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Die Uferflora des Sees kann in ihrer Gesamtheit als südlicher Herkunft gelten, wenn sich auch einige eingesprengte Arten aus dem N. vorfinden und alpine Typen auf die halbe Länge des Sees bis zum Ufer herabwagen. Von Lokalisationen lassen sich hervorheben: Polygala chamaebuxus, Osmunda regalis, Trapa natans var. verbanensis bei Angera;
Ostrya italica, Hippophaë rhamnoides, Tamarix germanica, Populus nigra, Betula verrucosa, Vallisneria spiralis, Isoëtes echinospora und Callitriche autumnalis am nördl. Seeabschnitt bei der Tessinmündung;
Cyperus serotinus, Oenanthe peucedanifolia und Holoschoenus vulgaris an sumpfigen Stellen;
Schœnoplectus supinus, Callitriche hamulata var. capillaris, Elatine hydropiper und E. hexandra, Zannichellia palustris var. repens, Lindernia pyxidaria, Limosella aquatica, Scirpus mucronatus, Sc. longus und Sc. supinus, Fimbristylis annua, Juncus supinus, Heleocharis ovata, Montia rivularis und M. minor rund um das N.-Ufer.
Auf die Gartenflora können wir hier nicht eintreten, obwohl sie sich durch zahlreiche prachtvolle Arten aus südl. Ländern auszeichnet, die die Besucher der Seegestade und der Borromäischen Inseln zur hellen Begeisterung zwingen.
Der durch Tessin
und Po mit dem Adriatischen Meer in Verbindung stehende
Langensee besitzt eine sehr interessante Fauna und bietet
sowohl dem pflanzlichen als dem tierischen Leben eine
Fülle der günstigsten und geeignetsten Standorte. Im folgenden sei
nach Prof. P. Pavesi die Liste der im Verbano
lebenden Fische (mit den Lokalnamen in der landesüblichen
Mundart in Klammern) gegeben: Perca fluviatilis Flussbarsch (pèss pèrsigh);
Cottus gobio, Groppe (scazzôn);
Gobius fluviatilis, Ghiozzo (bött);
Lota vulgaris, Trüsche (bottris);
Cypriuns carpio, Karpfen (carpen);
Barbus pleibeius, B. fluviatilis und B. caninus, Barbo, Barbe und Barbo canino (stornazza; in Ascona);
Gobio fluviatilis, Gressling (bott de géra, bertôn);
Leuciscus pigus, L. aula und L. pagellus, Pigo und Triotto (pigh, tröuj);
Squalius cavedanus und Sq. muticellus, Alet (cavéden, vaïrôn);
Scardinius erythrophthalmus, Rottele (piotta, scardôn);
Phoxinus laevis, Ellritze (vaïrôn, sanguignöu);
Tinca vulgaris, Schleie (tenca);
Chondrostoma soëtta, Sovetta (aletta);
Alburnus alborella, Alborella (erborèlla);
Cobitis taenia, Grisella (grisella, grisaja, linzaia);
Esox lucius, Hecht (lüsc);
Salmo lacustris, S. fario und S. maior (Trutta), Forelle (trütella, trüta de mont, trüta);
Coregonus Wartmanni subsp. coeruleus, Blaufelchen (coregôn) Thymallus vulgaris und Th. vexillifer, Aesche (témol) Alosa finta und A. finta var. lacustris, Agon (cèppa, agôn);
Anguilla vulgaris, Aal (inguilla);
Eupomotis gibbosus, Sonnenbarsch (gobbin) und Micropterus salmoides, Forellenbarsch (persich-trüta).
Die beiden letztgenannten Arten sind aus Amerika importiert und auf dem Weg durch den Lago di Varese bezw. den Luganersee in den Langensee gelangt.
Von Mollusken nennen wir bloss Unio verbanicus (Isole di Brissago), Paludina fasciata und Valvata agglutinans. Die Amphibien sind vertreten durch die gemeine Kröte (Bufo vulgaris), einige Frösche (Rana temporaria, R. agilis und R. esculenta), durch den Laubfrosch (Hylas viridis), den Kammmolch (Triton cristatus) etc. Von Reptilien lassen sich die Natrix torquata und Tropidonotus natrix hervorheben. Längs Iden Ufern lässt sich der Fischotter noch häufig aufstöbern.
6. Siedel
ungen;
Strassen und Eisenbahnen; Schiffahrt.
An den
Langensee stossen 63 Gemeinden, wovon 16 zum Kanton Tessin
gehören. Aus geschichtlichen
Gründen fehlt aber den Ufern des
Sees ein
grosser städtischer Mittelpunkt, der imstande wäre, ein absolutes wirtschaftliches Uebergewicht über die Gesamtheit der
übrigen Uferorte zu behaupten und deshalb auch dem
See seinen eigenen Namen aufzuzwingen, wie dies bei
fast allen schweizerischen
Seen der Fall ist. Als der
Flecken Angera, das alte Stazzona, im Mittelalter der Hauptort eines
von Sesto Calende bis ins Eschenthal und die
Tessiner
Thäler reichenden Feudalstaates war, trug der Verbano
den Namen des
Lago di Stazzona.
Nach dem Zerfall dieser alten Grafschaft Stazzona im 12. Jahrhundert blühten Locarno und Pallanza, sowie Brissago und Cannobio auf. Später übten die oberitalienischen Verfassungskämpfe und die blutigen Zwistigkeiten zwischen den Visconti und den Torriani einen ungünstigen Einfluss auf die Entwicklung der Gemeinwesen am Langensee aus. Von da an begann der See auch, eine politische Grenze zwischen grössern Staaten zu bilden, welches Verhältnis bis Ende 1859 jeder Zentralisation hinderlich war. Heute, wo sich die Seegestade bloss noch auf zwei Staaten verteilen, wachsen sich zwei Städte zu immer überwiegenderem Einfluss aus: Locarno auf Schweizerboden und Intra als italienisches Industriezentrum von grosser Zukunft. Brissago hat neben seinen Fabriken auch elegante Villen, ¶
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Ascona ist ebenfalls Fremdenstation und Magadino, ehemals bedeutender Stapelplatz des Transitverkehrs zwischen dem See und seinem Hinterland, nimmt neuerdings an der modernen Verkehrsentwicklung teil.
Von den Ufern des Langensees verharrt bloss noch etwa der dritte Teil im Naturzustand. Das ganze rechte Seeufer wird, mit
Ausnahme des Piano del
Basso, dem Mündungsgebiet der Tosa, von den grossen Staatsstrassen Sesto Calende-Arona-Domodossola
und Pallanza-Locarno begleitet, die in einer durchschnittlichen Höhe von 6-7 m über dem Niederwasserstand und von 3-4 m über
der Oberkante des Strandes verlaufen, sowie vielfach durch Stützmauern geschützt sind. Bei Feriolo tritt nun auch die Simplonbahn
an den See heran, dem sie in einer Höhe von einigen zehn Metern über der Strasse bis Arona folgt.
Die Bahnlinie Sesto Calende-Laveno links vom See hält sich fast stets vom Ufer entfernt und ist auch von diesem her meist nicht sichtbar. Dagegen tritt sie vom N.-Ende des Tunnels von Laveno an den See heran, um ihn nun bis Magadino nicht mehr zu verlassen. Dieser letztere Uferabschnitt entbehrte auch einer fahrbaren Strasse bis auf energisches Verlangen der betroffenen Dörfer und Gemeinden hin 1902 endlich das Strassenstück Luino-Maccagno dem Verkehr eröffnet werden konnte. Längs der den See beherrschenden Bergflanken und im Unterlauf der zu ihm ausmündenen Thalschaften entwickelt sich ein immer dichteres Strassen- und Wegenetz, das die zahlreichen Dörfer und Weiler, Landhäuser und Hütten bis zur Grenze der Fruchtbäume hinauf miteinander in Verbindung bringt.
Auf dem See selbst vermitteln den lokalen Verkehr drei Typen von Ruder- und Segelbarken (barca oder burchiello, navi und barconi),
die vom Tessin
bis in die Kanäle der Lombardei schiffen, sowie seit etwa 40 Jahren auch zahlreiche Gondeln
moderner Konstruktion.
Die «Dampfbootunternehmung auf dem Langensee», eine anonyme Gesellschaft mit einem Kapital von 2 Mill. Lire, mit Verwaltungssitz
in Mailand und Direktionssitz in Arona verfügt zur Zeit (Anfang 1909) über 13 Personen-Raddampfer
(Salon- und Halbsalonschiffe) von ähnlichem Typus wie diejenigen des Vierwaldstättersees, eine Mouche mit Schrauben, zwei
Schleppdampfer für Warentransport, sowie mehrere eiserne und hölzerne Boote.
[Dr. Carlo Reale.]