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Langensees an seiner tiefsten Stelle volle 178 m unter den Meeresspiegel hinunterreicht. Nach Berechnungen des Ingenieurs Fantoli aus dem Jahr 1907 liegt der Nullpunkt des Limnimeters von Arona 192,95 m über Mittelwasser des Meeres in Genua und der Mittelwasserstand des Langensees 192,95 +0,55 = 193,50 m über Meer.
2. Wasserhaushalt.
Die Fläche des gesamten Einzugsgebietes des Langensees misst 6200 km2 nach Ingenieur A. Pestalozza, 6466 km2 nach Ingenieur Sassi und 6358,5 km2 (oder 1/45 der Gesamtfläche des Königreichs Italien) nach Dr. Carlo Reale. Dieses auf alle Fälle sehr umfangreiche Sammelgebiet ist grösser als dasjenige des Comersees und besonders auch umfassender als das des Gardasees, der trotz seiner bedeutenden Ausdehnung nur über ein sehr beschränktes Einzugsgebiet verfügt.
Bemerkenswert und im ganzen Alpensystem einzig dastehend ist die Tatsache, dass das Einzugsgebiet des Langensees, dessen Umfang rund 480 km misst, die Gestalt einer ziemlich regelmässigen Ellipse von nicht stark verschiedenen Durchmessern (grosse Axe 107 und kleine Axe 88 km) aufweist. Auch das Seebecken selbst liegt innerhalb seines Sammelgebietes weit weniger exzentrisch als dies für die übrigen alpinen Randseen der Fall ist. Es bildet somit das gesamte Gebiet des Langensees eine kompakte und symmetrische Region mit dem Seebecken als deren Herz.
Genfer- und Comersee z. B. haben je ein enges und stark in die Länge gezogenes Sammelgebiet, das fast ausschliesslich aus dem Thal des Hauptzuflusses besteht, dessen untergetauchten untersten Abschnitt der See selbst darstellt. Während so die eben genannten Einzugsgebiete sich mit einer geneigten und am untern Ende unter Wasser getauchten Kanalrinne vergleichen lassen, erscheint dasjenige des Langensees vielmehr als ein weitgespannter Trichter, gegen dessen Boden die Wasser von allen Seiten her zusammenströmen. Dazu kommt, dass der Langensee zugleich auch der tiefst gelegene der westlombardischen Seen ist: Ortasee 290 m, Luganersee 271 m, Lago di Varese 239 m, Comersee 198 m, Langensee 194 m.
Die eben geschilderten topographischen und Höhenverhältnisse, sowie das Vorhandensein von beträchtlichen tributären Seen (z. B. Luganer-, Orta- und Varesesee) machen den Langensee zum grössten Sammelbecken aller italienischen Seen. Während der Comersee sich nach unten, in der Richtung auf die Poebene in zwei Arme spaltet, bestand der Langensee in der geologischen Vorzeit aus zwei von den Alpen her gegen die heutige Seemitte konvergierenden Zweigen, d. h. demjenigen des Tessinthales und dem ossolanischen Zweig. Dessen letzten Ueberrest stellt der kleine Lago di Mergozzo dar, der noch in historischer Zeit durch die Geschiebemassen der Tosa vom Borromäischen Golf des Langensees abgeschnürt worden ist.
Der Langensee erhält vier grosse Zuflüsse: den Tessin, die Maggia, die Tosa und die Tresa, letztere als Abfluss des Luganersees, dessen Einzugsgebiet mit dem Thälchen von Bene sozusagen bis auf wenige Meter an den Comersee hinanreicht.
Wenn wir nun noch die Höhen- und Niederschlagsverhältnisse des Langenseegebietes, die Umbiegung der Alpenkette mit steigender Höhe vom Gotthard bis zum Monte Rosa und die ungleiche Höhenlage beider Uferzonen des Sees - steil und hoch im W., weit, nieder und gegen die flache Poebene auslaufend im O. und SO. -
betrachten, so sehen wir, dass dieses Gebiet wie kein zweites dem Einfluss feuchter Winde ausgesetzt sein muss. In der Tat ergibt sich längs der ganzen alpinen Zone nordwestl. vom Langensee und speziell in einer den Monte Rosa und den Margozzolo oder Mottarone umfassenden Ellipse, die vom Pater Denza als das niederschlagsreichste Gebiet von Europa bezeichnet wird, eine ausserordentlich starke Kondensation des Wasserdampfes. Folgende Zusammenstellung gibt nach den Berechnungen von Aless. Pestalozza das Mittel des Niederschlags für den Zeitraum 1879-1888 in Millimetern:
mm | |
---|---|
Locarno | 1904 |
Santa Maria Maggiore | 1843.3 |
Domodossola | 1358.6 |
Cannobio | 1709.3 |
Lugano | 1717 |
Lugano (1864/74) | 1589 |
Pallanza | 1655.3 |
Levo | 2038.5 |
Mesma (5 Jahre) | 1633.7 |
Varese | 1329.1 |
Borgomanero | 1470.9 |
Weniger genaue Angaben sind: | |
St. Gotthard | 2000 |
Simplon | 1474 |
Diese Verhältnisse zeigen uns, dass der Langensee auch bedeutenderen Niveauschwankungen ausgesetzt ist als irgend einer der alpinen Randseen. Nach Ingenieur Vincenzo Clerici haben im 19. Jahrhundert diese Schwankungen des Langensees eine Amplitude von bis zu 7,95 m erreicht. Ja, eine alte Ueberlieferung will, dass im Jahr 1177 der Seespiegel bis auf volle 10,80 m über den Niederwasserstand angestiegen sei.
Die durch den Tessin dem Langensee entströmende Abflussmenge schwankt vom Minimum von 59 m3 (Ing. Cipolletti) oder 100 m3 (Ing. Valentini) in der Sekunde bis zum Maximum von 5000 (Lombardini) oder 5400 m3 (Valentini) und beträgt im Durchschnitt 411 m3 per Sekunde.
Solche Wassermengen setzen uns nicht in Erstaunen, wenn wir bedenken, dass der Langensee (ungerechnet die zeitweise trocken liegenden Wildbäche, die an den Ufern und unterseeisch entspringenden Quellen etc.) nicht weniger als 116 beständige Wasseradern erhält, worunter 17 eine Lauflänge von mehr als 10 km, 9 eine solche von mehr als 20 km und 4 eine solche von mehr als 40 km haben. Sehr zahlreich sind im Einzugsgebiet die kleinen Seen, besonders die Karseen in den zirkusförmigen Thalabschlüssen der Hochalpen.
Der tiefst gelegene See dieses Typus ist der 850 m lange Lago Delio (922 m) zwischen Maccagno und Pino, der in der Luftlinie 1,7 km vom Langensee und 2,3 km von der Schweizergrenze entfernt liegt. Im Moränenamphitheater rund um das untere Ende des Langensees finden sich noch kleine Weier als letzte Reste von ehemaligen Moränenseen. Andere kleine Seebecken (Ghirla, Ganna) sind Flussthalseen, und auch der Typus der Stauseen fehlt nicht: durch einen Bergsturz im Jahr 1642 aufgedämmter See von Antrona, Gletscherstauseen auf dem Griespass etc. Mehr als 300 Seen und Seelein, deren Höhenlage von 196 bis 2650 m schwankt, sind dem Langensee tributpflichtig. ¶
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