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Giannone verhaftet, der wegen seiner durch einen gewissen Gastaldi, «chef des gardes du sel de la brigade de Vézenaz», ins französische übersetzten Histoire civile du royaume de Naples exkommuniziert und geächtet worden war.
Giannone verhaftet, der wegen seiner durch einen gewissen Gastaldi, «chef des gardes du sel de la brigade de Vézenaz», ins französische übersetzten Histoire civile du royaume de Naples exkommuniziert und geächtet worden war.
(Capite de) (Kt. Genf, Linkes Ufer, Gem. Choulex und Collonge-Bellerive).
Kleines Dorf. S. den Art. Capite de Vézenaz.
(Kt. Tessin, Bez. Lugano). 368 m. Gem. und Pfarrdorf 2,5 km nnw. vom Bahnhof Lugano. Postablage; Postwagen von Lugano nach Tesserete und nach Gravesano. 75 Häuser, 407 kathol. Ew. Acker- und Weinbau, Viehzucht. Vieh- und Weinhandel. Genossenschaftsmolkerei. In der Villa Morosini liegt der Hauptmann Emilio Morosini begraben, der 1849 bei der Verteidigung Roms gefallen ist.
Vezio
(Kt. Tessin, Bez. Lugano). 768 m. Gem. und Pfarrdorf 13 km nw. Lugano. Postablage; Postwagen Magliaso-Novaggio-Arosio. 40 Häuser, 154 kathol. Ew. Ackerbau und Viehzucht. Auswanderung der Männer nach Argentinien und als Maurer, Gipser und Maler in die übrigen Kantone der Schweiz. Malerisch gelegene und von Kastanienselven umrahmte Ortschaft. Ausgangspunkt für die Besteigung des Monte Lema, Gradicioli und Tamaro.
(Cuolm de) (Kt. Graubünden, Bez. Vorderrhein). 2438, 2170, 2210, 2131 und 1945 m. Etwa 2 km lange, südostwärts streichende grüne und aussichtsreiche Grathöhe zwischen Val Strom und Val Drun im W. und Val Segnes im O.; nördl. vom Dörfchen Sedrun. Das wilde Sammelgebiet des Wildbaches von Val Drun, dessen Anrisse die Steilhänge des Cuolm de Vi stark angreifen, bildet ein sehenswertes Beispiel für die Entstehung einer Felsrüfe. Nordwärts steht der nun höher werdende, felsige und zackige Grat mit dem vergletscherten Piz Giendusas (2982 m) im Oberalpstockgebiet in Verbindung.
Der Cuolm de Vi setzt sich vorherrschend aus nordwärts einfallendem Gneis und Streifen von Hornblendeschiefern zusammen;
höher oben folgt Protogin- oder Granitgneis.
Cimitero Vecchio (Kt. Tessin, Bez. und Gem. Lugano). 280 m. Nördl. Aussenquartier von Lugano, mit dem Stadtmittelpunkt durch eine elektrische Strassenbahn verbunden. Mehrere Landhäuser mit Gartenanlagen. 21 Häuser, 281 kathol. Ew. Kirchgemeinde Lugano.
Mala (Kt. Graubünden, Bez. Heinzenberg). 900-860 m. Etwa 2,5 km lange, grossartige Schluchtenserie des Hinterrheins, oberhalb der Dorfgruppe Rongellen zwischen Thusis und Reischen (Schams); führt den Fluss aus seiner zweiten Thalstufe, dem Becken von Schams, in die mildere und freundliche dritte, das Domleschg über. Durch die Schluchtenreihe zieht sich die nach dem Splügen- und Bernhardinpass führende Post Strasse, deren Anlage die Via Mala so berühmt gemacht hat.
Der alte Römerweg überschritt den Hinterrhein schon bei Rhäzüns, stieg am Heinzenberg hinan und blieb, die Schluchten und Thalböden des Hinterrheins tief unter sich lassend, fortwährend in der Höhe der linken Thalseite bis Sufers im Rheinwald. Im Jahr 1473 erfolgte der erste Durchbruch der Via Mala, zwischen Rongellen und Zillis, unter dem Patronat des Grafen Georg von Werdenberg durch die Gemeinden Thusis, Cazis und Masein, denen sich das Schams, Rheinwald, Misox und Chiavenna zu diesem Werke anschlossen. Die erste und zweite Via Malabrücke baute der Meister Wildner von Davos 1738-1739. Von Thusis nach Rongellen aber ging der Weg, der heute noch als «alte Strasse» existiert, hoch über den Wald Crapteig hin. Für die Strecke Thusis-Rongellen der Schlucht prägte man daraufhin den Namen «Verloren Loch». Die jetzige ganze Strassenanlage und der Bau der dritten Via Malabrücke kam 1822 durch den Tessiner Ingenieur Poccobelli zustande.
Die Via Malaschluchten beginnen gleich hinter Rongellen (860 m),
4 km s. Thusis, wo sich die Schlucht des «Verloren Loch» zu einem kleinen Thalkessel erweitert. Heute bezeichnet man mit diesem letztern Namen nur noch den 60 m langen Strassentunnel vor Rongellen. Gegenüber dem freundlichen Rongellen dehnt sich die ungeheure Wand des an 600 m weit herabfallenden Traversinertobels. Die Felswände treten hinter der Thalerweiterung nahe zusammen; eng schmiegt sich die Strasse, verschiedene Biegungen machend, den Felsen an, und immer enger und tiefer wird die Kluft, bis in kühnem Bogen eine steinerne Brücke über den mehr als 60 m tiefen Abgrund hinleitet.
«Unten fliesst mit düsterer grüner Färbung, niemals vom Licht der Sonne erhellt, der Strom, da und dort weisse Schaumwellen schlagend; auf der andern Seite verschwindet er ganz unter den überhängenden, glattgewaschenen Felsen.» (Theobald). Der Pavillon oberhalb dieser grossartigen Passage bietet einen prächtigen Blick auf die zweite Brücke (867 m), die die kühnste und höchste ist. Sie spannt sich über eine furchtbare Kluft, gegen 100 m über den Wogen des Hinterrheins.
Die Gegend der zweiten Via Malabrücke zeigt die Landschaft am grossartigsten, die im Wechsel von grellem Tageslicht und finsterm Grauen Bilder voll Romantik und düsterer Erhabenheit enthüllt. «Es sind nicht mehr die glatten Wände, die uns unmittelbar umgeben: ihre Flucht ist durch vielgestaltige Felsköpfe, Terrassen und Gesimse unterbrochen, auf denen waghalsige Fichten und Lärchen, der Abgründe spottend, ihre Zweige und Kronen im Luftzuge wiegen und Moose und Flechten ihre bunten Teppiche ausbreiten. Kanzelförmig springt ein durchbrochener, riesiger Felsblock über die Strasse vor; winzig klein erscheint das Brücklein, das uns über den Schlund führen soll.» (Steiger).
Nachdem die Strasse noch eine Viertelstunde lang zwischen Strom und Fels hingegangen, führt die dritte Brücke bei 885 m in schönem Bogen auf das rechte Ufer zurück. Die Schlucht erweitert sich, und bald erreicht man nach allem Düster der Schluchtenwunder den hellen und freundlichen Thalkessel von Schams. Die Viamalaschluchten mit ihren ungeheuren, 300 bis über 500 m hohen Thalwänden sind rein durch die sägende und auswaschende Tätigkeit des Wassers entstanden und haben keine sichtbar vorgezeichnete Thalspalte gehabt. ¶
Erosionskessel findet man in einer Höhe von 60-70 m über dem jetzigen Flusslauf; so oberhalb der Einmündung des Wildbaches von Summapunt an einer etwa 150 m langen Felsterrasse, dann wieder bei der zweiten Viamalabrücke. Auch die alten Gletscher haben in der Via Mala, wie in den Schluchten des Schynpasses ihre Spuren zurückgelassen. Der Schuttkegel von Reischen südl. der Via Mala ruht auf Grundmoräne, die dem Bündnerschiefer aufgesetzt erscheint; die oberste Strassenbrücke ist auf eine gleiche erhärtete Moräne gestellt, und weit thalabwärts in den Schluchten bildet diese das Bord oder den Boden des Rheinbettes.
Ebenso findet man Moränen bei der ersten Brücke und links thalauswärts. In diese Schluchtentiefen hinein zwängte sich also der alte Gletscher, dessen Moränen noch heute nicht ganz weggefegt sind, woraus Alb. Heim den Schluss zog, dass die Via Mala in ihrem obern Teil vor der Gletscherzeit noch tiefer gewesen sein musste als jetzt. Nachdem der Hinterrhein die Via Malaschluchten eingesägt hatte, wurde das prähistorische Seebecken von Schams entleert. Die Hochwasser erreichen in diesen Felsengen oft eine unglaubliche Höhe: im Jahr 1834 stiegen die Wasser des Hinterrheins bis zum Scheitel der dritten Brücke an. Einen prächtigen Einblick in die zahlreichen Erosionskessel und Gletschermühlen der Schluchtenreihe gewährt die Halbgalerie, welche 1903 zwischen der ersten und zweiten Brücke angelegt wurde und von der Strasse aus über eine Steintreppe mit Eisengeländer und 284 Stufen erreicht werden kann.
Gestein der Via Malaschluchten ist der Bündnerschiefer, der hier heute zum grössern Teil als Oligozänflysch angesehen wird, in dem aber auch noch der Lias vertreten sein kann. Die aus Kalk und Kalksandsteinen, Kalktonschiefern und Mergeln bestehenden Schieferschichten streichen NO. und fallen nach SO. ein; sie enthalten viel Schwefelkies, und ihre Klüfte sind reich an schönen Kalkspat- und Bergkristallen und Eisenmineralien. Vergl. Steiger, J. M. Die schweizerischen Alpenpässe; ill. Posthandbuch. 2. Aufl. Bern 1893.