, Rötel (Salmo salvelinus), der Lachs, Salm (Trutta salar), die Seeforelle (Trutta lacustris), der Hecht (Esox Lucius), der Aal (Anguilla vulgaris), Flussneunauge (Petromyzon fluviatilis), Bachneunauge (Petromyzon Planeri). Künstlich eingeführt wurde in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts aus Preussen die Maräne (Coregonus maraena). Unter Trutta lacustris verstehen wir sowohl die Grundforelle (fortpflanzungsfähige Form), als auch die Schweb- oder Silberforelle (sterile, unfruchtbare Form).
Der Fischreichtum des Vierwaldstättersees ist ungefähr seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts ziemlich stark zurückgegangen. Der Grund hiefür ist nicht weit zu suchen. Bevor Gesetze und Verordnungen die Fischerei regelten, waren die Fischer gewöhnt, durch Anwendung von engmaschigen Grund-, Schweb- und Zugnetzen stattliche Erträge zu erzielen, wodurch notwendigerweise der Fischbestand ganz erheblich geschädigt wurde. Erst die Bundesverfassung von 1874 machte diesem unvernünftigen Raubwesen ein Ende und ordnete den Fischereibetrieb durch einheitliche Gesetze und Vollführungsverordnungen, die den modernen Kenntnissen Rechnung trugen. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung war auch die Einsetzung des Konkordats, das sowohl die
Interessen der Fischer berücksichtigt, als auch die Hebung der Fischerei und des Fischbestandes scharf im Auge behält. Die engmaschigen Netze wurden durch weitmaschige ersetzt und der Fang mit dem Zuggarn auf ein Minimum reduziert; heute ist dasselbe am ganzen See nur noch von 4 Fischern in Verwendung. Trotz mannigfacher fischfeindlicher Einrichtungen (wie intensiver Dampfschiff- und Motorschiffbetrieb, Korrektion der Bäche und Flüsse, Ufer- und Quaibauten) können wir heute wieder eine bedeutende Zunahme der Fische, namentlich der Weissfelchen und Forellen konstatieren, was nicht in letzter Linie auf die zweckmässige Einführung der Schonzeiten zurückzuführen ist, durch die den Fischen während ihrer Laichzeit die nötige Ruhe zu teil wird. Andrerseits sind in der Nähe des Sees verschiedene Fischbrutanstalten eingerichtet worden, die bestrebt sind, die junge Brut aufzuziehen und dadurch den Fischbestand des Sees zu vermehren; solche Anstalten finden wir in Luzern, Buochs, Silenen. Vor allem hat man mit der Aufzucht von Forellenjungbrut gute Erfahrungen gemacht.
Der Weissfelchen ist der eigentliche Brotfisch des Sees; er wird meist mit dem Grundnetz und dem Zuggarn gefangen, während beim Forellenfang hauptsächlich Schwebnetze zur Anwendung gelangen. Der Weissfelchen ist im äussern See, d. h. im Trichter und seinen Armen, recht häufig, während er den innern See, d. h. das Stück innerhalb der beiden Nasen, nur zu Laichzwecken aufsucht. Hier wird er dagegen durch den Edelfelchen ersetzt, der aber bei weitem nicht in so grosser Zahl auftritt wie der Weissfelchen.
Die dritte Felchenart, der Balchen, ist im Gegensatz zu den bereits erwähnten Fischarten in Abnahme begriffen. Worin diese ihren Grund hat, ist schwierig zu erforschen. Bekanntlich laicht der Balchen nur wenige Tage Ende November oder Anfangs Dezember an steinigen Ufern und hält sich sonst während des ganzen Jahres in der Tiefe auf. Am erträglichsten war ihr Fang in den 50er und Anfangs der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts, wo ein Fischer in einem Balchenlaich 500-800 Stück fangen konnte, heute vielleicht noch 20-40 Stück. Die früher gefangenen Balchen hatten ein durchschnittliches Gewicht von 1-1½ Pfund, während heute nur noch 2-3 pfündige gefangen werden, da jüngere Tiere auf den Laichplätzen nicht mehr erscheinen. Man ist deshalb ernstlich bemüht, durch Aufzucht der Balchenbrut ihren Bestand zu mehren.
Der Hechtfang, wie derjenige der übrigen Uferlaicher, wird vom Wasserstand des Sees wesentlich beeinflusst. Die Erfahrung lehrt uns, das der Fang ein ergibiger wird, wenn der See im Steigen begriffen ist. Da der Wasserstand des Sees aber grossen Schwankungen unterworfen ist und der jungen Brut deshalb Gefahr droht, auf trockenen Boden zu gelangen, suchte man diesem Uebelstand einigermassen abzuhelfen mittels einer Schwelle in Luzern, die den Wasserstand zu regulieren hat.
Als Laichstellen liebt der Hecht besonders schilfige Ufer, geht aber auch gerne in Gräben mit langsam fliessendem Wasser. Ausser im Schilf und im sog. Hechtgraben bei Brunnen wird er im innern See nur wenig gefangen; der äussere See und vor allem der mit Schilfbeständen wohl versehene Alpnachersee ist dagegen reich an Hechten. Teils wird er mit sog. Fachen, teils mit dem Setznetz gefangen. Die Rötel spielen im Vierwaldstättersee eine merkwürdige Rolle. Man hat sie schon an verschiedenen Stellen des Sees vereinzelt in Weissfischnetzen gefangen. Wo sie aber in grösserer Zahl auftreten, weiss man nicht; auch ihre Laichplätze sind unbekannt.
Sehr wahrscheinlich leben sie in der Tiefe. Aehnlich wie im Zugersee, haben einige Fischer es versucht, durch Versenken von Kies ihnen künstliche Laichplätze zu schaffen; aber ohne Erfolg. Auf Antrag der Konkordatskommission wurden Nachforschungen zur Auffindung ihrer Laichplätze angestellt; doch gelangte man bis jetzt zu keinen massgebenden Resultaten. Ein Maximum von 25 Exemplaren wurde bei Versuchen mit Grundnetzen bei Beckenried gefangen. Vergleichen wir die Fischbestände der beiden Seeteile miteinander, so finden wir, dass derjenige des innern Sees, der rauhern Natur und der felsigen Ufer wegen, bedeutend geringer ist als derjenige des äussern Sees, der ein milderes Klima hat und reich an Schilfbeständen ist. Von epidemischen Fischkrankheiten und Fischsterben ist der Vierwaldstättersee bis jetzt verschont geblieben.
Die Fischereigeräte, die auf dem See zur Verwendung gelangen, sind: das Grundnetz, das Setz- oder Stellnetz, das Spiegelnetz, das Schwebnetz, das Zuggarn, das Speisnetz (zum Fang von Köderfischen), Reusen, Wurfangel, Schleppangel, Aalschnur, Hechtschnur, Forellenschnur. Die der Fischerei dienenden Fahrzeuge sind: der Einbaum, der Jassen, der Halb-Jassen und die Schaluppe.
Das Zooplankton ist eingehend von G. Burckhardt studiert worden, der dessen Artenbestand feststellte und konstatierte, dass dessen horizontale Verteilung eine gleichförmige ist. Es liegen keine Beobachtungen vor, welche die Annahme von Schwarmbildungen rechtfertigten. Von den untersuchten Planktontieren führen einige Arten grosse tägliche Wanderungen aus. Es sind dies : Bythotrephes longimanus, junge Diaptomus, Diaptomus gracilis, Daphnia hyalina, Diaptomus laciniatus.
An Unterschieden in der Zusammensetzung des Plankton der einzelnen Seebecken wurden folgende konstatiert: Diaphanosoma brachyurum fehlt im Urnersee vollständig, kommt in den übrigen Seebecken in mittlern Quantitäten vor und ist in grossen Mengen vertreten im Alpnachersee. Bosmina coregoni, Bythotrephes longimanus und Diaptomus gracilis fehlen im Alpnachersee. Bosmina longirostris lebt als regelmässiger Planktont im Alpnachersee, nur gelegentlich dagegen im übrigen Vierwaldstättersee. Daphnia hyalina bildet im Vierwaldstättersee eine reiche Menge von Formen, im Alpnachersee dagegen eine einzige, für dieses Becken charakteristische Form. Burckhardt bestimmte die Quantität des Plankton unter 1 m2 Oberfläche für den Alpnachersee zu 7-15 cm3, für den Vierwaldstättersee oberer Teil zu 12-37 cm3 und für den Vierwaldstättersee vorderer Teil zu 22-60 cm3.
Die Schiffahrt auf dem Vierwaldstättersee lag in frühern Jahrhunderten in den Händen verschiedener Zünfte, die man mit dem gemeinsamen Namen der «St. Niklausen Gesellschaften» bezeichnete. Ausserdem waren noch zwei bekannte Schiffsgesellschaften die Urinauen- und die Pfisternauengesellschaft (Luzern). Diese Gesellschaften besorgten den Waren- und Personenverkehr mit grossen Ruderschiffen, welche man
Nauen nennt. Am führte der erste Dampfer, die «Stadt Luzern", , die erste Fahrt aus. Dieses Schiff wurde von dem Handelshaus Knörr und Sohn in Luzern bestellt. Es war 32 m lang und 6 m breit, besass einen Mastbaum mit Segel und fasste 300 Personen. Die Maschine wurde mit Tannen- und Buchenholz geheizt. Während im Winter per Woche nur 2 Kurse ausgeführt wurden, machte das Schiff im Sommer per Woche 8 Kurse von Luzern nach Flüelen. In den ersten Jahren hatte diese Dampfschiffahrtsgesellschaft viele und unangenehme Kämpfe mit den Nauengesellschaften zu führen.
Dennoch wurde 1842 der zweite Dampfer, der «St. Gotthard», erbaut. 1847 bildete sich eine zweite Gesellschaft, die Postdampfschiffahrtsgesellschaft, welche 2 Dampfer erbaute. Nach jahrelangen Zänkereien brachten die beiden Gesellschaften 1849 es dazu, nach vereinbarten Tarifen zu arbeiten. 1859 erstellte die schweizerische Zentralbahn die beiden Schiffe «Stadt Basel" und «Stadt Mailand» und gab sie den beiden Gesellschaften in Pacht. Wie ablehnend sich die Uferorte zuerst der Dampfschiffahrt gegenüber verhielten, beweist uns der Umstand, dass erst 1852 der freie Verkehr mit den Gestaden von Küssnach und 1858 derjenige mit Alpnach eröffnet werden konnte.
Die Verbindung Luzern-Hergiswil-Alpnachstad besorgte der kleine Schraubendampfer «Rotzberg» (Besitzer: Kaspar Blättler). Auch den Küssnachersee befuhr ein kleiner Schraubendampfer («Rütli»). Nach verschiedenen Wendungen war durch Verschmelzung der bestehenden Gesellschaften 1870 die nunmehrige Dampfschiffgesellschaft des Vierwaldstättersees entstanden. Die Gesellschaft besitzt 20 Dampfer, nämlich 16 Raddampfer und 4 Schraubendampfer. Zwei dieser Dampfer sind Trajektschiffe. Der grösste Salondampfer der Gesellschaft, die «Stadt Luzern", , hat 750 indizierte Pferdekräfte und misst 60 m in der Länge und 7,5 m in der Breite.
Name der Schiffe | Indizierte Pferdekräfte | Länge Meter | Breite Meter |
---|---|---|---|
1. Stadt Luzern | 750 | 60 | 7.50 |
2. Uri | 650 | 59 | 6.80 |
3. Unterwalden | 650 | 59 | 6.80 |
4. Germania | 550 | 59.40 | 6.40 |
5. Italia | 550 | 59.40 | 6.40 |
6. Schwyz | 500 | 60.45 | 5.91 |
7. Victoria | 500 | 60.45 | 5.91 |
8. Helvetia | 335 | 51 | 5.40 |
9. Pilatus | 380 | 51.50 | 5.80 |
10. Gotthard | 350 | 46 | 5.80 |
11. Winkelried | 290 | 46 | 6.00 |
12. Waldstätter | 290 | 48 | 4.80 |
13. Wilhelm Tell | 265 | 48 | 4.98 |
14. Stadt Basel | 215 | 45 | 4.80 |
15. Stadt Mailand | 215 | 45 | 4.80 |
16. Rigi | 155 | 37.80 | 4.20 |
17. Schwan | 50 | 22.50 | 3.00 |
18. Merkur | 75 | 15.80 | 3.00 |
19. Trajektschiff I | 100 | 42 | 7.00 |
20. Dito II | 100 | 42 | 7.00 |
Wie sehr sich der Verkehr in den letzten Jahren gesteigert hat, mögen folgende Zahlen zeigen. Die Einnahmen betrugen im Jahr 1870 Fr. 432540, im Jahr 1890 Fr. 1044418 und im Jahr 1903 Fr. 1558296.
Cysat, Joh. Leop. Beschreibung des berühmbten Lucerner oder 4 Waldstätter Sees. Luzern 1661. - Heim, Alb. Geologie der Hochalpen zwischen Reuss und Rhein. (Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz. 25). Bern 1891. - Reussgebiet von den Quellen bis zur Aare. I: Die Flächeninhalte der Einzugsgebiete. (Wasserverhältnisse der Schweiz; bearb. und hrsg. vom eidg. hydrometrischen Bureau). Bern 1903. - Arnet, X. Das Gefrieren der Seen in der Zentralschweiz (in den Mitteilungen der Naturf. Ges. Luzern. 1, 1897). - Burckhardt. Quantitative Studien über das Zooplankton des Vierwaldstättersees. (Ebendort; 3, 1900). - Surbeck. Die Molluskenfauna des Vierwaldstättersees. (Ebendort; 3, 1900). - Sarasin. Beobachtungen über die Seiches des Vierwaldstättersees. (Ebendort; 4, 1904). - Amberg. Optische und thermische Untersuchungen des Vierwaldstättersees. (Ebendort: 4, 1904).
[Dr. Hans Bachmann.]