Versam eine 3 km lange Zufahrtsstrasse hinführt. Unter der Bezeichnung «Islas» versteht man mit Alluvionen bedeckte flache
Halbinseln, in welche der Thalgrund zerlegt wurde, indem der Vorderrhein bald gegen die eine, dann gegen die andere Thalwand
prallte. Links vom Ausgang des Versamertobels setzt die Oberlandbahn auf einer 60 m langen Brücke aus
der Isla Bella über den Rhein, durchbricht den Felsschuttsporn der «Krummwag» in einem 83 m
langen Tunnel und entwickelt zwischen Krummwag und der Station Versam-Safien eine scharfe Schleife. Von Station und Dorf Versam
leitet die Poststrasse über die Terrassen der linken Seite des Versamertobels nach Safien Platz (4 Stunden);
zudem zweigt oberhalb des wilden, gefährlichen Aclatobels ein Strassenweg nach dem schön gelegenen Luftkurort Tenna (1654
m) ab. Durch den Bach des Versamertobels, die Rabiusa, findet bedeutende Holzflösserei aus den ergibigen Waldgebieten Safiens
statt.
(Tête) (Kt. Wallis,
Bez. Conthey).
Etwa 2700 m. Dem Haut de Cry (2951 und 2970 m) nach SO. vorgelagerte Felsspitze.
Kann von der am O.-Hang gelegenen Alpe de Versan erstiegen werden (schwierig).
(Kt. Tessin,
Bez. Locarno).
273 m. Gem. und Pfarrdorf 2 km w. der Station Ponte Brolla der elektrischen Bahn Locarno-Bignasco
(im Maggiathal).
Postablage;
Postwagen Locarno-Russo-Spruga-Domodossola und Locarno-Intragna. 66 Häuser, 322 kathol. Ew.
Wein-, Weizen-, Mais- und Gemüsebau, Viehzucht.
Schönstes der drei Dörfer des Pedemonte, d. h. der kleinen Mündungsebene
der Thäler n. Locarno.
Interessante Kirche im Barokstil, auf den Grundmauern eines frühern Gotteshauses aus dem 15. Jahrhundert
erbaut.
Reiche und üppige Vegetation.
Steinbrüche auf Quarzit.
Elektrisch betriebene Mühlen.
Elektrisches Licht. Uhrsteinschleiferei.
oder Versegères (Kt. Wallis,
Bez. Entremont,
Gem. Bagnes).
888 m. Gemeindeabteilung und Dorf mitten in schönen, mit Fruchtbäumen
bestandenen Wiesen;
am linken Ufer der Dranse und links von dem aus der Combe de Versegère herabkommenden Wildbach;
2,4 km sö.
Le Châble und 18 km sö. der Station Martinach der Simplonbahn.
Zusammen mit Creusy, Liappey, Martinet,
Places, Prarayer und Praz: 76 Häuser, 566 kathol. Ew.;
Dorf: 27 Häuser, 227 Ew. Kirchgemeinde Bagnes.
Schöne Kapelle zu Saint Pierre
ès Liens.
Eine Säge, mehrere Mühlen.
Zwei Schulhäuser. Das Dorf ist im Juni 1889 zur Hälfte abgebrannt.
Vor etwa 25 Jahren
hatte man in der Schlucht hinter Versegère den Abbau eines weissen, seidenglänzenden und seifig anzufühlenden
Minerals unternommen, um daraus Talk zu gewinnen.
Eine zu diesem Zweck gebildete Aktiengesellschaft erstellte 1885 mit grossen
Kosten eine ganze Fabrikanlage (Usine de Bordon), worauf man leider zu spät erkannte, dass es sich bloss um stark mit Quarz
gemengten Serizitglimmer ohne besondern Wert handelte.
Der 1892 eingestellte Betrieb ist dann auf ein Lager von Ofenstein 1906 wieder
an Hand genommen worden.
Urkundliche Namensformen: 1228 Vercheseres, d. h. versus casarias, «bei den Hütten» (Vers Chesières).
oder Versegères (Combe de) (Kt. Wallis,
Bez. Entremont).
2800-888 m. 6 km langes, von S. nach N.
verlaufendes Thälchen.
Entspringt an der N.-Flanke des Bec de l'Aigle, eines W.-Ausläufers des Mont Rogneux (3085 m) und
mündet bei Versegère von
links zum Bagnesthal aus.
Sein Wildbach bildet im Unterlauf die Grenze zwischen den Gemeindeabteilungen
Versegère und Les Places. Im obern Thalabschnitt liegen die Alpweiden Mille im W. und Servais im O., weiter
unten dagegen die Maiensässe Moumi, Venze, Le Zeppi, Ruinarossa etc., die alle von grossen Waldungen umrahmt sind.
Ueber den
Abbau von Ofenstein vergl. den vorhergehenden Art.
(Kt. Genf,
Rechtes Ufer). 380 m. Gem. und kleine Stadt am Genfersee und links der Mündung der Versoix;
7,5 km n. Genf.
Station der Linie Lausanne-Genf und Endstation der elektrischen Strassenbahn Genf-Versoix; Dampfschiffstation. Postbureau,
Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit Ecogia, Richelien, Saint Loup und Sauvernier: 252 Häuser, 1531 Ew. (wovon 751 Reformierte
und 764 Katholiken);
Stadt: 220 Häuser, 1334 Ew. (Im Jahr 1908 zählte Versoix 270 Häuser und 1653 Ew.).
Reformierte, römisch-katholische und christkatholische Pfarrei. Zwei katholische Kirchen; aus 1858 stammende reform. Pfarrkirche.
Konfiseriefabrik; Papierfabrik; Schokoladenfabrik. Uhrsteinschleiferei. Dreherwerkstätte. Mehrere Hotels und Gastwirtschaften.
Zwei grosse Kunstmühlen. Seebadanstalt. Der Schriftsteller Louis Simond (1767-1831) war während mehrerer Jahre Bürgermeister
von Versoix. Zwischen Versoix la Ville und der Dampfschifflände hat man einen grossen Pfahlbau aus der
Bronzezeit aufgefunden, in dem neben einem Steinbeil auch eiserne Messer und Beile zutage gefördert worden sind.
Zur Römerzeit bestand an der Stelle des heutigen Versoix eine wichtige Niederlassung, wie die (1850 aufgedeckten) Reste
einer Wasserleitung und mehrerer römischer Villen dartun. Von der zu nicht genau bestimmbarer Zeit auf
einer Anhöhe über dem See erstellten festen Burg hat man einige Mauerreste und daneben Waffen, Scherben von Töpferwaren
und einige Kunstgegenstände gefunden. Dass der Flecken im Mittelalter nicht ganz unbedeutend war, zeigt eine Angabe aus dem
Jahr 1351, wonach man hier 13 Bäcker, 18 Gastwirte und 4 Gerber zählte.
Das ursprünglich zur Herrschaft Faucigny gehörende Schloss ward durch Agnes von Faucigny, die Witwe des Grafen Peter von Savoyen,
dem Simon von Joinville, Herrn von Gex, vermacht. Um das Ende des 13. Jahrhunderts kam es durch Eroberung an den Bischof von
Genf.
1302 wurde der Flecken Versoix durch eine grosse Feuersbrunst zerstört. Nachdem der Ort an Savoyen zurückgefallen
und 1536 von den Genfern neuerdings genommen und geplündert worden war, bestimmte man im Vertrag von Lausanne 1564 zwischen
Bern
und dem Herzog von Savoyen die Rückgabe des Pays de Gex samt Versoix an diesen letztern, unter der Bedingung
freilich, dass der reformierte Glauben nicht angetastet werden dürfe.
Herzog Karl Emmanuel von Savoyen machte Versoix 1589 zum befestigten Platz und erstellte daselbst die Feste Saint Maurice, deren
Oberbefehl er dem Baron von La Sarraz übertrug. Die Genfer, für die dieser feste Platz eine ständige Gefahr bedeutete, stellten
noch im selben Jahr eine Truppe von 800 Mann unter dem Hauptmann Lurtigny auf, welch letzterer in der
Nacht vom 7./8. November die Feste mit Sturm nahm und einen Teil des Fleckens in Flammen aufgehen liess. 1601 wurde Versoix
von Frankreich annektiert. Unter Ludwig XV. wollte dann der Minister Choiseul Versoix zu einem Kon-
mehr
kurrenten Genfs ausgestalten, der den Namen Choiseul la Ville oder Versoix-Choiseul tragen sollte. Seit 1774 liess der Generalbauinspektor
Querret an der heute Versoix la Ville genannten Stelle nach speziellem Bauplan einen Hafen und einen Kanal graben, eine Brücke
errichten und Strassenzüge erstellen. Trotz aller versprochenen Vorrechte kamen aber die erhofften Ansiedler
nicht, so dass Choiseul la Ville auf dem Papier blieb und Voltaire an Madame de Choiseul folgende Verse schreiben konnte:
Envoyez-nous des Amphions,
Sans quoi nos peines sont perdues.
A Versoix, nous avons des rues,
Mais nous n'avons pas de maisons.
Und ein Reisender jener Zeit sagte zu dem ihn führenden Bewohner von Versoix, er sehe wohl das Dorf,
nicht aber die Stadt. «Die befindet sich dort, wo keine Häuser stehen», antwortete ihm sein Cicerone. 1793 wurden Versoix la Ville
und Versoix le Bourg unter dem Namen Versoix la Raison vereinigt, die Pfarrkirche in einen «Temple de la
Raison» (Tempel der Vernunft) umgewandelt und die Glocken eingeschmolzen. Das Konventsmitglied Jean Baptiste Claude Dupuy,
der in Ausführung des Gesetzes betr. die Königsmörder 1816 aus Frankreich verbannt wurde, liess sich in Versoix nieder,
wo er am 16. März 1824 im Alter von 65 Jahren starb. Durch den Turiner Vertrag von 1816 wurde Versoix dem Kanton Genf
zugesprochen, mit diesem jedoch erst ein Jahr nach den übrigen Gemeinden vereinigt, weil der König von Frankreich unter
dem Vorwand, «im Genfersee baden zu wollen, ohne Frankreich zu verlassen», Schwierigkeiten gemacht hatte.
Bibliographie. Fontaine-Borgel. Recherches historiques sur Versoix. Genève 1863. - Fontaine-Borgel. Del'Instructionpublique à Versoix. Genève 1868. - Fontaine-Borgel. La station, soit bourgade lacustre de Versoix (im Bulletin de l'institutnational genevois. 1870). - Fontaine-Borgel. Notice sur les Châteaux de Versoix, Fort de Saint Maurice et Saint Loup (im Bulletinde l'Institut national genevois. 1872). - Fontaine-Borgel. Versoix la Ville, Versoix la Raison, Versoix
le Bourg (im Bull. de l'Inst. nat. genevois. 1876). - Fontaine-Borgel. Relation histor. sur les cultes à Versoix (im Bull. del'Inst. nat. genevois. 1877).
(Canal de) (Kt. Genf,
Rechtes Ufer).
413-377 m. Vom Flüsschen Versoix nach links abzweigender Kanal.
Beginnt 50 m unterhalb
des Weilers La Bâtie, hat eine Breite von 2 m und ist 4 km lang. Er versieht die öffentlichen Brunnen
von Versoix mit Trinkwasser und vereinigt sich 500 m nw. Versoix la Ville mit dem Nant de Braille.
Der Kanal ist unter der
französischen Herrschaft auf Befehl des Ministers Choiseul gegraben worden (1768-1782).
Er gehört heute
dem Staat Genf,
der aber seine Nutzniessung der Gemeinde Versoix überlässt.
oder Versoie (La) (Kt. Waadt
und Genf).
606-390 m. 21,9 km langes Flüsschen, das sich von rechts mit dem Genfersee vereinigt.
Entspringt auf französischem Gebiet am SW.-Fuss der Dôle bei den Hütten von La Toupe (Département de
l'Ain), durchfliesst Divonne und erhält hier die kalten Quellen, die diesen Ort zu einem Heilbad machen, um nun bei Bogis
nach 5,1 km langem Lauf das Schweizer Gebiet zu erreichen. Sie bildet nun auf eine Strecke von 10,5 km zunächst die Landesgrenze
zwischen beiden Staaten (Grenze Waadt-Frankreich auf 7,1 km und Grenze Genf-Frankreich auf 3,4 km) und
tritt dann ganz auf Genferboden über, um am S.-Ende des Städtchens Versoix zu münden.
Auf ihrem schweizerischen Lauf erhält die Versoix von links den Creuson und von rechts die Bäche von Crève Cœur und von Pissevache.
Während sie im Oberlauf sich langsam durch Wiesen und Sumpfland windet, fliesst sie auf Genfer Gebiet
zunächst durch Eichengehölz und nachher in einem breiten Tobel, das allerdings nicht tief eingeschnitten ist. Von der Versoix
zweigen eine Reihe von Kanälen ab: 1) Noch auf französischem Boden von links der Canal de Crans (471 m), der sich
ostwärts wendet und nach 4,5 km langem Lauf unterhalb des Dorfes Crans in den Genfersee mündet. Er sendet nach rechts den
2,7 km langen Canal du Moulin aus, der das Dorf Céligny durchfliesst und dann in den
See mündet.
2) Ebenfalls auf französischem Boden und gleichfalls von links der Grenier oder Greny, der nach 2 km langem
Lauf den Brassus (3,1 km lang) durch die Enklave von Céligny zum Genfersee sendet und sich selbst südwärts wendet, um sich
nach 4,5 km langem Lauf beim Dorf Commugny (415 m) mit der in Coppet mündenden Doye zu vereinigen.
3) Beim Weiler La Bâtie (413 m) von links der 4 km lange Canal de Versoix, der zunächst dem Hauptflüsschen
parallel zieht, dann aber scharf nach N. abbiegt und sich in 399 m Höhe mit dem Nant de Braille, 600 m oberhalb dessen Mündung
in den Genfersee, vereinigt. Verschiedene industrielle Betriebe (Mühlen, Papierfabrik in Versoix etc.)
bedienen sich in Sauvernier, La Bâtie, Richelien und Versoix der Wasserkraft des Flüsschens, das auf Schweizer Gebiet von 9 Brücken
(Eisenbahnbrücke Lausanne-Genf) überschritten wird.